Wer heute seinen Bachelor oder Master ablegt, hegt ziemlich realistische Vorstellungen im Hinblick auf das erste Gehalt. Das bescheinigt die Unternehmensberatung Accenture den Absolventen in der Studie "Gen Z rising". Als "Generation Z" gelten die Jahrgänge 1980 bis 1999.
Accenture hat insgesamt gut 1.000 deutsche Absolventen (Bachelor und Master of Science sowie Bachelor/Master of Arts aller Fachrichtungen) befragt und ihre Antworten mit dem Vorjahres-Abgängern verglichen. Demnach erwarten 47 Prozent ein Anfangsgehalt von 25.000 bis 40.000 Euro. Zwölf Prozent der Befragten würden sich mit weniger begnügen. 24 Prozent rechnen mit 40.000 bis 50.000 Euro und dreizehn Prozent wäre das zu niedrig.
Arbeit entspricht nicht ihrer Qualifikation
Diese Zahlen decken sich ungefähr mit den Beträgen, die die Vorjahresabsolventen heute verdienen. Demnach sind nur vier Prozent arbeitslos oder arbeiten unbezahlt. Andererseits geben aktuell fast sieben von zehn (68 Prozent) an, sie seien überqualifiziert, das heißt, ihre Tätigkeit entspreche nicht ihrer Qualifikation. In der Vorjahresbefragung sagten das 59 Prozent.
Stichwort Realitätssinn: Knapp neun von zehn Befragten (87 Prozent) haben sich vor der Wahl des Studienfachs über die Jobaussichten im Lieblingsfach informiert. 77 Prozent würden für den Job in eine andere Stadt ziehen.
Ebenfalls 77 Prozent fühlen sich durch ihre Hochschule gut auf das Arbeiten in einer Digital Workforce vorbereitet. Dennoch erklärt rund jeder Fünfte, Künstliche Intelligenz werde die Arbeitswelt entmenschlichen (22 Prozent) beziehungsweise bedrohe den eigenen Arbeitsplatz (19 Prozent). Doch der Optimismus überwiegt: 32 Prozent erwarten, dass KI ihre Arbeitsbedingungen verbessert. 28 Prozent sehen darin eine willkommene Ergänzung.
Direkte Kommunikation wichtiger als Skype und Facebook
Auch die junge Arbeitnehmergeneration legt auf persönliche Kommunikation am Arbeitsplatz wert. 30 Prozent möchten mit ihren Kollegen am liebsten Face-to-Face zusammenarbeiten, erklären sie. Tools wie Skype for Business erreichen 20 Prozent der Nennungen, Social Media-Tools wie Facebook achtzehn Prozent. Nur vierzehn Prozent mailen am liebsten und lediglich jeder Zehnte bevorzugt Videokonferenzen.
Gute Arbeit bedeutet für die Absolventen vor allem interessante, herausfordernde Tätigkeiten (31 Prozent). Wichtig ist ihnen flexible Arbeitszeit (26 Prozent), eine innovative Arbeitsumgebung (24 Prozent) und die Möglichkeit zur Weiterbildung.
Unternehmensgründer und Freelancer
Jeder Zehnte kann sich vorstellen, ein Unternehmen zu gründen. Weitere sieben Prozent möchten als Freelancer arbeiten. Bevorzugte Arbeitgeber sind aber der große Konzerne (25 Prozent) beziehungsweise Mittelständler (23 Prozent). 15 Prozent der Befragten zieht es in ein Startup beziehungsweise ein kleines Unternehmen.
Accenture hat Absolventen aller Richtungen befragt, also auch Geistes- und Sozialwissenschaftler sowie beispielsweise Mediziner. Im Schnitt erklären 22 Prozent aller Studienteilnehmer, mindestens einmal einen Kurs in "Computer Science" belegt zu haben. Weitere 21 beziehungsweise 20 Prozent erklären das für "Information Systems" und "Information Technology". 15 Prozent haben sich mindestens einmal mit Künstlicher Intelligenz/Robotics Design beschäftigt.
Wie Absolventen ihre Skills einschätzen
Auf die Frage, womit sie bei potenziellen Arbeitgebern punkten können, nennen knapp vier von zehn Absolventen ihre kommunikativen Skills (38 Prozent) und ihre Fähigkeiten, Probleme zu lösen (36 Prozent). Für weniger entscheidend halten sie Management Skills (29 Prozent) und Analytische Fähigkeiten (26 Prozent).
Rouven Fuchs, Geschäftsführer im Bereich Talent & Organization bei Accenture Strategy, kommentiert: "Die neue Generation von Absolventen ist in einer Welt aufgewachsen, in der sich der digitale Wandel rasant beschleunigt hat. Mit digitalen Tools zu arbeiten, fällt den meisten leichter, als sich sogenannte 'Soft Skills' anzueignen wie Kommunikationsfähigkeit, Sozialkompetenz und Führungsqualitäten."