Kurz und gut: Am gestrigen Sonntagabend trat Léo Apotheker als Vorstandssprecher von SAP zurück. Nun übernehmen Bill McDermott (Vertriebsvorstand) und Jim Hagemann Snabe (Vorstand Produktentwicklung) bei dem Walldorfer Konzern das Ruder. Eine gute Entscheidung, meinen Analysten.
IDC-Analyst Rüdiger Spies erwartet, dass SAP mit dieser Doppelspitze zu seiner früheren Diskussions- und Konsenspolitik zurückkehrt. Er glaubt, dass das Tandem die Begeisterung für SAP wieder entfachen kann. In dieses Horn stößt auch Forrester-Analyst Paul Hamerman. McDermitt habe Charisma und Snabe sei ein Visionär, so Hamerman.
Nüchterner klingt der Wechsel bei Aufsichtsrats-Chef Hasso Plattner. "Die Neuaufstellung der Unternehmensspitze soll die Produktinnovationen näher mit den Kundenanforderungen zusammenbringen", so Plattner.
Das ist auch nötig, so Branchenkenner. Apotheker habe "gegenüber Kunden und Mitarbeitern sehr überheblich gewirkt", so Andreas Zilch von der Experton Group. Spies traut der neuen Führung Kundennähe zu. "Das Problem der SAP-Kunden ist doch Folgendes: Sie müssen einerseits Kernsysteme stabil halten, gleichzeitig aber auf schnelle Prozessänderungen und neue Technlogien reagieren", sagt der IDC-Analyst. "Denken sie an SAP für iPhone oder die Anbindung an Microsoft-Produkte und an Knowledge-Systeme." In dieser Situation verkörpere McDermott den gesetzten Grauhaarigen und Snabe den jungen Technik-Affinen.
Aus Sicht von Gartner-Analyst Thomas Otter hat nicht zuletzt die Belegschaft beim Rücktritt von Apotheker eine Rolle gespielt. „Das Board hat Mitarbeiterbefragungen ernst genommen“, sagt er. Otter sieht McDermott künftig als das externe Gesicht von SAP, während Snabe stärker nach innen orientiert sei.
Keiner der Analysten zeigt sich von der Entwicklung überrascht. Zilch spricht von "vielen Fehlentscheidungen und Pannen" in den vergangenen eineinhalb Jahren. Hamerman führt den neunprozentigen Umsatzrückgang im Jahr 2009 an.
Apotheker konnte die Marge um zwei Prozentpunkte steigern
Dennoch: Das könne man nicht nur auf Apotheker schieben, so die Experten. Spies will denn auch nicht vergessen, dass der scheidende SAP-Vorstandschef die Marge um zwei Prozentpunkte nach oben gebracht hat.
Apothekers Rücktritt sei "notwendig und richtig", so Zilch. Spies fügt an: "SAP macht einen Clean Cut. Das wird dem Unternehmen nicht schaden."
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