An der Relevanz der IT für die strategische Unternehmensentwicklung wird kaum ein CIO zweifeln. Dieser Punkt wird mittlerweile auch von Entscheidern, Wissenschaftlern und Beratern insgesamt erkannt.
Die Berater von Scopar aus München ermittelten in einer Zukunftsstudie aus mehr als 100 Gesprächen die sechs wegweisenden Themenfelder für die kommenden Jahre. IT-Optimierung ist einer davon – neben Mitarbeiterfokussierung, Prozessoptimierung, Kundenorientierung, Innovationssteigerung und Nachhaltigkeit.
Ziel sei es, die IT zum Business- und Change-Enabler zu entwickeln, proklamiert Scopar. Die IT-Business-Alignment-Frage halten die Berater dabei allerdings für überholt. Um den Anforderungen der Business-Seite zu genügen, müsse sich dieRolle des CIOs vom IT-Experten hin zum Geschäftspartner entwickeln. Die Unternehmens-IT zerfalle in zwei Teile: den herkömmlichen standardisierbaren Teil, der von Firma zu Firma austauschbar und dadurch auch auslagerbar sei, und eine IT, die auf Augenhöhe mit anderen Geschäftsbereichen agiere.
„Dieser Weg der zunehmenden Integration der IT als Business Partner kann nur über eine zunehmende Prozessintegration und die frühzeitige Einbindung der IT in den Managementprozess erfolgen“, heißt es in der Studie. „Das teilweise geforderte IT-Business-Alignment ergibt sich somit automatisch.“ Das entlastet die IT nach Einschätzung von Scopar von jeder Menge Ballast. Sie müsse ihren Nutzen nicht mehr besser darstellen, als er ist, ihre Kosten nicht mehr aufhübschen und sich nicht mehr um interne Leistungsverrechnung sorgen.
Betrieb und Projekte vollständig voneinander trennen
Alle IT-Kosten verursachungsgerecht zu verrechnen, lautet die dazu passende Handlungsempfehlung der Berater. Betrieb und Projekte sollten personell und organisatorisch vollständig voneinander getrennt werden, optimierte Bereiche seien zum Outsourcing bestimmt. Ferner empfiehlt Scopar, Möglichkeiten für Cloud Computing und Virtualisierung zu prüfen und verteilte Strukturen und mobile Anwendungen stärker zu unterstützen. Außerdem sollten für die IT klare Umweltziele gesetzt werden.
Die letzte Empfehlung für die IT leitet zum Gebiet der Mitarbeiterfokussierung über: Die IT sollte sich tunlichst als attraktiver Arbeitgeber positionieren. „Der ,War of Talents’ wird heftig“, meint Scopar.
Arbeitszeitmodelle, Kinderkrippen und Gesundheitsprogramme
In diesem Zusammenhang wartet die Studie mit einer Reihe weiterer Empfehlungen auf: Es gelte, die Bedürfnisse älterer und weiblicher Mitarbeiter stärker zu berücksichtigen – etwa durch Kinderkrippen und -gärten, flexible Arbeitszeitmodelle, Gesundheitsprogramme und kulturelle Angebote. Vorruhestandsregelungen und andere Maßnahmen, um ältere Mitarbeiter aus den Unternehmen zu befördern, sollten sofort gestoppt werden.
Die Weiterbildungsbudgets müssten um ein Viertel erhöht, Wissens- und Innovationsmanagement forciert werden. Ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen ist nach Einschätzung von Scopar ebenso wichtig wie ein dauerhaftes Engagement an Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen.
Um Talente dauerhaft zu binden, sei bereits bei der Rekrutierung auf eine Identifikation mit den Unternehmenszielen zu achten. Kooperative Führung sei ein Ansatz, Mitarbeiter zu mehr Selbständigkeit zu erziehen. „Die Menschlichkeit muss über eine wertschätzende Personalpolitik wieder stärker in den Mittelpunkt rücken, um so die Mitarbeiteridentifikation und -motivation zu erhöhen und ein Miteinander (vs. Hire & Fire) zu forcieren“, heißt es in der Studie.
Wissens- und Informationsmanagement professionalisieren
In diesem Zusammenhang spielt auch die IT eine Rolle. Unternehmen seien gefordert, ihr Wissens- und Informationsmanagement zu professionalisieren. Eine logische Konsequenz daraus sei, auf Enterprise Content Management (ECM) zu setzen. „Erfolgreich können Unternehmen künftig nur dann sein, wenn sie jedem Mitarbeiter zu jedem Zeitpunkt die richtige Information effizient und effektiv zukommen lassen“, lautet die Schlussfolgerung.
Für die Prozessoptimierung rät Scopar, 30 Prozent der Vorschriften im Unternehmen zu streichen. Prozessbeschreibungen sollten etwa durch Wikis so weit wie möglich flexibilisiert werden. Unterschriftenregelungen sollten in den Müll wandern, stattdessen ein Projekt zur Entscheidungsflexibilisierung aufgesetzt werden, um Eigenverantwortung zu stärken. Darüber hinaus sei ein Programm zur Prozessverbesserung zu initiieren. An den dadurch erzielten Einsparungen sollten die Mitarbeiter finanziell beteiligt werden.
1 kreativer Tag für Mitarbeiter pro Quartal
Die Innovationskraft lässt sich nach Einschätzung von Scopar etwa durch einen „kreativen Tag“ pro Quartal für jeden Mitarbeiter fördern, ebenso durch messbare Ziele und Prozess-Evaluierung. Aus der Finanzkrise hätte das Gros der Unternehmen gelernt, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung den Vorzug vor der „schnellen Mark“ zu geben, lautet eine weitere Beobachtung in der Studie.
Um neue Erlösfelder zu erschließen, sei beispielsweise das Customer Relationship Management (CRM) nicht als Tool, sondern als Prozess zu begreifen. Um die Möglichkeiten von Web 2.0 für die Kundenoptimierung zu nutzen, sei eine Integration der Social- und Business-Networking-Plattformen nötig.
Die "Scopar-Zukunftsstudie 2011" steht auf der Homepage von Scopar zum Download bereit.