Learning Plattformen

Wie wir in Zukunft lebenslang lernen

16.06.2016 von Werner Kurzlechner
Die Landkarte des Lernens – erstellt von zwei US-Organisationen – zeigt sieben Zukunftskräfte und acht Innovationszonen, die das lebenslange Lernen in der digitalen Welt bestimmen. Wer die richtigen Tools und Plattformen nutzt, optimiert seine Verdienstmöglichkeiten.
  • Zwei US-Organisationen zeigen sieben Zukunftskräfte und acht Innovationszonen, die das Lernen bestimmen
  • Das Internet ist die beste Universität der Welt
  • Digitale und physische Welt verschwimmen
  • Big Data ermöglicht sofort nutzbares Lernfeedback
Die Learning Map zeigt, wie in einer Welt gelernt wird, in der physische und digitale Grenzen verschwimmen.
Foto: ACT Foundation/ITFT

Die bunte neue Welt des lebenslangen und von IT-Technologie unterstützten Lernens - sie lässt sich in ein einziges Puzzle-artiges Bild bringen. Zwei US-Institutionen - die ACT Foundation, die sich der Bildung und Weiterbildung widmet, und das die Zukunft erforschende Institute for the Future (IFTF) - haben jedenfalls eine derartige Landkarte erstellt und prägnant überschrieben: "Learning is earning in the national learning economy".

Lernen werde zur Währung für alles, was man so macht, meinen die beiden Organisationen: "Mischungen von digitalen und physischen Erfahrungen schaffen Plattformen, die die Integration des Lernen in Workflows ermöglichen, die die Grenzen zwischen Leben und Arbeit und zwischen Lernen und Leben verschwimmen lassen."

Algorithmen zur Vernetzung

Das klingt zunächst reichlich abstrakt. Diese Plattformen bieten laut ACT und IFTF ein beständiges und handlungsleitendes Feedback, das bei der Anpassung und Gestaltung des persönlichen Umfeldes helfe. Ferner nutzen die Plattformen Computer-Algorithmen, um die User mit Menschen und Möglichkeiten zu vernetzen, die einem bei der Suche nach Verdienstchancen und Bedeutung Wege weisen.

Und die Plattformen unterstützen Netzwerke der Zusammenarbeit, die das Denken über die eigenen Probleme verändern und Lösungen für die Arbeit, das Privatleben und die Gemeinschaft bereitstellen. Jeder kann mit ihrer Hilfe die eigene Marke für Arbeit, Lernen und Leben ausbilden, die ihn in einer beschleunigten Ökonomie des Wandels von anderen abhebt.

Auf Tablet-Rätselspiel folgt Einladung ins Gründernetzwerk

Reichlich abstrakt klingt das bis hierhin immer noch. Konkret wird das Ganze naturgemäß beim Blick auf die Karte. Sie enthält unter anderem Profile von Menschen, die von den neuen Plattformen profitieren. Diese Profile sind konstruiert. Die Autoren versichern aber, dass es sich dabei um erdachte Beispiele handelt, die auf Basis aktueller Forschungen erstellt wurden.

Da ist etwa die 15-jährige Migrantentochter, die zwar als clevere Problemlöserin gilt, aber in der Schule nur durchschnittliche Noten einheimst und ihre Freizeit mit Tablet-Rätselspielen totschlägt. Dann gewinnt sie just dabei einen Preis bei einem Wettbewerb zum Thema Protein-Faltung.

Dem folgt die Einladung eines Gründernetzwerks, bei einem Bio-Hackathon mitzumachen. Und schließlich kann der begabte Teenager richtig Geld verdienen: durch Arbeiten am Nachmittag und am Wochenende, die von Risikokapitalinvestoren beauftragt werden.

