Sapphire 2011

SAP sortiert sich neu

31.05.2011 von Martin Bayer
On-Demand, On-Premise, On-Device: SAPs neuer Schlachtruf ertönte auch auf der diesjährigen Hausmesse Sapphire in Orlando.
Ein um den Faktor 200 besseres Preis-Leistungsverhältnis versprachen die SAP-Chefs Jim Hagemann Snabe (l.) und Bill McDermott.
Foto: SAP AG

Die Latte liegt hoch: "Wir wollen so innovativ sein wie Apple", sagte SAPs Co-CEO Jim Hagemann Snabe zum Auftakt der Sapphire in Orlando. Innovationszyklen sollen sich auf wenige Monate verkürzen. "Jetzt ist die Zeit für Innovation, nicht für Konsolidierung", beschwor Snabe auch seine Kunden. Der Softwarekonzern selbst hat sein Portfolio im vergangenen Jahr rund um die drei Säulen On-Premise, On-Demand und On-Device sortiert. Jetzt geht es darum, diese Produktwelten weiter mit Innovationen anzureichern.

Dazu zählte der dänische SAP-Lenker die In-Memory-Datenbanklösungen, die mit Sybase im vergangenen Jahr zugekaufte Mobility-Plattform, aber vor allem neue On-Demand-Angebote. Letztere stehen nicht allein für die bloße Verlagerung auf Internet-Techniken. Snabe zufolge arbeitet Walldorf an einer völlig neuen Kategorie von Applikationen, sogenannten "People Centric Applications". Mit dem Vertriebs-Tool "Sales-On-Demand" ist bereits das erste Mitglied dieser neuen Systemgeneration zu haben. Weitere Werkzeuge für das Travel-Expense- und Talent-Management sind geplant.

Inwieweit sich hier ein Bruch in der Release-Politik von SAP andeutet, ist noch nicht abzusehen. Peter Lorenz, verantwortlich für SAPs On-Demand-Geschäft, wollte zwar nicht von einer Wachablösung à la R2 auf R3 sprechen, ließ jedoch durchblicken, dass die zarte Pflanze On-Demand weiterwachsen wird. "Das wird noch großen Einfluss haben ", sagte Lorenz.

Lorenz, künftig wohl für den gesamten On-Demand-Bereich verantwortlich, verwies auf die bisherigen Erfolge. Mit derzeit 500 Business-by-Design-Kunden sei man auf gutem Weg, Ende des Jahres planmäßig 1000 zu zählen. SAP will seine Reichweite mit der SaaS-Software auch außerhalb des Mittelstands massiv erhöhen. Dabei helfen soll unter anderem eine Kooperation mit Accenture. Gemeinsam will man Erweiterungen wie beispielsweise Industrie-Templates entwickeln, um die On-Demand-Lösung auch für Großunternehmen interessanter zu machen. SAP peilt damit vor allem Konzerntöchter an.

Zu den wirtschaftlichen Zielen im On-Demand-Geschäft hielt sich der Konzern jedoch nach wie vor bedeckt. Insgesamt gelte weiterhin das Ziel, eine bereinigte operative Marge von 35 Prozent zu erreichen - daran werde sich auch das On-Demand-Geschäft orientieren, hieß es lapidar.

Mobile ist der neue Desktop

Man wolle so innovativ sein wie Apple, ließ SAP die Besucher seiner Hausmesse Sapphire 2011 in Orlando, Florida, wissen.
Foto: SAP AG

Ein anderer Treiber ist für SAP die Welt der mobilen Lösungen. In Orlando stellte SAP die Version 2.0 der "Sybase Unwired Platform" vor. Sie soll Unternehmen in die Lage versetzen, alle relevanten Geschäftsdaten und -anwendungen auf mobilen Endgeräten abzurufen. "Mobile ist der neue Desktop", sagte SAPs Co-CEO Bill McDermott. "Das ist nicht zu stoppen."

Nicht zu stoppen und nicht alleine zu schaffen. Mit dem neuen Sybase-System öffnet SAP seinen Partnern und Kunden den Weg, eigene Apps für die mobile Plattform zu entwickeln. Aktuell umfasst das Angebot SAP zufolge etwa 50 Apps. Davon stammen etwa 15 von SAP, 15 von Partnern und 20 von Systemintegratoren. Künftig komme der Großteil der Apps jedoch von Partnerseite, sagten die SAP-Verantwortlichen. Deren Anteil am SAP-App-Store soll bei etwa 90 Prozent liegen.

Nicht fehlen durften bei den Präsentationen auch die Pläne zu SAPs In-Memory-Datenbanklösungen. Diese könnten das Realtime-Business auf ein neues Level heben. Seinen Kunden verspricht Snabe ein um den Faktor 200 besseres Preis-Leistungsverhältnis: Die Lösungen seien 20-mal schneller als die der Konkurrenz und liefen auf Hardware, die nur zehn Prozent dessen koste, was sonst für dieses Datenbankkaliber zu zahlen sei. Komplett neue Geschäftsprozesse seien damit möglich, schwärmte Snabe. Beispielsweise ein Realtime-Risk-Management im Finanzsektor. Auf jeden Fall werde In-Memory künftig ein integraler Bestandteil des gesamten Portfolios von SAP sein, kündigte der SAP-Chef an.

Über die In-Memory-Lösungen hinaus will SAP noch in anderer Hinsicht im zugekauften Datenbankgeschäft Geld verdienen. Der Konzern kündigte an, dass SAP ERP als erste Anwendung aus der Business-Suite künftig auch auf dem "Sybase Adaptive Server Enterprise" (ASE) laufen soll. SAP-Kunden erhielten damit eine zusätzliche Datenbankoption, hieß es. Wenn auch eine vergleichweise kleine, denn gemessen an Oracle, IBM und Microsoft hält Sybase nur einen kleinen Teil vom weltweiten Datenbankmarkt.

Das könnte sich jedoch mit der stärkeren Integration in das SAP-Portfolio ändern. Auf jeden Fall sollen in Zukunft weitere Anwendungen für ASE zertifiziert werden. Außerdem plant SAP, vorkonfigurierte Pakete aus Applikationen und Datenbank herauszubringen und sich so als One-Stop-Shop bei seinen Kunden zu etablieren - einen ähnlichen Ansatz verfolgt Konkurrent Oracle bereits seit Längerem.

Angesichts der Fülle an neuen Ideen verwundert es da kaum, dass sich die SAP-Spitze auch in puncto Geschäftsentwicklung ambitioniert zeigte: Sie bekräftigte ihre "Vision 2015", wonach sich der Jahresumsatz bereits in vier Jahren bei 20 Milliarden Euro einpendeln soll - im vergangenen Geschäftsjahr nahmen die Walldorfer knapp 12,5 Milliarden Euro ein.

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