So transformiert Sandra Rauch Omnicare als CDO und CIO
25.11.2021 von Hans Königes
Sandra Rauch, CDO und CIO bei Omnicare, setzte zuerst auf den kulturellen Wandel, bevor sie die IT des Unterföhringer Pharmaunternehmens umkrempelte.
Als das Pharma- und Gesundheitsunternehmen Omnicare sich für die Einstellung eines CDO entschied, war die Lage, wie sie manch einem IT-Verantwortlichen bekannt vorkommt: Die Mitarbeiter der ausgegliederten IT Service Gesellschaft kümmerten sich um Betrieb, Wartung und Weiterentwicklung der Systeme, die Geschäftsführung nahm diese rein technisch geprägte Einheit als den "Maschinenraum" des Unternehmens wahr.
Infrastruktur und Systemlandschaft waren historisch gewachsen, nicht standardisiert und überwiegend modernisierungsbedürftig. Die IT-Mitarbeiter sahen sich selbst als "Feuerwehr", was sich in Stresslevel, Unzufriedenheit und Fluktuation ausdrückte.
Raus aus dem Maschinenraum
Als Sandra Rauch die Herausforderung annahm, wurde ihr schnell klar, dass es sich um keine "klassische CDO-Rolle" handelte. So kam es, dass sie nach Ausscheiden des IT Service Leiters die Stelle nicht 1:1 nachbesetzte, sondern die klassische "CIO"-Rolle mit übernahm. "Ich wollte die IT weiterentwickeln", sagt sie, "raus aus dem Maschinenraum, hin zum Partner auf Augenhöhe, der mithilfe von Technologie digitale Lösungen mit Business Mehrwert schafft".
Für Unternehmen wohl ein eher unüblicher Weg – so ist es doch oft der CIO, der sich aus der IT heraus vermehrt um die – oft nicht klar definierte - digitale Transformation kümmern soll. Für Rauch ist das nebensächlich: "Es ist unerheblich, ob die Rolle CDO, CIO oder CIDO heißt", sagt sie, "wichtig ist, dass konkreter Kunden- und Business Nutzen im Vordergrund steht."
Die Top CIOs der Chemie- und Pharma-Branche
Markus Schümmelfeder Seit April 2018 ist Markus Schümmelfeder neuer CIO des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim in Ingelheim am Rhein. Er war zuvor Corporate Vice President IT im Unternehmen. Schümmelfeder berichtet an seinen Vorgänger im CIO-Amt, den CFO Michael Schmelmer.
Martin Richtberg Seit 1. Januar 2022 bekleidet Martin Richtberg die Position des Senior Vice President Information Technology, CIO und CDO von Wacker Chemie. Zuletzt war er dort Leiter des globalen Project-Engineering.
Annette Hamann Annette Hamann ist seit 2020 CIO bei der Hamburger Beiersdorf AG. Ihre Vorgängerin Barbara Saunier ist im Ruhestand.
Michael Nilles Henkel hat Michael Nilles am 1. Oktober 2019 zum Chief Digital & Information Officer (CDIO) ernannt. Er berichtet direkt an Carsten Knobel, CEO von Henkel. In seiner Position ist Nilles für die Bereiche Digital, IT, Geschäftsprozessmanagement und Corporate Venture Capital verantwortlich.
Abel Archundia-Pineda Abel Archundia-Pineda ist seit Mai 2017 Head of IT Business Partnering Pharmaceuticals bei Bayer im Geschäftsbereich Pharma bei Bayer. Zuvor war er Head of IT for Novartis Technical Operations and Global CIO der Sandoz Division, Novartis AG.
Michael Jud Michael Jud ist seit April 2017 Leiter IT beim Pharmahersteller InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH in Heppenheim im südlichen Hessen. Jud kommt vom Anlagenbauer Schenck Process in Darmstadt. Er berichtet bei seinem Arbeitgeber an den kaufmännischen Geschäftsführer. Neben dem Fokus-Thema IT-Sicherheit baut der gelernte Diplom Ingenieur SAP weiter aus und unterstützt das internationale Wachstum von InfectoPharm.
Alessandro de Luca Alessandro de Luca war bisher Interims-Group CIO beim Pharmakonzern Merck. Der Konzern hat sich entschieden, de Luca dauerhaft in dieser Position zu beschäftigen.
Hermann Schuster Seit 1. September 2021 ist Hermann Schuster Head of Information Technology bei der Lanxess AG. Er folgt auf Kai Finke. In seiner neuen Position will Schuster im Chemiekonzern ein Konzept für den Modern Workplace umsetzen und sich auf Cybersicherheit konzentrieren. Daneben steht der Rollout eines SAP S/4 Hana-Templates auf seiner Agenda. Schuster berichtet an den Lanxess-Finanzvorstand Michael Pontzen.
Bijoy Sagar Bijoy Sagar ist ab Juni 2020 neuer Leiter IT und Digitale Transformation der Bayer AG. Er löst den bisherigen CIO und CEO der IT-Tochter Bayer Business Services (BBS) ab, der seine Konzernkarriere beendet. Die BBS wird aufgelöst. Sagar soll die Digitalisierung des Pharmakonzerns vorantreiben und die begonnene Neuaufstellung der IT ans Ziel führen. Er berichtet an den Finanzvorstand Wolfgang Nickl.
Martin Wiedenmann Martin Wiedenmann ist seit Februar 2019 Head of Global IT/CIO der Atotech Group, einem weltweit agierenden Marktführer für Spezialchemie. Zuvor war er war seit Juli 2016 CIO bei Ledvance in München.
