Die europäischen Hersteller erreichten beim Thema Wettbewerbsfähigkeit auf einer Skala von 1 (schwach) bis 10 (stark ausgeprägt) nur 5,9 Punkte, Nordamerika 6,6 und Asien 6,7. Am deutlichsten ist der Abstand bei der Frage der Preisgestaltung: Hier schneidet die europäische IT-Industrie mit 4,9 Punkten wesentlich schlechter ab als die Unternehmen in Nordamerika (6,4) und Asien (8,0).
Ähnlich sieht es beim Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Europäische Produzenten kommen nur auf durchschnittlich 5,5 Punkte, US-Unternehmen dagegen auf 6,4 und asiatische Hersteller sogar auf 7,4 Punkte. Leichte Vorteile besitzen die Europäer nur, wenn es darum geht, auf regionale Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Relativ gut wird auch der Kundendienst bewertet.
Dazu sagte Bruno Wallraf, Leiter des Bereichs Electronics & Software bei KPMG Deutschland: "Die fehlende preisliche Wettbewerbsfähigkeit ist für Europas IT-Industrie ein Alarmsignal, das die Branche nicht ignorieren sollte. Zwar gibt es bei den Konsumenten einen Hang zu regionalen Anbietern, doch die Loyalität stößt beim Preis an ihre Grenzen. Die meisten Kunden würden im Zweifelsfall bei Anbietern anderer Regionen mit deutlich geringeren Preisen kaufen."
80 Prozent der Befragten glauben, dass die Preise für IT-Produkte und IT-Dienstleistungen bis 2007 sinken. Nach der Einschätzung von KPMG könnten diese Preisrückgänge für einige Bereiche der IT-Industrie eine existenzielle Bedrohung darstellen.
Insbesondere für die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Anbieter von IT-Dienstleistungen, Hard- und Software sowie Mikroelektronik sehen die IT-Fachleute schwarz. Anders sieht es für die Hersteller von Mobilfunkgeräten und entsprechenden Applikationen sowie für Anbieter von Enterprise Software in Europa aus. Deren Marktchancen sollen sich verbessern.
Innovation vorantreiben, Service verbessern
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich die Unternehmen nach Meinung von KPMG darauf konzentrieren, exzellenten Service anzubieten. Zudem sollten sie ein stärkeres Augenmerk auf kostengünstige Produkte legen und nicht ausschließlich auf Kostenreduzierung setzen.
Eine Möglichkeit sind der Umfrage zufolge Partnerschaften mit asiatischen IT-Unternehmen. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, müssen Innovation und Produktentwicklung vorangetrieben werden.
Die "i2010"-Strategie der Europäischen Union (EU) ist nach KPMG-Meinung da nur bedingt hilfreich. Sie legt zwar einen Schwerpunkt auf die Unterstützung von Forschung und Entwicklung im Technologiebereich.
Doch ist die finanzielle Ausstattung derzeit im Verhältnis zu anderen Wirtschaftszweigen eher spärlich. Nur drei Prozent des jährlichen EU-Haushalts gehen in Forschung und Innovation. Zum Vergleich: Die Subventionen in der Landwirtschaft machen 37 Prozent des EU-Etats aus.
KPMG befragte 126 CIOs und IT-Manager in großen Unternehmen sämtlicher Branchen. Knapp 60 Prozent der Befragten erwirtschaften einen Umsatz von über 500 Millionen US-Dollar.