In aktuell herausfordernden Zeiten avanciert Entgrenzung zum stillen Chart Breaker. Die scheinbar logische Konsequenz Arbeit und Leben noch effizienter zu machen. Momentan sind wohl die spürbarsten Formate, Home-Office und Home-Schooling. Mittlerweile geht dieses mobile oder flexible Arbeiten jedoch mit mentalen und psychischen Themen einher. Aus der anfänglichen Entlastung mit dieser Arbeitskooperation, wird mehr und mehr Belastung und Stress sogar Überlastung. Eine Abgrenzung ist schwer möglich. So wundert es nicht, dass in den letzten Wochen und Monaten uns immer wieder der Begriff Entgrenzung begegnet.
Entgrenzung - Definition
Entgrenzung bedeutet, dass sich Grenzen in strukturellen, alteingesessenen Themenfeldern aufweichen, die Grenzen und Lebensbereiche verschmelzen. Der Beruf im Home-Office und Privates verschwimmen - die Grenzen werden fließend. Der Feierabend kennt keine feste Zeit mehr. Das ist Entgrenzung der Arbeit, die Entgrenzung unserer Zeit, die Entgrenzung unserer Psyche und Gesundheit.
Ein Ursprung liegt im demographischen Wandel. Neben den Arbeitsbedingungen und Arbeitsangeboten, geriet auch schnell der verankerte Arbeitsort in den Fokus. Getrieben durch die modern organisierte Industrie und die neuen Dienstleistungen. Die Globalisierung forderte nicht nur die neue Organisation der Güterproduktion, auch Dienstleistungen mussten für den Kunden effizient und zugleich flexibel sein. Diese Sichtweise und Entwicklung war ein Wendepunkt der Zeit- und Ortunabhängigkeit. Der Beginn der Entgrenzung der Arbeit.
Im Spannungsfeld der Entgrenzung
Rollenverständnis und Lebenskonzepte haben sich längst aus der klassischen Ecke heraus weiterentwickelt. Deshalb stehen wir alle mehr oder weniger in diesem organisatorischen Spannungsfeld der Entgrenzung:Eltern, zuhause einen 8-Stundentag organisierend. Videokonferenzen, Telefon und das tägliche To Do. Die Kinder sind nebenan im Home-Schooling. Mit einem Schmunzeln wird vom neuen Berufsbild: kochender Berater mit Schwerpunkt Zirkusdirektor gesprochen. Mit einer gesteigerten Erwartungshaltung der sofortigen Erledigung, gerät unser Privatleben weiter unter Druck - Das Menschsein wird zum Funktionieren reduziert und die Grenzen von Privat und Arbeitsort bestehen nicht mehr. Die äußerlichen Strukturen von Leben und Arbeit brechen.Doch was machen wir nun daraus? Ein Scheideweg eröffnet sich. Für Jeden persönlich.
Wo ist mein persönlicher Status Quo?
In den letzten Monaten haben wir viele Kniffe und Tricks kennengelernt und erfahren, wie die Balance im Home-Office besser funktionieren kann. Aber wir brauchen nicht nur Rahmenbedingungen und Tools, um nachhaltig unsere Gesundheit, unser Leben, auch die Entgrenzung der Arbeit zu gestalten. Wir benötigen die Offenheit und den Mut zum Verständnis unserer Stressoren, unserer Grenzen. Die Entgrenzung von Arbeit fordert uns heraus, unsere Fähigkeiten, Motive und Emotionen zu verstehen und zu sortieren.
Um den Stress zu mildern und die Gefahr des Burnouts auszusortieren, sollten wir Antworten zu den eigenen Prioritäten und Motiven finden. Mit diesem Schritt treten Sie aus dem Scheideweg heraus. Ist es unsere persönliche To-Do-Liste oder sind es äußere Faktoren, die uns antreiben. Folgende zwei Fragen können helfen eigene Grenzen zu setzen.
Was versetzt mich aktuell in Stress?
Für diese Frage hilft das Stress-Dashboard. Eine kleine Methode, die wie ein Radar auf jeden Zettel passt und immer griffbereit ist. So funktionierts: Zeichne "Dich" in die Mitte eines Blattes. Alles was aktuell stresst, schreiben Sie in "rot" auf die linke Seite und Ihre Energie-Geber mit "grün" auf die rechte Seite.
