CIOs können durch die Zusammenarbeit mit ihren C-Level-Kollegen viel gewinnen, und sei es nur, um einen besseren Einblick in verschiedene Unternehmensbereiche zu erhalten. Eine der wichtigsten Beziehungen, die ein Technologieführer aufbauen kann, ist die mit dem Chief Human Resources Officer (CHRO).
Von der Mitarbeiterbindung bis zur Schulung sind Personalleiter an vielen Initiativen beteiligt, die sich direkt auf die IT auswirken. Darüber hinaus muss sich die IT-Abteilung in einem angespannten Talentmarkt stark auf die Personalabteilung verlassen, um sich einen Vorteil bei der Anwerbung und Bindung wertvoller IT-Talente zu verschaffen. Die Personalabteilung wiederum ist von einer Reihe von Technologien, Prozessen und Dienstleistungen abhängig, bei deren Implementierung, Automatisierung und Verbesserung die IT-Abteilung eine Schlüsselrolle spielt.
War for Talents im Team gewinnen
"Eine starke Partnerschaft zwischen der Personalabteilung und dem CIO ist heute wichtiger denn je, da die Nachfrage nach talentierten Mitarbeitern so groß ist", sagt Kathy Kay, CIO beim globalen Finanzdienstleister und Versicherungsunternehmen Principal Financial Group. "Die Pandemie und die großen Umbesetzungen haben uns alle dazu veranlasst, uns strategisch stärker auf unsere Bemühungen rund um die Einstellung und Bindung von Mitarbeitern zu konzentrieren", so Kay. "Der CIO spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die digitalen Anforderungen der Personalabteilung zu verstehen. Zudem muss er technische Lösungen bereitstellen, um die Bedürfnisse von Mitarbeitern aus der Ferne und in hybriden Teams zu erfüllen."
Gemeinsam die Kultur verändern
Für CIOs und CHROs ist eine enge Arbeitsbeziehung von entscheidender Bedeutung, "weil es eine inhärente Verbindung zwischen Führung, Kultur, Fähigkeiten und Verhaltensweisen gibt, um die Ergebnisse der digitalen Transformation zu erreichen", argumentiert Chris Nardecchia, Senior Vice President und Chief Information and Digital Officer bei Rockwell Automation, einem Anbieter von Produkten für die Industrieautomatisierung.
"Eine enge Partnerschaft zwischen CIO und CHRO, die Technologie, Daten, Geschäftsprozessdesign und Arbeitsabläufe aufeinander abstimmt, kann dazu beitragen, das gewünschte Arbeitsverhalten neu zu definieren, was wiederum die Kultur verändert", folgert Nardecchia. "Eine bessere Employee Experience ist der Schlüssel zur Beseitigung von Reibungsverlusten, zur Optimierung der Kundenerfahrung sowie zur Gewinnung und Bindung von Talenten."
Im Folgenden finden Sie einige Ansätze, wie eine starke CIO-CHRO-Beziehung Unternehmen Vorteile verschaffen, um Geschäftsziele zu erreichen.
Strategische Prioritäten bei Einstellungen
Personal- und Technologieverantwortliche sind in einer einzigartigen Position, wenn es darum geht, ihr Unternehmen beim Erreichen zentraler Ziele zu unterstützen. Dies umfasst auch, Prioritäten für die Besetzung offener Tech-Positionen festzulegen. "Unsere HR-Partner arbeiten eng mit uns zusammen, um die Technologiestrategie unseres Unternehmens zu verstehen. Dadurch können wir besser bestimmen, welche Funktionen für den Erfolg des Unternehmens am wichtigsten sind", berichtet CIO Kathy Kay aus der Praxis.
