Kaum ein Begriff ist auf den Karriereseiten deutscher Zeitungen in den zurückliegenden Jahren so strapaziert worden wie die "Generation Praktikum". Gemeint waren damit stets junge Menschen, die über lange Zeit viel arbeiten für wenig Geld und am Ende doch keinen festen Vertrag bekommen.
Entsprechend schlecht ist bei uns das Image von Praktika. Interessanter Weise scheint diese Diskussion aber eine exklusiv deutsche zu sein. Jedenfalls legt das eine aktuelle Studie nahe, in der die Duisburger Franz Haniel & Cie. GmbH 925 Studierende der Fächer Wirtschaft und Ingenieurwesen aus sieben europäischen Ländern über ihre Karriereambitionen befragt hat, darüber, was Karriere für sie bedeutet und welche Faktoren bei der Planung im Mittelpunkt stehen.
Praktikum und Trainee-Programm
Ein spannendes Ergebnis der Studie ist, dass Praktika insgesamt beliebt sind. In Frankreich und Italien bevorzugen 58 bzw. 53 Prozent der Wirtschaftsstudenten diese Einstiegsvariante, in Deutschland sind es lediglich 22 Prozent.
Trainee-Programme haben zwar nach Angaben von Haniel in ihrer Bedeutung zugenommen, mit einem Anteil von 23 Prozent gehören sie europaweit dennoch nicht zu den am meisten gewünschten Einstiegsvarianten.
Interessant sind die Unterschiede bezüglich des Stellenwerts der beruflichen Karriere: 38 Prozent der befragten betrachten die Karriere als zentralen Lebensinhalt, den sie unabhängig vom konkreten Arbeitgeber planen und umsetzen.
37 Prozent dagegen legen eine eher traditionelle Sichtweise an den Tag, was auch bedeutet, dass sie gegenüber ihrem Arbeitgeber tendenziell loyal wären. Besonders Deutsche und Österreicher folgen, ganz wie im Klischee, diesem Muster.
Wie der Arbeitgeber sein soll
Eine weitere Frage lautete, welche Eigenschaften eines Arbeitgebers bei der Auswahl die größte Rolle spielen. Mehr als die Hälfte der AbsolventInnen antworteten hier über Ländergrenzen hinweg, eine gute Unternehmenskultur und angenehmes Arbeitsklima seien sehr wichtig.
Auch ihre Internationalität macht Unternehmen attraktiv, ebenso Wertschätzung durch den Arbeitgeber und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten.
Bekanntheit und Ruf des Unternehmens spielen dagegen eine geringere Rolle, ein hohes Gehalt und die Sicherheit des Arbeitsplatzes nennt nur circa jeder fünfte Befragte als zentrales Auswahlkriterium.
Das soziale Umfeld ist generell sehr wichtig für die Karriere: 37 Prozent der befragten Studierenden lassen sich von ihren Freunden beeinflussen, 35 Prozent von ihrer Familie.
Großer Einfluss durch Freunde - Medien nicht so relevant
Der Einfluss der Medien auf Karriereentscheidungen ist dagegen mit 29 Prozent vergleichsweise gering. Und wenn Medien genutzt werden, dann zu drei Vierteln das Internet. Social Networks sind mit 21 Prozent dagegen nicht so wichtig.
"Studierende schauen heute mit realistischem, zunehmend auch kritischem Blick auf die Arbeitswelten in den Unternehmen. Umso wichtiger ist eine glaubwürdige und authentische Personalkommunikation", so Peter Sticksel, Direktor Personal bei Haniel und Initiator der Untersuchung.
Bei der Bedeutung von Karriere insgesamt ergeben sich im europäischen Vergleich erhebliche Unterschiede. Am wichtigsten ist es Italienern, Karriere zu machen, gefolgt von Franzosen und Ungarn. Junge Deutsche sind im Vergleich mit ihnen weniger ehrgeizig, allerdings immer noch ehrgeiziger als die befragten ÖsterreicherInnen.