Neue Verordnungen, neue Wettbewerbsbedingungen, neue Geschäftsfelder – kaum eine Branche muss sich so häufig Veränderungen anpassen wie die IT. Unglücklicherweise erweisen sich die meisten Enterprise-Anwendungen als schwerfällig. Sie lassen sich gar nicht oder nur mit viel Aufwand an neue Gegebenheiten anpassen. Auch der zunehmende Grad an Komplexität der IT-Infrastruktur begrenzt die Möglichkeiten rascher Reaktionen auf neue Geschäftsbedingungen.
Es wundert daher nicht, dass die Kosten für integrierende Projekte so hoch sind. Die Lösung heißt hier laut Forrester Service-Orientierung. Ein Blick auf frühere Fallstudien zeigt, dass Unternehmen mit SOA die Kosten für Integrationsprojekte und Wartung/Pflege um 30 Prozent oder mehr reduzieren können. Es ist hauptsächlich die erhöhte Leistungsfähigkeit durch wiederverwendbare Systemkomponenten, die solche Einsparungen ermöglichen.
Serviceorientierung besteht laut Forrester im Prinzip aus Richtlinien, die IT-Komponenten als standardisierten Service beschreiben. Dieser kann über ein wohldefiniertes Interface angefordert werden. Demnach ist SOA eine einheitliche Software-Infrastruktur und Design-Vorgehensweise bezüglich der Entwicklung und Integration von service-orientierten Applikationen.
Das SOA-Konzept ist seit einiger Zeit bekannt. Es basiert auf message-orientierter Middleware (MOM) und integrierten Plattform-Lösungen. Die wichtigste Neuerung bei SOA sind bewährte Web-Service-Standards. Sie unterstützen sich gegenseitig und erlauben die Implementierung Service-orientierter Applikationen.
Technische Barrieren
Die Anwendungen der vergangenen 30 Jahre haben die Organisationsstruktur, für die sie entwickelt wurden, modifiziert. Die Programmierer nutzten dabei zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Systemarchitekturen. So errichteten sie (ungewollt) technische Barrieren für die Integration. Isolierte Anwendungen, die nur schwer integriert werden können, waren zwangsläufig die Folge.
Heute liegt die Betonung in vielen Unternehmen auf Prozessoptimierung über die organisatorischen Grenzen hinweg. Doch die isolierten Applikationen lassen sich kaum über den ursprünglichen Einsatzzweck hinaus erweitern oder verändern. Sie behindern den Informationsfluss, drosseln die Wertschöpfung und erweisen sich auch sonst als hinderlich bei Prozessoptimierungen.
SOA löst laut Forrester diese Probleme. Dieser Ansatz definiert die IT-Komponenten als gemeinsam benutzte Services. Mittels standardisierter Interfaces macht er sie für die effektive Wiederbenutzung oder Modifizierung verfügbar.
Als Resultat sinken Zeitaufwand und Kosten für die Entwicklung und Pflege der abteilungsübergreifenden Anwendungen. Zudem gestaltet SOA den Informationsaustausch über interne und externe Grenzen hinweg effizienter. Die Kosten, die durch die Definition der System-Komponenten als gemeinsame Services entstehen, werden später mehr als wettgemacht. Denn Folgeprojekte brauchen die Definition nicht mehr zu wiederholen. Forrester weist allerdings darauf hin, dass die Vorteile des SOA-Ansatzes schrumpfen, wenn die Integrationsumgebung nicht sauber gemanagt wird. Ein wichtiges Element dabei ist die Form der Geschäftsservices und die Dokumente, mit denen sie arbeiten.
Gemeinsame Services
Schlüsselanwendungen wurden in der Vergangenheit häufig nicht so entworfen, dass sie miteinander problemlos Daten austauschen können. Durch die Einführung von SOA lassen sich alle Funktionen und Daten als gemeinsame Services behandeln, die von sämtlichen Applikationen nutzbar gemacht werden können. Zudem bieten sie die Möglichkeit, problemlos weitere gemeinsame Anwendungen zu entwickeln.
Isolierte Software-Lösungen wie ERP, CRM, SCM oder HR lassen sich mittels SOA effizienter unter einen Hut bringen als durch proprietäre EAI-Technologie (Enterprise Application Integration) oder maßgeschneiderte Lösungen. Es ist in jedem Fall einfacher, neue Verbund-Anwendungen zu programmieren, die auf bereits vorhandenen Programm- oder Datenstrukturen aufsetzen.
In vielen Situationen hilft ein Enterprise Service Bus (ESB), die Barrieren zwischen isolierten Applikationen zu beseitigen. Forrester definiert ESB als eine Middleware-Schicht, durch die ein Kern-Set wiederverwendbarer Geschäfts-Services allgemein verfügbar gemacht wird. Ein paar Softwareunternehmen bieten bereits preisgünstige ESB-Sets mit Kern-Infrastruktur-Services wie Event-Triggering, Routing, XML-Übersetzung oder Unterstützung für Webdienste an.
ESB-Systeme noch nicht ausgereift
Allerdings sind die heute erhältlichen ESB-Systeme noch nicht für einen weitreichenden Ersatz von EAI-Lösungen geeignet. Dazu sind sie in Schlüsselfunktionen wie komplexer Datentransformation und Unterstützung von Anwendungsadaptern noch zu begrenzt. Forrester stuft sie als flexible Low-Cost-Alternative für die Integration ein. Bis 2007 aber, so die Analysten, befinden sich ESB-Lösungen auf der Höhe von ausgereiften EAI-Systemen.
Forrester empfiehlt Unternehmen, die bisher noch keine Schritte in Richtung SOA gemacht haben, im Rahmen eines Projekts mit dieser Methode zu experimentieren. Firmen, die bereits eine EAI-Lösung einsetzen, sollten nur dann ESB erwägen, wenn die EAI-Erfordernisse nicht über Kern-Services hinausgehen. Einige Unternehmen kombinieren auch ESB mit selbst entwickelten Ergänzungen und Verbesserungen. Dieser Ansatz kommt jedoch nur für große Organisationen mit zahlreichen zu integrierenden Services in Frage.
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