IT- und Innovations-Chef verschmelzen

Steht CIO künftig für Chief Innovation Officer?

18.10.2019 von Esther Shein
Gibt es in einem Unternehmen sowohl einen CIO als auch einen Chief Innovation Officer, zerreiben sich beide oft in Machtkämpfen. So mancher Entscheider rät deshalb, der CIO solle zugleich auch als Chief Innovation Officer agieren.

CIO gleich Chief Information Officer - diese Sicht gerät ins Wanken. Schon seit einiger Zeit etabliert sich der Begriff des Innovation Officer. In vielen Unternehmen verschmelzen diese Rollen bereits, und künftig könnte das "Information" zugunsten der "Innovation" verschwinden. Diese These vertritt zum Beispiel Patrick Sells, Chief Innovation Officer bei der Digitalbank Quontic.

Fingerzeig aus der Branche: der "klassische" Chief Information Officer könnte bald ein neues Rollenverständnis nötig haben.
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In dieses Horn stößt auch Nils Olaya Fonstad, Research Scientist für Europa und Lateinamerika am MIT-Center for Information Systems. Er beobachtet, dass Unternehmen die Ressourcen für beide bisherigen Rollen und ihre Teams zusammenlegen wollen. Ein Chief Innovation Officer hat für Fonstad zwei Aufgaben: erstens, Kundendaten so zu nutzen, dass das Unternehmen seine Prozesse, Produkte und Services innovieren kann, und zweitens die verschiedenen Innovations-Projekte zu koordinieren. Die Veränderungen, die alle Unternehmen anstoßen, seien ohnehin digital. Informationstechnologie und Innovation fließen zusammen.

Karan Singh ist Principal und Chief Innovation Officer bei der Unternehmensberatung Kersch Partners. "Innovation heißt für uns, den Kunden zuzuhören", sagt er. Ein Chief Information Officer dagegen kümmere sich um die technologische Infrastruktur. Beide Funktionen arbeiten eng zusammen. Dabei sei die Vorstellung eines "technology-enabled business" inzwischen überholt, fügt Nishita Henry an, Chief Innovation Officer bei Deloitte Consulting. Heute sei Technologie kein unterstützender, sondern ein integraler Teil jeder Business-Funktion.

Als Chief Innovation Officer arbeitet auch Timothy Wenhold bei der Power Home Remodeling Group. Er hat den Job sogar nur unter der Bedingung übernommen, dass es keinen CIO und keine IT-Abteilung mehr gibt. Stattdessen verfügt das Unternehmen nun über eine Business Technology-Abteilung. "Der Begriff Informationstechnologie ist mehr als sechzig Jahre alt", erklärt er. IT-Abteilung - das klang für ihn zu sehr nach Servern. Zu weit weg vom Business.

Chief Medical Information Officer und Chief Clinical Transformation Officer

Wie weit die neuen Begrifflichkeiten mittlerweile gehen, zeigt das Beispiel von Richard Milani. Er arbeitet bei Ochsner Health System. Milani kommt aus der IT und startete in seinem jetzigen Unternehmen 2014 als Chief Medical Information Officer. Heute nennt er sich Chief Clinical Transformation Officer. In dieser Position hat er das firmeneigene Lab innovationOchsner (iO) mitgegründet.

Fazit: die Aufgaben von Informations- und Innovationschefs verschmelzen. Viele Brancheninsider werten das "I" im Kürzel eher für Innovation. So sagt Wenhold: "Nur in sehr großen Unternehmen macht es Sinn, beide Positionen zu besetzen." Generell aber würden sich die Officer bei einer Doppelbesetzung nur bekämpfen. Für die, denen der Begriff Chief Innovation Officer nicht gefällt, spricht Wenhold von einem "New Age CIO". (cp).

Was CIOs und IT-Manager wo in Deutschland verdienen
IT-Gehälter in Deutschland
Karriere in der IT zu machen, zahlt sich aus. Die Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2017/2018" von Compensation Partner zeigt, was CIOs und andere IT-Verantwortliche in welchen Branchen verdienen und in welchen Städten am besten bezahlt wird.
Durchschnittsverdienst der IT-Manager
Compensation Partner hat ermittelt, dass IT-Manager – damit sind alle IT-Führungsfunktionen im Querschnitt gemeint – in einem Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern durchschnittlich 99.950 Euro im Jahr verdienen. Dieses Gehalt steigt auf rund 115.000 Euro in einem Betrieb mit bis zu 1000 Mitarbeitern, wächst in einem mittelständischen Unternehmen mit über 1000 Beschäftigten auf 133.500 Euro und erreicht in Konzernen mit mehr als 20.000 Mitarbeitern 148.300 Euro.
Topverdiener im Bankwesen
Die Topverdiener unter den IT-Chefs kommen weiter aus der Bankenwelt. Compensation Partner errechnet ein durchschnittliches Jahresgehalt von 294.500 Euro inklusive Boni, was einem Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Nicht einmal die Hälfte dessen bekommt ein Abteilungsleiter in der Bankenwelt, der mit 134.800 Euro Jahresgehalt aber noch sehr gut verdient.
Telekommunikationsbranche
Mit Abstand folgen die IT-Bereichsleiter aus der Telekommunikationsbranche mit einem Jahressalär von 235.750 Euro.
Automobilbranche
Auf Platz drei schaffen es die CIOs aus der Autobranche, die im Durchschnitt 223.000 Euro per annum ausgezahlt bekommen. Ein Abteilungsleiter bringt es in der Automobilindustrie im Schnitt auf 118.000 Euro.
Softwarebranche
Mit 198.500 Euro Jahresgehalt liegen die Bereichsleiter in Softwarehäusern knapp unterhalb der 200.000-Euro-Marke.
Systemhäuser
Mit etwas weniger müssen sich die CIOs der Systemhäuser zufriedengeben. Sie beziehen durchschnittlich ein Gesamtgehalt von 193.000 Euro im Jahr.
Frankfurt ist spitze
Untersucht wurde auch, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden. Hier hat sich in diesem Jahr Frankfurt am Main an die Spitze gesetzt. Die Hessen zahlen 21 Prozent über dem Durchschnitt.
München
München, das einige Jahre den ersten Platz in Sachen IT-Gehälter belegte, muss sich mit Platz zwei begnügen. Münchner Firmen zahlen 20 Prozent über dem Durchschnitt und liegen damit knapp hinter Arbeitgebern aus Frankfurt am Main.
Stuttgart
An dritter Stelle im IT-Gehälter-Ranking rangiert Stuttgart. Hier wird 15 Prozent mehr als im Durchschnitt bezahlt. Düsseldorf fogt auf Platz vier (elf Prozent) und Köln (vier Prozent) auf Platz vier. Die Hauptstadt Berlin spielt im Ranking keine Hauptrolle. Dort liegen die IT-Gehälter zehn Prozent unter dem Durchschnitt.
Gehaltsverlauf
Das Gehalt eines IT-Managers entwickelt sich im Lauf seiner Karriere bis Mitte fünfzig nach oben. Mit 30 Jahren bringt er es auf 107.900 Euro, mit 35 Jahren nimmt er 111.700 Euro mit nach Hause, mit 40 dann 122.700 Euro. In den besten Führungsjahren geht es weiter nach oben: mit 45 Jahren auf 131.700 Euro, mit 50 auf 136.000 Euro. Dann ist allerdings die Plateauphase erreicht: Laut Compensation Partner verdient der 55-jährige IT-Chef im Durchschnitt nur noch 129.000 Euro im Jahr.