Sie haben bei Munich Re schon eine lange Reise mit der SAP hinter sich. Wie würden Sie diesen Weg beschreiben?
Frank: Wir sind treue Wegbegleiter der SAP über die vergangenen 20 Jahre, würde ich sagen. Traditionell legen wir einen starken Fokus auf SAP - also eine lange Reise, auf der wir viele unterschiedliche Produkte als strategische Lösung im Einsatz hatten und haben.
Sie sind mit SAP S/4HANA relativ zügig auf die neueste Produktgeneration von SAP gewechselt. Was waren die Gründe dafür?
Frank: Wir waren an verschiedenen Stellen sehr schnell. Schon vor mehreren Jahren, als SAP HANA noch in den Kinderschuhen steckte und noch lange nicht klar war, ob sich das Ganze langfristig als strategische Lösung durchsetzen wird, hatten wir uns mit SAP hinsichtlich des Business Warehouse und des Reporting unterhalten. Seit drei oder vier Jahren nutzen wir SAP HANA.
Weil wir unser Hauptbuch auch mit SAP führen, haben wir uns dann - auch weil wir schon Erfahrungen und die Technologie im Haus hatten - dazu entschieden, den nächsten Schritt zu gehen und SAP S/4HANA Financeeinzuführen. Aber wir befinden uns immer noch auf einer gemeinsamen Erfahrungsreise, wohin sich die Technik entwickelt.
Welche Rolle spielt denn ein Kunde wie Munich Re für SAP? Ist es denn so eine Art Blueprint, den Sie hier entwickeln und mit dem Sie experimentieren können?
Holz: Bis auf das Experimentieren stimme ich Ihnen zu. Die Nähe zum Kunden und auch die langjährigen Geschäftsbeziehungen wie zu einerMunich Re sind beispielhaft für die SAP. Es ist tatsächlich so, dass viele Innovationen gemeinsam mit den Kunden entstehen.
Betatester für bestimmte Softwarelösungen
Gemeinsam mit den Kunden zu entwickeln - ist man damit automatisch näher an den Bedarfen und Anforderungen der Kunden?
Frank: Man ist damit natürlich auch immer wieder Betatester für bestimmte Softwarelösungen. Wobei ich sagen muss: Bei SAP S/4HANA Finance war das weniger der Fall, weil das meines Wissens nach bereits vorher produktiv im Einsatz war. Wir waren einmal bei Herrn Mucic (Luka Mucic ist Chief Financial Officer (CFO) der SAP, Anm. der Red.) und hatten uns das mit unseren Fachbereichen zusammen angeschaut. Das lief alles sehr geräuschlos und wir waren sehr zufrieden.
Mit SAP HANA auf der Technologie-Seite und im Reporting ist es eher so, dass wir gemeinsam Lösungen entwickeln. Was mittlerweile auch sehr gut funktioniert in enger Kooperation mit den Kollegen in Walldorf. Dabei ist für uns besonders wichtig zu sehen, dass der Anbieter in der Lage ist, uns eng mit der Entwicklung zu verzahnen - gerade wenn wir neue Themen ausprobieren. Beim Erkennen von Problemen und Schwachstellen brauchen wir einen guten Kontakt, um die Entwicklungstätigkeiten auch ein Stück weit in die entsprechende Richtung zu lenken, damit unsere Probleme bearbeitet und gelöst werden.
Und das funktioniert?
Frank: Das ist ein Charakteristikum unserer Partnerschaft, dass wir es immer geschafft haben, in entscheidenden Momenten und bei Problemen eine enge partnerschaftliche Beziehung zu entwickeln und Probleme aus dem Weg zu schaffen.
Und am Ende kommt eine Branchenlösung für die Versicherungswirtschaft heraus?
Frank: Es ist im Grunde eher eine Rückversicherungslösung, gerade auch im Hinblick auf das Reporting. Was wir dabei auch immer wieder feststellen: Da wir ein relativ komplexes Geschäft betreiben, stoßen wir oft in neue Bereiche vor, die vielleicht noch nicht so ausgetretene Pfade sind - das betrifft allerdings nicht nur SAP-Lösungen. Hier entdecken wir schnell Entwicklungs- beziehungsweise Nachbesserungsbedarf. Als Kunde sind wir vielleicht ein bisschen anspruchsvoll und auch pflegebedürftig. Was sicher der Komplexität beziehungsweise auch dem engen Marktsegment geschuldet ist.
Wenn Sie auf Probleme stoßen …
Frank: Eigentlich sind das Herausforderungen. (lacht)
… und dann gemeinsam an Lösungen arbeiten - inwieweit fließen diese Anpassungen später in den Standard der SAP-Lösung ein und stehen damit dann letzten Endes auch Ihren Wettbewerbern zur Verfügung?
Frank: Wir kommen sicherlich eher aus einem Setup, wo wir in verschiedensten Systemen sehr spezielle Anforderungen umgesetzt haben wollen. Das dürfte anderen Kunden kaum weiterhelfen. Grundsätzlich versuchen wir, im Rahmen von Kosteneffizienz, schnellerer Umsetzung und auch mehr Zukunftssicherheit, uns immer stärker an die Standards der SAP anzupassen.
