JAB Code hat das Zeug zum Standard

Bunte Barcodes für mehr Sicherheit

07.07.2020
Schwarzweiße Barcodes kennen wir alle, doch nun bringt die Fraunhofer-Gesellschaft mit ihrem "JAB Code" Farbe ins Spiel: Die bunten Codes können viel mehr Daten auf kleinster Fläche unterbringen und sind nicht an eine Form gebunden.

Der große Vorteil des bunten JAB Code (JAB = Just Another Barcode) ist, dass er viel mehr Daten auf gleicher Fläche speichern kann als ein schwarzweißer Barcode. Mit den bunten Plaketten lassen sich beispielsweise Arbeitszeugnisse, Schulungszertifikate, Testamente oder auch Echtheitsnachweise für Produkte absichern. Der Code ist nicht lizenzierungspflichtig und liegt Open SourceOpen Source vor. Er kann schon heute eingesetzt werden. Wer ihn testen will, kann das hier tun, den Reader gibt es unter dem Namen "JAB Code" in den AppStores. Alles zu Open Source auf CIO.de

Das Fraunhofer SIT hofft, mit dem JAB Code als künftigem ISO-Standard einen besseren Ersatz für Barcodes entwickelt zu haben. Vorteile: Es lassen sich vielmehr Daten speichern, und der Code ist an keine Form gebunden.
Das Fraunhofer SIT hofft, mit dem JAB Code als künftigem ISO-Standard einen besseren Ersatz für Barcodes entwickelt zu haben. Vorteile: Es lassen sich vielmehr Daten speichern, und der Code ist an keine Form gebunden.
Foto: CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

Bis 2022 will das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) den Code zu einem ISO-Standard gemacht haben. Damit soll es dann weltweit einheitliche Regeln für Datenformate und für die praktische Nutzung geben. Laut FraunhoferFraunhofer haben spätestens dann Gerätehersteller und Anwenderunternehmen Planungssicherheit - eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Verbreitung in der IndustrieIndustrie. Top-500-Firmenprofil für Fraunhofer Top-Firmen der Branche Industrie

Heute finden sich noch schwarzweiße Barcodes auf Verpackungen, Versandetiketten von Paketen, den Rückseiten von Büchern und mehr. Sie enthalten nur eine geringe Menge von Daten. Deshalb müssen oft Verweise auf Webseiten hinterlegt werden, die mehr Informationen über das jeweilige Produkt enthalten. Mit dem JAB Code, der als dritte Dimension Farben einsetzt, soll das anders werden. Er kann viel mehr Informationen auf der gleichen Fläche speichern. JAB Codes nutzen die Farben Cyan, Yellow, Magenta, Black sowie Mischungen aus diesen Grundfarben. Darüber hinaus kann er nicht nur Vierecke, sondern viele variable Formen annehmen, was die Gestaltungsmöglichkeiten deutlich erweitert.

So funktionieren JAB Codes

Die Experten des Fraunhofer SIT hatten den Code mit der hohen Datendichte entwickelt, damit Dokumente auch offline als echt ausgewiesen werden können. Mit einem JAB Code kann die Echtheit von Dokumenten prüfbar gemacht und die Fälschungssicherheit erhöht werden. Dazu wird der Inhalt eines Dokuments digital signiert und verschlüsselt, so dass er nicht mehr unbemerkt nachträglich verändert werden kann. Der signierte Inhalt und die Signatur werden in einem JAB Code abgebildet. Dann wird der JAB Code mit einem handelsüblichen Farbdrucker auf das zugehörige Dokument gedruckt.

Jeder Berechtigte kann nun mit seinem Smartphone den JAB Code scannen und damit die Echtheit des Dokuments prüfen: Zunächst liest und verifiziert das Smartphone die digitale Signatur. War dieser Vorgang erfolgreich, wird der Dokumenteninhalt auf dem Smartphone des Prüfenden angezeigt, sodass er das Papier mit dem angezeigten Inhalt vergleichen kann. Sollte er oder sie Unterschiede feststellen, ist das vorliegende Papier gefälscht.

Vielfältige Anwendungsszenarien

Nützlich dürfte der JAB Code immer dann werden, wenn zwischen Behörden und Unternehmen oder Bürgern Dokumente ausgetauscht werden müssen, aber keine gemeinsame Datenbank zur Überprüfung existiert. In der Lockdown-Phase während der Coronakrise beispielsweise haben Unternehmen in Grenzregionen ihren Beschäftigten einen Passierschein ausgestellt, der bezeugen sollte, dass diese Person in einem bestimmten Unternehmen arbeitet und hierfür regelmäßig die Grenze passieren musste. Dieser Passierschein ist aber nicht mehr als ein Papier mit einem Firmenstempel. Grenzbeamte können seine Echtheit nicht ohne Weiteres prüfen. Mit Hilfe von digitalen Signaturen und einem JAB Code könnte eine Prüfung nun einfacher sowie zusätzlich fälschungssicher und datenschutzkonform gestaltet werden.

Ein anderes Beispiel sind ärztliche Rezepte. Sie können gefälscht werden, wenn Straftäter an teure Medikamente herankommen wollen. Auch doppelte Einreichungen sind ein Problem. Mit einem JAB Code könnte Missbrauch verhindert werden, speichert der bunte Code doch alle wichtigen Informationen direkt auf dem Rezept. Der Arzt extrahiert bei der Ausstellung des Rezepts bestimmte einmalige Eigenschaften des Rezeptpapiers wie Struktur oder Fasern, die wie eine Art Fingerabdruck des Papiers sind. Das geschieht mit einer Smartphone-Kamera innerhalb von Sekunden.

Mit dem Papierfingerabdruck und dem Inhalt des Rezepts - also den Infos darüber, welche Medikamente verschrieben werden - unterzeichnet der Arzt das Rezept digital. Aus den signierten Daten wird gemeinsam mit der digitalen Signatur des Arztes ein JAB Code erstellt und auf das Rezept gedruckt. In der Apotheke prüfen Apothekerin oder Apotheker zunächst die digitale Signatur mittels Scan über ein Smartphone. Ist die Signatur verifiziert und passen die Papiereigenschaften im JAB Code und vom vorliegenden Rezept zusammen, wissen die Apotheken-Angestellten, dass es sich um ein Originalrezept handelt.

Entwickelt im Auftrag des BSI

Der JAB Code entstand wurde vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bei Fraunhofer SI in Auftrag gegeben. Der Code ist derzeit auf dem Weg zum ISO-Standard 23634 und wird voraussichtlich schon Anfang nächsten Jahres als Standard erhältlich sein. Der Quellcode findet sich auf GitHub unter der Lizenz LGPL v2.1 (freie Nutzung für alle erdenklichen Zwecke unter Nennung des Fraunhofer SIT als Entwickler). (hv)

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