Neuer Führungsstil gefragt

Wie Unternehmen in zehn Jahren Geld verdienen

17.03.2011 von Georg Kraus
"Bewahrer der Tradition" und "Hüter des Geschäftsmodells" haben schlechte Karten. Ein Mittelweg muss gefunden werden, sagt Dr. Georg Kraus.
Viele Unternehmen konzentrieren sich auf das Optimieren des bisherigen Geschäftsmodells. Nur wenig Zeit und Geld wird in das Entwickeln neuer Produkte und das Austüfteln neuer Dienstleistungen investiert.
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Einige Unternehmen haben die Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr gut gemeistert, andere nicht. Die zentrale Ursache hierfür: Während in manchen Organisationen Innovation das Schlüsselthema ist, verstehen sich andere primär als Hüter der Tradition. Entsprechend lange halten sie an nicht mehr tragfähigen Geschäftsmodellen fest.

Viele Unternehmen stecken aktuell in Schwierigkeiten. Manche haben den Kampf gegen die Wirtschaftsflaute schon verloren und gingen in die Insolvenz, andere versuchen sie mit harten Sanierungs- oder Kostensparmaßnahmen zu meistern. Doch wie immer gibt es auch in der aktuellen Situation "Leuchttürme" - Unternehmen also, die auch in schwierigen Zeiten eine hohe Profitabilität haben und in eine rosige Zukunft sehen. Zufall? Glück gehabt, im richtigen Markt zu sein? Auch das gibt es! Aber selten! In der Regel haben diese Unternehmen innovative und für ihre Kunden spannende Produkte. Das macht den Unterschied.

Wie Unternehmen in zehn Jahren Geld verdienen
Womit verdienen unsere Firmen in zehn Jahren ihr Geld?
"Bewahrer der Tradition" und "Hüter des Geschäftsmodells" haben schlechte Karten. Ein Mittelweg muss gefunden werden, sagt Dr. Georg Kraus. Neun Tipps, wie Sie ihr Unternehmen auf den richtigen Weg bringen können:
Neue Wege:
Scheuen Sie sich als Unternehmensführer nicht, unkonventionelle Wege zu gehen - selbst wenn alle Zahlen, Daten und Fakten Ihrem Vorhaben (scheinbar) widersprechen. Denn Zahlen spiegeln nur die Vergangenheit wider. Ihren Aufgabe als Unternehmensführer ist es aber, neue Richtungen einzuschlagen.
Aufgaben abgeben:
Geben Sie Ihr operatives Geschäfts, selbst wenn es Ihnen Spaß macht, an die nächste Ebene ab! Denn Ihre Kernaufgabe als Unternehmensführer ist es nicht, Ihr Unternehmen zu managen, sondern dessen Entwicklung zu steuern.
Neue Märkte:
Bringen Sie Ihre Mitarbeiter in Situationen, in denen sie erleben, was wirklich in den Märkten "abgeht" - zum Beispiel in den Schwellenländern. Deren Entwicklungsdynamik ist faszinierend und erschreckend zugleich. <br><br>Bild: T. Gründer
Motivation:
Belohnen Sie mutige Mitarbeiter - selbst wenn sich ihre Ideen als nicht tragfähig oder umsetzbar erweisen. Ihre Mitarbeiter inklusive Führungskräfte müssen spüren: Das Suchen nach neuen Lösungen und Wegen ist von unseren Vorgesetzten erwünscht und wird (mit Anerkennung) belohnt.
Kreativität:
Richten Sie in Ihrer Organisation "Kreativ-Inseln" ein, wo sich zum Beispiel Ihre High-Potentials als Unternehmer betätigen können. "Start-ups" generieren oft großartige Ideen und Business-Modelle.
Unternehmer-Budget:
Stampfen Sie Ihr betriebliches Vorschlagswesen ein. Installieren Sie stattdessen ein "Unternehmer-Budget". Stellen Sie Ihren Mitarbeiter ohne große Bürokratie Geld zum Ausfeilen, Austesten und Umsetzen neuer Ideen zur Verfügung.
Fordern:
Pushen Sie Ihr Management permanent, sich über die künftigen Entwicklungen in Ihrem Markt sowie im Unternehmensumfeld Gedanken zu machen! Haken Sie in Meetings nicht nur die Agenda ab, sondern fragen Sie zum Beispiel auch mal: Was bedeutet diese technologische Entwicklung für uns? Wie könnte sie weiter gehen?
Fördern:
Stellen Sie sicher, dass Sie ausreichend Menschen um sich haben, die Trendsetter sind oder über Trendscout-Fähigkeiten verfügen. Regelmäßige Workshops mit diesen Menschen und Ihrem Management helfen Ihnen, Marktentwicklungen und Technologiesprünge zu antizipieren.
"Freie" Mitarbeiter:
Stellen Sie Mitarbeiter ohne klare Funktion ein. Bitten Sie diese Mitarbeiter, sich umzuschauen und nach sechs oder zwölf Monaten mit einer Idee für ein neues Geschäfts- oder Businessmodell zurückzukommen.