An den Stellen, wo es wirklich Rückversicherungs-spezifische Besonderheiten gibt, sind wir in Kontakt mit SAP, welche Features dann auch tatsächlich in das Produkt übergehen und damit der Allgemeinheit zur Verfügung stehen, und welche speziellen Entwicklungen, in denen eigene IP von uns steckt, nicht in den Standard eingehen sollen. Vom Grundsatz her haben wir uns schon weit bewegt von 'Wir brauchen vieles besonders' hin zu 'Wir versuchen doch mit dem Standard auszukommen, weil es für uns im Wettbewerb nicht differenzierend ist'.
Klare Regelungen in Sachen Intellectual Property
Holz: Das kann ich nur bestätigen. Wenn sich SAP und ein Kunde ganz explizit für eine Ko-Innovation entscheiden, - das heißt, man entwickelt gemeinsam ein Modul, das man dann in den Markt bringen möchte - dann gibt es auch ganz klare Regelungen zur Intellectual Property: Was verbleibt beim Kunden, und wie viel davon darf in das Standardprodukt einfließen. An dieser Stelle haben wir jahrzehntelange Erfahrung. Es ist sehr wichtig, dass die Dinge, die das Kerngeschäft des Kunden ausmachen, und von denen er nicht wünscht, dass sie in das Standardprodukt einfließen, ausschließlich allein beim Kunden verbleiben.
Welche Bereiche würden Sie bei Munich Re denn als wettbewerbskritisch bezeichnen gerade auch im Hinblick auf die digitale Transformation?
Frank: Ich bin verantwortlich für sämtliche Anwendungsaktivitäten. Das Back-Office ist ein Teil davon. An dieser Stelle ist für uns entscheidend, dass wir Zukunftssicherheit haben. Schließlich sind wir eine sehr regulierte Industrie. Von daher gibt es auch immer wieder die Anforderung seitens der Regulatoren, sehr präzise Lösungen zu betreiben und einzusetzen.
Ein anderer IT-Aspekt, der über die vergangenen drei bis vier Jahre sehr stark an Bedeutung gewonnen hat, betrifft die Systeme, die bei uns das Geschäft treiben. Das sind beispielsweise alle Systeme, die in Richtung Risikobewertung, globaler Vernetzung und künftige Kollaborationsmöglichkeiten gehen. Insbesondere die Themen Digitalisierung und Innovation sind bei uns auf eine ganz andere Stufe auf der Bedeutungsskala gerutscht. Von daher ist die digitale Transformation für uns ein Topthema, dem wir auch gerecht werden müssen und wollen.
In Sachen IT-Ausrichtung hat sich also auch bei Ihnen einiges geändert?
Frank: Unser ursprüngliches Setup, in dem wir sehr stark auf die Back-Office-Systeme und die Verwaltung geschaut haben, hat sich doch deutlich verlagert. Der Fokus ist wesentlich stärker nach vorne gerichtet, auf neue Geschäftsmöglichkeiten. Es ändern sich derzeit unglaublich viele Themen in den Märkten. Hier stellt sich für uns die Frage: Wie können wir schnell mit dabei sein und die neuen Möglichkeiten nutzen?
Auf der Administrations- und Back-Office-Seite ist die Frage eher: Wie können wir unsere Lösungen effizient gestalten, so dass wir anpassungsfähig sind, aber auch schnell in der Verarbeitung? Das sind andere Kriterien beziehungsweise Erfolgskriterien, als wir sie in der Vergangenheit auf der IT-Seite hatten. Gerade die Frage, wie sich die IT jetzt für die Zukunft positionieren soll - vor allem im Zusammenhang mit den neuen Überschriften - ist für uns natürlich zentral.
Verhältnis zu SAP wird neu sortiert
Und was bedeutet das für Ihr Verhältnis zu SAP?
Frank: Hier versuchen wir auch, unser Geschäftsverhältnis zur SAP neu zu sortieren - von einem relativ klar gesetzten Lieferanten von Standardsoftware im Back-Office hin zu mehr Unterstützung für die Themen der Zukunft. Unser Back-Office ist mittlerweile einigermaßen aufgeräumt und die großen Konsolidierungsaktivitäten sind weitgehend erledigt.
Jetzt stellt sich für uns eher die Frage: Wie bewerkstellige ich End-to-end einen Durchstich zu neuen Geschäftsmöglichkeiten - die sich aber natürlich auch im Backend widerspiegeln müssen. In der Versicherungs- und der Rückversicherungsbranche lässt sich nur Geld verdienen, wenn es End-to-end passt und wir unsere Themen langfristig und regulationsgetreu betreiben können. Von daher ist für uns eine Strategie, schnell mal was ausprobieren, immer ein bisschen schwierig.
Für die zwei Unternehmen SAP und Munich Re ist nun die Frage, wie definieren wir zukünftig unsere Geschäftsbeziehung, denn die der Vergangenheit hat sich ein Stück weit geändert.
Holz: Wir kommen wie unsere Kunden aus einer Situation, in der man in den vergangenen Jahren die Geschäftsprozesse neu aufgesetzt und die Back-Office-Abläufe optimiert hat. Der gesamte Markt bewegt sich jetzt aber in eine völlig neue Richtung. Nach außen orientiert, neue Geschäftsprozesse, Innovationen und neue Geschäftsmodelle werden entwickelt. Es geht darum, diese dann dadurch effizient umzusetzen, dass man die volle Transparenz und Durchgängigkeit in einem integrierten System hat.
