LKW der Zukunft ist digital und elektrisch

Wie VW-Tochter Traton auf die digitale Überholspur kommen will

31.10.2019 von Manfred Bremmer
Themen wie Elektrifizierung und Autonomes Fahren führen dazu, dass sich auch Nutzfahrzeughersteller wie die VW-Tochter Traton immer stärker mit Software und digitalen Lösungen beschäftigen müssen. Dabei spielen neben der Nutzung gemeinsamer Ressourcen und Komponenten auch agile Entwicklungsmethoden eine große Rolle.

Auf einer Firmenveranstaltung mit einem Bild von der Klimaaktivistin Greta Thunberg begrüßt zu werden, ist auch in ihrem Heimatland Schweden noch etwas ungewöhnlich. Zumal der Gastgeber aus der nicht gerade als besonders umweltfreundlich bekannten LKW-Branche stammt, die Rede ist von der VW-Tochter Traton, der Holding-Gesellschaft mit den LKW-Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhões e Ônibus (VWCO). Und doch, so erläuterte CEO Andreas Renschler auf dem Traton Innovation Day im schwedischen Södertälje, habe man das Bild ganz bewusst gewählt, denn auch Traton wolle seinen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit leisten.

Traton for future: CEO Andreas Renschler setzt voll auf Elektromobilität.
Foto: Manfred Bremmer

Nicht nur, dass die mehr als 50.000 Mitarbeiter weltweit im Rahmen des Scania Climate Day am 20.September den Betrieb gestoppt hätten, um mehr über die Folgen des Klimawandels zu lernen - und darüber, was Scania dagegen unternehmen will. Traton plane zudem, führender Hersteller bei Elektrobussen und -Trucks zu werden, verkündete Renschler. Um dieses Ziel zu erreichen, will die Gruppe in den nächsten fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro ihres Forschungs- und Entwicklungs-Budgets (F&E) in Elektromobilität stecken.

Das Interesse der Kunden an E-Mobilität wachse bereits deutlich, führte Renschler aus. Aktuell bremsten jedoch noch die fehlende Ladeinfrastruktur sowie hohe Anschaffungs- und Betriebskosten für batteriebetriebene Fahrzeuge eine stärkere Marktdurchdringung. "Wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind, könnte in zehn bis 15 Jahren jeder dritte Lkw und Bus unserer Marken mit alternativen Antrieben fahren - die meisten davon voll elektrisch." Und dies sei noch eine konservative Schätzung, fügte er hinzu.

Mittelfristig TCO-Parität mit Dieselfahrzeugen

Da Batteriezellen über die Zeit günstiger werden und länger halten, erwartet Traton, dass mittelfristig batteriebetriebene Lkw im Verteilerverkehr und Stadtbusse über ihren Lebenszyklus hinweg bei den Kosten mit Dieselfahrzeugen gleichziehen werden. Eine erste Probe aufs Exempel erfolgt ab kommenden Jahr, wenn der brasilianische Bier- und Getränkehersteller Ambev insgesamt 1.600 Elektro-Lkws von VWCO einsetzt.

