Service-IT-Architektur

Signal Iduna baut Service-dominierte Plattform

23.02.2018 von Rolf Röwekamp
Eine Versicherung ist eine Versicherung. Entscheidend für ihren Erfolg ist, wie sie ihre Kunden bedient. Markus Warg, IT-Vorstand bei der Signal Iduna, hat aus dieser Grundüberlegung heraus seine IT umgebaut.
  • Produkte werden zunehmend austauschbar, Kundenerlebnisse nicht. Die Signal Iduna zieht daraus Konsequenzen.
  • Auf der Basis von Openstack haben Warg und sein Team ein agiles echtzeitfähiges System of Engagement gebaut
  • Für diese Service-dominierte Plattform braucht das Unternehmen vier Zutaten: drei Services und einen Datentopf.
  • Die Technik umzubauen ist einfacher, als einen Cultural Change herbeizuführen.
"Die Zukunft gehört Open-Source-Plattformen mit intelligenten Architekturen", sagt IT-Vorstand Markus Warg von der Signal Iduna.
Foto: Foto Vogt

Auf den Hamburger IT-Strategietagen hat IT-Vorstand Markus Warg von der Signal Iduna Versicherung das Konzept der Service Dominierten Architektur (SDA) vorgestellt.

Er betonte nochmals, dass Produkte wie Versicherungen immer auswechselbarer würden. Was den Kunden deshalb geboten werden muss, wenn man sie nicht verlieren will, sind Services rund um die Produkte herum mit einem hohen Gebrauchsnutzen für die Kunden.

Dafür baut er mit Partnern eine Service-dominierte-Architektur, die komplett auf Openstack basiert. Er rief alle Teilnehmer und Unternehmen auf den Strategietagen dazu auf, sich an der Plattform zu beteiligen. Ihre Weiterentwicklung stünde allen offen.

Wer noch tiefer in die Ebenen und Elemente der SDA eintauchen möchte, der kann das in einem Artikel nachlesen, den Markus Warg zusammen mit Ingo Bahrs und Jens Stäcker geschrieben hat: Wie die Service-Plattform der Zukunft aussieht

Es könnte alles so einfach sein: Ein Kunde bekommt nach einem Schadensfall die Rechnung für die Reparatur, fotografiert sie mit seinem Smartphone und schickt sie dem Versicherer, der den Betrag nach Prüfung überweist. Fotografieren und Senden klappt ja schon ganz gut mit einer Rechnungs-App, nur aus dem schnellen Auszahlen der Schadensumme wird meistens nichts: Der Versicherer hat noch Rückfragen.

Prozesse automatisieren

Im Versicherungsalltag beginnt nun das, was lange dauert und alle Beteiligten Nerven und Geld kostet. Ein Sachbearbeiter nimmt mit dem Kunden elektronisch oder postalisch Kontakt auf oder beauftragt damit den Außendienst - was dem Kunden, der auf sein Geld wartet, zu langsam geht. Im kommenden Frühjahr will die Signal Iduna diesen Prozess deutlich beschleunigen. "Dann können wir auf unserer neuen Plattform sofort sehen, wenn ein Fall nicht automatisiert abgearbeitet wurde", sagt IT-Vorstand Markus Warg vom Versicherer mit Hauptsitzen in Hamburg und Dortmund.

Je nachdem, wie der Kunde seine App eingestellt hat, bestimmt er, auf welchem Weg der Versicherer mit ihm Kontakt aufnehmen soll: per Post, mit der Kunden-App oder über einen Außendienstpartner. Hat der Versicherte einen Außendienstler angegeben, erhält dieser per Push-Nachricht die Kundenrechnung aufs mobile Endgerät und wird darüber informiert, ob der Prozess hängt und was noch fehlt.

"Wir können sofort die passenden Ressourcen auf der Plattform orches­trieren", erläutert Warg. Das könne im Beispiel der Rechnungs-App auch ein Medikationsservice sein, der auf Basis der Rechnungen prüft, ob sich die Medikamente vertragen, und dem Kunden Hinweise gibt.

Eine Event-driven Architecture soll Echtzeit-Dienste ermöglichen

Diese Event-driven Architecture soll Echtzeit-Dienste ermöglichen, die beim Kunden einen Wow-Effekt aus­lösen. "Wenn wir hier nicht weiterkommen, wird irgendwann jeder Versicherer austauschbar", warnt Warg. "Dann bieten Insurtechs alle digitalen Services an: in Echtzeit, komplett auf jedem Endgerät." Das reicht bis zu der Möglichkeit, Verträge jederzeit abzuschließen und zu kündigen. Gelingt es den Startups, die Schnittstellen zu den Kunden zu besetzen, verlieren klassische Versicherer ihren wichtigsten Geschäftsvorteil.

