Trotz steigender Investitionen

Stellenwert der IT im Unternehmen sinkt

12.05.2005
In vielen Unternehmen sinkt der Stellenwert der IT-Abteilung. Trotz ihrer Dienstleisterfunktion ist sie oft nicht mehr als eine Kostenstelle im Firmengefüge. Dennoch will jedes dritte Unternehmen in diesem Jahr mehr Geld für ITK ausgeben als noch im Vorjahr. Damit sollen die Produktivität gesteigert und die Kosten gesenkt werden. Das sind Ergebnisse einer Studie von Steria Mummert Consulting.

Obwohl die Investitionsbereitschaft generell steigt, glaubt jeder dritte CIO in Firmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern, dass sein Budget im laufenden Jahr noch reduziert wird. In Unternehmen, deren Beschäftigtenzahl unter 100 liegt, rechnen damit nur 2,8 Prozent der Befragten. Auch der Anteil der IT-Investitionen am IT-Gesamt-Budget großer Unternehmen (14 Prozent) ist im Vergleich zu KMUs eher niedrig. Bei Firmen mit bis zu 99 Beschäftigten beträgt der IT-Anteil an den Gesamtinvestitionen immerhin 24 Prozent. Vom insgesamt erfreulichen Trend zu Investitionen in die IT dürften also vor allem ITK-Anbieter mit starker Mittelstandsorientierung profitieren. Davon geht Steria Mummert Consulting aus.

Rund drei Viertel der IT-Entscheider nannten als wichtigstes Ziel ihrer IT-Investitionen, Effizienz und Produktivität zu steigern. Die Kostensenkung steht mit 68 Prozent an zweiter Stelle. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von drei Prozent.

Kostenstelle IT-Abteilung

Die Diskrepanz zwischen theoretischer Wertschätzung von IT und dem tatsächlichen Stellenwert der IT-Abteilungen im Unternehmen wächst auch 2005 weiter.

Positiv bewerten die Analysten, dass tendenziell immer mehr Unternehmen eine eigene IT-Abteilung unterhalten (68 Prozent gegenüber 57 Prozent im Vorjahr). Der Stellenwert der IT im Unternehmen nimmt jedoch deutlich ab. Bei 74 Prozent ist die IT-Abteilung mittlerweile hauptsächlich interner Dienstleister, der auf Bedarf und Zuruf der Fachabteilungen reagiert.

Dabei scheinen Leistungstransparenz und interne Verrechnung in den meisten Unternehmen noch immer nicht an der Tagesordnung zu sein. Denn trotz ihrer Dienstleisterfunktion für die verschiedenen Fachabteilungen wird die IT-Abteilung in mehr als drei Viertel der Unternehmen als reine Kostenstelle geführt. Waren im Vorjahr noch 10,9 Prozent der IT-Abteilungen als Profit-Center aufgestellt, liegt dieser Wert 2005 bei weniger als der Hälfte.

Jedoch sinkt auch die Tendenz zur Ausgründung: Bisher fungierten IT-Abteilungen in acht Prozent der Unternehmen als eigenständige GmbHs. Nun sind es noch sechs Prozent.

Die Einbindung der IT-Abteilung in das unternehmerische Gesamtgefüge bleibt auch 2005 problematisch. In mehr als der Hälfte der Unternehmen arbeiten die Fachabteilungen unstrukturiert mit der IT zusammen, weil keine Prozesse definiert sind. Je kleiner die Firmen sind, desto unklarer sind Kommunikationswege und Art der Zusammenarbeit festgelegt.

Ein weiterer Indikator für den sinkenden Stellenwert ist das Investitionsverhalten der Unternehmen: Der IT-Anteil an den Gesamtinvestitionen ist von 27,6 (2004) auf 21,4 Prozent gesunken.

"Die IT-Abteilung verliert zunehmend ihre Rolle als Taktgeber und kompetenter Berater bei der Optimierung von Geschäftsprozessen und wird zum internen Dienstleister, der nur noch auf Bedarf und Zuruf der Fachabteilungen reagiert“, warnt Joachim Philippi von Mummert Consulting. "In mehr als der Hälfte der Firmen arbeiten die Fachabteilungen unstrukturiert mit der IT-Mannschaft zusammen, da keine Prozesse definiert sind – so kann die IT ihren Nutzen für das Unternehmen nur schwer nachweisen und kommt immer mehr unter Rechtfertigungsdruck."

Software und Migration

Das meiste Geld wollen Unternehmen in diesem Jahr für Software und Migration ausgeben. Jede vierte Firma will Betriebssysteme und Anwendungen auf den neuesten Stand bringen. Das ist eine Steigerung von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Investitionen in aktuelle Software sind wohl auch dringend notwendig: 45 Prozent arbeiten noch mit dem Betriebssystem Windows NT, knapp ein Viertel der Rechner läuft immer noch Windows 98, auf jedem zehnten sogar noch Windows 95.

Doch auch die Hardware spielt bei IT-Investitionen eine große Rolle. Denn neue Software-Lösungen stellen höhere Anforderungen an die verwendeten Systeme. Zudem ist die alte Hardware störungsanfälliger und erzeugt durch Ausfälle hohe Kosten. Knapp 19 Prozent der CIOs wollen neue Server anschaffen. 16 Prozent investieren allgemein in Hardware und Peripherie.

Die steigende Bedrohung durch Viren, Würmer und Trojaner führt dazu, dass nahezu ein Drittel der IT-Entscheider den Etat für Sicherheitsmaßnahmen erhöht hat.. Mehr als die Hälfte will dafür etwa genauso viel ausgeben wie im Vorjahr. Im Gesamtranking der Investitionen landet die IT-Sicherheit mit 17 Prozent der Nennungen (13 Prozent im Jahr 2004) auf Platz drei.

Keine Priorität für CRM und ERP

Neben der Datensicherung erwarten die Analysten auch bei Dokumenten- und Knowledge-Management-Systemen einen Investitionsschub, da viele Projekte bisher nicht wie ursprünglich geplant umgesetzt wurden. Den im vergangenen Jahr aus Kostengründen verschobenen oder abgesetzten Projekten in den Bereichen CRM (Customer Relationship Management) und ERP/Warenwirtschaft, haben die CIOs 2005 keine erhöhte Priorität gegeben.

"Die vergleichsweise niedrigen Aufwendungen für Effizienzlösungen stehen im Widerspruch zum erklärten unternehmerischen Hauptziel, 2005 Produktivität und Effizienz steigern zu wollen" schreibt dazu Steria Mummert Consulting.

Steria Mummert Consulting erstellte die Studie "IT-Budget 2005" auf Basis einer Online-Befragung der Zeitschrift Informationweek. An der Befragung nahmen 505 IT-Entscheider teil.