Der Klick auf die Unternehmenswebsite ist für fast jeden Hochschulabsolventen ein Weg, sich über mögliche Arbeitgeber zu informieren. Das erklären jedenfalls 94 Prozent der mehr als 580 Studierenden, die der Gummersbacher Personalberater Kienbaum befragt hat. Spezielle Recruiting-Apps lohnen sich demnach nicht: Lediglich eine Minderheit von drei Prozent nennt sie als Informationsquelle.
"Der Personalmarketing-Hype der Recruiting-Apps erreicht die diesjährigen Absolventen praktisch nicht. Hingegen ist eine zeitgemäße Karriere-Website nach wie vor das A und O für einen erfolgreichen Arbeitgeberauftritt", kommentiert Erik Bethkenhagen, Geschäftsführer von Kienbaum Communications.
Insgesamt stellen die verschiedenen Informationsquellen einen Mix aus digitalen und persönlichen Kontaktaufnahmen dar. Den persönlichen Draht sucht rund jeder Zweite (51 Prozent) auf Hochschul-Bewerbermessen, auf denen sich die Unternehmen dem Nachwuchs präsentieren. Fast ebenso viele Befragte (48 Prozent) wenden sich an Freunde und Bekannte, die schon im Arbeitsleben stehen. Laut Bethkenhagen werden Mitarbeiter damit "zu Botschaftern der Arbeitgebermarke".
Die Absolventen interessieren sich aber nicht nur für die unmittelbaren Erfahrungen ihrer Freunde, sondern auch für mittelbare. Jeder Dritte (33 Prozent) jedenfalls informiert sich in Chats oder Foren, jeder Fünfte (20 Prozent) liest sich Arbeitgeberbewertungen auf Portalen wie Kununu durch.
Arbeitgeber unterschätzen Job-Messen
Diese Ergebnisse decken sich nur zum Teil mit einer Umfrage, die Kienbaum voriges Jahr unter den Arbeitgebern gestartet hat. Dabei gaben 65 Prozent der Unternehmen an, "immer" ihre Karriere-Sites für das Recruiting zu nutzen. Campus-Events und Karrieremessen nannten nur 16 Prozent.
Was den Face-to-Face-Kontakt angeht, müssen Unternehmen offenbar verstehen, dass sie zu den Absolventen gehen sollten, nicht umgekehrt. Denn dem hohen Interesse an Bewerbermessen auf dem Campus steht ein vergleichsweise geringes Interesse am klassischen "Tag der offenen Tür" gegenüber: mit 28 Prozent der Nennungen rennen die jungen Leute den Firmen nicht eben die Bude ein.
Zeitungen versus Xing, Facebook & Co.
Stichwort Klassik: Stellenanzeigen in Tageszeitungen nutzen nur sieben Prozent der Absolventen als Informationsquelle. Bei Anzeigen in Fachzeitschriften sind es 14 Prozent und bei Broschüren oder Flyern des Unternehmens 17 Prozent.
Was die digitalen Wege betrifft, so werden Jobbörsen wie Stepstone und Monster von jedem Zweiten (50 Prozent) aufgerufen. Bei sozialen Netzwerken spielen Business-orientierte Auftritte wie Xing oder LinkedIn mit 33 Prozent eine deutlich größere Rolle als Facebook (elf Prozent). Kienbaum stuft Facebook als "privat" ein.