Microskilling-App auf dem Smartphone hilft

Da ist außerdem der gut ausgebildete 28-Jährige, der seinen Job bei einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen in New York verliert. Er muss daraufhin beim Lebensstil abspecken, kleinere Jobs annehmen und leidet deshalb unter Geld- und Zeitmangel. Just das würde er aber benötigen, um sich zum Spezialisten weiterzubilden und die Karriere wieder in Schwung zu bringen.

DUW: Mehr als jeder Zweite ohne Karriere-Plan
Ohne Plan
Die Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) hat vom Meinungsforschungsinstitut Forsa mehr als 1.000 deutsche Arbeitnehmer nach ihren Karriere-Plänen befragt. 56 Prozent planen demnach ihren Berufsweg überhaupt nicht. Sie geben an, ihre Ziele entweder schon erreicht zu haben, nicht an die Planbarkeit einer Karriere zu glauben - oder, nicht genug Ehrgeiz zu verspüren.
Ada Pellerts Tipps für Planer
Bleiben laut Umfrage 43 Prozent der Arbeitnehmer, die ihre Karriere planen wollen. Nach den Worten von Dr. Ada Pellert, Präsidentin der DUW, sollten sie sich fünf Fragen stellen. Diese finden Sie auf den folgenden Seiten.
Wo sehe ich mich in zwei bis fünf Jahren?
Ada Pellert: "Versuchen Sie, sich möglichst plastisch vorzustellen, was Sie erreichen möchten: Wünschen Sie sich zum Beispiel die Leitung eines Teams, den Sprung ins Ausland, möchten Sie Verantwortung abgeben oder eine völlige berufliche Neuorientierung wagen? Je konkreter das Ziel, desto leichter ist es, Etappenziele zu definieren und einzuhalten."
Passt das Karriereziel zu meiner Lebensplanung?
"Karriere bedeutet für uns heute etwas anderes als noch vor 20 Jahren. Wir erwarten, dass der Job in unser Leben passt und streben in allen Lebensbereichen Sinnhaftigkeit an. Überlegen Sie, ob das Karriereziel tatsächlich in Ihr Leben passt und welche Herausforderungen hier eventuell zu überwinden sind", sagt Ada Pellert.
In welchen Schritten kann ich das Ziel erreichen?
"Überlegen Sie, wie Sie dem Ziel Schritt für Schritt näher kommen", führt Ada Pellert aus. "Bleiben Sie realistisch, und planen Sie auch Umwege ein – moderne Karrierewege sind in den seltensten Fällen geradlinig. Auch wichtig: Feiern Sie Teilerfolge, seien Sie stolz auf sich – das motiviert."
Welche Kompetenzen brauche ich?
"Versuchen Sie herauszufinden, welche Fähigkeiten Sie für Ihr Karriereziel benötigen. Es gibt unglaublich viele Weiterbildungsangebote und Lernquellen – on- und offline. Suchen Sie die passenden für sich heraus, und bleiben Sie so auf dem Laufenden", empfiehlt Ada Pellert.
Wer kann mich auf dem Weg unterstützen?
Ein weiterer Rat von Ada Pellert: "Nur wer netzwerkt, kommt im Job voran – in Zukunft mehr denn je. Wichtige Unterstützer sind Chefs, TeamleiterInnen und Kollegen. Auch Coaches und andere berufliche Kontakte können wichtige Impulse liefern. Familie und Freunde sollten Sie auch mit ins Boot holen – das soziale Umfeld kann Ihnen gerade in schwierigen Situationen den Rücken stärken."

Den Ausweg aus dem Dilemma bietet ihm eine Microskilling-App, die er auf seinem Smartphone findet. Er kann dadurch jederzeit 15-minütige Lektionen machen, wenn es ihm gerade passt. Schließlich hebt er die selbst gestaltete Weiterbildung auf eine neue Stufe und eignet sich in seiner Freizeit mit Hilfe von Virtual Reality Hardware aus der Bibliothek um die Ecke neue Skills in mathematischen Visualisierungen für Fortgeschrittene an. So hat er am Ende doch wieder gute Perspektiven auf dem Jobmarkt.

