Marketing für die eigene Persönlichkeit

Wie man selbst zur Marke wird

07.03.2019 von Thorsten Beckmann
Authentizität ist das Credo unserer Tage, insbesondere bei Führungskräften. Glaubwürdigkeit und Echtheit sind die Währung der Wahrnehmung. Wer seine Werte hochhält und seine Stärken lebt, schärft sein Profil – und ebnet den Weg zur Persönlichkeitsmarke.
  • Wer erfolgreich führen will, muss seine Persönlichkeit vermarkten.
  • Eigene Stärken müssen analysiert und hervorgehoben werden.
  • Eine Führungskraft zeichnet sich gegenüber dem Team durch Verlässlichkeit aus.

Woran erkennen Sie eine starke Marke? Am unverwechselbaren eigenen Stil. Sie verdankt ihre Stärke vor allem ihrer Authentizität und Glaubwürdigkeit, ihrer Kompetenz und Verlässlichkeit, ihrer Bereitschaft zur Veränderung, ohne den eigenen Stil dabei aufzugeben.

Starke Marken sind Leuchttürme im Meer des steten Kommens und Gehens von Produkten. Sie sorgen für Orientierung im Rausch der Reize und stellen einen beständigen Nutzwert dar. Aber was für Produkte gilt, hat mittlerweile auch zunehmend für Menschen Relevanz. Wer andere von sich und seinen Anliegen überzeugen will, wer inspirierend und motivierend auf andere wirken möchte, - kurz, wer nach erfolgreicher Führung strebt, für den gilt: Vermarkte deine Persönlichkeit.

Steve Jobs hat es perfekt verstanden. Er war - und ist es eigentlich immer noch - das Gesicht der Marke Apple.
Foto: Bloomicon - shutterstock.com

Starker Eindruck = starke Aufmerksamkeit

Der Mensch ist und bleibt ein Wesen, das nach Orientierung strebt und Leitfiguren für sein Handeln sucht. Diese Leitfiguren müssen nicht nur sympathisch und kompetent in ihrem Fachgebiet sein, sondern auch überzeugend, mitreißend, leidenschaftlich und zugewandt, um Aufmerksamkeit und Zuspruch zu ernten.

Je stärker der Eindruck ist, den man bei anderen hinterlässt, desto mehr darf man hoffen, dass die eigenen Anliegen zur Kenntnis genommen werden und man Gehör und bestenfalls sogar Gefolgschaft findet. Die eigene Performance kann dabei zielgerichtet gesteuert werden, indem man sich zu einer starken Persönlichkeit aufbaut. Mit anderen Worten: Indem Sie Ihre Person zur Marke werden lassen.

Konsequenz und Stärkenorientierung

Starke Marken knüpfen konsequent an dem an, was mit ihnen bereits gemeinhin verbunden wird. Sie müssen sich nicht neu erfinden, sondern sie entwickeln Vorhandenes weiter und setzen sich damit in einen zeitgemäßen Kontext. Durchaus überraschend, mitunter provokant, aber nie unglaubwürdig oder fern eigener Kompetenzen.

Was bedeutet das für jeden persönlich? Stehen Sie zu dem, was Sie sind. Analysieren Sie Ihre Stärken und heben Sie diese hervor, bauen Sie sie aus, bringen Sie sich kontinuierlich in Zusammenhang mit diesen Stärken, wann immer sie im Job gebraucht werden. Entwickeln Sie sich auf diese Weise zum Garant für Ihre herausragenden Fähigkeiten - sei es Ihre Analyse, Ihre Entscheidungsstärke oder Ihre Ruhe. Es gilt, mit dem vorhandenen Bedürfnis Ihren Namen als Lösung zu verknüpfen.

Sich selbst treu bleiben

Eine starke Marke bleibt ihrem unverwechselbaren Stil treu. Nichts sorgt verlässlicher für Verluste an Vertrauen, Loyalität und Überzeugung als unstetes Hin- und Herspringen in Aussagen und Stil. Eine Führungskraft muss seinem Team vor allem eines schenken, damit es sich zu ihr bekennt: Verlässlichkeit.

