Die Digitalstrategie der MEWA

Voll Stoff zum digitalen Player

28.08.2020 von Manfred Bremmer
Als Reaktion auf die veränderten Anforderungen von Markt und Kunden legte der Textil-Service-Anbieter MEWA ein mehrstufiges Transformationsprogramm auf.
Statt einzig auf 112 Jahre Erfahrung mit Berufskleidung zu setzen, schlägt MEWA mit seiner Digitalisierungsstrategie neue Wege ein.
Foto: MEWA Textil-Service

Mieten statt kaufen, teilen statt besitzen: Was heute besonders hip und nach New Economy klingt, hat MEWA schon lange in Form eines Geschäftsmodell für Textil-Management etabliert. Das Familienunternehmen stellt seit der Gründung im Jahr 1908 Betriebstextilien als Full-Service-Dienstleistung zur Verfügung und gilt damit als Pionier des Textil-Sharing. Im Wesentlichen geht es dabei um den Kreislauf von Vermieten, Waschen und Verteilen von Industrieputztüchern und Berufsbekleidung in großen Mengen an Handwerksbetriebe und Industrie.

Vor einigen Jahren musste der Finalist des diesjährigen DIGITAL LEADER AWARD - dem deutschen Award für Digital Leadership - allerdings feststellen, dass sich sein Geschäftsfeld durch die Digitalisierung zunehmend von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt wandelt: Die Kunden wünschen mehr Transparenz, Self-Service, moderne Kommunikation und Technologie-Einsatz.

Im Detail bedeutet dies, dass Preis- und Produktqualität nicht mehr die einzigen Differenziatoren sind. Die Kunden verlangen vielmehr in Ausschreibungen explizit den Einsatz neuer Technologien, um ihre eigenen Prozesse im Textil-Management schlank zu halten und eine Vergleichbarkeit der Anbieter zu bekommen.

Als Reaktion auf diesen Wandel schuf MEWA im Sommer 2017 eine eigene Abteilung, um die Digitale Transformation im Unternehmen voranzutreiben. Ziel war es, MEWA für die neuen Anforderungen von Kunden und Markt in allen Ebenen zu befähigen: Dies sollte Prozesse, Fähigkeiten, Menschen & Organisation, Geschäftsmodelle und Technologie umfassen.

3-Stufen-Plan bis 2027

Zur Erreichung dieses Ziels wurde als Digitalstrategie ein 3-Stufen-Plan mit einer Laufzeit von 2017 bis 2027 ausgearbeitet. Schwerpunkt der bis Ende 2020 laufenden ersten Stufe ist die internationale Digitalisierung des Kunden- und Marktzugangs durch die Einführung eines Omni-Channel-Ecosystems. Ziel des Programms ist es, dass Verträge nun digitalisiert werden können, was die Transparenz für den Kunden deutlich erhöhen soll. Außerdem profitierten die Kunden laut MEWA von einer besseren Informationslage im Service, Self-Service-Angeboten sowie einer bedarfsgerechteren Ansprache. Insgesamt werde der Kundenkontakt transparenter, effizienter und einfacher gestaltet.

Das System besteht in wesentlichen Teilen aus einem auf MEWA-Bedürfnisse zugeschnittenen CRM-System (SAP C4C), einem Customer-Self-Service-Portal, einem B2B-E-Commerce-Shop, einer intelligenten Kundensegmentierung und der durch Künstliche Intelligenz unterstützten Beantwortung von Kundenanfragen. Zusätzlich wurden weitere digitale Kundenschnittstellen bereitgestellt, etwa mobile Apps für Kunden und den MEWA-Vertrieb, ein digitaler Service Point in den Fabrikgebäuden der Kunden sowie IoT-Anwendungen.

