Mit einem nationalen E-Mail-Netz will die Telekom Spionen und Hackern aus dem Ausland das Leben schwerer machen. Das Bonner Unternehmen schlägt vor, den E-Mail-Verkehr zwischen Teilnehmern in Deutschland nicht mehr über internationale Knotenpunkte zu lenken. Das erläuterte Datenschutzvorstand Thomas Kremer der "Rheinischen Post" (Samstag) und der "Wirtschaftswoche". "Beim Transport zwischen Sendern und Empfängern in Deutschland wollen wir garantieren, dass kein Byte Deutschland verlässt und auch nicht vorübergehend die Grenze überschreitet", sagte Kremer der "Wirtschaftswoche".
Ihren Plan habe die Telekom bei einem Treffen im Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt, an dem laut der Zeitschrift auch Manager anderer Netzbetreiber teilnahmen. Der Datenaustausch über internationale Strecken ist im Zuge der Enthüllungen des Amerikaners Edward Snowden in Verruf geraten, weil unter anderem britische und US-Geheimdienste millionenfach mitgelesen haben sollen.
Die Telekom und United Internet mit den Marken GMX und Web.de hatten im August bereits die Initiative "E-Mail made in Germany" gegründet. Die Mitglieder verpflichten sich, den Mail-Verkehr der Nutzer mit dem SSL-Protokoll zu verschlüsseln und die Daten in sicheren Rechenzentren innerhalb Deutschlands zu speichern.
Ob ein nationales Mail-Netz tatsächlich realistisch ist, bleibt unter Experten umstritten. Für die Umsetzung benötigt die Telekom laut "Wirtschaftswoche" die Zustimmung auch ihrer Wettbewerber - oder ein neues Gesetz. Außerdem bleibt die Überprüfung schwierig. "Im Internet lässt sich nicht zweifelsfrei erkennen, ob Daten national oder international geroutet werden", sagte Thomas Bösel vom IT-Dienstleister QSC dem Magazin.
Telekom-Manager Kremer schmiedet jedoch schon Pläne über Deutschland hinaus. Wenn das Modell im Inland funktioniere, "sollte das auch für die Schengen-Länder möglich sein", sagte Kremer der "Rheinischen Post". Die Schengen-Länder sind die Länder, die untereinander auf Ausweiskontrollen bei Grenzübertritten verzichten. Großbritannien gehört in Europa nicht dazu. (dpa/rs)