Das sind die Anforderungen, die von vielen Kunden an uns herangetragen werden. Wir glauben, diese Anforderungen recht gut bedienen zu können: Offene Architekturen, Cloud-Lösungen, hybride Landschaften und eine Plattform für Innovation. Es ist wichtig, dass wir unseren Kunden diese Plattform bieten. Damit können sie ihr Back-Office öffnen und zugänglich machen für neue Geschäftsfelder. Das funktioniert nur über eine Plattform, die mit offenen Standards arbeitet, und es so ermöglicht, schneller neue Applikationen an den Start zu bringen.
Frank: Für uns war das ein entscheidender Punkt in der Entwicklung der Geschäftsbeziehung. Als wir unser Back-Office mehr oder weniger durchkonsolidiert hatten, haben wir feststellen müssen, dass die gemeinsamen Aktivitäten abgenommen haben - weil schlichtweg weniger zu tun war - außer immer mal wieder ein Release-Upgrade einzuspielen. Ansonsten hatten wir hinsichtlich nach vorne gerichteter gemeinsamer Aktivitäten nicht mehr so viel auf unserem Bildschirm. Das hat sich geändert, seitdem SAP ihr HANA stärker in den Vordergrund stellt, und wir erkannt haben, dass es an dieser Stelle durchaus einige Paradigmenwechsel geben wird. Wir haben uns damals frühzeitig dazu entscheiden, mit auf dieses Zug mit aufzuspringen.
Produkte reichen nicht mehr
Was waren genau die Gründe?
Frank: Wir haben geglaubt, dass HANA eine sehr vielversprechende Technologie wird. Wir hatten auch das Vertrauen, dass sich das letztendlich am Markt durchsetzt. Doch es haben sich darüber hinaus eine ganze Reihe von interessanten neuen Punkten entwickelt. Design Thinking war so eine Sache, die wir hier bei MunichRe gemeinsam mit SAP ausprobiert haben - mit dem HPI (Hasso-Plattner-Institut) zusammen. Es gibt also viele neue Möglichkeiten, partnerschaftliche Aktivitäten aufzusetzen.
Das ist wichtig, weil wir natürlich auch aus unserem Haus und von außen immer stärker den Druck verspüren, uns in den neuen veränderten Rahmenbedingungen zurechtzufinden. Daher verändert sich aus meiner Perspektive auch ein Stück weit die Rolle des Dienstleisters dahingehend, dass es nicht mehr reicht, ein Produkt anzubieten, das wir nützen können, um eines unserer internen Probleme zu lösen. Es geht vielmehr darum, gemeinsam zu eruieren, was denn die nächsten Möglichkeiten sind, und dann eine Rollenteilung zu finden, um gemeinschaftlich an diesen Erfolgen teilhaben zu können.
Ist SAP damit gefordert, die technischen Software-Innovationen stärker auch ins Business zu übersetzen?
Frank: Natürlich werden SAP und andere Softwaredienstleister unsere geschäftlichen Herausforderungen nicht lösen können. (an Holz gerichtet) Ich gehe nicht davon aus, dass Sie uns genau erzählen können, wie wir in Zukunft unser Geschäft machen sollten, um erfolgreich zu sein.
Holz: Das ist nicht unsere Expertise.
Frank: Das ist die Frage nach der Definition unseres Verhältnisses aktuell: Wie können wir gemeinsam unsere Kräfte bündeln, um erfolgreich mit neuen Initiativen zu sein. Da stecken wir momentan noch in einer Phase, in der wir untersuchen, wer kann was zur Lösung beitragen. Und der fast noch entscheidendere Teil dabei ist zu verstehen, wie kann man das dann gemeinsam angehen. Zu warten, dass uns die SAP sagt, was wir tun sollen, funktioniert nicht. Wir können aber auch der SAP nicht genau sagen, was wir erwarten - sonst wüssten wir ja die Lösung schon. Es ist also die Frage: Wie bringt man die einzelnen Potenziale so zusammen, das etwas Besseres daraus entsteht und man auch noch eine Möglichkeit findet, gemeinsam geschäftlich erfolgreich zu sein.
Holz: Und Sie haben außerdem auch noch die Herausforderung, immer stärker die Fachabteilungen mit einbinden zu müssen. Ein gutes Vehikel dafür sind die Design Thinking Workshops auch im SAPApp Haus, in dem wir mit kreativen Entwicklungsansätzen intensiv mit den Kunden an neuen Lösungen arbeiten. Damit stellen wir neben den reinen Softwarelösungen, den Kunden auch Methoden zur Verfügung, wie man interdisziplinär zusammenarbeiten kann. Ich glaube, dass dies ein wichtiger Schlüssel ist.
Sie hatten es ja auch angesprochen: Es geht sehr stark um Two-Speed-IT: Zum einen, um sicheres und stabiles Backend, und zum anderen, Innovationen voranzutreiben. Wir haben uns gefragt: Wie können wir unsere Kunden auf diesem Weg optimal unterstützen? Dabei ist Design Thinking sicher ein sehr guter Weg, um Fachabteilungen und IT zusammenzubringen.
IT auf neuen Wege - von einer Service- zu einer Geschäftsorganisation
Frank: Für mich ist vor allem eines entscheidend: Als Unternehmen sehen wir uns Veränderungen ausgesetzt und müssen Wege finden, um mit den damit verbundenen Herausforderungen zurecht zu kommen. Aber auch für die IT im Haus sehen wir, dass die alte Rolle nicht mehr die ist, die wir haben wollen und langfristig haben können. Wir müssen als IT neue Wege finden: Wie bringen wir neue Technologie ins Haus? Wie erklären wir den Kollegen auf der Geschäftsseite, welche Auswirkungen und Potenziale dahinter stecken? Und wie können wir das nutzen?
