Rat von Psychologen

Wie Führungskräfte internationale Teams leiten

09.03.2017 von Bettina Dobe
Am kreativsten sind international verteilte Teams dann, wenn sich Teamleiter und Mitarbeiter gut verstehen und persönliche Beziehungen aufbauen.

Entscheider kennen das Problem: Ihre Teams sitzen auf mehreren Kontinenten, in unterschiedlichen Zeitzonen - und manchmal könnte man glauben, auch auf unterschiedlichen Planeten. Denn die Zusammenarbeit in interkulturellen Teams ist nicht immer einfach. Das gefährdet den Projekterfolg und natürlich auch langfristig den Geschäftserfolg. Psychologen der Universität von Illinois haben nun herausgefunden, wie solche Teams am besten zusammen arbeiten. Wir verraten Ihnen, wie Entscheider diese Teams zu Höchstleistungen anspornen können.

Warum internationale Teams besser sind

Wenn alle Teammitglieder auf der ganzen Welt verteilt sind, ist die Zusammenarbeit schon logistisch eine Herausforderung.
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Eigentlich ist die Sache klar: Für Innovationen eignen sich international zusammen gesetzte Teams besser. Das Wissen ist diversifizierter und die Expertise deutlich breiter als bei Teams, die nur aus einer Nationalität zusammen gesetzt sind. Um das Potenzial auch ausschöpfen zu können, müssten die Teams alle gemeinsam Einfluss auf Ziele, Prioritäten und Entscheidungen haben. Aber das ist schwierig, wenn alle über den Globus verteilt sind. Vor allem in solchen Situationen ist die Rolle des Chefs entscheidend.

Entscheider sollten alle Teammitglieder im Boot halten. Denn diejenigen, die räumlich am weitesten weg waren, fühlten sich oft isoliert, übergangen und trugen weniger zum Ergebnis bei. Damit das international zusammengesetzte Team auch all seine Kapazitäten ausschöpfen kann, muss der Chef mehr leisten als bei normalen, örtlich gebundenen Teams, bei denen ein Gefühl der Verbundenheit automatisch, quasi in der Kaffeeküche, entsteht.

Chef als Moderator

Der Teamleader muss eine Moderatorrolle übernehmen und häufig mit den Mitgliedern im Kontakt sein. "Ein guter Leader- Mitglied-Austausch lebt davon, dass der Teamchef die Mitglieder als Individuen behandelt und eine gute Beziehung zu jedem einzelnen aufbaut, die auch auf socio-emotionalen Ressourcen aufbaut", heißt es in der Studie. Soll heißen: Eine persönliche Beziehung zu jedem Teammitglied ist wichtig und der Leader muss darauf achten, auch tatsächlich eine persönliche Beziehung aufzubauen.

Spielregeln für das Projekt-Team
Diese Spielregeln sorgen für eine offene Kommunikation und bieten auch im Konfliktfall eine Orientierung.
Tipp 2
Eine offene Kommunikation einhalten.
Tipp 3
Eine konstruktive Zusammenarbeit umsetzen.
Tipp 4
Zu Problemen grundsätzlich Lösungsvorschläge anbieten.
Tipp 6
Keine Arbeitspakete ohne Termin und Verantwortlichen definieren.
Tipp 7
Delegieren von Arbeitspaketen vermeiden.
Tipp 8
Lieber miteinander reden anstatt E-Mail-Ping-Pong zu spielen.
Tipp 9
Keine politischen Spielchen treiben.
Tipp 11
Dynamik entwickeln und auf das gesamte Projektteam sowie alle Anwender übertragen.

Die Teamleader sollten vor allem auf diejenigen Mitglieder achten, die besonders weit weg sind. Sie könnten sich, so die Forscher, sonst unsicher über ihren persönlichen Beitrag zum Team werden und damit sinkt sofort die Motivation, einen Beitrag zu leisten. Der Chef sollte also eine psychologische Verbindung zwischen Team und dem Mitglied herstellen. Das heißt nämlich auch: Die Aufmerksamkeit einer Autoritätsfigur ist den Mitgliedern wichtig, es reduziert Ängste und Unsicherheiten, schreiben die Wissenschaftler.

