Der Mythos, die Gen Z habe keine Lust auf Arbeit, stelle ihr Privatleben stets an vorderste Stelle und habe trotzdem sehr hohe - bis überzogene - Erwartungen an Gehalt und Karrieresprünge, hält sich hartnäckig. Eine neue Umfrage von Linkedin zeichnet nun ein etwas differenziertes Bild: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten zwischen 16 und 28 Jahren wünscht sich vor allem eine solide berufliche Karriere. 57 Prozent können sich sogar vorstellen, länger (über zehn Jahre) beim gleichen Arbeitgeber zu bleiben - sofern sie das Gefühl haben, den richtigen für sich gefunden zu haben. Job-Hopping scheint für Berufsanfänger also nicht dauerhaft erstrebenswert zu sein.
Generation Sicherheit: Gen Z will Stabilität
Pandemie, gesellschaftliche Brüche, Energie- und Klimakrise: Die Gen Z ist in unsicheren Zeiten erwachsen geworden - und spürt noch immer die Nachwehen. Mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) gibt an, aufgrund der anhaltenden Krisen beim Eintritt in die Arbeitswelt mental überfordert zu sein. Auch finanzielle Sorgen treiben die junge Generation laut Studie stark um. Die Folge: "Vor dem Hintergrund der aktuell wirtschaftlich schwierigen Situation wünscht sich die Gen Z beim Start ins Berufsleben vor allem eines: Stabilität", erklärt Barbara Wittmann, Country Managerin Linkedin DACH.
Entsprechend ist der Gehaltsaspekt für viele junge Menschen der wichtigste Faktor bei der Jobwahl: 83 Prozent sind bereit, hart zu arbeiten, wenn die Bezahlung stimmt. Damit rangiert die Frage nach dem Gehalt weit vor weicheren Faktoren wie einer ausgewogenen Work-Life-Balance (35 Prozent) oder einem guten Verhältnis zum Team (31 Prozent). Die Ansprüche der Gen Z an ihren Job sind also tatsächlich hoch. Im Gegenzug sind 52 Prozent bereit, bei der Arbeit die Extrameile zu gehen - beispielsweise in Form von Überstunden, Erreichbarkeit nach Feierabend oder eines Umzugs für den Arbeitgeber.
Hohe Anforderungen und unklare Jobbeschreibungen nerven
Die Gen Z hat "Bock auf Arbeit" - 64 Prozent der Befragten gaben an, schnell Karriere machen zu wollen. Doch der Weg dahin gestaltet sich für viele schwierig und überfordernd. Zwar gibt mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) an, zu wissen, was sie beruflich machen möchten, doch ganze 43 Prozent fühlen sich bereits bei der Jobsuche überfordert. 45 Prozent wissen demnach nicht, wo sie damit anfangen oder wonach sie überhaupt suchen sollen, und 58 Prozent empfinden die Anforderungen ausgeschriebener Stellen als unrealistisch.
Mehr als die Hälfte wünscht sich deshalb klare, einfache Beschreibungen, um zu verstehen, was sich hinter ausgeschriebenen Jobs verbirgt (57 Prozent) sowie mehr Transparenz hinsichtlich Gehalt und Entwicklungsmöglichkeiten (54 Prozent). Kommen Unternehmen diesem Wunsch nicht nach, kann das für sie mittelfristig zum Problem werden.
Firmen müssen sich auf Generation Z einlassen
"Bereits in zwei Jahren wird die Gen Z in vielen Ländern ein Drittel der Erwerbstätigen ausmachen. Unternehmen müssen sich - auch mit Blick auf den Fachkräftemangel - also dringend an die Bedürfnisse und Einstellungen dieser Generation anpassen", empfiehlt Wittmann. Das beziehe sich auch auf die Kommunikationskanäle und Plattformen für Stellenausschreibungen: Die Gen sei mit digitalen Geräten und Tools aufgewachsen und erwarte digitale Formate und Prozesse auch im beruflichen Kontext, im Bewerbungsprozess, in Workshops und Weiterbildungen und natürlich auch hybrides Arbeiten.
Gen Z fühlt sich beim Netzwerken unwohl
Obwohl die Generation Z als besonders selbstbewusst gilt, scheinen sich Young Professionals im beruflichen Kontext mit einer Sache schwer zu tun: dem Netzwerken. Knapp die Hälfte (44 Prozent) der Befragten glaubt zwar, dass ein starkes Netzwerk gerade beim Berufseinstieg wichtig ist - gibt aber gleichzeitig an, sich beim Netzwerken nicht wohl zu fühlen. Die Hemmschwelle, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, ist für viele digital niedriger - auch im beruflichen Kontext.
Social-Media-Plattformen können dabei unterstützen: 39 Prozent der Befragten gaben an, dass sie diesen Austausch mit Berufstätigen in Berufsfeldern, die sie interessieren, besonders nützlich für die berufliche Orientierung.
Das Marktforschungsunternehmen YouGov hat die Umfrage im Auftrag von Linkedin online zwischen dem 4. Und 18. April 2023 durchgeführt. Befragt wurden 2.499 Menschen in Deutschland im Alter zwischen 16 und 28 Jahren.