Direkt daran knüpft ein weiterer wichtiger Punkte an: Wir müssen auch in der Lage sein, wirklich zu liefern. Es geht also darum, Ergebnisse zu erzielen, und geschäftsrelevante Aktivitäten zu betreiben, die man gemeinsam mit dem Business unterstützt. Das ist der Punkt: Wir müssen uns intern von der Service-Organisation hin zu einer Geschäftsorganisation entwickeln. Man kann sich natürlich fragen: Wo lassen sich hier überhaupt noch exakt Grenzen zum Geschäft ziehen. Wir sehen es immer mehr, dass wir uns um inhaltliche Thermen, und die Kollegen auf der Business-Seite umgekehrt immer mehr um IT-Themen kümmern müssen.
Und das funktioniert?
Frank: In nicht miteinander kommunizierenden Silos mittelfristig sicher nicht. Man muss sich gegenseitig einigermaßen gut versehen. Ich glaube, diese Änderung zu begleiten, darin liegt die Herausforderung, aber auch die Chance für Software- oder Technologiedienstleister. Sie müssen verstehen lernen, wie sich die Rolle von IT in den Anwenderunternehmen ändert, wie sich die Rollen in der Organisation wandeln und wie man dann gemeinsam diese Transformation gestalten kann.
Wie weit sehen Sie sich auf diesem Weg. Es gab ja zuletzt bei Munich Re einige Veränderungen im Management. Wird das ganze jetzt auch stärker von der Firmenspitze her getrieben?
Frank: Das Thema Innovation ist schon seit drei, vier Jahren auf der Vorstandsebene sehr präsent. Wir haben viel getan, um einen kulturellen Wandel im Haus zu befördern. Auch weil man an dieser Stelle eine andere Denke braucht, um in neuen Geschäftsfeldern aktiv und erfolgreich zu sein. Wir sehen natürlich auch als IT den wachsenden Druck und betreiben unsere Repositionierung. Das wurde durch den Kollegen Johnson (Robin Johnson ist seit April 2017 neuer CIO bei der Münchener Rück, Anm. d. Red.), der hier auch sehr viel Erfahrung hat, noch einmal beschleunigt. Wir sind jetzt an dieser Stelle noch ein Stückchen konsequenter und mit mehr Durchschlagskraft unterwegs.
Doch der Wechsel, für uns als interne Organisation aus einer lange gelebten Servicedenke herauszukommen und in einen Modus als integraler Bestandteil innovativer Lösungen einzuschwenken, das ist ein weiter Weg. Wir geben uns sehr viel Mühe und haben sicher auch einige Achtungserfolge erzielt. Aber das ganze wird durch einen solchen Wechsel und eine solche Personalie sicher noch einmal stärker forciert. Von daher bin ich eigentlich optimistisch, dass wir auf dem Weg, den wir bereits eingeschlagen haben, noch deutlich Fahrt aufnehmen können.
Seinen Mehrwert für das Unternehmen definieren
Das bedeutet natürlich einen gewaltigen Kulturwandel, gerade in der IT …
Frank: Absolut.
… man muss sich viel stärker mit dem Business auseinandersetzen, muss kommunikativer arbeiten, erklären, was die IT kann.
Frank: Die größte Herausforderung ist aus meiner Sicht, dass es für alle Kollegen in der IT - wahrscheinlich auch im Business - ein Mindset-Shift ist. Ich muss mich neu orientieren, wie ich meinen Mehrwert für das Unternehmen definiere, wie ich mit den Kollegen im Business zusammenarbeite, wie ich priorisiere und wie ich meinen weiteren Weg sehe. Das sind schon sehr umfangreiche Änderungen, die eine gewisse Zeit brauchen, aber natürlich auch ein gutes Change Management.
Im gleichen Kontext sehe ich auch unsere Partnerschaft zu SAP. Wir sehen immer wieder, dass wir von außen profitieren und uns gegenseitig befruchten, um dann gute Modelle für die Zukunft zu entwickeln.
Für SAP ändert sich damit auch die Art und Weise, wie Sie mit Kunden kommunizieren. Wo Sie früher mit dem IT-Leiter oder CIO zusammengesessen haben, müssen Sie heute dem Business erklären, was ihre Lösungen bringen. Das ist doch auch eine Herausforderung?
Holz: Absolut - SAP selbst steckt ja auch mitten in der digitalen Transformation. Das macht uns aber auch authentisch bei vielen unserer Kunden. Wir konnten schon immer auf eine gute Industrie-Expertise bauen. Jetzt müssen wir uns zunehmend darauf einstellen, auch die Ansprechpartner der Fachabteilungen beim Kunden entsprechend anzugehen und zu adressieren.
Frank: Aus Kundensicht war unser Verhältnis immer sehr stark davon geprägt, dass der Einstieg der SAP über die gute Basis auf der IT-technischen Seite erfolgt ist. Auch weil wir auf IT-Seite wussten, dass viele Probleme erst gar nicht auftreten, weil wir eine gute Partnerschaft haben, weil die Lösungen solide sind. Es war fast so, dass die IT-Organisation ein Stück weit - ich will jetzt nicht sagen, Teil Ihrer Sales-Organisation - aber sicher ein Stück weit Case-Treiber war.
SAP muss sich neu organisieren
Die IT-Abteilung als verlängerte Arm der SAP?