Für starke Persönlichkeitsmarken gilt das Gleiche wie für starke Produktmarken: Wer nichts an den Grundlagen verändert, die sein Dasein ausmachen, beweist ein Wertebewusstsein, dass gerade in Zeiten schnellen Wandels von hoher Bedeutung für eine positive Wahrnehmung ist. Mitarbeiter wollen sehen, dass ihre Chefs die von ihnen propagierten Werte und Philosophien leben und nicht nur predigen. Die persönliche Marke ist nichts anderes als die symbolische Verdichtung der Identität. Die gilt es, nicht zu verraten, sondern zu bewahren.

Sind Sie Ihre eigene Marke?
Foto: Siemens

Werte als Richtschnur des Handelns

Wer lebt, was ihm wichtig ist, gewinnt an Glaubwürdigkeit - Tag für Tag. Werte und Überzeugungen sind dabei die Richtschnur, der das Handeln und Verhalten folgen müssen. Das eigene Werteprofil dient als Kompass in der rauen See des steten Wandels. Dabei darf eine Führungskraft durchaus von der gängigen Route abweichen, solange sie dies selbstbewusst, überzeugend und nachvollziehbar tut und vertreten kann.

Mancher Wert wie Pünktlichkeit oder Verbindlichkeit mag unpopulär sein, doch wenn er wichtig erscheint, sollte man ihn mit dem eigenen Tun unbedingt würdigen. Das schärft das Markenprofil. Es geht nicht darum, "everybody's darling", sondern vor allem "unique" zu sein. Manche Ecke oder Kante sorgt erst dafür, dass man sich wahrnehmbar von anderen abhebt. Diese Unterscheidung gilt es, im positiven Kontext auszubauen.

Selbstmarketing: 10 goldene Regeln
1. Positioniere dich
Positioniere dich: Am Anfang stehen dein Profil und dein Ziel. Wer bin ich, was kann ich, wo will ich hin? Wer nicht weiß, wo er steht, und nicht weiß, wo er hinwill, kann auch keine Route planen, schreibt die Autorin Ute Blindert in ihrem Buch "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Je nachdem, wofür man sich entscheidet, sollte man sich auf jeden Fall Gedanken über seine Strategie machen, zu der dann natürlich die Auswahl der Kommunikationskanäle (Website, Social-Media, Businessnetzwerke, Newsletter) und selbstverständlich auch Überlegungen zum Netzwerken im wirklichen Leben gehören.
2. Jeder hat ein Netzwerk
Jeder hat ein Netzwerk – auch du. Freunde, Kommilitonen, Arbeitskollegen, Vereinsfreunde, Fußballkumpel, Dozenten und Austauschstudenten bilden das Fundament deines Berufsnetzwerks. Ute Blindert rät: „Recherchiere, wer von diesen Kontakten bei Xing, Linkedin oder Facebook ist, und vernetze dich mit diesen.“ Wer auf Jobsuche ist, sollte das dort auch entsprechend zur Sprache bringen.
3. Zeige dich
Zeige dich – online. Wer von Recruitern und Headhuntern gefunden werden will, kommt an einem Profil bei Xing oder Linkedin i.d.R. nicht vorbei. Legt ein durchdachtes Profil an und tretet selbst in Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern.
4. Zeige dich Teil 2
Zeige dich – im realen Leben. Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt, aber der persönliche Kontakt macht das Netzwerk erst stabil und führt zu mehr Verbindlichkeit. Man kann sich auch ein bestehendes Netzwerk (Studierendenorganisation, Berufsnetzwerk, Verband, Verein) suchen, durch das sich schon viele Kontaktmöglichkeiten mit anderen Menschen ergeben.
5. Lerne Leute kennen
Lerne Leute kennen – einfach aus Spass. Die Autorin empfiehlt "systematische Mittagessen", also zufällig anmutende Begegnungen, bei denen meist ein lohnender Austausch für beide Seiten entsteht. Der Vorteil: Ein Mittagessen oder auch mal der Kaffee zwischendurch sind kurz, aber doch lang genug für den verbindlichen Austausch.
6. Baue dein Netzwerk aus
Baue dein Netzwerk aus – mit Strategie. Identifiziere dazu in deinem (Online-)Businessnetzwerk, wen du unbedingt kennenlernen willst oder wer dir eine Verbindung zu diesem Menschen herstellen kann. Vor allem solltest du wissen, wer eine relevante Person in deiner Branche oder in einem Unternehmen ist. Das kann auch auf einer Konferenz sehr hilfreich sein, da kommst du diesen auch einmal näher - und vielleicht sogar ins Gespräch.
7. Sei aktiv
Wer nie irgendwo präsent ist, wird weniger wahrgenommen, bekommt weniger Empfehlungen und Tipps, wenn der Austausch fehlt. Das gilt auch virtuell, indem du in sozialen Netzwerken präsent bist, Fragen stellst, dich mit anderen austauscht und dich mit deinem Fachwissen als Persönlichkeit zeigst.
8. Teile dein Wissen
Wer dich als kompetent für ein bestimmtes Thema oder als relevant bei einer bestimmten Gruppe wahrnimmt, wird dich vielleicht weiterempfehlen. Das kann für einen neuen Job in einem anderen Unternehmen sein, für ein spannendes Projekt oder auch für einen Vortrag oder eine Podiumsdiskussion bei einer Konferenz.
9. Verzettle dich nicht
Es ist gut, sich ab und zu die Zeit zu nehmen und zu überlegen, welches Engagement was gebracht hat. Auch die beruflichen Kontakte sollte man sich ab und zu anschauen und entscheiden, wen du gern mal wieder treffen möchtest und bei wem du gern mehr Distanz hättest.
10. Gib dir Zeit und bleibe gelassen
Netzwerken zahlt sich nicht immer sofort und auch nicht immer aus. Aber mindestens in der Freude, mit anderen zusammen zu sein und etwas zu unternehmen. Aber auch für die Jobsuche und deine Karriere. Fange daher am besten jetzt mit dem Aufbau deines Netzwerks an.
Quelle
Ute Blindert, "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Campus, 2015, ISBN: 978-3-593-50220-5.