"Re-invent yourself" - so sollte das Motto jedes Unternehmens lauten! Denn nur durch eine permanente Erneuerung ihres Geschäftsmodells und ihrer Produktpalette bleiben sie für ihre Kunden attraktiv. Jedes Unternehmen sollte deshalb Innovation als Leitmaxime haben. Die Realität sieht leider anders aus.

In vielen Unternehmen konzentriert sich das Augenmerk der Unternehmensführung auf das Optimieren des bisherigen Geschäftsmodells. Es wird geschaut: Wie können wir noch günstiger produzieren? Und: Wie können wir unseren Kunden noch mehr von dem, was wir haben, verkaufen? Nur wenig Zeit und Geld wird in das Entwickeln neuer Produkte und das Austüfteln neuer Dienstleistungen investiert. Aus oft nachvollziehbaren Gründen.

Kein Zeit, sich mit der Zukunft zu beschäftigen

Im Betriebsalltag gibt es stets so viel zu regeln und zu tun, dass den Unternehmensführern oft kaum Zeit zum Beschäftigen mit der Zukunft bleibt. Und so passiert es schnell, dass sie zu Verwaltern ihrer Organisation werden, die ihre Hauptaufgabe nur wahrnehmen, wenn gerade mal Zeit ist. Also fast nie! Diese Hauptaufgabe lautet: Das Unternehmen auf die Zukunft vorbereiten!

Generell gilt: Visionäre sind in den obersten Etagen der Unternehmen eher selten. Denn im "Ausbildungsplan" von Unternehmensführern steht zwar stets das Fach "Unternehmen managen", aber nie das Fach "Unternehmen neu erfinden". Also machen sie auch bevorzugt das, was sie am Besten können, ihre Unternehmen "managen", also "verwalten". Ihr Augenmerk liegt selten auf deren Erneuerung.

Sind Unternehmen von innen heraus überhaupt erneuerbar? Hierüber kann man streiten. Fakt ist jedoch: Als Externer bekommt man oft eine Gänsehaut, wenn man erlebt, wie zuweilen selbst die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen sich dem Thema Innovation nähern. Oft herrscht in ihnen eine Kultur der Rechtfertigung, Risikoscheu und Innovation der "kleinen Schritte" - also einer Optimierung dessen was man schon kennt. Die Unternehmen haben zwar häufig beeindruckende F&E-Budgets. Bewegen tut sich in ihnen aber wenig. Denn die Mitarbeiter der F&E-Bereiche verstehen sich wie die gesamte Organisation primär als Bewahrer der Tradition und Hüter des Geschäftsmodells, mit dem man bisher erfolgreich war. Sich auf die Unbekannte "Zukunft" einzulassen, fällt ihnen schwer.