Frank: Ich glaube, dass sich SAP heute neu orientieren muss: Die Basis ist noch da, aber ein Stück weit aus dem Fokus geraten. Wir haben früher eine mehr auf die Technologie fokussierte Strategie verfolgt. Das war auch gut so, weil wir so Ordnung halten konnten und kaum Mehraufwände dadurch hatten, Technologie zusammenführen zu müssen. Dieser Weg ist heute gar nicht mehr durchzuhalten. Es kommen so schnell neue Lösungen auf den Markt, dass es immer schwieriger wird, diese im Blick zu behalten und einzuordnen. Als IT-Organisation sind wir nicht mehr Besitzer und Kontrolleuer aller IT-Aktivitäten.
Jeder von uns hat zu Hause mehr interessante Gadgets als in der Arbeit. Früher war das anders herum. Da waren wir diejenigen, die was Tolles brachten. Heute sind wir die, die im Weg stehen. Unsere Rolle im Moderieren und Orchestrieren dieser ganzen Technologielandschaft, die ändert sich gerade.
Das ist letztlich auch eine Herausforderung für die SAP: Die alte Basis schwindet und Sie stehen jetzt auch in Konkurrenz zu Startups aus Palo Alto, die schnell mit neuen interessanten Lösungen auf den Markt kommen, und die Sie als SAP dann an verschiedenen Stellen auch obsolet machen.
Holz: Wir schätzen diese Spannungsverhältnisse aber auch. Weil immer wieder neue Marktbegleiter entstehen, die uns Impulse geben. Das ist für uns ein ständiger Ansporn, hier flexibel zu reagieren und auf die Trends mit unseren SAP-Lösungen Antworten zu geben.
Wir sind nicht immer mit jeder Anwendung der erste im Markt, aber die Kunden, die auf SAP-Architekturen setzen, können gewiss sein, dass die richtigen Themen bedient werden. Wenn ich sehe, dass wir allein in diesem Jahr Bereiche wie Blockchain, Machine Learning (ML) und Künstliche Intelligenz (KI) mit in unser Portfolio aufgenommen haben, dann sind das doch Trends, die ziemlich aktuell sind. Von der Cloud gar nicht zu sprechen - das machen wir schon seit vielen Jahren erfolgreich.
Aber ich gebe Ihnen vollkommen Recht. Es ist ein ständiger Wettbewerb, dem wir uns stellen müssen. Um auch weiterhin bestmögliche Angebote für unsere Kunden zur Verfügung zu stellen.
Frank: Die Relevanz der SAP sehe ich weiterhin in Back-Office-Projekten, die zugegebenermaßen in aller Regel nicht besonders innovativ sind. Gerade bei den neuen Themen ist es natürlich immer mit einem gewissen Risiko verbunden, wenn man auf ein Startup und eine neue Technologie setzt. Aber genau in diesen neuen Bereichen ist eben die Frage: Schafft es die SAP, eine eigene Option zu bieten und das Ganze gleichzeitig ein Stück weit in die eigene Landschaft zu assimilieren. Dadurch würde uns natürlich ein Stück weit das Risiko genommen. Und für SAP wäre es natürlich ein gutes Verkaufsargument: Wenn wir etwas nutzen können, für das wir nicht in erster Linie selbst das Risiko auf uns nehmen müssen, es auszuprobieren, weil es bereits vorgedacht und ausprobiert ist.
Holz: Das ist genau der Vorteil. Wir haben ja bereits über das Thema End-to-end-Geschäftsprozesse gesprochen. Nur wenn Prozesse durchgängig in einer integrierten Architektur umgesetzt sind, lassen sich auch die Geschwindigkeitsvorteile erzielen, die von Unternehmen wie Munich Re gefordert werden. Das ist wiederum ein Punkt, warum viele Kunden, die sich auch Best-of-Breed-Lösungen ansehen, am Angebot von SAP interessiert sind. Weil wir genau das gewährleisten.
Hype um Innovation weicht Realismus
Es geht also eigentlich um die Plattform, auf der ich Back-Office-Anwendungen betreiben, aber eben auch innovative Services anbinden kann, sei es von SAP oder von einem anderen Anbieter aus dem Ökosystem?
Frank: Das Thema Plattform gewinnt für uns laufend an Bedeutung. Aber auch da ist die richtige Strategie nicht immer einfach zu finden. Es gibt viele interessante Plattformen mit gewissen Teilausschnitten, die dort bedient werden. In Sachen Cloud zum Beispiel kommt man an Amazon und Microsoft sowieso nicht vorbei - der Zug ist abgefahren, denke ich.
Die Frage ist dann: Schafft man es auf SAP-Seite, dafür ein Angebot zu schnüren? Das war ein wenig das Problem in der Vergangenheit beziehungswiese der jüngeren Vergangenheit. Wir sehen immer wieder Angebote, die zwar eine gute Überschrift bedienen, ohne jedoch wirklich einen Mehrwert zu liefern. Wir haben uns oft genug mit Themen beschäftigt, weil die Überschrift gut war. Aber der entscheidende Aspekt für uns ist natürlich: Wie können wir das in Geschäftserfolg umwandeln.
Ich habe den Eindruck, dass der Hype rund um das Thema Innovation derzeit wieder etwas dem Realismus weicht, weil man zunehmend feststellt: Nicht alles, wofür man Geld ausgeben kann, hilft einem auch, Geld zu verdienen - auch wenn es sich gut anhört.
Was heißt das konkret auf die SAP gemünzt?
