Bayer-CIO über KPIs für CIOs

Woran IT-Manager gemessen werden

02.10.2013 von Horst Ellermann
Was macht einen guten IT-Chef erfolgreich? Bayer-CIO Daniel Hartert hat über das Voice-Netzwerk die Kollegen gefragt, woran sie gemessen werden. Und woran sie gerne gemessen werden möchten.
Daniel Hartert CEO der Bayer Business Services: "Wir haben Abstand davon genommen, eine generelle Formel für den Wertbeitrag der IT anzusetzen."
Foto: Bayer

Kosten, Projekte, Verfügbarkeit. Beim klassischen Dreisprung in der CIO-Bewertung reichen gute Werte nicht aus, um als IT-Chef erfolgreich zu sein. Horst Ellermann sprach mit Daniel Hartert, CEO von Bayer Business Services und CIO des Bayer-Konzerns, welche Kennzahlen sinnvoller wären.

CIO.de: Was hat Sie bewogen, im Vorfeld der Inkop 2013 die anderen CIOs nach den Faktoren zu befragen, an denen sie gemessen werden?

Daniel Hartert: Nun, wir kennen das ja von Konferenzen: Da wird in Vorträgen immer referiert, wie toll alles funktioniert. Aber die externe Wahrnehmung spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Die eigentliche Bewertung muss doch im Unternehmen selbst vorgenommen werden. Wir wollten wissen, nach welchen Kriterien.

CIO.de: Welche Kriterien hat Bayer?

Daniel Hartert: Wir haben qualitative Zielvereinbarungen mit einigen harten Kennzahlen, zum Beispiel finanzielle KPIs und User-Satisfaction.

CIO.de: Richtet sich Ihr Bonus auch nach dem Gesamtumsatz von Bayer?

Daniel Hartert: Nein, wir haben andere Kriterien für den Bayer-Unternehmenserfolg. Und diese Kriterien sind wiederum für alle im Top-Management gleich.

CIO.de: An welchen IT-Kennzahlen werden Sie gemessen?

Daniel Hartert : Nehmen wir das Beispiel User-Satisfaction: Entsprechende Zielsetzungen gelten nicht nur für mich, sondern werden über meine Direct-Reports kaskadiert. Generell lassen sich die Kennzahlen nach Business- und Leadership-Performance unterscheiden.

LIFE steht für Leadership, Integrity, Flexibility und Efficiency

CIO.de: Fangen wir mal hinten an: Leadership-Performance klingt ganz weich. Wie messen Sie das?

Daniel Hartert : Bayer hat vor zwei Jahren eine Evaluierung etabliert, die sich zu 100 Prozent an den Unternehmenswerten LIFE orientiert. LIFE steht für Leadership, Integrity, Flexibility und Efficiency. Zu Leadership zählt beispielsweise, ob ich als Führungskraft meine Direct-Reports aktiv weiterentwickle und ob ich meinen Mitarbeitern regelmäßig konstruktives Feedback liefere, das sie entsprechend für sich nutzen können.

CIO.de: Das klingt noch halbwegs messbar. Aber beim Thema Integrity wird es schon schwieriger. Wie wollen Sie die Integrität eines Menschen messen?

Daniel Hartert : Dahinter verbirgt sich zum Beispiel die Frage, ob ich ein Vorbild in Sachen Compliance bin und ob ich zu den Dingen stehe, auch wenn der Wind mal etwas rauer weht. Auf der Management-Ebene machen wir alle zwei Jahre 360-Grad-Betrachtungen, bei denen dann auch die Mitarbeiter und Peers ihr Urteil abgeben.

CIO.de: Sie erwähnten eingangs die harten Kennzahlen. Können Sie uns dazu noch ein paar Beispiele nennen?

Daniel Hartert : Darunter fallen zum Beispiel die großen IT-Projekte, bei denen - ganz klassisch - das Einhalten von Zeit, Qualität und Kosten abgefragt wird. Dagegen sind belastbare Kennzahlen zu Talent-Management oder Risk-Management erst in jüngerer Vergangenheit etabliert worden.

CIO.de: Bei Projekten ließe sich ja auch noch zugrunde legen, welchen Wert sie für das Unternehmen schaffen.

