Personalchefs nutzen Social-Media-Tools immer noch nur partiell als Instrument zur Besetzung neuer Stellen. Das geht aus einer internationalen Studie von Dimensional Research im Auftrag des mittlerweile zu SAP gehörenden HR-Software-Anbieters SucessFactors hervor. Das Hauptthema der Umfrage unter mehr als 1500 HR-Chefs in sechs Ländern ist allerdings ein anderes: der Umgang von Firmen mit Forderungen von Jobkandidaten und Arbeitnehmern. Hier zeigen sich beträchtliche Unterschiede zwischen den Generationen und deutsche Besonderheiten. Hierzulande ist etwa im internationalen Vergleich das Geld häufiger Verhandlungsgegenstand als anderswo.
Erstaunlich ist aber primär, dass Social Media im HR-Bereich bei weitem noch nicht die Rolle spielt, wie man es als Außenstehender vermuten würde. Etwa die Hälfte der Befragten gibt an, überhaupt keine Web 2.0-Plattformen oder Internet-Jobbörsen zur Identifizierung interessanter Jobkandidaten zu nutzen.
Facebook in den USA beliebt, Xing in Deutschland
Jeweils ein Viertel der Befragten nutzt zu diesem Zweck LinkedIn, Facebook sowie einschlägige Karriereseiten wie Monster oder Dice. Zwölf Prozent inspizieren bei der Personalsuche auch das Gezwitschere auf Twitter. Nur jeweils rund fünf Prozent setzen dabei auf Xing, BranchOut und interne Social-Media-Plattformen.
Mit 29 Prozent ist in dieser Hinsicht laut Studie Facebook in den USA ein besonders beliebtes Instrument. „Die Befragten aus den Niederlanden weisen die höchste Wahrscheinlichkeit einer Nutzung von LinkedIn (32 Prozent) und Twitter (19 Prozent) auf“, so Dimensional Research weiter. „Und diejenigen aus Deutschland sind die aktivsten User von Xing (22 Prozent) und Karriereportalen (37 Prozent).“
Noch ausgeprägter als bei der Personalsuche ist die Aversion gegen Social Media bei den Personalmanagern bei der Kommunikation mit Bewerbern im Rekrutierungsprozess. 61 Prozent kommunizieren über keinen dieser Kanäle. Jeweils 17 Prozent tun es via LinkedIn und Facebook, zwölf Prozent schicken SMS. Twitter und Video-Gespräche etwa über Skype werden von zehn Prozent genutzt, nur fünf Prozent kommunizieren über Xing. In Deutschland ist auffällig, dass Xing deutlich populärer als anderswo ist und von 18 Prozent als Kommunikationskanal genutzt wird – das ist der internationale Höchstwert.
Social Media ist Generationenfrage
Auffällig ist, dass die Social-Media-Nutzung der HR-Manager offenbar von deren Alter abhängt. Wenig überraschend gilt: je jünger, umso wahrscheinlicher. Beispielsweise setzen 63 Prozent der „Millenials“ unter 33 Jahren bei der Personalsuche auf Social Media, aber nur 53 Prozent der Vertreter der „Generation X“ und 39 Prozent der „Baby Boomer“ über 50 Jahre. Zudem sind die Personalabteilungen großer Firmen wesentlich aktiver als jene in kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Hauptthema der Studie sind Forderungen von Bewerbern und Mitarbeitern, die über Angebote respektive Status Quo hinausgehen. 87 Prozent der Befragten haben es schon erlebt, dass Job-Kandidaten Dinge verlangen, die über die eigene Offerte hinausgingen. Jeweils fast 60 Prozent berichten, dass eine höhere Entlohnung und flexible Arbeitszeiten nachgefragt worden seien. Zwei Fünftel erlebten schon, dass Bewerber nach besserer Schulung fragten. Forderungen nach einem höheren Jobtitel oder einer Sonderzahlung zur Vertragsunterschrift werden hingegen nur in jedem fünften Unternehmen laut.
Von diesem Gesamtbefund für die USA, Australien, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Deutschland weichen die Ergebnisse allein aus der Bundesrepublik zum Teil auffällig ab. Es gibt zwei Spitzenwerte: Nirgendwo sind eine bessere Bezahlung und flexible Arbeitsorte den Bewerbern wichtiger als hierzulande. Dafür fragten nur in 46 Prozent der Firmen Kandidaten schon nach flexiblen Arbeitszeiten – das ist der geringste Wert im internationalen Vergleich.