Die Top-CIOs der Transportbranche
Claudia Köhler
Claudia Köhler ist seit März 2022 CIO der DB Fernverkehr AG. Nach dem Studium der Physik an der RWTH Aachen arbeitete sie von 1992 bis 1997 als wissenschaftliche Angestellte mit Lehraufgaben in der mathematischen Fakultät der RWTH Aachen. Im Anschluss war sie in der IT-Beratung und -entwicklung tätig. Im Jahr 2000 wechselte sie in den Personenverkehr der Deutschen Bahn AG und später in deren Fernverkehr.
Bernd Rattey
Als Nachfolger von Christa Koenen übernahm Bernd Rattey Mitte November 2021 die Position des Konzern-CIO der Deutschen Bahn.
Sven Mißfeldt
Am 12. August 2024 hat Sven Mißfeldt die IT-Leitung der VTG GmbH von Petra Clemens übernommen. Er kommt aus den eigenen Reihen.
Christa Koenen
Seit 1. September 2021 ist die ehemalige Bahn-CIO Christa Koenen Digitalvorständin von DB Schenker. Sie ist Nachfolgerin von CIDO Markus Sontheimer.
Thomas Rückert
Seit Anfang 2021 ist Thomas Rückert für die IT Lufthansa Group verantwortlich. Er soll unter anderem die Airlines des Konzerns dabei unterstützen, kundenzentriert zu werden.
Dominik Fürste
Dominik Fürste (35) ist seit August 2017 CIO beim Europäischen Eisenbahnlogistikunternehmen TX Logistik AG. Als Mitglied der Vorstandssitzung verantwortet er die Transformation der TX zu einer digitalen Güterbahn. Dabei setzt er auf die gleichzeitige Betrachtung von Geschäftsprozessen und modernen IT Lösungen. Für die ganzheitliche Umsetzung der Transformation hat er ein agiles Portfolio- und Deliverymanagement auf Basis des Scaled Agile Framework etabliert. Fürste kam von der DB Cargo AG, wo er unter anderem die Sanierung der französischen Tochtergesellschaft begleitete und ein IT-Projekt des DB Konzerns zur Einführung eines Kapazitätsmanagementsystems für das Transportnetzwerk verantwortete.
Sabina Kusmin-Tyburski
Zum 1. Februar 2024 übernimmt Sabina Kusmin-Tyburski den CIO-Posten bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).
Markus Sandbrink
Ende 2022 hat Markus Sandbrink, seit 2020 Leiter der Corporate IT der Rhenus-Gruppe, zusätzlich den CIO-Posten und damit die gruppenweite IT-Leitung des Logistikkonzerns übernommen.
Ralf Morawietz
Das Logistikspezialist Dachser hat mit Ralf Morawietz seit dem 1. Januar 2023 einen neuen IT-Leiter an Bord. Er folgt auf Stefan Selbach, der in Altersteilzeit ging.
Wolfgang Standhaft
Wolfgang Standhaft ist seit Januar 2019 CIO beim Flughafenbetreiber Fraport in Frankfurt/Main. Von 2006 bis Ende 2017 hat er für den Baustoffkonzern HeidelbergCement AG als CIO und Group Director Information Technology gearbeitet. Von 1998 bis 2005 war Standhaft Leiter Betriebswirtschaftliche Systeme Europa der Rewe KGaA, von 1995 bis 1998 arbeitete er als Berater bei der SAP AG.
Jasmin Kaiser
Seit Anfang Mai 2023 leitet Jasmin Kaiser die IT der Lufthansa Cargo. Sie kommt von der Lufthansa Group.
Isabelle Droll
Isabelle Droll ist CIO der TUI Airline. Seit Oktober 2021 ist sie zudem Group IT Director TUI Musement, Corporate und Sustainability.
Hugo Pluess
Hugo Pluess ist seit August 2019 CIO der Spedition Imperial Logistics International. Pluess ist damit für die gesamte IT-Landschaft aller Aktivitäten von Imperial Logistics International verantwortlich. Er war zuletzt Executive Vice President Global IT Infrastructure bei CEVA Logistics in der Schweiz.
Werner Toennessen
Als Geschäftsbereichsleiter IT ist Werner Toennessen der Chef über die Systemwelten der DER Touristik. Toennessen verantwortete als Bereichsleiter bereits seit 2010 die IT der DER Touristik Köln mit ihren Pauschalreiseveranstaltern ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg. Er gilt als profunder Kenner der IT der touristischen Unternehmen des zweitgrößten deutschen Reiseveranstalters. Toennessen startete seine IT-Laufbahn 1987 in der EDV bei Meier’s Weltreisen.
