Arbeitswelt 4.0
Digitalisierung fordert veränderte Fähigkeiten
Simon Lohmann ist Freier Autor bei macwelt.de.
In seiner neuen Studie "Skill Shift - Automation and the future of the workforce" hat das McKinsey Global Institute (MGI) die Fähigkeiten herausgearbeitet, die Unternehmen bis 2030 von seinen Mitarbeitern abverlangen werden. Grund dafür sei die Automatisierung und künstliche Intelligenz, die dramatische Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt verursache. Im Rahmen der Untersuchung wurden Unternehmen verschiedener Branchen befragt, darunter Banken, Versicherungen, Energie, Gesundheit, verarbeitende Industrie und Handel aus Deutschland, den USA, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien.
Demnach soll in den nächsten zwölf Jahren "der Anteil der Arbeit, der technisches Wissen voraussetzt, um bis zu 55 Prozent steigen, während immer weniger händische oder motorische Fertigkeiten benötigt werden (minus 14 Prozent)", schreiben die Studienautoren. Soziale und emotionale Kompetenzen werden dahingegen immer wichtiger (plus 24 Prozent).
Körperliche und manuelle Fähigkeiten verlieren an Bedeutung
Laut Studie ist besonders Deutschland von den Veränderungen betroffen. Hierzulande soll bis 2030 die Arbeitszeit, in der händische Fähigkeiten zum Einsatz kommen, um bis zu 22 Prozent zurückgehen. "Grund dafür ist, dass Stellen vor allem im verarbeitenden Gewerbe immer weniger physische Kraft und händisches Steuern von Maschinen erfordern werden", erklärt Anna Wiesinger, Düsseldorfer Juniorpartnerin bei McKinsey und Ko-Autorin der Studie.
Im Gegensatz zu den anderen untersuchten Ländern seien jedoch die technologischen Fähigkeiten der Deutschen "schon heute vergleichsweise hoch", stellt Wiesinger fest. Demnach liegt Deutschland mit einem Anteil von 14 Prozent der Arbeitszeit, "die auf technologische Expertise (IT, Programmier- und Analysekenntnisse etc.) entfällt" noch vor den USA und Frankreich mit jeweils elf Prozent. Dabei sei bis 2030 davon auszugehen, dass sich der Anteil in Deutschland auf 19 Prozent erhöhen wird.
Das Fazit von Wiesinger lautet: "Deutschland baut den Schwerpunkt auf Technologiefähigkeiten aus."
Soziale und emotionale Fähigkeiten werden wichtiger
"Auch in Zeiten der DigitalisierungDigitalisierung gewinnen Kommunikations- und Verhandlungsgeschick, Empathie und Führungsvermögen weiter an Bedeutung", stellen die Studienautoren fest. Obwohl genau diese Fähigkeiten schon heute bereits knapp seien, wird die Automatisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz die zukünftige Situation nicht gerade verbessern. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Im internationalen Branchenvergleich nimmt der Gesundheitssektor eine besondere Rolle ein, erklärt Wiesinger. Dieser sei der einzige Sektor, "in dem auch die Nachfrage nach körperlichen und händischen Fähigkeiten weiter steigt, weltweit um rund fünf Millionen Arbeitskräfte." Dies sei vor allem auf den demografisch bedingten ansteigenden Bedarf an Krankenschwestern, Pflegern oder Physiotherapeuten zurückzuführen.
MGI: Unternehmen müssen Mitarbeiter vorbereiten
Die Forschungseinrichtung MGI sieht die Unternehmen in der Pflicht dafür zu sorgen, die Mitarbeiter gezielt auf die Zukunft vorzubereiten. "Jeder dritte Top-Manager fürchtet, dass fehlende Fähigkeiten in der Belegschaft direkte negative Auswirkungen auf die Geschäftsbilanz haben können", meint Wiesinger.
Trainingsangebote für Angestellte sei für rund ein Viertel der Befragten der nächste Schritt in Richtung Zukunft. "Die Kernaufgabe wird es daher sein, Mitarbeiter schnell genug mit Fähigkeiten für die Zukunft auszustatten", so Wiesinger.