7 Zukunftskräfte

Beispiele wie diese veranschaulichen den Möglichkeitsraum, der auf der Landkarte durch sieben Kräfte der Zukunft und acht Innovationszonen bestimmt wird. Die sieben "Future Forces" gestalten nach Ansicht der Autoren die Art und Weise neu, in der wir arbeiten, lernen und leben. Es handelt sich um Trends, die unterhalb der neuen Lernerfahrungen liegen und jeden Aspekt des täglichen Lebens betreffen.

1. Learning Commons: Die digitalen Ressourcen sind eine neue Form von Gemeingut. Mit einer sehr positiven Eigenschaft allerdings. Sie gewinnen nämlich an Wert, je mehr sie genutzt werden. Und sie bilden die Basis für alle neuen Formen von Wissensaustausch.

2. Maker Mindset: Ein Ethos des Selbermachens sorgt für einen neuen Unternehmergeist. Die Menschen werden zu Machern - bei der Arbeit, im Leben und beim Lernen.

3. Digital Natives: Die nach 1990 Geborenen sind mit smarten Geräten und dem Internet aufgewachsen - und damit die natürlichen Pioniere einer neuen Ökonomie der digitalen Skills.

4. Coordination Platforms: Diese Plattformen sind so gestaltet, dass sie Menschen mit einem Angebot an Aufgaben und Ressourcen zusammenbringen - egal ob das kommerziell geschieht oder nicht. Die Autoren der Lern-Landkarte gehen davon aus, dass sich dadurch die Marktchancen lernender Arbeitnehmer schnell verbessern.

5. Collaborative Tools: Digitale Medien haben die Möglichkeiten der Zusammenarbeit rasant ausgeweitet - von der wissenschaftlichen Forschung über globale Teams von Mitarbeitern bis hin zu Online-Musikgruppen. Diese Entwicklung geht einher mit einem schnellen Zuwachs an Wissensressourcen und Problemlösungsansätzen.

6. Human-Machine Symbiosis: Smarte Maschinen ersetzen einen Teil der bisher menschlichen Arbeit, einen anderen Teil verbessern sie. "Maschinen schreiben neue Regeln dafür, wie wir arbeiten, wie wir lernen oder sogar wie wir unseren Haushalt führen", heißt es in der Legende zur Landkarte.

7. Decoded Brain: Fortschritte in der Neurowissenschaft und in der Verhaltensforschung generieren neue Techniken und Tools für ein optimiertes Lernen und eine bessere Organisation von Arbeitsaufgaben.