Umfrage: Woran werden Sie gemessen?
Foto: cio.de

Daniel Hartert : Wir haben Abstand davon genommen, eine generelle Formel für den Wertbeitrag der IT anzusetzen. Stattdessen evaluieren wir für jedes Projekt den individuellen Business Case und priorisieren diesen im Einklang mit der Unternehmensstrategie. Nachträglich errechnete, theoretische Werte, wie sehr die IT zum Geschäftserfolg beigetragen habe, sind meistens nicht haltbar. Ein solcher Ansatz ist schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil viele dieser Projekte keine reinen IT-Projekte mehr sind, sondern von vornherein im Business integriert umgesetzt werden. Nehmen Sie zum Beispiel CRM: Wo wollen Sie da einen isolierten Wertbeitrag der IT-Komponente feststellen?

Gartner geht gerade mit Zahlen hausieren, wonach die Chief Marketing Officers bald genauso viel Geld für IT ausgeben wie die CIOs. Glauben Sie das?

Daniel Hartert : Es ist sicher richtig, dass wir immer weniger vom IT-Budget für die klassischen Themen aufwenden. Das ist bei Bayer auch so. Bis 2010 hatten wir die Dekade der großen ERP-Investitionen. Jetzt befinden wir uns in der Phase, in der ERP durch die Investitionen in CRM, R&D-Unterstützung und in BI überflügelt wird. Und es bleibt immer noch die wichtige Aufgabe, die hohe Leistungsfähigkeit von IT-Operations beziehungsweise Run zu gewährleisten. Die Kosten werden sie immer haben.

Wenn es gar nicht die harten Messzahlen sind, die über den Erfolg eines CIOs entscheiden, welche sind es denn dann?

Daniel Hartert : Ganz häufig sind es die Dinge, die nirgends gemessen werden, also: Hat er das Netzwerk? Hat er die Akzeptanz im Top-Management? Hat er den Drive, Dinge wirklich verändern zu wollen? Und ist er für seine eigene Organisation derjenige, der in die Zukunft weisen kann?

Wie CIOs Akzeptanz im Vorstand bekommen

Wie erzeugen Sie bei Bayer Akzeptanz für IT im Top-Management?

Daniel Hartert : Unter anderem, indem wir regelmäßig fragen, wie die IT dort gesehen wird. Die CIOs der drei Teilkonzerne und ich haben es uns zur Aufgabe gemacht, jährlich jeweils zehn bis zwölf formale Interviews mit Vorständen und den wichtigsten Entscheidungsträgern im Konzern zu führen. Ich habe gerade gestern den CEO von Bayer Crop Science interviewt. Mein Crop-Science-CIO geht wechselseitig auf Entscheidungsträger außerhalb von Bayer Crop Science zu. Diese Praxis wird sehr positiv aufgenommen.

Diese formalen Interviews, war das eine Vorgabe vom Vorstand?

Daniel Hartert : Nein, das hat das IT-Committee, bestehend aus dem Bayer Group CIO, also mir, und den Teilkonzern-CIOs ,entwickelt.

Abschließend noch eine Frage, die in der Umfrage gestellt wurde. Sie fragen nach deren Prioritäten bezüglich der Erfolgsfaktoren? Welche sind für Sie die wichtigsten?

Daniel Hartert : Ich muss zugeben, dass ich bei unserem eigenen Fragebogen gleich mehrfach Prio 1 angekreuzt habe: Kosteneinsparungen und Effizienz sind sicher wichtig. Stabilität aber auch, denn unsere geschäftskritischen Prozesse kommen zum Stehen, wenn die IT ausfällt. Gleichzeitig habe ich noch bei Führungsqualitäten Prio 1 angekreuzt. Außerdem beim Erkennen von Kundenbedürfnissen und bei der Vernetzung im Vorstand.

Externe Sichtbarkeit und Reputation. Dies ist nicht entscheidend für unseren Geschäftserfolg

CIO.de: Gibt es irgendwelche Erfolgsfaktoren, die bei Ihnen nicht Prio 1 bekommen haben?

Daniel Hartert: Externe Sichtbarkeit und Reputation entscheiden nicht über den Geschäftserfolg

CIO.de: Sollten Sie aber.

Daniel Hartert : Okay, ich denke noch mal darüber nach.

Die Insel Split in Kroatien.
Foto: DT Croatia

Inkop - Hier stellt Daniel Hartert alle Umfrage-Ergebnisse vor. Bei der CIO-Veranstaltung Inkop vom 10. bis zum 13. Oktober im kroatischen Split (Foto) leitet Daniel Hartert einen von acht Workshops:

  • Mobile Business Solutions und "Appisierung"

  • Was macht CIOs erfolgreich?

  • "Life Cycle Personal Management"

  • IT-Benchmarking

  • Cloud – Challenges für die IT?

  • Industrie 4.0 und das Internet der Dinge

  • Collaboration & Communication

  • Einsatz von Social Media

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