Die Top CIOs im Handel
Michael Müller-Wünsch
Der Berliner Michael Müller-Wünsch (aka: MüWü) ist seit August 2015 Bereichsvorstand Technology (CIO) der Otto-Einzelgesellschaft. In dieser Funktion verantwortet Müller-Wünsch die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und Tech-Architektur des Onlinehändlers und treibt damit den Wandel des Geschäftsmodells in Richtung Plattform. 2017 wurde die Technologie-Organisation von Otto unter seiner Führung mit dem CIO Innovation Award ausgezeichnet. Während seiner beruflichen Laufbahn arbeitete der im Bereich KI promovierte Informatiker und Diplom-Kaufmann unter anderem für Lekkerland, Ceva Logistics, MyToys und Herlitz.
Markus Mosa
Seit Februar 2015 wird das Ressort IT/Logistik beim Lebensmittelkonzern Edeka direkt vom Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa geführt. Vorgänger Michael Wulst ging aus persönlichen Gründen in Rente. Das Vorstands-Team der Edeka AG besteht nun aus nur noch drei Vorständen.
Eduard Spitz
Die weltweite IT von Hugo Boss liegt seit März 2023 in den Händen von Eduard Spitz. Sein Vorgänger Jörg Walter ging in den Ruhestand.
Bastian King
Mit Bastian King beruft das Modeunternehmen Takko Fashion erstmals einen Chief Information Officer. Er soll den digitalen Wandel vorantreiben. Die Position des CIO hat der Modehändler aus dem nordrhein-westfälischen Telgte neu geschaffen. Zum 1. März 2023 holte das Management dazu Bastian King an Bord.
Christian Metzner
Seit Mitte April 2023 leitet Christian Metzner die IT der Drogeriemarktkette Rossmann. Seiner Vorgängerin Antje König stieg Anfang 2022 in den Vorstand auf. Metzner kommt von Volkswagen Financial Services.
Melanie Fichtner
Zum 1. Februar 2024 hat Melanie Fichtner den CIO-Posten bei der Baywa übernommen. Zuvor leitete sie die operative IT des Konzerns.
Ricardo Diaz
Seit August 2017 arbeitet Ricardo Diaz bei der Emil Frey AG in Zürich als CIO/CTO. Die Gruppe ist im Automobilhandel tätig. Der gelernte Diplom-Kaufmann Diaz war im April 2014 vom Energie Versorger EnBW als Vice President IT Strategy &Steering zur Unternehmensgruppe Media-Saturn gekommen. Im Juli 2014 wurde er CEO der Media-Saturn IT-Services und CIO bei Media-Saturn.
Matthias Wlaka
Seit 1. Januar 2024 ist Matthias Wlaka CIO und Mitglied der Geschäftsführung von Bonprix. Die Stelle wurde neu geschaffen, um die IT-Aktivitäten des Modehändlers zentral zu bündeln.
Marc Rauscher
Seit 1. April 2023 ist der ehemalige IT-Chef von Douglas, Marc Rauscher, Geschäftsführer der Hagebau IT GmbH. Er verantwortet das operative Geschäft der IT-Tochter.
Roman Melcher
Roman Melcher verantwortet bei dm nicht nur die IT, sondern sitzt auch in der Geschäftsführung des Drogeriekonzerns.
Lars H. Heimann
Lars H. Heimann ist seit März 2019 CIO der BAHAG AG, die zentrale Einkaufsgesellschaft der BAUHAUS Regionalgesellschaften. Seit Anfang 2021 hat er zudem den Posten des Senior Vice President Corporate IT inne. Er kam bereits 1999 in das Unternehmen.
Roland Schütz
Roland Schütz, langjähriger CIO der Lufthansa, wechselt als Vorstand für IT und Digitalisierung zum Mannheimer Pharmahändler Phoenix. Schütz tritt die neu geschaffene Position des Chief Information Officer Anfang 2021 an.
Andreas Hubert
Andreas Hubert ist seit Februar 2021 Group CIO von Adidas.
Katja Burkert
Seit 1. Juli 2021 ist Katja Burkert CIO bei Intersport. Sie folgte auf Lars-Eric Pusch, der zur Drogeriekette Müller wechselte.
Sinanudin Omerhodzic
Sinanudin Omerhodzic ist seit Oktober 2020 Geschäftsführer IT bei Aldi Nord. Er kommt von der Paul Hartmann AG.
Frank Schroeder
Frank Schroeder ist seit Mai 2016 Head of IT der Interseroh Dienstleistungs GmbH, einer Tochter des Berliner Recycling- und Umweltdienstleisters Alba. Er war zuvor Leiter IT-Management und Leiter Innovationsmanagement beim Bauunternehmen Hochtief AG in Essen.
Severin Canisius
Seit September ist Severin Canisius CIO und Mitglied der Geschäftsführung des Essener Schuhhändlers. Er folgt auf Olaf Schrage, der das Unternehmen Ende 2021 verlässt.
Katharina Knötel
Katharina Knötel hat im August 2021 den CIO-Posten bei Coca-Cola European Partners CCEP von Christian Rasche übernommen, der Mitte Juni zu The Coca-Cola Company gewechselt ist. Sie berichtet sowohl an Peter Brickley, CIO von CCEP, als auch die Geschäftsführung der deutschen Dependance. Knötel ist Teil der hiesigen Geschäftsführung und hat zudem einen Sitz im internationalen BPT-Führungsteam. Sie leitet den Bereich Business, Process and Technology (BPT) in Deutschland und ist unter anderem verantwortlich für Vertriebs- und Lieferkettenlösungen.