Ralf Gernhold
Seit Oktober 2018 ist der Ex-Miles & More-CIO Ralf Gernhold technischer Programmleiter Vendo bei der DB Vertrieb GmbH. Vendo beschäftigt sich mit der Digitalisierung des Vertriebs und gehört zu den strategischen Projekten des Personenverkehrs der Deutschen Bahn.
Donya-Florence Amer
Donya-Florence Amer ist CIO und CHRO und die erste Frau im Vorstand von Hapag-Lloyd. Sie übernahm den Posten zum 1. Februar 2022. Amer folgte auf Martin Gnass.
Dirk Tietz
Die DER Touristik hat ihr Führungsteam um die neue Funktion des Chief Transformation Officer (CTO) erweitert. Dirk Tietz (40) ist seit Juli 2015 auch Mitglied des Executive Boards. Er trägt damit die Gesamtverantwortung für die Digitalisierung und für die Verzahnung der Einzelunternehmen.
Markus Richardt
Seit September ist Markus Richardt Vice President IT bei DKV Mobility. "Nachhaltige Transformation unserer täglichen Mobilität ist eine Riesenaufgabe," erklärt Markus Richardt gegenüber CIO.de auf die Frage, was ihn an seiner neuen Rolle als Vice President IT bei DKV Mobility besonders reizt.
Oliver Wittmaier
Oliver Wittmaier folgt auf Claudia Plattner, die bei der EZB eingestiegen ist. Er konzentriert sich auf skalierende Plattformen und Datenverfügbarkeit.
Arlene Bühler
DB Cargo hat mit Arlene Bühler eine neue Digitalisierungschefin. Anfang November 2021 übernahm Bühler die Funktion mit dem Titel IT and Digitalization, CIO/CDO. Der Logistik-Konzern hat diese Position neu geschaffen, um mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten.
Dorothea Brons
Seit Januar 2022 leitet Dorothea Brons als CIO die IT-Geschicke am Hamburg Airport. Sie ist zugleich Geschäftsführerin der IT-Tochter AIRSYS.
Frank Winkenwerder
Frank Winkenwerder ist seit Mitte Dezember 2014 Leiter des Zentralbereichs Informationssysteme der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Er war davor Leiter der Containerinformationssysteme bei HHCT, verantwortlich für die strategische Gestaltung der IT-Landschaft für das Segment Container. Von 1987 bis 2006 arbeitete Winkenwerder bei einem System- und Softwarehaus, seit 1999 als verantwortlicher Projektbereichsleiter für die Logistikbranche.
Michael Lütjann
Die Nagel-Group ernannte zum 1. Oktober 2019 Michael Lütjann zum Chief Information Officer (CIO). Er berichtet an den CEO der Nagel-Group Carsten Taucke. Zuletzt war Lütjann vier Jahre lang CIO bei Imperial Logistics International. Davor hat der 50-jährige fünf Jahre als Senior Vice President IT Management Logistics bei Schenker die globale IT Organisation verantwortet. Im Lauf seiner Karriere hat er zudem mehr als zwölf Jahre lang die IT der Fiege Gruppe in diversen Verantwortungsbereichen geprägt, zuletzt als CIO.
Bernhard Götze
Bernhard Götze ist seit Februar 2022 Vice President IT beim Kreuzfahrtanbieter AIDA Cruises in Rostock, der deutschen Niederlassung von Costa Crociere S.p.A.
Martin Kolbe
Martin Kolbe übernahm im November 2005 die CIO-Position beim Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel. Zuvor arbeitete Kolbe bei der Deutschen Post World Net, wo er Bereichsvorstand und CIO der DHL Express Deutschland war.
Pieter Jordaan
Nach dem Ausscheiden von IT-Vorstand Frank Rosenberger hat der Touristikkonzern TUI die CIO-Position zum 1. Januar 2023 mit Pieter Jordaan besetzt.
Hans Fabian
Hans Fabian ist seit Januar 2017 als CIO für das Hotelvergleichsportal HRS in Köln tätig. Zuvor war Fabian CIO bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa Holding AG in Wiesbaden. Über zehn Jahre hat Fabian davor im Bereich IT-Management bei Deutsche Post DHL in Bonn gearbeitet, zuletzt als Vice President.
Hanna Huber
