IT-Abteilung als Enabler

So verschafft sich die IT Abteilung Gehör

11.02.2022 von Wiebke Apitzsch  IDG ExpertenNetzwerk
Endlich mit am Tisch: Was die IT tun kann, um nicht ständig übergangen zu werden, lesen Sie in diesem Beitrag.
Erklärt ein Developer einer Kollegin aus der Fachabteilung, wie ihre Wunschanwendung programmiert wird, erhält sie mehr Hintergrundwissen und Verständnis für die Arbeit der IT-Abteilung.
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Ohne den CIO und die IT-Abteilung sind Digital- und Data-Initiativen stets zum Scheitern verurteilt. Dennoch starten operative Geschäftsbereiche immer wieder auf eigene Faust Projekte - die im Anschluss nicht mit der Systemlandschaft kompatibel sind.

Viele Digital- und Data-Initiativen kommen aus dem operativen Geschäft und werden mithilfe von Beratern umgesetzt. So entstehen Tools zur Datenerhebung und -Analyse, die als Pilot in die operative Anwendung gebracht werden. Beim nächsten System-Update funktionieren sie plötzlich nicht mehr oder verletzen die Sicherheitsstandards. Die Tools müssen verändert oder im schlimmsten Fall neu entwickelt werden. Das alles kostet viel Geld, Zeit und Nerven - und fällt zugleich auch noch oft negativ auf die IT zurück.

Mit den folgenden Tipps kann es CIOs und ihren IT-Abteilungen gelingen, sich als echter Partner für das operative Geschäft zu positionieren:

1. Basis-Beziehung etablieren

IT und IT-Security werden vom Business oft als Bremser oder Bedenkenträger wahrgenommen, die stets betonen, was nicht geht. Ist das Image einmal verpasst, versuchen operative Bereiche, wie Marketing, Produktion, Vertrieb oder Einkauf, so gut es geht ohne die Bremser auszukommen. Es ist daher wichtig, grundsätzlich als Ermöglicher wahrgenommen zu werden, damit IT-Abteilungen frühzeitig in neue Initiativen mit einbezogen werden. Ganz pragmatisch gesprochen:

Gerade der letzte Punkt verhilft zu echtem Respekt und damit zu langfristigem Vertrauen.

Der CIO wird zum Business-Partner
Hanna Hennig, CIO von Siemens
"Viel mehr als früher ist der CIO heute Technologie-Erklärer, Impulsgeber, Visionär und Business-Partner."
Michael Müller-Wünsch, CIO von Otto
"CIOs werden viel häufiger in den gesamtunternehmerischen Gestaltungsauftrag der Unternehmen eingebunden."
Bernd Leukert, Technologievorstand der Deutschen Bank
"Technologie ist nicht mehr die 'Werkbank' und Kostenstelle, die nur umsetzt, sondern wird nun als ein wichtiger Treiber für die Zukunftsfähigkeit der Bank und unser Geschäft verstanden."
Marc Opelt, CEO von Otto
"Ich erlebe die CIO-Rolle heutzutage integrierter als je zuvor."
Michael Rybak, Geschäftsführer IT, Logistik, Vertrieb bei Rossmann
"Die früher oft technisch orientierte CIO musste sich zu einer prozessorientierten CIO entwickeln."
Axel Schell, CTO der Allianz Deutschland
"Die IT ist zum fundamentalen Bestandteil unseres Geschäftsmodells geworden und fest in der Strategie ‚digital und menschlich‘ der Allianz verankert."
Roger Kehl von Atos
"Die IT trägt immer stärker als strategischer Wert zum Unternehmenserfolg bei, sei es beim Produktportfolio, dem Go-to-Market oder dem Servicekatalog."
Mercedes Eisert, CIO von Bavaria Film
"Der Chief Information Officer entwickelt sich zum Befähiger und Innovationstreiber."
Marcus Sassenrath, VP Corporate IT bei Aurubis
"Der Trend, dass der CIO auch über die IT hinaus Verantwortung für die Digitalisierung übernimmt, wird sich fortsetzen."
Matthias Mehrtens, Geschäftsführer von IT Designers Consulting
"Das Management von Cyber-Risiken bei zunehmender Digitalisierung von Produkten und Prozessen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz wird für die Rolle des CIO immer wichtiger werden."
Michael Kollig von Google Cloud
"Das Thema Applikations- Modernisierung wird uns in den nächsten Jahren beschäftigt halten."
Dirk Ramhorst, CIO von Wacker Chemie
"Der 'neue' CIO ist auch der CDO, sprich die Rollen des CDO und CIO werden noch stärker verschmelzen."