Die Top-CIOs der Versicherungsbranche
INTER Versicherungsgruppe
Roberto Svenda ist seit 1. Juli 2023 Vorstandssprecher der INTER Versicherungsgruppe und zuständig für das IT-Ressort.
AachenMünchener
Seit Juni 2014 verantwortet Helmut Gaul die Ressorts Betrieb und IT im Vorstand der AachenMünchener. Er kennt das Haus: schon 1984, kurz nach Abschluss des Betriebswirtschaftsstudiums an der Fachhochschule Köln, kam er zu der Aachener Versicherung. Dazwischen lag lediglich ein Jahr im Außendienst der Colonia Versicherung.
Talanx
Jens Warkentin ist seit Januar 2023 Talanx-CIO. Der Talanx-Finanzvorstand übernahm die Aufgaben von Christopher Lohmann.
ERGO Deutschland
Mario Krause ist seit Anfang 2019 CIO der deutschen IT-Einheiten von ERGO und Vorsitzender der Geschäftsführung der ERGO-IT-Tochter Itergo. Er war zuvor im Vorstand des Versicherungskonzerns Talanx AG in Hannover für IT zuständig und zugleich Vorstandsvorsitzender des IT-Dienstleisters Talanx Systeme.
Helvetia Deutschland
Seit August 2020 ist Andrea Sturmfels als CIO für das Ressort Informatik von Helvetia Deutschland verantwortlich.
ERGO Global
Tomasz Smaczny ist seit Anfang 2019 Vorstandsvorsitzender der Ergo Technology & Services Management und Global CIO für die gesamte IT bei Ergo. Smaczny ist zudem Vorsitzender des Aufsichtsrats der IT-Tochter Itergo.
Allianz SE
Seit 1. November 2023 hat der Versicherungskonzern Allianz mit Olav Spiegel einen neuen Group Chief Information Officer an Bord. Er folgt auf Ralf Schneider.
AXA Deutschland
Der neue IT-Chef der AXA Deutschland kommt aus den eigenen Reihen. Achim Dahlbokum agiert ab September 2023 als CIO des Versicherers. Der bisherige CIO der AXA Versicherung in Deutschland, Stefan Lemke, verlässt das Unternehmen zum 31. August 2023.
Wüstenrot & Württembergische
Seit Juli 2012 ist Jens Wieland IT-Vorstand der Wüstenrot & Württembergische AG. Gleichzeitig gehört er der Geschäftsführung der W&W Informatik GmbH an, der IT-Tochter der Versicherungsgruppe. Zuvor war Wieland fünf Jahre lang im Vorstand der AXA für das IT-Ressort zuständig.
Zurich Gruppe Deutschland
Seit Januar 2021 ist Jens Becker Head of IT der Zurich Gruppe Deutschland. Er folgte auf Dorothée Appel.
Signal Iduna
Stefan Lemke, CIO von Axa Deutschland, wechselt zum 1. Januar 2024 als IT-Vorstand zur Signal Iduna Gruppe
Debeka
Die Debeka hat eine neue IT-Vorständin. Laura Müller steigt intern auf und folgt auf Roland Weber, der das Unternehmen verlässt.
Alte Leipziger
Seit Januar 2018 ist Udo Wilcsek stellvertretendes Vorstandsmitglied im Alte Leipziger – Hallesche Konzern und für die IT zuständig. Davor war er – seit 2014 – Leiter des konzernweiten Zentralbereichs Betriebsorganisation.
VHV Versicherung
Seit Januar 2022 ist Arndt Bickhoff Generalbevollmächtigter für den Bereich IT bei der VHV Holding.
Sparkassen Versicherung
Der promovierte Mathematiker Thorsten Wittmann übernahm im Januar 2016 die Leitung des Ressorts Leben und IT der SV Sparkassen Versicherung (SV). Dazu gehört auch die IT-Tochter SV Informatik.
Hannover Rück
Jürgen Stoffel ist seit Januar 2013 Managing Director IT/ Group CIO der Hannover Rück SE. Der Diplom-Mathematiker Stoffel war vor seinem Wechsel zur Hannover Rück fünf Monate lang Associate Partner bei IBM IT Management Consulting, arbeitete zwei Jahre lang als Head of Consulting & Projects bei ITERGO und war 13 Jahre beim IT-Beratungsunternehmen Comma Soft AG unter anderem Mitglied der Geschäftsleitung.
Generali Deutschland
Rainer Sommer übernahm im Mai 2015 als Vorstand der Generali Deutschland Holding die Aufgaben als COO und CIO. Außerdem wurde er Vorsitzender der Geschäftsführung der IT-Tochter Generali Deutschland Informatik Services GmbH.
HUK-Coburg
Daniel Thomas hat seit 2016 die Aufgaben Betriebsorganisation und IT von Jörn Sandig übernommen, der Ende 2015 nach Auslaufen seines Vertrages in den Ruhestand ging.
Swiss Life Deutschland
Beim Versicherungsunternehmen Swiss Life Deutschland hat Tobias Herwig zum 1. März 2023 die Position des Chief Technology Officer übernommen.
VPV Versicherungen
Jürgen Reinsch ist seit Juli 2010 CIO der VPV Versicherungen in Stuttgart. Seit Januar 2018 ist er CDO und CIO. Vor seinem Wechsel zu VPV war Reinsch zwölf Jahre lang in verschiedenen Führungspositionen in der W&W Gruppe. Davor arbeitete er in zwei Systemhäusern und als freiberuflicher Berater.
