Schlaf statt Konzentration

Wie Manager besser entscheiden

12.09.2018 von Andrea König
Wer eine Nacht über ein komplexes Thema schläft, trifft die bessere Entscheidung. Laut Harvard-Forschern wägen wir Pro und Contra dabei unterbewusst ab.
Wer schläft, wägt unterbewusst die Vor- und Nachteile einer Entscheidung ab.
Foto: wavebreakmedia - shutterstock.com

Der ehemalige US-Präsident Obama schlief eine Nacht, bevor er die Entscheidung traf, Osama bin Laden in Pakistan angreifen zu lassen. Genau das, eine Nacht schlafen, sollte man vor wichtigen und komplexen Entscheidungen tun, schreiben zwei Wissenschaftler in einem Blogeintrag für den Harvard Business Review.

Unsere Entscheidungen haben sicher nicht die Tragweite derer des US-Präsidenten, doch wichtige Entscheidungen hat jeder zu treffen. Häufig fühle man sich dabei unter Druck gesetzt, schnell entscheiden zu müssen, schreiben die Autoren. Das kann zum einen daran liegen, dass man von anderen zu einer Entscheidung gedrängt wird. Zum anderen meldet sich oft schnell ein Bauchgefühl, das uns in eine Richtung drängt.

Wer abgelenkt ist, wägt unbewusst Vor- und Nachteile ab

Als Sozialpsychologen sind die Autoren davon überzeugt, dass es vor allem bei komplexen Themen hilft, eine Nacht über die Entscheidung zu schlafen. Co-Autor Maarten Bos von der Radboud Universität im niederländischen Nijmegen hat durch ein Experiment belegt: Wenn Menschen abgelenkt sind oder sich nicht voll und ganz auf ein Thema konzentrieren - zum Beispiel im Schlaf - wägen sie unterbewusst die Vor- und Nachteile einer Entscheidung ab. In einer Studie ließ er Probanden Autos zeigen. Die einen mussten sich gleich für einen Wagen entscheiden, andere mussten vor der Entscheidung eine andere Aufgabe zur Ablenkung lösen. Wer abgelenkt war, entschied sich für ein qualitativ hochwertigeres Fahrzeug.

"Unser Unterbewusstsein kann große Informationsmengen verarbeiten, solange wir ihm die Zeit dazu geben", schreiben die Autoren beim Harvard Business Review. Wer eine Nacht über eine Entscheidung schlafe, könne besser zwischen wichtigen und unwichtigen Fakten entscheiden und treffe so die besseren Entscheidungen. Ob Präsident Obamas Entscheidung richtig oder falsch war, sei dahingestellt - zumindest hat er sich aus Sicht der Forscher genügend Zeit für die Entscheidung genommen.

Die Wissenschaftler geben drei Ratschläge zur besseren Entscheidungsfindung. In einem ersten Schritt sollte man sich alle Informationen und Fakten holen, die für den Entschluss notwendig und hilfreich sind. Um diese Informationen zu verarbeiten, raten Sie dazu, eine Nacht über die Entscheidung zu schlafen. Wer sich aber beispielweise mitten im Arbeitstag für einen Weg entscheiden muss, könnte eine Runde um den Block laufen, Musik hören oder zur Ablenkung eine andere Aufgabe erledigen. Wer nun unterbewusst eine Entscheidung getroffen hat, sollte im letzten Schritt noch einmal sorgfältig die Fakten prüfen, empfehlen die Autoren.

Zu getroffenen Entscheidungen stehen

Wer einmal eine Entscheidung getroffen hat, muss dann auch zu ihr stehen. "Wer es allen Recht machen will, scheitert damit spätestens bei wichtigen Entscheidungen", lautet die Meinung von IT-Karriere-Expertin Yasmine Limberger in einem Beitrag über Führungsprinzipien auf CIO.de. Sei etwas entschieden, sollte man deutlich machen, dass die Entscheidung endgültig getroffen wurde, und so lange Diskussionen vermeiden.

Die Wissenschaftler Amy Cuddy von der Harvard Business School und Maarten Bos von der Radboud Universität im niederländischen Nijmegen haben ihre Empfehlung zur Entscheidungsfindung in einem Blogeintrag beim Harvard Business Review veröffentlicht.