Hanna Huber hat die Branche gewechselt. Die Ex-CIDO des Modehändlers Calida stieg im April 2024 beim Reiseunternehmen Flix ein.
Björn Richter
Björn Richter ist CIO von DPD Deutschland. Er kam vom Paketdienst GLS. Sein Vorgänger Dirk Tiemann bleibt als Director IT bei DPD.
Hanno Boekhoff
Hanno Boekhoff ist seit Oktober 2017 neuer IT-Leiter bei der Reederei Hamburg Süd. Sein genauer Titel: Global Head of Information Technology & Services (ITS). Vor seiner Tätigkeit für die Hamburg Süd war Boekhoff in verschiedenen Bereichen der IT als Berater und als Manager tätig.
Ralf Morawietz
CIO beim Logistikdienstleister Panalpina mit Sitz in Basel ist ab Juli 2015 Ralf Morawietz. Er startete seine Karriere als IT-Experte 1998. Im Jahr 2002 kam Morawietz zu Deutschen Post, wo er verschiedende Management-Aufgaben wahrnahm. Im Januar 2010 wechselte Morawietz als Mitglied des nationalen IT Managementeams des Logistikers Kühne + Nagel. Zuletzt war er dort Senior Vice President Global IT Products.
Carsten Bernhard
Carsten Bernhard ist seit September 2016 Group CIO/CTO beim E-Commerce-Anbieter eDreams Odigeo mit Sitz in Barcelona. Er kommt von der TUI Deutschland, wo er seit August 2013 IT-Chef war. Zu eDreams Odigeo gehören die Marken eDreams, Opodo, Travellink, Go Voyages und Liligo.
Bernd Gemein
Seit 1. September 2018 ist Bernd Gemein neuer CIO für den Unternehmensbereich Post, E-Commerce, Parcel (PeP) bei der Deutschen Post DHL. In seiner neuen Funktion ist Gemein Mitglied des Executive Committee PeP. Er berichtet an PeP-COO Tobias Meyer. Gemein hatte seit 2003 bei der Deutsche Post DHL diverse Funktionen in den Bereichen IT Development und IT Customer Integration inne. Seit 2013 war er Geschäftsbereichsleiter IT Service Management PeP.
Alexander Brandmeier
Seit Juni 2019 ist Alexander Brandmeier neuer Leiter Informationstechnologie/CIO bei der DB Energie GmbH, dem Energieversorger der Deutschen Bahn AG in Frankfurt am Main. Zuvor war Brandmeier Leiter Architekturmanagement und Unternehmensarchitekt im Unternehmensbereich der Deutsche Bahn Fernverkehr AG.
Andreas Hamprecht
Seit August 2018 ist Andreas Hamprecht Leiter IT und CIO bei DB Regio und in Personalunion weiter Leiter Geschäftsentwicklung Schiene. Hamprecht ist seit März 2017 Leiter Geschäftsentwicklung Schiene bei der DB Regio AG, von 2010 bis 2017 war er Leiter Geschäftsentwicklung bei der DB Station & Service AG. Im DB-Konzern ist er bereits seit 2001 beschäftigt, mit bisherigen Funktionen in der Konzernstrategie, im internationalen Fernverkehr sowie beim Bahnhofsbetreiber DB Station & Service.
Falko Hagebölling
Falko Hagebölling ist seit Januar 2019 Senior Director Product Development & IT bei der Lufthansa-Tochter Miles & More GmbH in Frankfurt am Main. Der promovierte Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik war bei Miles & More zuletzt seit Mai 2016 als Director Product Delivery für Projekt-, Portfolio- und Prozessmanagement verantwortlich. Im Juli 2018 übernahm er zusätzlich interimsweise die Funktion als Director IT.
Sami Awad-Hartmann
Sami Awad-Hartmann hat im März 2019 die Position des CIOs bei der Spedition Hellmann übernommen. Er war bereits von 2008 bis 2016 in verschiedenen führenden Positionen in der IT bei Hellmann tätig. Zuletzt war er stellvertretender Leiter IT global. Im Oktober 2016 hatte Awad-Hartmann die Spedition verlassen und war in das familiäre Geschäft im Fleischhandel bei Global Meat in Münster mit eingestiegen.
Horst Ulrich Mooshandl
Horst Ulrich Mooshandl ist seit April 2019 neuer CIO der Österreichischen Post. Sein genauer Titel lautet: Leitung Konzern-IT & Konzern-Einkauf. Zuvor schon hatte Mooshandl die Konzern-Einkauf geleitet sowie den Konzern-Fuhrpark gemanagt.