Feedback ist wichtig

Gute Teamarbeit führt zu kreativen und innovativen Ergebnissen.
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Je höher die Qualität der Kommunikation ist, desto sicherer fühlen sich die Mitglieder und desto eher teilen sie ihre Ideen mit. Auch das Feedback, das sie bekommen, setzen sie besser um, schreiben die Forscher aus Illinois. Da ihnen das informelle Gespräch fehlt, bleibt als einziger Kommunikationskanal der Chef, der als Moderator auftreten muss.

Wenn der Teamleader also eine gute Beziehung zu allen Mitgliedern aufbaut und alle sehr häufig miteinander kommunizieren, fällt es einem Team leichter, innovative Ideen zusammen zu entwickeln und effizient zu arbeiten. Je mehr die Teams örtlich voneinander getrennt sind, desto wichtiger ist der häufige Kontakt, schreiben die Wissenschaftler.

Handlungsempfehlungen

Die Wissenschaftler schlagen vor, den Teamleadern ein Training zu geben, um richtig mit den weltweit verstreuten Mitgliedern zu kommunizieren und so die Innovationen voranzutreiben. Weil eben alle an unterschiedlichen Orten arbeiten, empfehlen die Forscher auch, eine regelmäßige Kommunikation einzuführen, um nicht aus Versehen ein Mitglied zu vergessen. Wenn die Leader-Mitglied-Kommunikation regelmäßig und vorher festgelegt ist, vergrößert das den Einfluss der einzelnen Mitglieder auf Entscheidungen und das führt letztlich zu einem besseren Ergebnis.

Das Team, so die letzte Schlussfolgerung der Forscher, sollte am besten aus Mitgliedern zusammen gesetzt sein, die besonders teamfähig sind und schnell eine Vertrauensbasis zwischen Leader und Mitglied aufbauen können. So gelingt das Teamwork auch über Kontinente hinweg. Dann kann ein Chef darauf vertrauen, dass das Team auch eine kreative Leistung hervorbringt.

Spielregeln für das Projekt-Team
Diese Spielregeln sorgen für eine offene Kommunikation und bieten auch im Konfliktfall eine Orientierung.
Projektauftrag klar definieren
Der Projektauftrag ist das A und O der Projektdurchführung. Er bildet die Grundlage für die Abnahme der Projektergebnisse und damit den Projekterfolg!
Projekt in steuerbare Arbeitspakete schneiden
In jeder Phase des Projekts den Überblick bewahren.
Betroffene zu Beteiligten machen
Ein offenes Ohr für die Projektbeteiligten erhöht die Akzeptanz der zukünftigen Nutzer.
Projekt(kern)team klein halten
Auch bei der Durchführung eines Projektes gilt: Zu viele Köche verderben den Brei.
Umgang mit Change Requests definieren
Hinterfragen Sie Änderungswünsche während der Projektdurchführung kritisch und prüfen Sie sie auf ihre Sinnhaftigkeit.
Abnahme-Prozess formalisieren
Keine Kritik ohne Verbesserungsvorschlag: Ein Feedback-Formular mit Pflichtfeld "Verbesserungsvorschlag" sorgt für Konstruktivität im Feedback-Prozess.
Projektmanagement leben
Kommunikation, Kommunikation und nochmal Kommunikation!
Management of Change: „Hypercare“ einplanen
Ein speziell hierfür ernannter Ansprechpartner hilft über Probleme und Sorgen in den ersten Tagen nach der Systemeinführung hinweg.
Übergabe in den Betrieb sicherstellen
Eine geregelte Übergabe ermöglicht den reibungslosen Betrieb des IT-Systems.
Lessons Learned
Die Erfahrungen sollten am Ende eines Projekts zusammengetragen werden, um für die nächsten Projekte zu lernen.