Dazu knüpft das HR-Team neue Beziehungen zu Personalvermittlern und Personaldienstleistern, um ungenutzte Talentpools und Pipelines zu entdecken. Dies beinhalte, so Kay, Studenten auf neue Art und Weise auf offene Stellen aufmerksam zu machen, High-School-Schülern Ausbildungsplätze anzubieten und mit Community Colleges kooperieren. "Wir arbeiten darüber hinaus mit verschiedenen Gemeindeorganisationen zusammen, um mehr Studenten aus unterrepräsentierten Bevölkerungsgruppen zu erreichen."
HR-Experten helfen bei der Ermittlung von Qualifikationen, die für die Anforderungen des Unternehmens entscheidend sind, und wissen, was der Markt in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Vergütung und Sozialleistungen vorgibt. "So bleiben wir wettbewerbsfähig", argumentiert Kay. "Durch ständige Diskussionen mit der Personalabteilung erhalten wir Einblicke in die Einstellung und Bindung von Mitarbeitern innerhalb unserer eigenen Organisation." Und Echtzeitdaten helfen, schneller auf Trends zu reagieren. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Personalabteilung schreibt Principal Financial nun 95 Prozent seiner Stellen im Technologiebereich mit der Option auf Remote Work aus, um einen größeren Talentpool zu erschließen.
Ausbau der Schulungsprogramme
Angesichts des anhaltenden IT-Fachkräftemangels und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften mit spezifischen Fähigkeiten sind interne Schulungsprogramme für die meisten Unternehmen unerlässlich geworden. Werden bestehende Mitarbeiter in Bereichen wie Cloud Computing und Cybersicherheit geschult, können Unternehmen ihren Bedarf in diesen Bereichen leichter selbst decken und ihren Mitarbeitern Karrieremöglichkeiten eröffnen. "Wir haben unsere Kultur zu einer Kultur des kontinuierlichen Lernens gemacht, mit einem ehrgeizigen Weiterbildungsprogramm für Mitarbeiter. Dies umfasst unser Cloud-Accelerate-Programm, Zugang zu LinkedIn Learning, eine jährliche Technologiekonferenz für Mitarbeiter sowie Hackathons und mehr", sagt Kay.
Mit Hilfe der Personalabteilung hat die IT-Abteilung in nur acht Monaten fast 1.700 Mitarbeiter durch das Amazon Web Services (AWS)-Programm geschult, wobei die Zahl der AWS-Zertifizierungen im Vergleich zum Vorjahr um 377 Prozent gestiegen ist. "Die Personalabteilung ist ein notwendiger Partner, wenn wir unsere Schulungsmöglichkeiten weiter ausbauen", sagt Kay.
Employee Experience verbessern
Viele Unternehmen suchen nach Wegen, um Mitarbeiter anzuziehen und zu halten, indem sie das Mitarbeitererlebnis - die Employee Experience - verbessern. Auch in diesem Bereich kann eine enge Zusammenarbeit zwischen IT und HR Vorteile bringen. "Bei unserer Workday-Implementierung haben der CHRO und ich eng zusammengearbeitet, um eine neue Plattform für das Personalmanagement und die Gehaltsabrechnung bereitzustellen, die Produktivität zu verbessern, Einblicke in Unternehmens- und Mitarbeiterdaten zu geben und das Engagement der Mitarbeiter zu steigern", berichtet CIO Nardecchia von Rockwell Automation.
Zu den Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen IT und HR gehören die Erstellung von Umfragen zum Mitarbeiterengagement, das sogenannte "Employee Journey Mapping", eine Neugestaltung von Arbeitsplätzen mit Remote-Optionen für Future Work sowie die Nutzung von Daten aus Mitarbeiterprofilen für Karriereplanung und Talentmanagement sowie -entwicklung. "Dies alles hat unsere Personalplanung verbessert, Gehaltsabrechnungen und Leistungsverwaltung konsistent gemacht sowie das Skill-, Talent- und Rekrutierungsmanagement auf strategische Ziele ausgerichtet", so Nardecchia.