Frank: Für uns ist die Frage: Wo kann die SAP uns Lösungen bereitstellen, von mir aus auch auf Basis von Plattformen und Partnernetzwerken, und wo muss man realistisch sagen, dass der Wettlauf an dieser Stelle eigentlich vorbei ist, weil sich dort das Lösungs-Set eines anderen Anbieters etabliert hat. Schafft es SAP also, schnell genug umzuschalten - von "will ich auch haben" auf "mach ich halt woanders mit, weil es sich schon durchgesetzt hat".
Können Sie hier ein Beispiel beschreiben?
Frank (zögert): Ich will jetzt an dieser Stelle nicht zu viel aus dem Nähkästchen plaudern (lacht). Sagen wir mal so: Beim Thema Big Data sind wir früh mit SAP HANA gestartet. Damals war es oft nicht viel mehr als ein Schlagwort. Egal welche Frage man an SAP hatte, die Antwort war immer: SAP HANA. Das hat sich dann im Laufe der Zeit konkretisiert und wir sind immer besser vorangekommen.
Wir haben auch gemeinsam mit Themen in der Cloud angefangen. Jetzt stellt sich heraus, zum Beispiel bei der HANA Enterprise Cloud: Es steht Cloud dran und wir fanden es auch gut, dass es Cloud ist. Im zweiten Schritt muss man aber schon genau darauf schauen, was wirklich drin ist und wofür man bezahlt. Da sehen wir momentan: Ja die SAP ist dabei, dieses Offering so zu schneiden, dass es allmählich Gestalt annimmt für etwas, das man langfristig nutzen kann. Doch Amazon hat an dieser Stelle - Microsoft ist noch ein bisschen hinterher - eine andere Professionalisierungstiefe.
Und wenn SAP jetzt mit Amazon und Microsoft in Sachen Cloud-Lösungen kooperiert, stellt sich aus meiner Sicht natürlich die Frage: Was ist das, was die SAP-Cloud an dieser Stelle als differenzierendes Merkmal ins Feld führen kann?
Gut, sie läuft in Deutschland. Und es gibt andere Kriterien. Aber das Thema ist letztlich eine Cloud-Lösung. Hier gilt es, weiter zu konkretisieren, ob es sich lohnt, selbst zu investieren und einen Unterschied zu machen. Man sollte sich aber auch fragen, an welcher Stelle man nicht etwas hinterherlaufen sollte, was sich längst am Markt etabliert hat. Das wäre so ein Beispiel, ohne tiefer in die Details einzusteigen. Ich weiß nicht wie Sie das sehen, das würde mich auch einmal interessieren.
SAP öffnet sich für Kooperationen
Nun - in der Vergangenheit hat SAP aus meiner Sicht immer sehr SAP-zentrisch agiert, auch beim Cloud-Ansatz. Im Zuge der jüngsten Kooperationen unter anderem mit Google und AWS scheint sich an dieser Stelle der Wind tatsächlich etwas zu drehen.
Holz: Sie sagen es, das ist tatsächlich so. Es gibt Dinge im Markt, die können wir nicht ignorieren. Das adressieren wir durch diese Offenheit. Die SAP-Cloud-Plattform läuft auch auf Google und AWS. Hier haben wir Partnerschaften aufgebaut. Damit gibt es dort in der Cloud einige Dinge, die man mit einer SAP-Cloud-Plattform sehr viel schneller entwickeln und realisieren kann. Wenn ein Kunde zum Beispiel eine App bauen möchte, die auf SAP-Daten zugreift, die aber auch Vorteile von Google oder AWS nutzt, dann bieten wir das an.
Wir haben außerdem die Möglichkeit, mit SAP Vora große Hadoop-Landschaften mit anzubinden. Damit verfolgen wir, was das Thema Big Data angeht, immer mehr eine Strategie, die signalisiert: Wir geben den Kunden die Möglichkeit, die Vielfalt des Marktes zu nutzen und sich ihre Lösung nach ihren individuellen Bedürfnissen zurechtzuschneiden. Das ist die Richtung, in die wir die SAP-Cloud-Plattform weiterentwickeln. Und das Feedback der Kunden bestätigt uns in dieser Strategie.
Denken Sie denn bei Munich Re schon konkret darüber nach, ihre Infrastruktur in einer Google- oder Amazon-Cloud zu betreiben?
Frank: Unabhängig vom Anbieter - ich denke schon, dass wir mittelfristig einen immer größeren Teil unserer Infrastrukturleistung - und vielleicht auch Softwareleistung - aus der Cloud beziehen werden. Sie haben es ja angesprochen: Immer wenn es ein entsprechendes Angebot aus der Cloud gibt, oder einen Software as a Service, der für uns passt, dann stellt sich natürlich die Frage, warum wir das selbst betreiben sollten. Das ist ja doch meistens aufwendiger.
Ich glaube, die Reise geht Richtung Cloud. Irgendwann wird es eine Option sein, die sowohl vom Risiko- wie auch vom Kostenstandpunkt vernünftig funktioniert. Momentan muss man allerdings sagen, dass der finanzielle Vorteil auf der Cloud-Seite oft nicht da ist. Gleichwohl stellen wir unsere Rechenzentren auf Cloud-Betrieb beziehungswiese mehr Automatisierung um, so dass wir quasi von den Prinzipien einer Cloud profitieren können. Aber wir sehen natürlich, dass sich die Lösungslandschaft Richtung Public Cloud verschieben wird.