Das Stress-Dashboard gibt in 3 Minuten schnelle Antworten und macht Stress-Faktoren sichtbar. Der größte Druckpunkt kann angegangen werden. Das Stress-Dashboard zeigt aber auch, was guttut und wo Sie Energie auftanken. So kristallisiert sich der größte Druckpunkt heraus. Zum Beispiel gezielt eine Feierabendzeit definieren und konsequent keine E-Mails mehr ab diesem Zeitpunkt lesen.In welcher Rolle agiere ich gerade, agiere ich privat oder im Job?
Die Klarheit, in welcher Rolle und in welchem Rahmen Sie sich gerade befinden, hilft Ihnen, nicht ständig auf vielen Hochzeiten zu tanzen. Eben nicht mit einem Auge auf dem Laptop oder Handy neben der Aufgabenbegleitung der Kinder. Sie agieren bewusst in privater Verantwortung oder im beruflichen Feld. Sie fokussieren Ihre Aufmerksamkeit. Bekanntlich folgt die Energie dem Fokus. Ihrem Fokus. Sie schonen Ihre Energie in Körper und Geist.
Unser Stresserleben, aber auch unser Wohlbefinden werden an der Wurzel gepackt. Wir führen uns selbst, bleiben im Aktionsmodus und reagieren nicht nur stetig in Stress- und Überlastungssituationen. Damit generieren wir unsere Innere Haltung für entgrenzte Zeiten.
Der Ausweg aus der Entgrenzung der Arbeit
Unsere innere Haltung ist zwar nicht zu messen, sie ist jedoch unglaublich wichtig. Albert Einstein würde es so sagen: "Nicht alles was man zählen kann zählt, aber alles was man nicht zählen kann zählt oft umso mehr."
Die innere Haltung stärkt unsere psychologische Architektur und ist als Soft Skill für Jeden permanent spürbar. Sie verleiht zudem Souveränität im Umgang und im Handeln mit der Entgrenzung der Arbeit, da sie ein wirkungsvoller Helfer in instabilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Zeiten ist.
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Die innere Haltung wirkt in 3 Richtungen:
Sie markiert die persönliche Haltung mit der Einstellung aus eigenen Erfahrungen und Werten. Sie ist die Perspektive auf die Dinge und zeigt, was persönliche Priorität hat.
Diese Haltung wirkt nach außen. Unsere Emotionen und die Motive bekommen eine Richtung und sind Schubkraft. Damit geben sie dem persönlichen Verhalten einen Rahmen.
Die innere Haltung ist im wahrsten Sinne des Wortes das Rückgrat. Sie ist die innere Statik, die uns aufrichtet für den Blick voraus.
Die innere Haltung macht uns somit gelassen, flexibel und souverän im Handeln. Unser Bewusstsein konzentriert sich auf die eigenen Ressourcen und grenzt das eigene Tun ab. Damit werden Sie situativ, flexibel und sind handlungsbereit.
Sie entscheiden, wo und wann die Entgrenzung der Arbeit erfolgt. Heute, in dieser Woche, in diesem Monat oder in diesem Jahr. Mit Ihrer Gewissheit und der inneren Haltung entscheiden Sie mehr als nur digital detox - offline zu sein. Sie entscheiden über die Qualität der Balance zwischen Arbeit und Leben.
Setzen Sie der Entgrenzung Ihre persönlichen Grenzen
Sie wollen die Entgrenzung beherrschbar machen, gekonnt balancieren? Umdenken hilft! "Nur anderes Denken bringt andere Lösungen", stellte Albert Einstein klar. Starten Sie Ihr anderes Denken mit anderen Entscheidungen. So können erste Schritte gelingen:
Verfügbarkeit reduzieren
Muss ich stetig online sein oder will ich immer online sein?
Was gewinne ich offline und was verpasse ich?3M-Meeting einplanen
Passt in jeden Papier- und digitalen Kalender. Ein 3M-Meeting ist ein Meeting Mit Mir (selbst). Welches Thema dieses Meeting beinhalten wird, entscheiden Sie selbst (Joggen, Lesen, Meditieren, kreative Hobbys).
Tun Sie, was Ihnen gut tut.
Nicht die Dinge beunruhigen, sondern der Blick auf die Dinge lässt das Gefühl entstehen. Sie gestalten das Storyboard zu Ihrem Leben. Entgrenzung der Arbeit bedeutet nicht, das Spannungsfeld zu ertragen. Treffen Sie Ihre bewusste Entscheidung. So finden Sie Feierabend und Ihre Chilling-Zone! Sie, Ihr Körper und Ihr Umfeld können aufatmen. (bw)