Jörg Kohlenz
Am 1. Juli 2022 hat der ehemalige Leoni-CIO Jörg Kohlenz die Position des Group CIO beim Thermomix-Anbieter Vorwerk übernommen.
Lars-Eric Pusch
Seit April leitet Lars-Eric Pusch die IT der Drogeriemarktkette Müller. Er soll sie zu einem datengetriebenen Unternehmen machen.
Michael Rybak
Michael Rybak hat bei der Drogeriekette Rossmann Anfang 2015 als Geschäftsführer den neu geschaffenen Geschäftsbereich Logistik und IT übernommen. Er verantwortete bereits seit Mitte 2014 zusätzlich zur Logistik den Fachbereich IT. Rybak wechselte 2009 in die Logistik des Drogeriekonzerns, wurde Logistikleiter sowie Geschäftsführer der Logistik-Gesellschaft und trat in die Geschäftsleitung ein.
Mark Michaelis
Seit dem 7. Juni 2021 ist Mark Michaelis Geschäftsführer der Markant Services International GmbH sowie ihres polnischen Pendants. Das Unternehmen verantwortet die IT, Produktentwicklung und den Betrieb der Dienstleistungen und Services der Markant-Gruppe.
Michael Kaib
Michael Kaib wurde im Juli 2015 neuer CIO in der Zentrale des Modekonzerns Esprit in Ratingen. Er berichtet an den Chief Operations & Systems Officer, Leif Erichson. Kaib kam im Mai 2010 zu Esprit. Er war dort zuletzt Vice President - Head of IT Governance & Enterprise Architecture. Kaib studierte Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg und in den USA und promovierte anschließend am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Marburg. Seine berufliche Karriere begann er 1998 als Berater bei Booz & Company in Frankfurt am Main in der globalen IT Practice.
Andreas Schobert
Bei der Hornbach-Baumarkt-AG ist Andreas Schobert (41) seit 2015 neuer IT-Vorstand. Das Ressort Technologie wurde neu geschaffen. Der Vorstand wurde dafür von sechs auf sieben Mitglieder erweitertet. Im neuen Ressort laufen ab sofort die Fäden für die konzernweite Informationstechnologie sowie das E-Business zusammen. Seit 2012 war Schobert als Leiter E-Business für den internationalen Aufbau und die Weiterentwicklung des Online-Geschäfts im Hornbach-Baumarkt-AG Konzern zuständig.
Nathan Mott
Nathan Mott ist seit Oktober 2014 CIO beim Stuttgarter Pharmagroßhändler McKesson Europe (zuvor: Celesio). Der IT-Chef kam aus den USA, vom Mehrheitsaktionär McKesson. Mott war zuletzt Präsident der McKesson Pharmacy Systems & Automation (MPS&A) und hatte danach zusätzlich das Celesio Coordination Planning Office geleitet.
Armin Bergbauer
Mit Armin Bergbauer hat der Technologie-Distributor Ingram Micro seit Frühjahr 2008 einen neuen IT-Chef. Seine Vorgängerin Barbara Neumann hatte sich in den Ruhestand verabschiedet. Als Leiter IT & Organization ist Bergbauer auch Mitglied der Geschäftsleitung und berichtet an Gerhard Schulz, den Vorsitzenden der Geschäftsführung.
Walter Schulte-Vennbur
Bei Electronic Partner verantwortet Walter Schulte-Vennbur seit Februar 2013 die IT. Der Diplom-Informatiker war zuvor CIO be Also Actebis. Auch vor dem Zusammenschluss von Also und Actebis 2011 arbeitete er mehr als 15 Jahre in verschiedenen Positionen beim Vorgängerunternehmen Actebis.
Bernd Herrmann
Bernd Herrmann arbeitet seit 1990 bei Würth, einem Großhandel für Produkte der Befestigungs- und Montagetechnik. In der Würth-Gruppe ist er Geschäftsbereichsleiter für IT, E-Business und Logistik sowie Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und EDV der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Seit Mai 2015 ist er auch in der vierköpfigen Konzernführung der Würth Gruppe vertreten und dort für IT und E-Business verantwortlich.
Stephan Wohler
Seit 2011 ist Stephan Wohler im Vorstand der Edeka Minden-Hannover. Er verantwortet bei der größten Edeka-Regionalgesellschaft die Ressorts IT und Logistik. Wohler kommt von der Metro, wo er zuletzt als Vorsitzender der Metro Group Logistics (MGL) arbeitete.
Khaled Bagban
Zum 1. Juli 2024 ist Khaled Bagban als CIO bei der Metro AG eingestiegen. Gleichzeitig wurde er CEO der Digitalisierungstochter Metro.digital. Er folgt auf Timo Salzsieder.
Michael Homburg
