Während es in den vergangenen drei Jahren mehr die Einsparungen und die Kostenkontrolle waren, die oberste Priorität bei Vorständen hatten, sind Unternehmen heute in erster Linie auf Wachstum aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung Accenture bei der Auswertung von Studienergebnissen. In einem Beitrag gehen die Studienautoren der Frage nach, ob Unternehmen denn genügend Talente beschäftigen, um überhaupt wachsen zu können.
In einer Accenture-Befragung gab rund die Hälfte der Unternehmen an, dass sie weniger Mitarbeiter beschäftigen als vor der Wirtschaftskrise. Rund zwei Drittel dieser Studienteilnehmer gehen davon aus, dass sich das in den kommenden Jahren auch nicht ändern wird. Bei einem Drittel der Unternehmen wurde nicht nach Leistung entschieden, wer den Abreitgeber verlässt. Vielmehr ließen Firmen diejenigen ziehen, die Abfindungen und Vorruhestandsangebote annahmen.
Eine gute Ausgangslage für mehr Wachstum im Unternehmen ist das nicht. Firmen müssten koordinierter planen und Arbeitnehmer und die Unternehmensziele auf keinen Fall getrennt voneinander betrachten.
Vor allem wenn Unternehmen mit weniger Mitarbeitern als vor der Wirtschaftskrise wachsen möchten, setzen sie damit ihre Belegschaft unter Druck. Häufig hat die Unternehmensspitze selbst nicht unbedingt den nötigen Glauben an die Mitarbeiter. Nur 30 Prozent der Vorstände finden ihre Entwicklungsabteilung oder den Kundenservice erstklassig, bei der IT sind es nur 22 Prozent.
Abteilungsübergreifend beurteilen nur 16 Prozent der Befragten ihre Arbeitnehmerschaft als Branchenspitze. Ein knappes Drittel glaubt sogar, dass die Belegschaft mindestens ein Jahr brauchen wird, um wieder effektiv zu arbeiten.
Viele haben am Recruiting gespart
Dabei ist es oft gar nicht so einfach für die Unternehmen, qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren. Denn auch hier wurde oft gespart. 30 Prozent der Firmen haben Campus Recruiting oder Executive Recruiting und Talentsuche im vergangenen Jahr entweder reduziert oder vollständig darauf verzichtet. Vier von zehn Firmen gehen davon aus, dass sie mindestens ein Jahr brauchen, bis das Talent-Management wieder in einem angemessenen Umfang im Unternehmen etabliert ist.
Erfolgreich sind diejenigen Unternehmen, die proaktiv die Entwicklung ihrer Belegschaft planen und sich beispielsweise überlegen, welche Fähigkeiten in welchem Maß wann im Unternehmen benötigt werden. Doch wegen der wirtschaftlichen Herausforderungen und der schnellen Markt-Entwicklungen reichen traditionelle einfache Planungen nicht aus. Accenture rät deshalb zu einer Strategie, die die Faktoren Talent, Führung, Kultur und die Unternehmensstruktur in den Planungen berücksichtigt. Stehen Veränderungen im Unternehmen an, kann die agile Mitarbeiterstruktur angepasst werden.
Um die Mitarbeiter im Unternehmen schneller auf einen bestimmten Wissensstand zu bringen, bietet sich zum Beispiel der sogenannte Akademie-Ansatz an. Dabei vermittelt man im Rahmen von Schulungen Kompetenzen, die bestimmte Mitarbeiter besonders dringend benötigen, um effektiv und produktiv zu arbeiten.
Die Erhebungen von Accenture zeigten außerdem, dass die Effektivität der Personalabteilungen darüber entscheidet, wie gut das Unternehmen auf Veränderungen reagiert und wie die Belegschaft aufgestellt ist. Dabei kommen immer neue Anforderungen auf die Personalabteilungen zu, zum Beispiel das internationale Personalmanagement. Auch über Zahlen wie Kosten und Investitionen in Mitarbeiter müssen die Personalabteilungen immer besser Bescheid wissen, glauben die Accenture-Experten.
Sie raten, die Themen Belegschaft, Führung, Kultur, Unternehmensstruktur und Personalabteilung strategischer und zusammenhängender zu betrachten. Wenn Unternehmen wachsen möchten, müssen sie dafür auch weitere Mitarbeiter einstellen. Erfolgreiche Unternehmen werden die Produktivität ihrer Top-Performer steigern, bessere Unternehmensresultate erzielen und so Ressourcen für neue Talente schaffen, glaubt Accenture.
The Talent to grow
Der Beitrag "The Talent to grow" stammt von den Accenture-Mitarbeitern David Smith, Catherine S. Farley, Diego Sánchez de Léon und Stephanie Gault. Er ist im Accenture-Journal Outlook erschienen.