Bis 2023 soll ein gutes Drittel der Fremdfahrzeugflotte von Ambev mit Strom - aus sauberen Quellen - betrieben werden und dabei über 30.000 Tonnen CO2 einsparen. Das Besondere bei dem Projekt: Um die E-Mobilität in Brasilien zu fördern, baut die Traton-Tochter zusammen mit Partnern ein komplettes Netzwerk für E-Lkws auf, das alles einbezieht - von der Fertigung über die Ladeinfrastruktur bis hin zum Lebenszyklus der Batterien.

Hoher Preis, Zusatzgewicht durch die schweren Akkus und geringe Reichweite bremsen aktuell noch die Verbreitung von Elektro-Lkws.
Foto: Manfred Bremmer

Auch in Europa laufen bereits diverse Bemühungen von Seiten der Traton-Gruppe an, umweltfreundliche Antriebstechnik auf die Straße zu bringen. So testet Scania zusammen mit Norwegens größtem Lebensmittelhändler Asko Brennstoffzellen-Lkws mit elektrischem Antriebsstrang, wobei der Wasserstoff der Brennstoffzelle aus erneuerbaren Energien stammt. Asko plant zudem, einen elektrischen Fernverkehr-Lkw von Scania zu testen.

MAN wiederum hat bereits im September 2018 am österreichischen Produktionsstandort Steyr die ersten elektrisch betriebenen Lkws vom Typ MAN eTGM an neun Mitgliedsunternehmen des österreichischen Council für nachhaltige Logistik (CNL) übergeben. Konkret handelt es sich dabei um vier Kühlfahrzeuge, einen Getränkelaster sowie drei Fahrzeuge für Wechselkoffer und eine Sattelzugmaschine. Die Elektro-Lkws bilden damit laut MAN die gängigsten Verteiler-Transportaufgaben in der urbanen Logistik ab.

Experimente mit Hybrid-Lkws

Wie man auf dem Traton Innovation Day selbst "erfahren" konnte, lassen die elektrisch betriebenen LKWs in Sachen Drehmoment und niedrige Fahrgeräusche keine Wünsche offen. Showstopper beim eTGM sind aktuell jedoch noch - zumindest im Alltagsbetrieb - das hohe Zusatzgewicht durch die schweren Akkus und die geringe Reichweite von maximal 130 Kilometern.

Um weite Fahrstrecken überbrücken zu können oder das Gewicht zu senken, experimentieren die Marken jedoch eifrig mit verschiedenen Techniken. So testet Scania etwa einen Oberleitungs-Hybrid-LKW, der bei vorhandener Infrastruktur voll elektrisch fahren und den Akku für den "Offline"-Betrieb laden kann. Interessant ist auch ein erdgasbetriebener Hybrid-LKW, der beispielsweise in Umweltzonen automatisch auf Elektroantrieb schaltet - gesteuert wird das Ganze über die Geofencing-Lösung Scania Zone.

Auf dem Traton Innovation Day präsentierte die VW-Tochter zahlreiche Lkws mit alternativen Antriebskonzepten.
Foto: Manfred Bremmer

Daneben bemüht sich die Traton-Gruppe, bei den Fahrzeugen die Energieeffizienz und Akkulaufzeit zu erhöhen, um so mehr Reichweite zu erzielen. Außerdem wird versucht, mit Schnellladetechnik die Standzeit zu reduzieren. So genügen beispielsweise dem MAN-Transporter eTGE 45 Minuten für eine Schnellladung von null auf 80 Prozent Ladekapazität - benötigt wird dazu allerdings eine Gleichstromladestation mit CCS und 40 Kilowatt Leistung.

Die Software macht den Unterschied

Themen wie diese zeigen, dass wie bei der Konzernmutter Volkswagen auch bei der Lkw-Tochter ein Umdenken stattgefunden hat. Dies bestätigt auch Traton-CEO Renschler auf dem Innovation Day: "Wir wollen auf die digitale Überholspur und wandeln uns immer stärker von Hardware- zum Software- & Service-Anbieter."