Michael Homburg ist seit April 2016 Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation bei Edeka Nord. Sein Vorgänger Ernst Bochnig ist in den Ruhestand gegangen. Seit Mitte 2015 war Homburg bei Edeka Nord bereits stellvertretender Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation.
Benjamin Beinroth
Neun Jahre war Benjamin Beinroth bei dem Lebensmitteleinzelhändler Tegut beschäftigt, davon vier Jahre als Chief Information Officer (CIO). Er wechselte zum Jahresbeginn 2016 in die CIO-Position bei Fressnapf. Beinroth berichtet als CIO direkt an Hans-Jörg Gidlewitz. Dieser ist verantwortlicher Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und IT bei Fressnapf.
Jörg Heinen
Jörg Heinen heißt der IT-Leiter bei WMF (Württembergische Metallwarenfabrik AG) in Geislingen. Seit Februar 2016 ist er im Amt. Der Vice President Global IT (CIO), so sein offizieller Titel, war zuvor Corporate Director, Strategic Vendor Management, bei der Henkel AG in Düsseldorf. Dort war er zuvor auch CIO Western Europe und damit verantwortlich für die IT-Services in der umsatzstärksten Region.
Andreas Möller
Seit März 2018 ist Andreas Möller Geschäftsführer IT/ Managing Director IT beim Lebensmittelhändler Aldi Nord in Essen. Zuvor war er dort Bereichsgeschäftsführer IT, verantwortlich für IT-Projekte & -Methodik.
Frank Hoe
Frank Hoe ist seit September 2016 CIO DACH bei der L’Oréal Deutschland GmbH in Düsseldorf. Er blickt auf 15 Jahre Erfahrung als CIO und IT Direktor in internationalen Unternehmen wie McDonald’s, Dole Food Company, Aldi Stores UK/Ireland und beim TÜV Rheinland zurück. Hoes Vorgänger im Amt, Abder Dellys, ist in den Ruhestand gegangen.
Johannes Wechsler
Johannes Wechsler ist seit Juli 2018 neuer Geschäftsführer der MediaMarktSaturn IT Solutions in Ingolstadt. Wechsler berichtet an Atul Bhardwaj, CTO der MediaMarktSaturn Retail Group und CEO der MediaMarktSaturn IT Solutions. Wechsler wird die Geschäftsführung der MediaMarktSaturn IT Solutions um Bhardwaj, Orhan Olgun und Thomas Gawron ergänzen. Zuvor, seit Mai 2015, war Wechsler CIO der ProSiebenSat.1. Media SE.
Max Thelen
Weil Erwin Sattler in die Geschäftsführung aufstieg, übernahm Max Thelen im Herbst 2010 dessen Position als Bereichsleiter IT/ORG beim Pharmagroßhändler Sanacorp. Damit verantwortet er IT-Infrastruktur und Anwendungsentwicklung des Unternehmens. Zugleich fungiert er als Schnittstelle zu den Fachbereichen.
Michael Baier
Neuer Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Infokom in Karlsruhe ist seit Juli 2018 Michael Baier. Infokom ist die IT-Tochter der Eurobaustoff, einer Kooperation für den mittelständischen Baustoffgroß und -einzelhandel. Zuletzt war Baier Vorstandsmitglied der Abas Unternehmensgruppe.
Jens Siebenhaar
Jens Siebenhaar ist seit Oktober 2018 CIO beim Bekleidungsunternehmen C&A Europe. Zuvor arbeitete Siebenhaar als Geschäftsführers der REWE Systems GmbH. Siebenhaar war im März 2009 Leiter der IT bei REWE geworden. Er wechselte damals von der Baumarktkette OBI an den Rhein.
Frank Scholz
Frank Scholz ist seit September 2018 Group CIO bei der Citti Handelsgesellschaft in Kiel. Er ist dort für die gesamte IT verantwortlich. Scholz war zuvor CIO bei der DB Regio. In den kommenden vier Jahren wird er sich die Aufgabe mit dem bisherigen IT-Leiter Matthias Ernst teilen.
Ulrich Wiedemann
Ulrich Wiedemann ist seit September 2020 IT-Leiter von Vinzenzmurr. Zuvor war er CIO und COO beim Münchner Edelmetallhändler Pro Aurum, zu dem er Anfang 2020 von Essity gewechselt ist.
Jochen Jaser
Jochen Jaser ist seit Juni 2019 neuer CIO beim Kölner E-Commerce Unternehmen HRS Group. Zuvor war Jaser bis Mai 2019 ein Jahr als CTO bei der Bearing Point Software Solutions GmbH in Frankfurt. Fast acht Jahre arbeitete er bei der Frankfurter Matrix42 AG, als CTO und CEO und sowie fünf Jahre bei der Karlsruher update4u Software AG, als Head of Product Management und CTO.
Andreas Helber
Mit dem Jahreswechsel 2010/11 änderten sich die IT-Verantwortlichkeiten bei der BayWa: Andreas Helber wurde zum Finanzvorstand berufen und übernahm zugleich das IT-Ressort vom vormaligen Vorstand Frank Hurtmanns. Dieser verließ den Agrarhändler. IT-Dienstleistungen bezieht die BayWa über die RI-Solution GmbH, die sie Anfang 2002 zusammen mit der österreichischen RWA AG gegründet hat. Chef des Dienstleisters ist Eugen Berchtold.
Über ein Self-Service-Portal können MEWA-Kunden die gewünschten Produkte und Dienstleistungen selbst buchen.
Foto: MEWA Textil-Service