Diversity - eine Kultur der Vielfalt schaffen
IT- und HR-Manager können gemeinsam daran arbeiten, die Vielfalt nicht nur in den Technologieabteilungen, sondern im gesamten Unternehmen zu erhöhen. Bei der Principal Financial Group helfen das HR-Team sowie das Diversity & Inclusion-Team dabei, "die Geschichte unserer vielfältigen und integrativen Unternehmenskultur zu erzählen und alle Möglichkeiten aufzuzeigen, wie wir unsere globalen Mitarbeiter während ihrer gesamten Laufbahn unterstützen", sagt Kay. "Wir wollen bewusst eine integrative Kultur und eine vielfältige Belegschaft fördern."
Kay zufolge hat HR die IT-Abteilung bei der Entwicklung von Strategien zur erfolgreichen Rekrutierung und Bindung verschiedenartiger IT-Mitarbeiter und Führungskräfte unterstützt. Das Unternehmen habe seine Kultur des kontinuierlichen Lernens zu einem Differenzierungsmerkmal bei der Rekrutierung gemacht, mit einem ehrgeizigen Weiterbildungsprogramm für Mitarbeiter. "Das HR-Team koordiniert unsere Ressourcengruppen mit 3.700 Mitarbeitern, zu denen auch ein Team gehört, das speziell Frauen im Technologiebereich unterstützt." Kay zufolge hat die Tech-Community inzwischen einen Frauenanteil von 38 Prozent, und die Hälfte des Führungsteams der CIO-Arbeitsgruppe besteht aus Frauen oder farbigen Personen.
Digitale Transformation erleichtern
Bei der digitalen Transformation geht es nicht nur um neue Tools und Services. Gefragt sind neue Kompetenzen und eine veränderte Denkweise. Bei Rockwell Automation arbeitet CIO Nardecchia eng mit dem CHRO zusammen daran, Talente, Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Veränderungsmanagement zur Unterstützung der Umstellung auf digitale Technologien und Dienstleistungen aufeinander abzustimmen. "Wir haben diese interne Transformation im Jahr 2020 mit dem Ziel gestartet, ein datengesteuertes Betriebsmodell aufzubauen, das unsere Entwicklung hin zu einer kundenzentrierten, datengesteuerten und agilen Organisation beschleunigt", sagt Nardecchia. "Damit unsere Transformation wirklich erfolgreich ist, muss sich Rockwell Automation von innen heraus verändern."
Dies erfordere Engagement und die Bereitschaft zur Veränderung bei den Führungskräften sowie in allen Funktionen des Unternehmens, berichtet der CIO. "Eine einzelne Gruppe oder ein Einzelner kann eine Transformationsagenda nicht umsetzen - es braucht das gesamte Führungsteam und seine Organisationen." Um die Gewinnung und Bindung von Talenten für die Umstrukturierung zu unterstützen, arbeitete Nardecchia mit dem CHRO zusammen, um Mitarbeitern neue Lern- und Entwicklungsansätze sowie Kollaborationstools zur Verfügung zu stellen, Arbeitsabläufe zu rationalisieren, das Engagement zu steigern sowie Technologien und Daten zu nutzen, mit denen Mitarbeitern beim Erlernen neuer Fähigkeiten unterstützt werden.
Automatisierung von HR-Prozessen
IT- und Personalleiter können auch zusammenarbeiten, um Prozesse zu automatisieren, die die Fähigkeit des Unternehmens verbessern, den Mitarbeitern bessere HR-Services zu bieten und neue Talente zu gewinnen. "Viele Personalabteilungen an Hochschulen müssen sich mit einer immer umfangreicheren Mitarbeiterunterstützung auseinandersetzen - und das in einer Zeit, in der die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern eine immer größere Herausforderung darstellt", berichtet Bill Balint, CIO der Indiana University of Pennsylvania. "Die Automatisierung bestimmter Tätigkeiten kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter der Personalabteilung mehr wertvolle Zeit für Aufgaben nutzen können, die ihr Fachwissen erfordern."