Emotionalisierung als Herzensöffner

Starke Marken treffen ins Herz der Konsumenten. Das Gleiche gilt für Persönlichkeitsmarken und ihre Mitmenschen. Für den Markenerfolg sind Emotionen der wichtigste Zugang zum Empfänger der Markenbotschaft. Man sollte also mit dem eigenen Agieren Werte ansprechen, die auch für andere wichtig sind und Sympathie erzeugen. Das Handeln muss andere emotional berühren.

Positive Gefühle wie Freude, Zufriedenheit oder gar Begeisterung zu wecken, ist der direkte Weg zu Motivation, Vertrauen und Loyalität. Mit anderen Worten: Mit Ihren Überzeugungen erzeugen Sie mehr und mehr Markentreue. Eine starke Persönlichkeitsmarke vereint die Gefühlswelt ihrer Mitmenschen ebenso wie deren Erwartungen an Kompetenz und Verlässlichkeit der Marke. Das bedeutet, Sie sind für Ihre Umwelt Identifikations- und Wahrnehmungsanker.

Die digitale Seite der Persönlichkeit

Für jeden, der zu einer öffentlich wahrgenommenen Persönlichkeitsmarke werden will, geht kein Weg an den sozialen Netzwerken vorbei. Eine Social-Media-Präsenz ist genauso erforderlich wie die gezielte Steuerung der Aktivitäten bei Facebook, X, Instagram & Co. Hier hat man jede Menge Chancen, das eigene Profil durch entsprechende Posts zu schärfen.

Das ist gleichzeitig eine große Herausforderung: Es ist nicht immer leicht, Orientierung und Werte aus der meinungsfreudigen digitalen Community herauszufiltern, echte "Likes" von reflexartigen Klicks zu unterscheiden und das Ranking zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Aber gerade wenn man auch junge Zielgruppen erschließen will, kommt man um die digitale Unterstützung beim Aufbau der Marke nicht herum.