Was die Umsetzung der Digitalstrategie betrifft, muss man wissen, dass MEWA über Jahrzehnte zum Konzern gewachsen ist und dadurch einen hohen Anteil an langjährigen Mitarbeitern aufweist. Weswegen für die Einführung neuer, moderne Prozesse viele gelebte Traditionen ausgehebelt und Strukturen und Methoden auf die neuen digitalen Wege vorbereitet werden müssen.

Mitarbeiter informieren und mitnehmen

Wie Digital Transformation Officer Philipp Lehmkuhl erklärt, habe MEWA daher in seiner Digitalstrategie von Anfang an Maßnahmen für Veränderungsprozesse und den Aufbau benötigter Skills vorgesehen. "Unser Ansatz ist es, anhand von Projekten die Funktionsweise und Richtung vorzuleben und dadurch in die Organisation zu tragen. Um den Wandel für die Mitarbeiter zu begleiten, haben wir ein Change-Programm aufgesetzt, welches sich intensiv um die betroffenen Bereiche im engen Dialog mit Führungskräften in den verschiedenen Ländern kümmert", so Lehmkuhl.

Das Change-Programm "Drive" helfe dabei, über alle Informationskanäle und Mitarbeiterveranstaltungen diese Änderungen an alle Stakeholder zu kommunizieren, die Veränderungen frühzeitig zu begleiten und die Mitarbeiter und das Management mitzunehmen und auf die Veränderungen vorzubereiten.

Des Weiteren etablierte MEWA ein unternehmensweites Ideen-Management. Die von Mitarbeitern eingereichten Vorschläge werden dabei von der Organisation bewertet und bei Umsetzung prämiert. Innovationen auf Basis neuer Technologien werden grundsätzlich mit Anwendern und Kunden gemeinsam entwickelt.