2. Rolle definieren

Immer wieder erlebt das operative Geschäft auch das Gegenteil bei einer Anfrage der IT: Am liebsten möchte man dort gleich das ganze Problem in Eigenregie lösen und ein fertiges Ergebnis abliefern. Die Gefahr, nicht die Anforderungen zu treffen, ist hoch. Denn oftmals übersteigt dies die Kompetenz der IT.

Ob eine Lösung für die Nutzer am Ende verständlich, angenehm zu nutzen und sinnvoll ist, ist aus IT-Perspektive schwer zu beurteilen, ohne die genauen Prozesse und damit verbundenen Menschen genau zu kennen. Darum die Empfehlung: Nicht als Generalunternehmer tätig werden, sondern als "technischer Berater" den Problemlösungsprozess des operativen Geschäfts begleiten - und damit Führung abgeben.
Das bedeutet konkret:

Wer sich weder ausgebremst noch bevormundet, sondern verstanden und beraten fühlt, wird der IT eine hohe Wertschätzung zollen und für Folgeprojekte aktiv erneut Unterstützung anfragen.

3. Vertrauen schenken

Wer Vertrauen erhalten möchte, muss auch selbst Vertrauen schenken. Oft trauen IT-Abteilungen ihren Kolleginnen und Kollegen im operativen Geschäft viel zu wenig zu. Sie unterstellen unter Umständen, dass diese die technische Komplexität ohnehin nicht verstehen werden. Das liegt möglicherweise daran, dass es IT-Profis oft nicht leichtfällt, zwischen dem großen Ganzen und technischen Details, so wichtig diese auch sein mögen, zu unterscheiden.

Ganz sicher ist es nicht notwendig, alle Details der Schnittstellen-Erstellung in großer Runde zu diskutieren. In der Tat werden operative Managerinnen und Manager damit schnell überfordert und sie brauchen es für ihr Tagesgeschäft auch gar nicht. Die großen, strategischen Überlegungen, wie die bereits existierende Komplexität der bestehenden Systeme oder Überlegungen zur langfristigen Integration oder Auswertbarkeit von Daten sollten aber auf jeden Fall mit ihnen besprochen werden. Sie denken ebenfalls in komplexen Strukturen und Prozessen und sind sehr wohl fähig, hier zu folgen.

Dabei kommt es darauf an, wie diskutiert wird: Sprachlich müssen sich beide Seiten annähern. Nimmt die IT ihre Rolle als Berater ernst, wird sie sich insbesondere Mühe geben, zu vereinfachen und zu übersetzen.

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4. Erwartungsmanagement betreiben

Im Laufe eines jeden Projekts kommt es immer wieder zu Situationen, in denen die Beteiligten aneinander vorbeireden und es an Verständnis für den Anderen mangelt, obwohl sie den Projektplan befolgen. Häufig ist diese Situation zu beobachten, wenn das operative Geschäft "mal eben" eine Änderung anfragt, die zu großem Aufwand führt.
Unterschiedliche Reaktionen können darauf folgen:

Für CIOs ist es daher ratsam, den Abteilungen immer wieder zu erklären, dass IT nicht 'auf Knopfdruck' funktioniert, sondern ein komplexer Produktionsprozess ist. Wie jeder gute Berater muss auch die IT-Abteilung in der operativen Unterstützung klares Erwartungsmanagement betreiben, indem sie sagt, was geht aber auch, wie lange es dauert und mit welchen Ressourcen das verbunden ist. Zudem sollte sie alternative Möglichkeiten aufzeigen.

5. Einblicke gewähren

Die kleinen, aber wichtigen Erfolge sind oft unsichtbar, gerade bei technischen und IT-Details. Dabei schaffen sie eine exzellente Möglichkeit, dem Business einmal einen Einblick in die IT-Produktion zu geben und gleichzeitig das Gefühl zu vermitteln, lösungsorientiert zu arbeiten. So mancher IT-Spezialist, den ich begleitet habe, war sehr überrascht, wie faszinierend Code für Dritte sein kann, wenn sie es nur gezeigt und erklärt bekommen.

Darum sollten die Kolleginnen und Kollegen im operativen Geschäft ruhig offensiv angesprochen werden, um ihnen Einblicke zu geben. Das Ganze sollte natürlich ganz in ihrem Sinne stattfinden und weder belehrend noch bedrängend sein. Wenn kein Interesse (vielfach auch: Zeitmangel) besteht, ist das zu akzeptieren und die jeweiligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten trotz allem mit dem gleichen Respekt behandelt werden.