"Bewahrer der Tradition" und "Hüter des Geschäftsmodells"

Diese Kultur gilt es zu durchbrechen. Denn wenn Innovation nicht zu einem Teil Ihres Tagesgeschäfts als Unternehmensführer und des Tagesgeschäfts Ihrer Organisation wird, kann Ihr Unternehmen auf Dauer in den immer dynamischer werdenden Märkten nicht bestehen. Doch wie können Sie in Ihrer Organisation eine Kultur der Innovation stimulieren? Hier einige Impulse:

Kreativ-Inseln einrichten

Der Wille ist entscheidend

Sie sehen, Möglichkeiten, die Innovationskraft von Unternehmen zu erhöhen, gibt es viele. Entscheidend ist der Wille, einen solchen Geist oder eine solche Kultur im Unternehmen zu schaffen. Packen Sie es an!

Wie IT das Leben von morgen bestimmt
Wie IT das Leben von morgen bestimmt
IT-Tools in Autos verhindern Unfälle, Virtualisierung rettet die Natur und Netzwerke ersetzen Unternehmen. Die Analysten von McKinsey stellen zehn Technik-Trends vor und erklären, wie sie die Welt verändern.
1. Unternehmen schaffen gemeinsam mit ihren Kunden Wert:
Angefangen hat Cocreation in der IT-Branche mit der Open Source-Bewegung, bald wird es Mainstream sein, so McKinsey. Der neue Fachbegriff umschreibt das Phänomen, wonach Kunden sich gegenseitig beraten und unterstützen. Unternehmen machen sich das zu Nutze.
2. Das Netzwerk entwickelt sich zum Unternehmen:
Multinationale Konzerne müssen die Skills ihrer Mitarbeiter über interne und externe Grenzen hinweg nutzen. Andernfalls verschenken sie Potenzial.
3. Skalierbare Collaboration:
In einer Informations- und Wissensgesellschaft wächst die Zahl der "Kopfarbeiter" stärker als die der Fließband-Arbeiter. Unternehmen kommen nicht mehr ohne Instrumente wie Blogs und Wikis aus. Sie müssen aber auch fähig sein, diese zu managen.
4. Das Internet erobert die physische Welt:
Beispiel dafür, wie das Internet virtuelle Grenzen überschreitet, ist die Automobilbranche mit ihrer Embedded Software. Wie die Analysten schreiben, sollen beispielsweise vernetzte Sensoren künftig helfen, Unfälle zu vermeiden.
5. Die Datenmenge wächst und wächst und wächst…:
Derzeit verdoppelt sich die kursierende Datenmenge etwa alle 18 Monate, so McKinsey. Der "Big Data"-Trend werde sich auch nicht abschwächen. Unternehmen müssen Daten so organisieren, dass sie konkreten Nutzen davon haben.
6. Technik für Nachhaltigkeit:
Entscheider kommen am Umweltschutz nicht mehr vorbei. Virtualisierung und "grüne" Rechenzentren sollen helfen, Emissionen zu reduzieren.
7. Alles-as-a-Service:
Nicht nur Software, auch Infrastruktur, Plattformen und Inhalte jeder Art werden künftig "as a Service" verfügbar sein, so McKinsey. Auch dieser Trend geht über virtuelle Welten hinaus: Die Analysten beobachten steigendes Interesse an Angeboten wie Car-Sharing.
8. Mehr Umsatz von dritter Seite:
Unternehmen werden immer öfter Geld mit Zielgruppen umsetzen, an die sie jetzt noch gar nicht denken.
9. Innovationen in aufsteigenden Märkten testen:
Die IT ermöglicht etablierten Unternehmen das Testen innovativer Modelle. McKinsey nennt als Beispiel den Telekommunikations-Anbieter Safaricom, über den Einheimische Mobile Banking abwickeln können.
10. Veränderungen im öffentlichen Raum:
Derzeit lebt jeder zweite Mensch in einer Stadt - bis 2050 sollen es sieben von zehn Menschen sein. Ohne IT zur Steuerung der Verkehrssysteme, ohne Überwachung öffentlicher Plätze (inklusive Analyse der Daten, um Gefahrenzonen zu identifizieren) wird es nicht mehr gehen.

Der Autor Dr. Georg Kraus ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal.

Quelle: Computerwoche