Der Wandel zeigt sich Renschler zufolge auch daran, dass heute bereits fast 2000 Software-Ingenieure für die Marken arbeiten - dies entspreche knapp 30 Prozent aller beschäftigten Ingenieure der Traton-Gruppe. Bei künftigen Projekten erfordere die Entwicklung mehr Zeit auf der Software- als auf der Hardware-Seite, erklärte Scania-Chef Henrik Henriksson. Gleichzeitig hoffe man, auch die Vorteile von Agile Development nutzen zu können, um die Entwicklungszeiten zu verringern, kürzere Produktzyklen einzuführen und die Kunden stärker einzubeziehen sowie kontinuierliche Verbesserungsprozesse zu etablieren - "nicht täglich, aber auch nicht im Jahreszyklus", räumte der Scania-Chef ein.

Traton komme zugute, dass neue Themen wie Elektromobilität, Vernetztes und Autonomes Fahren den Konzern als Arbeitgeber für Softwareentwickler interessant machen, fügte er hinzu: "Früher hatten wir Schwierigkeiten, uns gegen Google, Apple und Co. zu behaupten, heute sind wir attraktiv für Spitzentalente."

Dank innovativer Themen wie Elektromobilität, Autonomes und Vernetztes Fahren sieht Scania-Chef Henrik Henriksson sein Unternehmen auch beim Kampf um IT-Talente im Vorteil.
Foto: Manfred Bremmer

Für die wachsende Popularität bei IT-Spezialisten dürften auch so futuristische Konzeptfahrzeuge wie der im Sommer vorgestellte Scania NXT sorgen. Der acht Meter lange Bus lässt sich je nach Bedarf mit verschiedenen Modulen ausstatten. So ist theoretisch denkbar, dass der NXT in der Früh und abends Pendler zu und von ihrer Arbeitsstätte befördert und untertags - selbstverständlich mit einem anderen Modul - als Müllfahrzeug fungiert. Geliefert würde der autonome Bus als Offboard-Lösung, so Henriksson, mit der Möglichkeit, ihn in den virtuellen Kontrollturm einer Stadt einzubinden.

400 Entwickler für Autonomes Fahren

Apropos Autonomes Fahren: Bei Traton arbeiten rund 400 Entwickler an einer gemeinsamen Plattform für Autonomes Fahren, verriet Christian Levin, Forschungs- und Entwicklungsvorstand und Chief Operation Officer bei Traton. Damit müsse man sich nicht vor anderen Akteuren auf dem Gebiet verstecken. Zudem wolle man Möglichkeiten prüfen, die Expertise der VW-Mutter und ihrer Partner beim Autonomen Fahren zu nutzen.

Es gibt innerhalb der Traton-Gruppe auch schon eine Reihe von autonomen Fahrzeugen in Tests und im realen Einsatz. So fährt bereits seit 2018 ein Scania-Lkw autonom in einer australischen Mine von Rio Tinto. Im Rahmen des Innovation Day wurde außerdem das neue Scania-Konzept-Fahrzeug AXL ohne Fahrerhaus erstmals im Einsatz vorgestellt, ein Kipplaster mit Verbrennungsmotor, der sich mit Hilfe von Kameras, GPS-Antennen, Radar- und Lidar-Sensoren orientiert.

Damit nicht genug: Ende des Jahres soll ein elektrischer Scania-Bus autonom im Großraum Stockholm im Test Fahrgäste zwischen einer neuen Wohnsiedlung und einer nahe gelegenen U-Bahnstation befördern. Und in wenigen Monaten beginnt ein Praxistest von MAN mit dem Hamburger Hafen, bei dem Trucks abschnittsweise hochautomatisiert auf der Autobahn zum Hafengelände fahren. Dort steigt der Fahrer aus, der Lkw fährt autonom in das Container-Terminal Altenwerder, wird automatisch entladen und kehrt selbstständig wieder zum Fahrer zurück.

