Das nach zwei Abstürzen verhängte Flugverbot für Verkehrsflugzeuge vom Typ Boeing 737 Max wird noch über Wochen andauern. Die US-Luftfahrtbehörde FAA teilte am Montag (Ortszeit) mit, der US-Flugzeugbauer Boeing benötige noch Zeit, um die nach den Abstürzen in die Kritik geratene Steuerungssoftware MCAS nachzubessern. Die FAA erwarte das endgültige Paket der überarbeiteten Software erst "in den kommenden Wochen". Die Software werde dann einer "rigorosen Sicherheitsüberprüfung" unterzogen. Die FAA werde das Update vor dem Abschluss dieser Überprüfung nicht zur Installation freigeben.
Der US-Flugzeugbauer Boeing hatte das dringend erwartete Software-Update bereits am vergangenen Mittwoch vorgestellt. Der Konzern präsentierte das überarbeitete Programm und weitere zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für den Flugzeugtyp 737 Max vor mehr als 200 Piloten, Technikern und Regulierern in seinem Werk in Renton im US-Bundesstaat Washington. Das Software-Update muss aber von der FAA genehmigt werden, bevor es installiert werden kann.
Software als mögliche Absturz-Ursache
Boeings MCAS-System spielte laut Unfallermittlern eine entscheidende Rolle beim Absturz einer 737 Max 8 Ende Oktober in Indonesien. Der Bordcomputer soll die Nase des Jets automatisch immer wieder nach unten gedrückt haben, während die Piloten vergeblich versuchten, gegenzusteuern. Auch beim jüngsten Absturz einer baugleichen Maschine in Äthiopien gilt die Software als eine mögliche Ursache. Boeing-Chef Dennis Muilenburg hatte vor zwei Wochen ein baldiges Update der umstrittenen Software in Aussicht gestellt.
Bei den beiden Unglücken waren insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen. Nach dem Absturz in Äthiopien hatten die EU und zahlreiche Staaten ein Flugverbot für Maschinen vom Typ Boeing 737 Max verhängt. Die FAA war in die Kritik geraten, weil sie erst später nachzog.
Die US-Luftfahrtbehörde wird außerdem verdächtigt, bei der Zertifizierung ein Auge zugedrückt zu haben, wichtige Teile der Sicherheitsprüfungen wurden dem Konzern selbst überlassen. Der Fall wird bereits vom Verkehrsministerium untersucht. Der amtierende FAA-Chef Daniel Elwell hatte am Mittwoch vergangener Woche bei einer Anhörung im Senat alle Kritik zurückgewiesen. Boeing hatte nach dem Absturz in Äthiopien empfohlen, die gesamte Flotte von 371 bisher ausgelieferten Boeing 737 Max zunächst nicht mehr starten zu lassen.
Boeing will alle Anforderungen erfüllen
Boeing teilte mit, man werde weiter mit der FAA und anderen Aufsichtsbehörden weltweit zusammenarbeiten, um das Software-Update zu entwickeln und es zertifizieren zu lassen. Der Konzern werde das Update nach der Fertigstellung "in den kommenden Wochen" der FAA zukommen lassen. "Sicherheit ist unsere oberste Priorität." Man werde sich Zeit dafür nehmen, alle Anforderungen zu erfüllen.
Bei Boeings Langstreckenjet 787 "Dreamliner" sorgen unterdessen die Triebwerke des britischen Herstellers Rolls-Royce weiter für Probleme. Die Fluggesellschaft Singapore Airlines lässt zwei Maschinen des Typs wegen vorzeitiger Abnutzung der Triebwerksschaufeln vorerst am Boden, wie sie am Dienstag in Singapur mitteilte. Das Unternehmen hatte in Absprache mit Rolls-Royce die Maschinen der Reihe vorsichtshalber genauer untersucht. Die beiden jetzt außer Betrieb genommenen Jets in der Langversion 787-10 sollen nun komplett neue Antriebe erhalten.
Rolls-Royce kündigte nach den Neuigkeiten an, den bereits laufenden Austausch der Triebwerksschaufeln an den betroffenen Turbinen vom Typ Trent 1.000 bei Airlines in aller Welt zu beschleunigen. Rolls-Royce hatte nach eigenen Angaben eine Reihe von Antrieben der betroffenen Reihe überprüft, die unter erschwerten Bedingungen im Einsatz gewesen waren. Der Triebwerkshersteller verwies darauf, dass er derzeit eine verbesserte Version der Schaufeln teste. (dpa/rs)