IT-Gehälter 2015
Die große Gehaltsstudie für IT-Fachkräfte
Insgesamt hat Compensation Partner 15.497 Datensätze für die Vergütungsstudie "IT-Funktionen" untersucht. Die Datenerhebung fand im Zeitraum von Mai bis August 2015 statt.
IT-Sicherheitsexperten ...
... verdienen 70.763 Euro im Jahr.Damit sind sie die IT-Fachkräfte, die am zweit besten vergütet werden.
IT-Berater ...
... dürfen sich über Jahresgehäter zwischen 65.000 und 70.000 Euro ( in der SAP-Beratung) freuen.
Bei Softwareentwicklern ...
... geht die Gehaltschere auseinander: Während SAP- und Mobile-Entwickler mit gut 58.000 bzw. 54.000 Euro rechnen können, müssen sich Frontend-Entwickler (43.200 Euro) und Webentwickler (35.800 Euro) mit weniger begnügen.
Bei den Administratoren ...
... schlägt das Gehaltspendel nicht so stark aus. Ihr Jahresverdienst beläuft sich 47.848 Euro in der System- und Netzadministration und 51.891 Euro im Bereich der Datenbankadministration.
Banken bezahlen am besten
Das Gehalt eines IT-Profis hängt stark davon ab, in welcher Branche er arbeitet. IT-Projektleiter verdienen zum Beispiel am besten in Banken, deutlich weniger dagegen im Einzelhandel.
IT-Projektleiter ...
... gehören mit zu den am besten bezahlten Fachkräften der IT-Branche.
... bekommen IT-Projektleiter ...
... wenn sie bei einer Bank arbeiten.
Damit erhält er mehr als doppelt so viel wie sein Berufskollege in der Werbe- und PR-Branche.
... erhalten IT-Projektleiter ...
... in der Telekommunikationsbranche.
Damit gehört die TK-Industrie zu den Branchen, die überdurchschnittlich vergüten.
... verdienen IT-Projektleiter ...
... in der Autoindustrie.
Auch die Autommobilkonzerne zahlen gut. Zum Vergleich: In Medienhäusern muss sich ein IT-Projektleiter mit 61.000 Euro im Jahr begnügen.
... bekommen IT-Projektleiter ...
... in Softwareunternehmen.
... erhalten IT-Projektleiter ...
... in einem IT-Systemhaus.
Hier erwarten den IT-Projektleiter eher durchschnittliche Verdienstchancen.
... verdienen IT-Projektleiter ...
... bei Werbung und PR.
Damit zahlen Werbeagenturen ihre IT-Projetleiter am schlechtesten.
Auch für Softwareentwickler ...
... macht es einen Unterschied, ob die in einem Chemieunternehmen (top) oder im Einzelhandel bzw. in Werbung und PR (flop) arbeiten.
... bekommt ein Softwareentwickler ...
... als Bankangestellter.
Damit verdient er 35.000 Euro mehr im Jahr als sein Kollege in einer Werbe- oder PR-Agentur.
... erhält ein Softwareentwickler ...
... in der Chemiebranche.
Chemiekonzerne zahlen traditionell gut.
... verdient ein Softwareentwickler ...
... in der Metallindustrie.
Damit gehört die Metallindustrie zu den Branchen, die überdurchschnittlich vergüten.
... bekommt ein Softwareentwickler ...
... in der Bauindustrie.
Baukonzerne zahlen eher unterdurchschnittliche Gehälter.
... erhält ein Softwareentwickler ...
... im Einzelhandel.
Auch hier müssen Entwickler kleinere Brötchen backen.
... verdient ein Softwareentwickler ...
... wenn er in einer Werbeagentur arbeitet.
Hier verdient ein Entwickler am schlechtesten. Auch in Medienhäusern sind die Verdienstchancen mit 48.000 Euro kaum besser.
IT-Berater ...
... gehören zu den IT-Fachkräften, die mit am besten bezahlt werden.
... bekommt ein IT-Berater ...
... im Fahrzeugbau.
Damit zahlen Automobilkonzerne ihre IT-Berater mit Abstand am besten.
... erhält der IT-Berater ...
... in der Pharmaindustrie.
Damit gehört die Pharmaindustrie zu den Branchen, die überdurchschnittlich vergüten.
... verdient der IT-Berater ...
... in der Medizintechnik.
... bekommt der IT-Berater ...
... im Gesundheitswesen.
Zum Vergleich: Hier verdienen IT-Berater bereits 36.000 Euro weniger als ihre Berufskollegen, die für einen Autokonzern arbeiten.
... erhält der IT-Berater ...
... in Medienunternehmen.
Medienkonzerne zahlen eher unterdurchschnittliche Gehälter.
... verdient der IT-Berater ...
... im Versandhandel.
Damit zahlt der Versandhandel IT-Berater am schlechtesten.
Auch System-Administratoren ...
... müssen sich auf große Gehaltsunterschiede in den einzelnen Branchen einstellen.
... bekommt ein Systemadministrator ...
... in Autokonzernen.
Hier hat der Admin die besten Verdienstperspektiven.
... erhält ein Systemadministrator ...
... in der Luftfahrt.
Damit gehört dieLuftfahrtindustrie zu den Branchen, die überdurchschnittlich vergüten.
... verdient ein Systemadministrator ...
... in der Elektrotechnikbranche.
... bekommt ein Systemadministrator ...
... in einem Forschungsinstitut.
Forschungsinstitute zahlen eher unterdurchschnittliche Gehälter.
... erhält ein Systemadministrator ...
... in der Holz- und Möbelindustrie.
Zum Vergleich: Hier verdient ein Admin 28.000 Euro weniger als sein Berufskollege im Fahrzeugbau.
... verdient ein Systemadministrator ...
... im Einzelhandel.
Gehälter nach Region
Auch die Region beeinflusst das Gehalt: Wir zeigen am Beispiel eines SAP-Beraters, wie die Gehälter variieren können.
München
SAP-Berater verdienen in München am besten. Hier können sie sich über ein Jahressalär von 81.865 Euro freuen.
Frankfurt am Main
Hier verdient der SAP-Berater auch überdurchschnittlich, und zwar 80.747 Euro.
Stuttgart
In Stuttgart bekommt man als SAP-Berater nur unwesentlich weniger als in Frankfurt, nämlich 79.001 Euro.
Düsseldorf
In Düsseldorf verdient man jährlich 76.486 Euro.
Hamburg
In der Hansestadt beläuft sich der Jahresverdienst eines SAP-Beraters auf 71.806 Euro.
Hannover
In Hannover kriegt ein SAP-Berater 69.851 Euro pro Jahr, was dem Durschschnittswert von 100 Prozent entspricht.
Berlin
In der Hauptstadt werden SAP-Berater mit 65.310 Euro jährlich vergütet.
Dresden
In Dresden erhält der SAP-Berater mit 57.906 Euro deutlich weniger als seine Kollegen in München oder Frankfurt.
Sachsen
SAP-Berater in Sachsen verdienen mit 55.321 Euro im Jahr nur unterdurchschnittlich.
Sachsen-Anhalt
Der Jahreslohn für SAP-Berater in Sachsen-Anhalt ist mit 52.877 Euro beziffert.
Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern bekommt ein SAP-Berater mit 50.851 Euro am wenigsten.