Ziel: Mehr als eine Million vernetzte Lkw bis 2025

Auch das Thema Vernetzte Lkws will die VW-Tochter vorantreiben - ermöglichen die gesammelten Daten Traton doch Rückschlüsse für die weitere Verbesserung der Fahrzeuge sowie neue Angebote und Geschäftsmodelle. Insbesondere in Hinblick auf die geplante Elektrifizierung der Flotte sieht der Konzern einen großen Bedarf an Daten auf sich zukommen. Die Daten gehören zwar dem Kunden, merkte Traton dazu an, werden aber gesammelt und ausgewertet, um Vorteile zu generieren, beispielsweise für das Energie-Management oder die Optimierung der Software, um eine höhere Reichweite der Elektro-Lkws zu erreichen.

Die Kunden wiederum können ihre Kosten senken, sowie ihre Fahrzeuge und Flotten effizienter steuern und besser auslasten, verspricht Traton. Sie profitierten unter anderem von höherer Verfügbarkeit, geringeren Wartungskosten, niedrigerem Kraftstoffverbrauch und besserer Routenplanung - was auch der Umwelt zugute komme. Außerdem sieht der Konzern mit der Vernetzung auch neue Geschäftsmodelle wie das Management von Over-the-Air-Updates und Cyber-Security am Horizont auftauchen.

Um hierfür die Voraussetzungen zu schaffen, ist seit Anfang 2019 fast jeder neu ausgelieferte schwere und mittelschwere Lkw von Scania und MAN entsprechend vernetzt. VWCO liefert seine Fahrzeuge seit Anfang September 2019 serienmäßig mit entsprechender Anbindung aus. Waren es Ende 2018 noch rund 450.000 Fahrzeuge, stieg die Zahl 2019 dank dieser Maßnahmen auf rund 600.000 und bis Ende 2025 sollen deutlich mehr als eine Million Fahrzeuge innerhalb der Traton-Gruppe vernetzt sein.

Digitalisierung als Beitrag zum Klimaschutz

Eine andere Möglichkeit für Unternehmen, den Flottenverbrauch zu senken, ist die Telematik, ein Markt, der laut Schätzungen der Unternehmensberatung Deloitte von 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf fast zehn Milliarden Euro im Jahr 2026 wachsen soll. So fahren Lkws derzeit in Europa - je nach Berechnung - im Durchschnitt nur mit einer Kapazitätsauslastung von rund 50 bis 60 Prozent. Gelingt es intelligenten digitalen Lösungen, die Zahl der Leerfahrten oder nur wenig ausgelasteten Fahrzeugen zu senken, würde auch der CO2-Ausstoß zurückgehen.

Auch beim Thema Logistik geht es bei Traton zunehmend um Lösungen statt Produkte.
Foto: Manfred Bremmer

Dass Digitalisierung auch in der Logistik einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, haben MAN und Scania schon relativ früh erkannt und seit 2016 zweistellige Millionen-Euro-Beträge in Software-Firmen investiert, beispielsweise die digitale Spedition Sennder. Außerdem gründete der Konzern 2016 mit RIO eine eigene Digitalmarke. Das Unternehmen entwickelt digitale Services für das gesamte Logistik-Ökosystem und vernetzt mittlerweile mehr als 115.000 Lkw über seine offene, Cloud-basierte Plattform.

Richtete sich das Angebot bisher vor allem an kleine Flotten und Spediteure, soll RIO nun ein völlig neues Kundensegment erschließen. Wie Traton auf dem Innovation Day ankündigte, werde die Digitaltochter künftig die Konzernlogistik der Volkswagen Gruppe dabei unterstützen, ihre Prozesse zu digitalisieren. Ziel der Zusammenarbeit sind signifikante Einsparungen durch transparentere und effizientere Prozesse.

Allein in Europa koordiniert die Volkswagen Konzernlogistik täglich rund 18.000 Lkw-Transporte im weit verzweigten Netzwerk aus Lieferanten, Produktionsstätten, Absatzmärken und Händlern. Um den immer weiter steigenden Material- und Warenfluss gemeinsam mit 13 Konzernmarken gewährleisten zu können, brauche es eine leistungsfähige und zukunftssichere IT-Lösung, erklärte Thomas Zernechel, Leiter Volkswagen Konzernlogistik: "Die Optimierung der Auslastung durch weitere Reduzierung von Leerfahrten und Standzeiten wird uns außerdem helfen, unsere Klimaschutzziele zu erreichen."