Gothaer
Seit Juni 2016 ist Burkhard Oppenberg Geschäftsführer der Gothaer Systems GmbH, dem IT-Dienstleister im Gothaer Konzern, und CIO des Gothaer Konzerns. Er trat die Nachfolge von Volkmar Weckesser an.
R+V Holding
Mitte Juni 2018 ist Tillmann Lukosch in den R+V-Holdingvorstand berufen worden. Er übernahm die Verantwortung für das Zentralressort Informationssysteme sowie für die digitale Transformation. Lukosch ist Nachfolger von Peter Weiler, der in den Ruhestand ging.
Munich Re
Robin Johnson übernahm im April 2017 in Nachfolge von Rainer Janßen die Leitung des Zentralbereichs Information Technology bei der Munich Re. Johnson war vor seinem Wechsel zu Maersk von 2008 bis 2012 Global CIO beim US-Computerhersteller Dell.
LVM
Marcus Loskant ist seit dem 1. Juli 2019 Mitglied des Vorstands der LVM Versicherung und verantwortlich für das IT Ressort. Dieses beinhaltet die Vorstandsmandate der LVM a.G., LVM Kranken, LVM Leben und LVM Pension - also aller LVM Versicherungen. Zuvor war er Generalbevollmächtiger für das IT-Ressort der LVM Versicherung.
Baloise Group
Der promovierte Umweltwissenschaftler Alexander Bockelmann ist seit Februar 2019 Chief IT Officer (CTO) der Schweizer Baloise Group in Basel. Bockelmann kam von der österreichischen Versicherung Uniqua. Nach beruflichen Stationen bei der Boston Consulting Group und bei Versicherungsunternehmen in Deutschland und den USA wurde er 2013 Head of Group IT bei Uniqua. Seit Mitte 2016 war er dort Chief Digital Officer.
Provinzial Rheinland
Patric Fedlmeier ist seit Januar 2018 Vorstandsvorsitzender des Konzerns Provinzial Rheinland. Er ist seit 2009 im Vorstand, zuletzt als stellvertretender Vorstandsvorsitzender für die Ressorts Vertrieb und IT zuständig. Diese Aufgaben behält er.
Mobiliar
Thomas Kühne ist seit Januar 2019 Leiter IT und Mitglied der Geschäftsleitung beim Allversicherer Mobiliar in Bern in der Schweiz. Er war davor IT-Leiter bei Zurich Deutschland. Der Informatiker hatte diese Aufgabe im Dezember 2017 übernommen. Zuvor verantwortete er seit 2016 als Bereichsleiter Enterprise Transformation and Services bei der Zurich Gruppe Deutschland alle Shared Services sowie Betriebsorganisation, Real Estate, Einkauf und das Druckzentrum. Seit 2017 war er zugleich auch COO des Direktversicherers der Gruppe DA Direkt.
Viridium
Martin Setzer ist seit April 2018 CIO und Mitglied des Vorstands der Viridium Gruppe. Setzer war davor bis Mitte 2017 Mitglied des Vorstands und COO der Landesbank Baden-Württemberg. Im Anschluss beriet er Unternehmen im Bereich der Digitalen Transformation und übernahm Mandate in Start-ups der Finanzindustrie (Fintechs).
HDI Global SE
Die IT und den Bereich Operations im Vorstand der HDI Global SE führt seit Juli 2018 Thomas Kuhnt. Kuhnt kam von der Unternehmensberatung McKinsey & Company.
HDI Lebensversicherungs AG
Zum 1. März 2021 wechselte Dirk Böhme vom IT-Beratungshaus Silbury in den Vorstand der HDI Lebensversicherungs AG. Zugleich wird er Vorstandsmitglied der HDI Systeme AG, dem IT-Dienstleister der Talanx-Gruppe.
Zurich
Seit Frühjahr 2012 verantwortet Claudia Dill als COO (Chief Operation Officer) die IT der Sparte General Insurance beim Schweizer Konzern Zurich. Sie berichtet an Kristof Terryn, den obersten IT-Entscheider des Konzerns.
BayDit AG
Die Versicherungsgruppe die Bayerische bündelt seit Januar 2019 in der "die Bayerische Digital AG" (BayDit AG) ihre digitalen Aktivitäten. Das Unternehmen wird von einer Doppelspitze geführt: Der Vorstand besteht aus Michael Brand (l.) und Thomas Wolf. Michael Brand ist Diplom-Informatiker mit Schwerpunkt Software-Engineering und seit 1990 in der Versicherungs-IT tätig. Seit 2007 ist er Geschäftsführer der Bayerischen IT GmbH. Thomas Wolf, Diplom-Ingenieur Elektrotechnik, war von 2002 bis Oktober 2018 Vorstand der iS2 Intelligent Solution Services AG.
Süddeutsche Krankenversicherung (SDK)
Ralf Oestereich wurde im April 2019 IT-Vorstand der Süddeutsche Krankenversicherung a. G (SDK). Er ist als Vorstand für Informationstechnik für die Bereiche IT-Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb sowie die Betriebsorganisation zuständig.

