"Wir wollen mit unseren Kunden und Mitarbeitern in den Dialog treten", sagte der neue SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe. Ohne explizit auf die Situation im vergangenen Jahr einzugehen, konzentrierten sich Snabe und sein Kollege Bill McDermott in ihrem gemeinsamen CeBIT-Auftritt auf die Zukunft des Softwareherstellers. Die Schlüsselwörter ihrer Botschaft lauteten "Innovation", "Vertrauen" und "Wachstum". Das seien die Prioritäten der nächsten Jahre und diese wären eng miteinander verknüpft.
Stichwort Innovationen: "Innovation ist der Kern der SAP-Geschichte", betonte Snabe. Der Däne arbeitet - abgesehen von einem zweijährigen Intermezzo bei IBM - seit 20 Jahren bei SAP. Mit der ERP Software Business Suite 7 habe man bereits ein erfolgreiches Beispiel dafür geliefert, erklärte er. Mit Business-by-Design (ja, es komme sicher Mitte des Jahres!) ergänzt SAP seine Produktneuheiten im Bereich On-Demand. Und dann ist da noch das Thema "On-Device", was nichts anderes heißen soll, als dass SAP seine Anwendungen auch für mobile Geräte nutzbar machen will.
Beiden Manager betonten, dass hinter dem Schlagwort Innovation mehr stehe, als nur neue Produkte an den Markt zu bringen. Es gehe darum, den Kunden Wege für Neues in ihren Unternehmen zu ermöglichen, es gehe aber auch darum, dass SAP selbst solche Wege beschreiten muss.
Als Beispiel nannte Snabe die Softwareentwicklung. Hier experimentiert SAP seit vergangenem Jahr an einer anderen Vorgehensweise. Anstelle großer Entwicklungsprojekte teilt man die Aufgaben in kleinere Pakete und setzt Teams von rund zehn Mann daran. Diese tüfteln nun nicht mehr monatelang auf ein wie auch immer geartetes Ergebnis hin, sondern müssen alle vier Wochen eine lauffähige Programm präsentieren. Gleichzeitig stünden sie in engem Kontakt mit den Kunden.
"Für Vertrauen gibt es keine Formel"
SAP kann dadurch seine Entwicklungszeiten verkürzen und gleichzeitig die Qualität der Software verbessern. Nicht zuletzt motiviere diese Methode auch die Mitarbeiter. "Für viele ist es das erste Mal, dass sie im Kontakt mit den Kunden stehen", erzählte Snabe, der direkt in das Experiment eingebunden war. Und offenbar erhöht dies die Freude an der Arbeit.
Womit man beim nächsten großen Thema ist: dem Vertrauen. Von Kunden und Mitarbeitern gleichermaßen. Nach dem Abgang Léo Apothekers wurde viel darüber spekuliert, inwieweit eine schlecht ausgefallene Mitarbeiterbefragung zu seinem Scheitern beigetragen habe. Auffallend häufig betonte das Vorstandsduo jetzt, dass es eines ihrer wichtigsten Ziele sei, das Vertrauen der Mitarbeiter in das Unternehmen zurückzuerobern.
Einfach werde es nicht werden, da waren sich beide sicher: "Für Vertrauen gibt keine Formel", sagte Snabe. "Klar ist, dass es schwer aufzubauen und leicht zu zerstören ist." Und McDermott bat um Geduld: "Vertrauen muss man geben, beschwor man es erwarten kann", ergänzte er. Es habe viel mit Zuhören zu tun und darin übe man sich jetzt.
Auch den Kunden will der neue SAP-Vorstand besser zuhören. Den Anfang habe man bereits gemacht. Beide hatten kürzlich ein Treffen mit deutschen CEOs und erst einige Stunden vor ihrem CeBIT-Auftritt ein Gespräch mit rund 100 CIOs. Das Fazit daraus blieb allerdings im Allgemeinen: "Die Unternehmen wollen wachsen, und sie brauchen Unterstützung in allen Bereichen, um ihr Tagesgeschäft effektiver gestalten zu können."
Dass hier die wunde Stelle von SAP ist, brachten beide Vorstände deutlich zum Ausdruck: "Die Kunden müssen uns lieben", sagte der Vertriebsprofi McDermott, der seit 2002 für SAP arbeitet und unter anderem für den Erfolg im US-Geschäft verantwortlich zeichnet. Wenn die Kunden SAP lieben, schloss der Amerikaner den Kreis, dann geht es dem Unternehmen gut - "und das wissen auch unsere Mitarbeiter".
Dann schaffe man auch, was für das zukünftige Bestehen des Konzerns wichtig ist: Wachstum. "Wir sind eine Wachstums-Company", formulierte es McDermott. Im Visier des Unternehmens stünden vor allem sich schnell entwickelnde Länder wie Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC), sowie der Nahe Osten, Afrika und die Türkei.
SAP bleibt unabhängig
McDermott bestätigte die für das laufende Jahr herausgegebene Prognose: SAP will den Umsatz aus Software und softwarenahen Dienstleistungen um vier bis acht Prozent steigern, versprach er. Die operative Marge werde sich in einer Spanne zwischen 30 und 31 Prozent bewegen. Und mittelfristig halte auch der jetzige Vorstand an dem Ziel fest, eine Marge von 35 Prozent vom Umsatz zu erreichen.
Dies werde vor allem durch die Fortführung einer strengen Kostenkontrolle erreicht. SAP soll weniger bürokratisch, schlanker und damit effizienter arbeiten. "Wir können das", versprach McDermott. Und zwar unabhängig. SAP schließe nicht aus, auch in Zukunft weitere Akquisitionen zu tätigen. Und Gerüchten, dass SAP selbst zum Übernahmeziel werden könnte, erteilte McDermott eine Absage. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass Microsoft mit SAP miteinander verhandelten. "Wir bleiben ein unabhängiges Unternehmen", stellte McDermott klar.