Der Trend geht Richtung Public Cloud
Gibt es denn einen konkreten Zeitplan?
Frank: Einen Zeitrahmen haben wir an dieser Stelle nicht konkret festgelegt. Aber es wird aus meiner Sicht über die nächsten fünf bis zehn Jahre sicher die Ausnahme bleiben, sich noch eine eigene Infrastruktur aufzubauen. Wenn man eine solche bereits hat und noch weiter betreibt, ist das sicher eine etwas andere Kostenfrage - was abgeschrieben ist, muss ich schließlich nicht noch einmal bezahlen. Der Trend geht aber in Richtung Public Cloud und darauf bereiten wir uns auch vor.
SAP forciert seine eigene Cloud-Strategie. Angesichts der Kooperationen mit Google und AWS - wird sich SAP als eigener Cloud-Betreiber eher aus dem Markt zurückziehen?
Holz: Unser eigenes Cloud-Angebot wird weiter bestehen bleiben. Wir haben viele Kunden, die Wert darauf legen, dass ihre SAP-Systeme bei uns und auf Wunsch auch in deutschen Rechenzentren betrieben werden. Weil die SAP-Anwendungen so entscheidend sind für einen stabilen Betrieb der Back-Office-Systeme, sagen eine erhebliche Zahl an Kunden, sie möchten das Ganze eben gerne in einer privaten oder der public Cloud von SAP laufen lassen.
Ich möchte noch einmal auf das Thema Innovation zurückkommen: Mit Digital Partners hat Munich Re einen eigenen Innovations-Ableger gegründet. Inwieweit ist der denn mit dem klassischen Applikationsbetrieb verzahnt?
Frank: Ich würde das mal so formulieren: Wir arbeiten momentan an der richtigen Balance: Wie viel Freiheit braucht eine Startup-ähnliche Geschäftseinheit, um nicht durch die Prozesse, Vorgehensweisen und bestehenden Lösungen eingeengt und eingeschränkt zu werden? Als Digital Partners die ersten Schritte machte und versuchte, sich am Markt zu etablieren, da waren wir sehr zurückhaltend, würde ich sagen. Es war auch vereinbart, dass Digital Partners an dieser Stelle eine große Eigenständigkeit behält. Was wir haben, ist im Prinzip eine Art Aufsichtsfunktion.
Mittlerweile gibt es auch schon einige interessante Kooperationen, die wir im Zuge der Innovationsinitiativen eingegangen sind. Ein Teil des Offerings beinhaltet im Prinzip auch Back-Office und Betreuung des Prozesses. Da kommen Sie natürlich automatisch an die Stelle, wo es darum geht, Lösungen zu betreiben - im eigenen Rechenzentrum oder ausgelagert. Von daher gibt es natürlich schon Überschneidungsthemen, die hier auftreten. Wir versuchen aber grundsätzlich, relativ viel Freiheit zu lassen und uns selten einzumischen.
Innovation braucht den richtigen Mix aus Freiheit und solider Basis
Ist das so eine Art Grundprinzip, wie Sie mit dem Thema Innovation umgehen?
Frank: Wir haben mehrere Innovationsinitiativen am Laufen, die alle ein Stück weit nach diesem Schema aufgesetzt sind. Das Problem, in das man früher oder später läuft, ist: Fängt man zu viele von diesen Sachen an, dann muss man irgendwann auch wieder zusehen, wie man das Ganze konsolidiert. Sonst rechnet es sich nämlich nicht und wir fangen an, einen ganzen Zoo an verschiedenen Lösungen zu verwalten.
Wir diskutieren momentan, wie das richtige Setup aussehen könnte, der richtige Mix aus Freiheit und einer soliden Basis aus Standardausrüstung. Mein Eindruck ist: Je stärker die Initiativen Fuß fassen, umso mehr realisieren diese auch, dass man das Rad nicht immer wieder neu erfinden muss. Als Innovationstreiber muss man sich darauf konzentrieren, das differenzierende Merkmal zu kultivieren und sich nicht unbedingt um das langweilige Payment im Backend kümmern. Von daher vertreten wir an dieser Stelle momentan die IT-Auffassung, dass wir an verschiedenen Stellen Mehrwert leisten können - sicher mit einer etwas anderen Geisteshaltung und auch einem anderen Baukasten, als wir es auf der reinen Backend-Seite tun.
Und letztlich geht es aber doch auch darum, das Ganze in Mehrwert für das eigene Business umzumünzen?
Frank: Ja absolut - Gunter Dueck hat es einmal so beschrieben: Es reicht nicht, dass ich nachmache, was andere machen, nur um zum gleichen Ergebnis zu kommen. Beim Design Thinking, InnoLabs und dem Ausprobieren neuer Technologien muss man sich genau überlegen: Warum tue ich das? Tue ich das, um Einsichten zu gewinnen und Geld damit zu verdienen. Oder tue ich das, weil es sich irgendwie gut anfühlt, in Jeans ins InnoLab zu gehen. Das ist die Balance, die Unternehmen finden müssen - sicher nicht ganz trivial.
Und wie kann das funktionieren?
Frank: Man kann sicher nicht schon an Tag eins mit einem fixen Business Case kommen. Es dreht sich in gewisser Weise auch um kulturelle Fragen: Kann sich hier etwas entwickeln? Können Sie kreativ werden? Können Sie die Leute motivieren, sich aus ihrem Daily Business herauszuwagen und neue Sachen auszuprobieren? Von daher brauchen Sie eine gewisse Freiheit, aber Sie brauchen genauso auf der anderen Seite einen Mechanismus, wie aus einer Idee über einen endlichen Zeitraum entweder etwas Erfolgreiches oder eben nichts wird. Bei Venture Capitalists funktioniert das recht gut. Die haben dafür recht rigide Maßstäbe entwickelt.