In vielen herstellenden Unternehmen treten derzeit die Produkte in den Hintergrund, während drum herum entstehende Services die eigentliche Wertschöpfung erzeugen. Populäre Beispiele sind Sharing-Dienste wie Airbnb und Uber, die mit ihren Diensten auf beste­henden Produkten - Wohnungen beziehungsweise Autos - aufsetzen. Auch der Carsharing-Dienst Car2go orchestriert nur noch Services, ohne selbst Autos zu besitzen. "Für den Kunden steht der Gebrauchsnutzen im Vordergrund. Nur der Nutzen, der beim Kunden ankommt, zählt. Am besten in Echtzeit", sagt Warg.

Konzept der "Service-dominierten Logik"

Der Gebrauchsnutzen nimmt einen zentralen Platz für Warg ein. Dabei beruft er sich auf seine Inspirationsquellen, die amerikanischen Wissenschaftler Stephen L. Vargo, Robert Lusch und Jim Spohrer (ein Begründer der Service-Wissenschaften). In einem Aufsatz von 2004 stellten Vargo/Lusch ihr Konzept einer "Service-dominierten Logik" vor. Ihre These: Der Gebrauchsnutzen wird künftig im Vordergrund stehen, nicht mehr das Produkt. "Das wird auch für Versicherungen der Fall sein", ist sich Warg sicher. "Wir wollen tolle Service-Erlebnisse mit hohem Gebrauchsnutzen schaffen, das ist unsere Philosophie."

4 Zutaten für die Plattform

Um solche Echtzeit-Erlebnisse zu ermöglichen und sich gegen die Insurtechs zu behaupten, hat Warg die Kernelemente der Service-dominierten Logik als Architektur konzipiert und die Signal Iduna diese Service-dominierte Architektur als Plattform implementiert. Sie dient als Scharnier zwischen der Legacy-IT und den Anwendungen am Kunden-Frontend. Für diese Service-dominierte Architektur braucht man laut Warg vier Zutaten: "Drei Service-Systeme plus einen Datentopf."

1. System of Interaction

Über das System of Interaction findet die gesamte Kommunikation mit dem Kunden statt. Dabei wird das Kundenprofil datenschutzkonform stetig fortgeschrieben, so dass die Signal Iduna mit ihren Versicherten den Faden immer wieder dort aufnehmen kann, wo man beim letzten Austausch stehen geblieben ist. Indem die Versicherung die Kommunikation mit den Kunden ganzheitlich wahrnimmt, will sie ein datenbasiertes Kundenverständnis aufbauen.

2. System of Participation

Das System of Participation richtet sich nicht an Kunden, sondern an Dienstleister und Co-Produzenten der Versicherung. An das System lassen sich externe Dien­s­te wie Chatbots, Digital Assistants (Alexa), KI-Lösungen oder Plattformen wie Amazon Web Services (AWS) anbinden. So lassen sich zusammen mit externen Dienstleistern neue Services generieren und verbessern.

