Informationstechnologie trägt mit ihrem Energieverbrauch einerseits zu Umweltproblemen bei, kann andererseits aber auch Teil von Lösungen sein. Laut den Analysten von Gartner kommen Regierungen nicht länger umhin, sich mit beiden Aspekten zu befassen. Bisher steht die grüne IT vornehmlich im Fokus von Wirtschaftsunternehmen. Doch gerade staatliche Institutionen spielen eine Schlüsselrolle dabei, Einflüsse auf die Umwelt zu überwachen und zu steuern.
Ob Europa, Nordamerika, Australien oder der Nahe Osten und Afrika: Bis zum Jahr 2010 werden Umweltthemen in mehr als jedem zweiten Land in diesen Regionen zu den fünf wichtigsten Angelegenheiten in der IT sowohl staatlicher als auch lokaler Regierungen gehören. Dazu gezwungen werden die politischen Führungen dem Bericht zufolge von verschiedenen Seiten. Politischer Druck entsteht, weil die Diskussion um den Klimawandel nach Europa mittlerweile auch die USA und auch Teile Asiens erfasst hat. Der Zwang, etwas für die Umwelt zu tun, bestimmt deshalb immer stärker die politische Agenda.
Zudem zwingt die Umweltgesetzgebung in den Parlamenten letztlich auch die Staaten selbst, sich bei der Anschaffung neuer Ausstattung, bei der Müllentsorgung und beim Ausstoß von Schadstoffen umweltgerechter als bisher zu verhalten. Die Marktbeobachter weisen darauf hin, dass zuletzt auch der Druck auf die Staaten durch steigende Energiepreise wachsen wird.
Als größte Quelle für den Kohlendioxid-Ausstoß von Regierungsbehörden gelten neben dem Transport und Beleuchtung sowie Beheizung vor allem die in den Büros eingesetzten Informationstechnologien. Gartner schätzt, dass der Anteil der durch die IT verursachten CO2-Emissionen bei den staatlichen Einrichtungen sogar höher ist als in der Privatwirtschaft.
Was die regierungseigene IT angeht, so fordert Gartner wesentlich mehr Engagement für den Umweltschutz. Aus Kostengründen setzten viele staatliche Institutionen schon heute zunehmend auf Konsolidierung und Shared Services. Dieser Trend ließe sich auch zum Vorteil der Umwelt ausnutzen. Bei der Anschaffung neuer Rechner sei es für zentralisierte IT-Einrichtungen zudem einfacher, Anbieter für die gesamte Verwaltung auszuwählen, die selbst strenge Umweltvorgaben erfüllen.
Engagement geschickt vermarkten
Der Bericht verweist darauf, dass viele Firmen ihr Engagement für den Umweltschutz mittlerweile geschickt zu vermarkten wissen. Ebenso könnten auch Regierungen politisches Kapital daraus schlagen, in der Öffentlichkeit als Klimaschützer anerkannt zu werden. Neben den Staatsregierungen sollen davon auch lokale Regierungen profitieren können. Denn letztere werden für den Zustand der Natur in ihrer Umgebung oftmals direkt verantwortlich gemacht. Zusehends werden Politiker sich deshalb für Projekte stark machen, die die Luft- und Wasserverschmutzung senken sollen. Bei vielen dieser Vorhaben werden Informationstechnologien Gartner zufolge eine große Rolle spielen.
Wichtig nehmen sollten Regierungen zunächst die Überwachung von Umweltdaten. Wo noch keine Messstationen stehen, sollten sie aufgebaut werden. Vorhandene Messstationen indes sollten in ihren Funktionen erweitert werden. Auf diese Weise könnten die gewonnenen Messdaten zusehends die Grundlage für Entscheidungen beispielsweise für Fahrverbote sein. Nach London, Singapur und Stockholm werden laut der Prognose weitere Städte Autofahrer zur Kasse bitten, wenn diese in die Zentren fahren. Mit künftigen modernen Messinstrumenten und Methoden ließen sich laut Gartner die Gebühren je nach Tageszeit und aktuellen Luftverschmutzungs-Daten variieren.
Sensoren schalten das Licht aus
Ortungssysteme wie GPS könnten die öffentlichen Verwaltungen dazu nutzen, ihre Fahrzeugflotten besser zu steuern, beispielsweise in der Müllabfuhr. In regierungseigenen Gebäuden werden Sensoren vorgeschlagen, die beim Energiesparen helfen sollen - schaltet ein Angestellter das Licht im Büro versehentlich abends das Licht nicht aus, geschieht dies automatisch. Senken könnten den Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden aber auch Solaranlagen auf dem Dach.
Potenzial für umweltfreundliche Ansätze in der staatlichen Organisation bieten auch die Fortschritte im E-Government. Die zunehmende Vernetzung ermöglicht demnach mehr und mehr die Heimarbeit von Beamten. Übers Internet verfügbare Dienstleistungen ersparen Bürgern die Fahrten aufs Amt. Um das Verhalten der Bürger zu beeinflussen, müssen Regierungen zunehmend auch an den richtigen Steuerschrauben drehen - auf diesem Weg können sie umweltschädliches oder -freundliches Verhalten sanktionieren.