Als aktuelles Beispiel nennt Balint die Umstellung der Indiana University of Pennsylvania auf ein branchenübliches elektronisches Signatur- und Workflow-System zur Bearbeitung der Leistungsbeurteilungen von Mitarbeitern während der Pandemie. "Das Risiko war gering, da ein bewährtes System verwendet wurde, und der Nutzen war hoch, da eine kritische Geschäftsanforderung ohne persönliche Interaktion erfüllt werden konnte", sagt er. IT-Projekte an der Universität werden Balint zufolge auf der Führungsebene priorisiert, und der Personalleiter der Universität berät sich mit der IT-Leitung, um Maßnahmen zu identifizieren, die den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen.
Onboarding von Mitarbeitern verbessern
Die Aufnahme neuer Mitarbeiter in ein Unternehmen kann eine schwierige Aufgabe sein, insbesondere in einer Zeit, in der viele Mitarbeiter aus der Ferne arbeiten. Bei der OvareGroup, einem Anbieter von Werbe-, Branding- und anderen Dienstleistungen, kooperierte die IT-Abteilung eng mit der Personalabteilung und dem Marketing, um den gesamten Onboarding-Prozess zu überarbeiten, sagt Suzie Smibert, Executive Vice President und CIO. "Neue Mitarbeiter können wählen, ob sie lieber mit einem Mac oder einem PC arbeiten möchten, und das konfigurierte Gerät wird geliefert - entweder nach Hause oder ins Büro, damit sie sofort loslegen können. Smibert zufolge "treffen neue Mitarbeiter an ihrem ersten Arbeitstag - ob per Fernzugriff oder persönlich - als erstes einen unserer technischen Analysten, um die Einarbeitung in die Technologie abzuschließen".
Mit der neuen Onboarding-Initiative "haben wir uns auch darauf konzentriert, die Erwartungen des Unternehmens und der neuen Mitarbeiter zu kommunizieren und zu steuern, damit jeder weiß, welche Aufgaben er hat und was er erwarten kann", sagt Smibert. Die IT-Abteilung bietet Unterstützung und Schulungen für die Office 365-Suite an und hilft neuen Mitarbeitern, den Zugriff auf Anwendungen zu erlernen und sich mit Programmen zur Förderung der Cybersicherheit vertraut zu machen. "Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Erfahrung durch regelmäßiges Engagement und Feedback zu verbessern", so Smibert. "Unser Ziel war es, die Anzahl der Support-Tickets von neuen Mitarbeitern zu verringern, und seit der Implementierung dieses neuen Prozesses haben wir etwa 25 Prozent weniger Tickets erhalten."
Supercharge HR
Die moderne Personalabteilung stützt sich in hohem Maße auf Tools. Umgebungen, in denen CIOs und CHROs reibungslos zusammenarbeiten, können den erfolgreichen Einsatz dieser Lösungen fördern. "CHROs navigieren heute durch komplexe und sich wandelnde Human-Capital-Management-Landschaften, während die IT-Abteilung die ständigen Fortschritte in den sie unterstützenden Technologien analysiert", sagt Sujan Turlapaty, CIO beim Cybersicherheitsanbieter Optiv. Die zugrundeliegenden Technologien für wichtige HR-Funktionen wie Rekrutierung, Bewerberverfolgung, Onboarding, Offboarding sowie Lernen und Entwicklung durch komplexe Personalinformationssysteme (HRIS), die von der IT unterstützt werden, würden den CHROs von heute helfen, eine maximale Effizienz im Personalmanagement zu erreichen.
Auf der anderen Seite stellt die Personalabteilung die Fachkräfte bereit, die für den Betrieb und die Wartung der Technologie benötigt werden. Damit schließe sich der Kreis der HR-IT-Partnerschaft, so Turlapaty. Technologie und Prozesse brauchen Menschen, "und CHROs und CIOs bringen die Teile des Puzzles zusammen, um ihre Aufgaben zu erfüllen". Wenn die Chemie zwischen CHROs und CIOs stimmt, können sich neue Perspektiven entwickeln, die zu besseren Ergebnissen führen.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com