3. System of Operant Resources

Mit diesem System zieht der Versicherer alle Daten, die für die kundenzentrierte Handlungsweise erforderlich sind, aus den Archiven auf die Plattform. Das Backend-System arbeitet zwar langsam, aber es birgt eine große Fülle an Wissen über Kunden und Fähigkeiten aus über 100 Jahren Unternehmensgeschichte. Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann, insbesondere wenn es in Echtzeit über die Service-dominierte Plattform genutzt wird.

4. Datentopf

Fehlt als letzte Zutat für die Plattform nur noch der Echtzeit-Datentopf oder Data Lake, in den alle strukturierten und unstrukturierten Daten einfließen.

Komplett auf Basis von Openstack

Als technische Basis setzt die IT stark auf Open-Source-Produkte. Das agile, echtzeitfähige "System of Engagement" haben Warg und seine IT-Mannschaft komplett auf Basis von Openstack aufgebaut. Dabei kommen unter anderem Docker-Container und die Container-Anwendungsplattform Open Shift von Red Hat zum Zuge.

"Unternehmen nutzen Openstack, weil sie agil, sicher, skalierbar, kostengünstig und unabhängig sein wollen. Sie möchten eine moderne Architektur auf einer Plattform implementieren, auf der die Lösungen wiederverwendet werden können, und dies ohne Lizenzen zu zahlen", lautet die These von Warg. Seiner Ansicht nach gehört die Zukunft "Open-Source-Plattformen mit intelligenten Architekturen".

Mit Apps sollen Kunden umgehend Antworten auf ihre Fragen und Anliegen erhalten.
Foto: Signal Iduna

Die Vorarbeiten begannen vor drei Jahren

Doch bevor es mit der neuen Plattform losging, musste die IT zunächst die Basis dafür schaffen. Seit dem Start des sogenannten Zukunftsprogramms Anfang 2015 hat Signal Iduna rund 100 Millionen Euro in Prozesse, Services und Digitalisierung investiert. In diesen drei Jahren hat sie:

Joint Venture mit msg Systems in Kooperation mit IBM

"Jetzt können wir uns auf Service-Excellence und Kunden konzentrieren", so Warg. Dafür gründete die Signal Iduna im Dezember 2016 das Unternehmen SDA SE Open Industry Solutions, ein Joint Venture mit msg Systems in Kooperation mit IBM. Dort arbeiten rund 40 Spezialisten in Hamburg an der Außen­alster an der Weiterentwicklung der Service-dominierten Architektur (SDA).

"Für die Openstack-Plattform mussten wir grundlegende architektonische Entscheidungen treffen. Deswegen war es wichtig, weltweit führende IT-Architekten von außen mit am Tisch sitzen zu haben", begründet Warg die Entstehung der SDA. Der Ansatz der SDA SE ist Open Innovation auf der Basis von Openstack, daher können auch andere Versicherer und Unternehmen aus anderen Branchen mitmachen, um gemeinsam innovative Lösungen agil zu erstellen.

Bedenken der Mitarbeiter

Die seit nunmehr drei Jahren laufenden Veränderungen bereiten manchen Mitarbeitern Sorgen. Host-Programmierer mit 20 Jahren Berufserfahrung fragen sich, was aus ihnen werden soll, wenn jetzt ganz neue Technologien einziehen. Doch Agilität am Frontend kann es nicht geben, wenn die Basissysteme mit ihren Kernfunktionen und Daten nicht stabil laufen. Deshalb bleibt das Wissen im Host-Umfeld unverzichtbar, lautet Wargs beruhigende Antwort.

Die IT-Fakten der Signal Iduna im Überblick .
Foto: cio.de

Change-Management - die meinen es ja ernst

Seit 2015 laden nun alle Vorstände beispielsweise immer wieder kleine Mitarbeitergruppen aus IT und Fachbereichen zu Gesprächen an dafür eingerichteten Infoständen ein. Doch so schnell ließen sich die Mitarbeiter nicht überzeugen. "Ich dachte, für das Change-Management brauchen wir ein paar Monate, und dann haben es alle verstanden", blickt Warg zurück. "Es hat aber eineinhalb Jahre gedauert, bis wir gespürt haben, dass es bei den Mitarbeitern angekommen ist."

Erst dann sei wirklich allen klar geworden, wie ernst es der Versicherer mit der Digitalisierung meint. Der "Kultur-Shift" hin zu einem Realtime-Unternehmen, das den Gebrauchsnutzen für den Kunden in den Vordergrund stelle und sich dabei lizenzfreier Software bediene, sei eine besonders tiefgreifende Veränderung, so Warg.

Auch wenn das Großprojekt der neuen Service-dominierten Plattform jetzt durchstartet, weiß IT-Vorstand Warg doch: "Die Kultur unseres Unternehmens zu verändern ist sicher das anspruchsvollste Projekt.