Was CIOs lesen
Isabelle Droll, TUI Airline
... liest "When Things Fall Apart" der buddhistischen Nonne Pema Chödrön. Sie zeigt Wege zu Zufriedenheit und dauerhaftem Glück.
Khaled Bagban, Klöckner
... gefällt "Die einzige Geschichte" von Julian Barnes, ein Roman über eine unkonventionelle erste Liebe.
Jens Schulze, Universitätsklinikum Frankfurt
... empfiehlt das "Manifest für menschliche Führung - Sechs Thesen für neue Führung im Zeitalter der Digitalisierung" von Marcus Raitner.
Thomas Kleine, Pfizer Deutschland
... hat mit großem Interesse "Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert" von Caroline Criado-Perez gelesen.
Mercedes Eisert, Bavaria Film
... hat es der Hirnforscher Gerald Hüther angetan mit "Würde: Was uns stark macht - als Einzelne und als Gesellschaft".
Paul Meyer, Meyer Werft
... liest "The Four Obsessions of an Extraordinary Executive: A Leadership Fable" von Patrick Lencioni.
Thomas Rössler, Stadtwerke Gießen
... rät zu "Denken hilft zwar, nützt aber nichts: Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen" von Dan Ariely.
Andreas Hitzig, Amann Group
... empfiehlt "Keine Regeln: Warum Netflix so erfolgreich ist" von Reed Hastings, dem Chef des Streaming-Dienstes, und Erin Meyer.
Tobias Lange, EagleBurgmann
... liest nicht unbedingt nur Tech-Stuff, sondern gerne auch historische Abhandlungen wie "Venedig - von der Seemacht zum Sehnsuchtsort" von SPIEGEL GESCHICHTE.
Andreas Strausfeld, Bitmarck
... hat "Graswurzelinitiativen in Unternehmen: Ohne Auftrag – mit Erfolg! Wie Veränderungen aus der Mitte des Unternehmens entstehen – und wie sie erfolgreich sein können" von Alexander Kluge und Sabine Kluge gelesen.
Gerold Ohlendorf, Interim-CIO Hesse Lignal
... liest "Erfolgsfaktor Mensch - Führen mit Sinn, Herz und Verstand" von Stefan Nadenau und Dieter Dier.
Karsten Rösener, LSH
... hat es "Network Thinking: Was kommt nach dem Brockhaus Denken?" von Ulrich Weinberg, dem Leiter der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, angetan.
Manuel Niederhofer, Aachener Grundvermögen
... ist ein Fan vom Thriller "Hologrammatica" von Tom Hillenbrand, der ein spektakuläres Bild unserer Gesellschaft am Ende des 21. Jahrhunderts entwirft.
Frank Liptow, Siltronic
... mag Fredmund Malik. Immer wieder gut findet er "Wenn Grenzen keine sind: Management und Bergsteigen".
Thomas Henkel, E/D/E
... liest "Mindset" von Carol Dweck und "The Rise and Fall of Great Powers" von Paul Kennedy.
Jochen Göttelmann, LH Cargo
... interessiert sich für Biografien. Seine Empfehlungen: "Quäl dich, du Sau!" des Radrennfahrers Udo Bölts und "Das verheißene Land" von Barack Obama.
Alexander Bradel, Tegut
... ist ein Fan von "Eingefroren am Nordpol" von Markus Rex, dem Expeditionsleiter der MOSAiC-Expedition.
Robert Haastert, EAM Netz
... entspannt sich bei "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" von Francois Lelord.
Carsten Priebs, bis vor kurzem bei Randstad
... ist Science-Fiction-Fan und besonders von "The Three-Body Problem" des chinesischen Autors Liu Cixin.
Karsten Keil, Schnellecke Logistics
... wurde das Buch von Ultra-Marathon-Läufer Kay Bretz "Turning Right: Inspire the Magic" von einem CIO-Kollegen empfohlen. Sein Fazit: Inspirierend!
Markus Bentele, Mahle
... empfiehlt "Ethik in KI und Robotik" Christoph Barnek, Christoph Lütge, Alan R. Wagner und Sean Wels.
Tobias Schmitt, NRW-Bank
... holt sich Inspiration aus "Gott und die Welt" von Joseph Ratzinger und Peter Seewald.