Erwartungsgemäß geben die Firmen den Forderungen der Bewerber vor allem dann nach, wenn es nicht um Kohle geht. 71 Prozent gewähren zusätzliche Schulungen, 63 Prozent flexible Arbeitszeiten, 55 Prozent flexible Arbeitsorte, womit vor allem Heimarbeit gemeint ist. Nur gut zwei Fünftel gewähren demgegenüber schon einmal einen Aufschlag beim Gehalt oder ein Handgeld zum Jobantritt.
Die Gehaltsaufschläge gegenüber dem eigenen Ursprungsangebot bewegen sich in 43 Prozent der Fälle zwischen einem Zehntel und einem Fünftel. In 46 Prozent der Fälle fallen sie niedriger aus, ansonsten einigt man sich auf höhere Zahlungen. Hier gibt es nur eine kleinere deutsche Abweichung. Aufstockungen zwischen 20 und 50 Prozent gibt es hierzulande mit zwölf Prozent so oft wie sonst nur in Großbritannien. In Australien und Frankreich können neue Mitarbeiter nur selten hohe Gehaltsforderungen durchsetzen.
Tablets als Motivationskitzler
Dimensional Research fragte im Unterschied zu Jobbewerbern auch für die bereits angestellten Mitarbeiter über deren Forderungen nach. Besonders stark sind hier die Begehrlichkeiten nach flexibleren Arbeitszeiten, die in 47 Prozent der befragten Firmen bekannt sind. In etwa jedem dritten Unternehmen sind zudem Fragen nach Beförderung, außerordentlicher Gehaltserhöhung und Zusatzschulungen nicht unbekannt.
In der Bundesrepublik wird im Vergleich überdurchschnittlich nach einer Gehaltserhöhung und Heimarbeit gefragt. Seltener als anderswo gibt es hierzulande Forderungen nach flexibleren Arbeitszeiten und Sonderurlaub.
Insgesamt geben die Firmen zu 81 Prozent den Bitten um Schulungen und zu 73 Prozent jenen nach flexibler Arbeitszeit nach. Bei diversen anderen Forderungen zeigen sich jeweils rund zwei Drittel generös. Sobald es um mehr Geld, sind jedoch nur zwei Fünftel der Firmen großzügig.
In 49 Prozent der Firmen kommen von der Belegschaft außerdem Forderungen nach unüblichen Vergünstigungen. Vier dieser Sonderleistungen werden in 15 bis 18 Prozent der Unternehmen auch angeboten. Zwischen Sonderurlaub für ehrenamtliches Engagement und kostenlose Getränke und Mahlzeiten mischen sich hier auch Smartphones und Tablets, die den Mitarbeitern für den privaten Gebrauch überlassen werden. Daneben muten manche Vergünstigungen in einer kleinen Anzahl von Firmen etwas kurios an. Die Palette reicht von Gratismassagen über Waschservice bis hin zu unbeschränkter Urlaubszeit.
Die Studie differenziert diese Befunde noch nach Generationen und Geschlechtern. Die zentrale Erkenntnis dabei: Die altersbedingten Unterschiede sind nach Einschätzung der Befragten ausgeprägter als jene zwischen den Geschlechtern. Generationenunterschiede im Forderungsverhalten stellen etwa in Deutschland 78 Prozent der Befragten fest, Unterschiede zwischen Frauen und Männern nehmen hingegen nur 56 Prozent wahr.
Nur sieben Prozent nutzen globales HR-System
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die in den besten Jahren befindliche Generation X am stärksten durch anspruchsvolle und selbstbewusste Forderungen hervortut, während diese nur selten aus der älteren Generation der Baby Boomer kommen. Tendenziell legen männliche Bewerber mehr Wert auf Geld und Status, weibliche Kandidatinnen hingegen ersuchen häufiger um zeitliche und örtliche Flexibilität.
Die gewährten nichtfinanziellen Leistungen werden in 14 Prozent der Firmen überhaupt nicht dokumentiert. 18 Prozent überlassen die Dokumentation den jeweiligen Teams und Abteilungen. Ein Viertel erfasst diese Dinge ausschließlich auf Papier, etwas höher ist der Anteil der elektronischen Verwaltung. Aber lediglich 18 Prozent verwenden ein lokales HR-System, sogar nur sieben Prozent ein globales HR-System.
Die Studie „2012 HR Beat“ ist bei SuccessFactors erhältlich.