Tipps und Fakten zum Büroschlaf zwischendurch
Das erholsame Schläfchen
Kurze Ruhepausen können im Arbeitsalltag helfen, so machen toten Punkt zu überstehen. Der Online-Shop perfekt-schlafen.de verrät zehn Tipps und Fakten rund um die erholsamen Schläfchen zwischendurch.
1. Von wegen Schlendrian: Powernaps steigern Konzentration und Leistungsfähigkeit?
Regelmäßige Schläfchen zwischendurch senken das Herzinfarkt-Risiko und steigern nachweislich die Konzentration und Leistungsfähigkeit. Die Aufmerksamkeit kann durch ein kurzes Nickerchen sogar um bis zu 100 Prozent erhöht werden, sodass das Energietanken am Arbeitsplatz auch für Chefs echte Vorteile hat.
2. Kompakte Entspannung, die in jede Mittagspause passt?
Powernaps sollten etwa 10 bis 30 Minuten lang sein. Damit lassen sie sich problemlos in jede Mittagspause integrieren. Aber Achtung: Länger als eine halbe Stunde sollte das Nickerchen nicht werden, danach fällt der Körper in einen Tiefschlaf - das Aufwachen wird dann ungemütlich und wenig erfrischend.
3. Schön satt ruhen: Powernap nach dem Mittagessen?
Besonders gut schläft es sich im Büro direkt nach dem Mittagessen, der Körper ist dann ohnehin träge und kann sich im Schlaf voll und ganz auf die Verdauung konzentrieren. Damit der Chef dabei auch ja nicht die Augen verdreht, sollte die Pause schon so geplant sein, dass nach dem Essen noch 20 bis 30 Minuten zum Ruhen übrig sind.
4. Gemütliche Atmosphäre für schnelle Entspannung?
Der perfekte Raum für einen gemütlichen Powernap sollte abgedunkelt und kuschelig warm sein. So kann der Körper schneller abschalten und sich auf den Ruhemodus einstellen. Ist im Büro kein Ruheraum vorhanden, bietet zum Beispiel ein ungenutzter Konferenzraum eine gute Alternative. Licht aus, Rollos runter und einfach mal die Äuglein schließen.
6. Schlafen macht schlank?
Wer den nächtlichen Schlaf durch Mittagsschläfchen ergänzt, kann sogar sein Gewicht positiv beeinflussen. Denn Menschen, die viel schlafen, profitieren von der Produktion des appetithemmenden Hormons Leptin. Wer weniger schläft, hat demnach häufiger Appetit auf süße und fette Speisen - deshalb nachmittags lieber ein Schläfchen statt Kaffee und Kuchen.
7. Bessere Stimmung: Schlafen macht glücklich?
Powernaps sind nicht nur Energie-Booster, sondern auch wahre Killer angespannter Büroatmosphäre. Da während des Schlafens auch das Hormon Serotonin ausgeschüttet wird, wirkt das Nickerchen als Stimmungsaufheller und zaubert gute Laune in den trägen Nachmittag.
8. Alle Viere von sich strecken: Schlafpositionen im Büro?
Wer sich nicht traut, direkt unter seinem Schreibtisch alle Viere von sich zu strecken, kann auch auf dem Stuhl bequem schlafen. Lässt er sich verstellen, sollte er am besten ganz zurück gedreht werden, um die Füße (natürlich ohne Schuhe) gemütlich auf dem Schreibtisch parken zu können. Bietet der Stuhl diesen Luxus nicht, lässt es sich auch mit dem Kopf auf dem Tisch gut ruhen. Für regelmäßige Schläfchen auf der Tischplatte empfiehlt sich die Anschaffung eines gemütlichen Kissens.
9. Abschalthilfe: Gadgets für den Powernap?
Am Arbeitsplatz mal eben abzuschalten ist natürlich nicht ganz einfach, besonders dann nicht, wenn man nur begrenzt Zeit dafür hat. Abhilfe können neben den altbewährten Oropax auch coole Gadgets wie das so genannte Ostrich Pillow, oder Straußenkissen, schaffen. Das etwas merkwürdig anmutende Kissen wird ganz einfach über den Kopf gestülpt und schafft so die nötige Dunkelheit, Ruhe und Polsterung.
10. Nicht verschlafen: Tipps zum Wachwerden?
Um rechtzeitig wieder wach zu werden und nicht in den gefährlichen Tiefschlaf zu verfallen, hilft ein Handywecker oder Timer. Ist der Akku einmal leer, einfach auf einen simplen Aufwachtrick zurückgreifen: Ein Schlüsselbund oder einen Apfel in die ausgestreckte oder auf dem Bein abgelegte Hand nehmen. Nickt der Körper in den Tiefschlaf, entspannt sich der Arm und Schlüssel oder Apfel fallen lauthals zu Boden - Guten Morgen! Auch ein Espresso vor dem Schläfchen kann eine gute Idee sein. Er entfaltet seine Wirkung nach etwa 20 Minuten und macht den Träumer automatisch wieder wach.
5. Rechtlich sicher eingebettet: Arbeitgeber können Schläfchen nicht verbieten?
Auch wenn es manchem Chef vielleicht komisch vorkommt, wenn sich die Belegschaft am Arbeitsplatz ausruht: Verbieten können Arbeitgeber die Schläfchen nicht, vorausgesetzt sie finden in der Pause statt. Diese Zeit steht dem Arbeitnehmer zur freien Verfügung, egal ob er essen, tanzen oder einfach ein kleines Nickerchen machen möchte.