8 Innovationszonen

Diese sieben Kräfte wirken in den kommenden Jahren nach Einschätzung der beiden Institutionen insbesondere in acht sogenannten Innovationszonen:

1. Unbounded Resources: 2010 prognostizierte Bill Gates, dass man in fünf Jahren - also in etwa heute - im Internet die besten Vorlesungen der Welt finden werde. "Das wird besser sein als jede einzelne Universität", prophezeite der Microsoft-Gründer damals. Genauso ist es gekommen. Das Wachstum an Online-Wissen - teil gratis, teils gegen Gebühr - ist enorm und umfasst eine Vielzahl an Formaten. Es gibt Massively Open Online Courses (MOOCs), Live-Streaming über Plattformen wie Periscope und eine Fülle an Video-Anleitungen und Augmented Realities. Ein Angebot, dass sowohl strukturiertes als auch informelles Lernen ermöglicht. Was nach Ansicht der Autoren noch fehlt, sind Roadmaps, die das Lernangebot und die sich dadurch eröffnenden Karriereoptionen miteinander verbinden.

2. Digital-Physical Blends: Die beiden Organisationen bringen es so auf den Punkt: "In einer Welt der eingebetteten Intelligenz, werden wir alle zu Sensoren und zu Sinn-Erzeugern." Mobile Geräte, Sensoren und Geo-Location-Tools definieren neu, wie wir mit Hilfe physischer Räume und Objekte lernen und arbeiten. Ob auf der Baustelle, im Technologie-Shop, im Auto oder im Co-Working Space - überall ist Context Aware Information verfügbar, die in Produktivität, Innovation oder in Lerneffekte konvertiert werden kann. Das Verschwimmen der Grenzen zwischen digitaler und physischer Welt fräst sich auch ins Freizeitleben. Etwa auf dem Bauernmarkt, wenn man unbekanntes Gemüse mit Hilfe des Smartphones identifiziert und sofort nach passenden Rezepten suchen kann.