Daneben kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, um digitale Produkte und Prozesse hervorzubringen. Dazu zählen Workshops, Interviews oder "A Day in the life of", in dem Anwender methodisch beobachtet und ihr Tagesablauf analysiert wird. Neue Geschäftsmodelle wie der Aufbau einer IoT-Plattform für Smart Textiles mit neuen Technologien und Partnern wie Startups werden im 2018 gegründeten Berliner Inkubator "Webstatt" entwickelt und später - soweit dies erforderlich ist - mit der Bestandsorganisation gespiegelt. Die Innovationen werden anschließend der Muttergesellschaft übergeben oder führen zu einer Ausgründung.

Aufteilung in Greenfield und Brownfield

Ein wichtiger Aspekt bei dem Digitalisierungsvorhaben ist, dass bei MEWA technologisch zunächst noch Grundlagen geschaffen werden müssen, bevor das Potenzial der Digitalisierung in der Breite genutzt werden kann. Das Unternehmen nimmt dazu eine Aufteilung in Brownfield und Greenfield vor: Bei Greenfield handelt es sich um neue Prozesse, Technologien oder auch Business-Modelle, die an Bestandssysteme angedockt oder autonom als neuer Zweig etabliert werden. Diese Innovationen können in Projekten agil nach dem MVP-Ansatz (Minimum Viable Produkt) entwickelt werden, wobei neue Technologien wie IoT, KI, Prozess-Automation, Mobile Plattformen oder Data Analytics zum Einsatz kommen.

Im Brownfield geht es darum, mit neuen Technologien Bestandssysteme abzulösen. Wie Lehmkuhl erklärt, wurden diese allerdings häufig über viele Jahre an die spezifischen Prozesse des Unternehmens angepasst, weswegen man die spezifischen Detailprozesse nicht so schnell nach Einführung einer neuen Technologie nachbilden könne.

MEWA etablierte daher einen intensiven Prozess der Bestandsprozessanalyse und Neuprozessentwicklung, in dem in cross-funktionalen Teams die Potenziale neuer Technologie besprochen und eingesetzt werden. Beispiele dafür sind der Einsatz von SAP C/4 Hana sowie Telematik-Systeme. Die neue Technologie bietet oft mehr Potenzial, als das was tatsächlich benötigt wird, da häufig bestehende Business-Prozesse geändert oder vereinfacht werden könnten.

Dies gelingt bisher aber nur zum Teil mit der Bestandsorganisation, räumt Lehmkuhl ein. Um die Organisation mit dem technologischen Wandel und neuen Prozessen nicht zu überfordern, habe man sich daher mit dem Vorstand auf inkrementelle Innovationen im Brownfield verständigt. Nach der Einführung biete die neue Technologie dann aber über den datenbasierten KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) die Möglichkeit, viele Potenziale zu heben und die Transformation auch Business-seitig im Bestandsgeschäft weiter zu verfolgen, erklärt der MEWA-Manager.

Neues Telematik-System für den eigenen Fuhrpark

Um die strategischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, werden Business Cases und Entscheidungsvorlagen vorbereitet, die dann beim Vorstand zur Freigabe eingereicht werden. In diesem Zuge wurden unter anderem ein neues E-Commerce-Konzept und ein neues Telematik-System für den unternehmenseigenen Fuhrpark eingeführt.

Und dank eines geeigneten Hygienesicherheitskonzepts sieht sich MEWA in der Lage, den Kunden auch in Corona-Zeiten den gewohnten Service bieten. "Dabei helfen uns die vielen neuen digitalen Werkzeuge, wie zum Beispiel eine Kunden-App zur Größenvermessung durch den Kunden selbst, eine digitale Servicestation in den Umkleideräumen der Kunden oder das Self-Service-Kundenportal, mit dem unseren Kunden Prozesse bereits selbst schnell und effizient ausführen können", führt Digital Transformation Officer Lehmkuhl aus. "Diese sind noch nicht in allen Ländern verfügbar, aber da, wo sie bereits zum Einsatz kommen, spüren wir eine stärkere Nachfrage und Nutzungsbereitschaft."