Andreas Becker Andreas Becker ist seit April 2017 Vice President Information Technology/CIO beim Pharmakonzern Daiichi-Sankyo Europe in München. Im Oktober 2014 kam der Diplom-Kaufmann mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik & EDV als Head of IT Strategy & Service Delivery ins Unternehmen.
Sandeep Sen Sandeep Sen ist CIO der Linde Group. In dieser Funktion hat er Büros in Singapur und München. Weltweit führt Sen rund 1.100 Mitarbeiter. Er kam 1993 zu Linde Indien (vormals BOC India). Zuvor war er in der IT auf dem Finance-Sektor tätig. Dabei arbeitete er sowohl in Indien als auch in Großbritannien.
Peter Buchmüller Seit Mitte Juni 2017 ist Peter Buchmüller IT-Leiter der Aenova Group, einem pharmazeutischen Auftragshersteller mit Sitz in Starnberg bei München. Der genaue Titel lautet: Senior Vice President Corporate IT Aenova Group. Buchmüller wechselte von der Molkerei Meggle in Wasserburg, wo er zuvor als Leiter IT tätig war.
Berthold Kröger Berthold Kröger hat im Juli 2015 die IT-Verantwortung bei der K+S AG in Kassel übernommen. Der neue Leiter Corporate IT berichtet an den Vorstand Thomas Nöcker. Der promovierte Informatiker hat sein Studium an der Universität-Gesamthochschule Paderborn absolviert. Er arbeitete danach mehr als drei Jahre im Forschungs- und Technologiezentrum der Deutschen Telekom und war später in verschiedenen Positionen bei der Hochtief AG und der Hochtief Solutions AG in Essen beschäftigt.
Alexander Bode Im Juli 2014 hat Alexander Bode den CIO-Posten beim Farbenhersteller DAW SE angetreten. DAW (Deutsche Amphibolin-Werke) ist vor allem bekannt durch Farbenmarken wie Caparol und Alpina. Bode kommt vom Pharmahändler Celesio, wo er seit 2013 als Global Head of IT Governance tätig war. Davor arbeitete der Wirtschaftsinformatiker viele Jahre bei der Freudenberg-Gruppe, wo er auch seine berufliche Laufbahn 2002 begann. Zuletzt verantwortete er dort von 2008 bis 2013 als Director ERP Europe das SAP Competence Center von Freudenberg Sealing Technologies.
Torsten Müller Seit November 2018 ist Torsten Müller Head of Information Technology (CIO) beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius AG mit Sitz in Göttingen. Zuvor war er Chief Digital Officer und Chief Information Officer sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Versicherung Helvetia Deutschland in Frankfurt.
Stephan Heinelt Stephan Heinelt ist seit September 2018 Group CIO beim Spezialchemiekonzern Altana AG mit Sitz in Wesel. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker Heinelt war zuletzt Leiter Service Management Global IT Services bei der Evonik Industries AG in Essen.
Martin Kinnegim Martijn Kinnegim ist seit März 2019 CIO der STADA Arzneimittel AG mit Sitz im hessischen Bad Vilbel. Kinnegim arbeitete zuvor bei Jacobs Douwe Egberts (JDE). Dort war er als Global CIO tätig und leitete die Integration der Gesellschaften DE Masterblender 1753 und Mondelez International in den weltweit führenden Kaffeekonzern.
Walter Grüner Walter Grüner ist seit Mai 2019 Head of Information Technology beim Chemie-Unternehmen Covestro in Leverkusen. Zuvor war Grüner seit 2013 als Group CIO bei der KION Group AG tätig, einem Anbieter von Gabelstapler und Lagertechnik.
Tobias Günthör Der Pharmakonzern Stada hat mit Tobias Günthör seit Anfang April einen neuen IT-Chef. Der Titel des 53-Jährigen lautet CIO/Senior Vice President IT at Stada Group.
Carsten Priebs Zum 01.01.2024 wurde Carsten Priebs zum Digitalchef der Biesterfeld AG berufen.
Ganzheitlicher Ansatz
Nach knapp drei Jahren kann sich das Ergebnis ihrer Arbeit in jeder Hinsicht sehen lassen. Als Erfolgsfaktor sieht sie den ganzheitlichen Ansatz, den sie von Anfang an verfolgt habe:
Veränderung von Kultur und Mindset (Vision und Selbstbild der IT, Wahrnehmung im Unternehmen);
Neudefinition von Organisation und Führung (nachhaltige Organisationsstrukturen, Führung durch Vertrauen, Empowerment);
Neue Rolle und Arbeitsweisen (Veränderung der Zusammenarbeit innerhalb der IT und in deren Schnittstellen mit den Geschäftseinheiten und den Zentralbereichen);
Fokus auf Kunden und Business-Mehrwerte (abgestimmte Kriterien des Wertbeitrags, klare Priorisierung sowohl auf operativer als auch strategischer Ebene);
Ergebnisorientierung (Sicherstellung von Ergebnissen anhand messbarer Ziele und Transparenz im Fortschritt) sowie
Technologische Grunderneuerung (Modernisierung der IT Systeme auf allen Ebenen, mit dem Fokus auf Business Mehrwerte).
Heute sind Business und IT eng verzahnt, arbeiten in Projekten schon in der Strategiephase vor der eigentlichen Umsetzung eng zusammen. "Mein Bereich hat sich enorm weiterentwickelt", fasst Rauch zusammen, "die IT ist als Business Partner und Treiber von Innovation nicht mehr wegzudenken". (kf/rs)
Das sagt die Jury:
"Starke Change-Komponente und eine gelungene Transformation einer klassisch technisch fokussierten IT hin zu einem integrierten, kunden- und businessorientierten digitalen Lösungspartner."