3. Continuous Learning Flows: In der globalen Innovationsökonomie überholt ist die Periodisierung des Lernens, das in Klassenräumen mit Lehrpersonal stattfindet und sich auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beschränkt. Gelernt wird lebenslang, ständig und überall.

4. Personalized Experiences: "Jeder lernende Arbeitnehmer hat ein einzigartiges Profil", so die Autoren. "Eine Kombination aus Computer-Analyse und neuen menschlichen Einstellungen hilft uns, Lernen und Arbeiten auf unsere individuellen Bedürfnisse und Umstände zuzuschneiden." Das wird also in etwa so wie mit dem persönlichen Trainer im Fitness-Studio. Nur, dass es Datenanalysten und Mentoren sind, die die eigenen Ziele, Stärken, Schwächen, Lernansätze und zeitlichen Begrenzungen analysieren und daraus personalisierte Lern- und Arbeitspfade ermitteln, die zugleich die Lebenszufriedenheit maximieren sollen. Während die Welt insgesamt immer unvorhersehbarer wird, hilft dieser personalisierte Ansatz bei der ständigen Neuerfindung des eigenen Ichs.

5. Actionable Feedback: Big Data und Advanced Analytics ermöglichen immerzu ein detailliertes persönliches Feedback, auf dem sich sofort aufbauen lässt. Das Vorbild für Performance-Tools des Lernens sind Computerspiele, bei denen man zunächst häufig scheitert, aber stets motiviert bleibt, den nächsten Level zu erreichen. Ganz ähnlich gibt es beim Lernen keine Zensuren, sondern Lernanreize und hochaufgelöste Metriken, die die Komplexität der heutigen Lern- und Arbeitswelt widerspiegeln - wertvolle Instrumente zur Steuerung der eigenen Lerninvestitionen.

6. Algorithmic Matching: Algorithmen verändern das alltägliche Leben - und auch das Lernen und Arbeiten. Laut ACT und IFTF werden sie künftig die ideal passenden Institutionen, Kurse, Tutoren, Praktika und Arbeitgeber für jeden heraussuchen können. Sie können auch anhand früherer Leistungen und Erfolge die passenden Aufgaben für einen finden. "Die vergleichenden Algorithmen und die digitalen Spuren, die sie auswerten, sind die Währungen, die uns über institutionelle Silos hinweg verbinden", kommentieren die Autoren. "Jedenfalls dann, wenn sie gut nutzen."

7. Solutions Networks: Dank Plattformen wie Quora können große Netzwerke über die ganze Welt zusammenarbeiten bei der Lösung von Problemen - seien es komplexe wissenschaftliche Fragen oder solche des täglichen Lebens. Mobile Endgeräte machen das Anzapfen dieser Netzwerke jederzeit und überall möglich. Entscheidende Erfolgsfaktoren sind deshalb bald nicht mehr die individuelle Performance oder der persönliche IQ, sondern die Network-Performance und der Networking IQ.

8. Dynamic Reputations: Wichtiger als Noten oder Arbeitszeugnisse sind laut ACT und IFTF künftig die Reputation und die digitalen Spuren der eigenen Leistungen: "Tatsächlich haben digitale Plattformen für Freiberufler herausgefunden, dass Auftraggeber weniger auf formale Ausbildung als auf vergangene Performance oder die Erledigung vergleichbarer Aufgaben achten."

Die genannten Kräfte der Zukunft und Innovationszonen bilden das Gerüst, um das die Landkarte des Lernens aufgebaut ist. Wer sie kennt, kann auch die Karte lesen. Nach dem Willen ihrer Ersteller dient sie dazu, die eigenen Möglichkeiten in der lernenden Ökonomie auszuloten, eine Strategie für den eigenen Erfolg zu entwickeln und sich aufs Ausprobieren der Zukunft einzulassen.