Das ist auch so ein Punkt, wo wir momentan noch unseren Weg finden müssen. Wie viel Freiheit lassen wir am Anfang und wann muss man eigentlich in einen relativ eng getakteten Review-Prozess kommen, in dem irgendwo auch eine gewisse Erwartung an einen Return ihren Platz haben muss? Das ist aus meiner Sicht sicher ein schwieriges Thema.
Inwieweit fühlen Sie sich dabei durch die Insurtechs getrieben, die sich mit einzelnen Services in die Wertschöpfungskette der Versicherungen einklinken wollen?
Frank: Wir nehmen das Phänomen sehr ernst und versuchen, uns selbst ein Stück weit daran zu beteiligen. Wenn es gute Ideen gibt, wollen wir daran natürlich teilhaben. Letztlich ist Digital Partners auch so eine Art an Insurtechs angelehnte Initiative. Wir versuchen also, die Trends aufzunehmen, aber auf der anderen Seite auch, nicht jedem Hype hinterherzulaufen. Es geht darum, möglichst klar zu verstehen, welche Themen gewisse Geschäftspotenziale beinhalten und welche nicht.
Zweifellos gibt es Veränderungen im Markt. Die Frage ist nicht, ob sondern in welcher Geschwindigkeit und mit welcher Vehemenz sich die Geschäftsmodelle verändern. Ich glaube, das ist die entscheidende Frage. Wir haben Programme im Unternehmen, mit denen wir versuchen, uns diesen Herausforderungen gesamtheitlich zu stellen und uns für die Zukunft fit zu machen. Also: Wir nehmen das sehr ernst, aber ohne in Panik zu geraten.
Spannende Ko-Innovation: SAP spricht mit Fintechs
Wie beurteilen Sie bei SAP diese Startups, die mit neuen Services letztlich auch SAP Konkurrenz machen?
Holz: Wenn diese direkt auf unsere Kernsoftware zielen, dann ist es für uns Ansporn, dort zu reagieren, und mit eigenen Entwicklungen zu kontern. Es gibt aber auch interessante Möglichkeiten, wenn es um spezifische Teilbereiche geht. Dann passieren an dieser Stelle spannende Ko-Innovationen. Gerade im Bereich der Fintechs in Deutschland führen wir einige interessante Gespräche. Die etablierten Unternehmen beobachten die Entwicklungen und möchten darauf reagieren. Und sie sind daran interessiert, das gemeinsam mit SAP zu tun.
Man braucht aber auch hier einen digitalen Kern, die solide Basis der Back-Office-Systeme, und das jeweilige innovative Geschäftsmodell, das man bei dem Fintech oder Insurtech beobachtet. Das sind für uns die Ansatzpunkte, um mit unseren Kunden in Ko-Innovationsprojekte zu gehen. Es sind also nicht nur wir, die aus dem Wettbewerb die Impulse bekommen, sondern auch unsere Kunden. Wir nutzen dann unsere langjährige Partnerschaft, um gemeinsam neue Entwicklungen anzustoßen. Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Partnerschaften mit den Kunden.
Welche Rolle spielen denn Techniken wie Blockchain und Künstliche Intelligenz? Themen, wie SAP anhand der Auswertung von Satellitenbildern auf kommende Naturkatastrophen schließen kann, betreffen Sie ja im Kerngeschäft.
Frank: Absolut. In Sachen Blockchain haben wir eine Brancheninitiative mit einer Reihe anderer Versicherer gegründet. Wir halten diese neuen Techniken für sehr relevant und versuchen auch, uns entsprechend stark zu engagieren. Auf der Seite Data Analysis und KI ebenso. Wir investieren, wir bauen Expertise auf. Wir schauen, wo gibt es Potenziale und Partner, mit denen man zusammenarbeiten könnte. Wir sind da guter Dinge. Ich glaube wir haben uns an dieser Stelle schon eine ganz gute Position erarbeitet.
Nur, am Ende des Tages entscheidet sich der Erfolg dieser Initiativen mit dem ökonomischen Erfolg. Daher haben wir jetzt auch den Fokus stärker darauf gelegt, wie wir diese Trends monetarisieren können. Das ist für uns ein Stück weit Neuland, aber wir glauben fest, dass es die Branche verändern wird, genauso wie wahrscheinlich den Rest der Welt. Wir sind guter Dinge und auch optimistisch, dass wir die Potenziale für unser Geschäft heben können.
Holz: Und wir unterstützen Sie dabei wiederum durch unsere eigenen Initiativen, mit unserem eigenen ML und KI. Der Unterschied zu den Initiativen anderer Anbieter liegt darin, dass die Techniken Einzug halten in das bestehende Programm und dort direkt in die Lösungen integriert werden. Wir haben zum Beispiel in diesem Jahr Cash Application herausgebracht. Im Zuge der Rechnungseingangsprüfung werden die eingehenden Rechnungen automatisch abgeglichen. Das ist ein Beispiel dafür, dass die Innovation in die bestehende Anwendungslandschaft mit einzieht, um unsere Kunden dabei zu unterstützen, die Vorteile neuer Technologien zu nutzen.