Change Management
Lieber starre Prozesse als Unternehmenskultur ändern
- 2013 hatten nur 51 Prozent gefordert, die Kultur am Arbeitsplatz müsse sich ändern, 2018 sagen es 80 Prozent
- 63 Prozent der Befragten auf C-Level erklären, die propagierten Werte würden im Unternehmen auch umgesetzt – eine Sicht, der nur 41 Prozent der Mitarbeiter folgen
- Weltweit bezeichnen sich 62 Prozent aller Befragten als risikoscheu. In Deutschland sind es mit 63 Prozent kaum mehr
Peter Druckers geflügelte Worte von der Firmenkultur, die die Firmenstrategie verfrühstückt, schlägt sich offenbar in der Haltung von Führungskräften nieder. In der "Global Culture Survey" des Beraters Strategy& erklären fast zwei von drei Entscheidern (65 Prozent), die Kultur eines Unternehmens sei wichtiger als Strategie oder Geschäftsmodell.
Strategy&, die Strategie-Einheit von PwC, und hat gemeinsam mit dem Katzenbach Center mehr als 2.000 Menschen befragt. Die Studie zeigt eine Entwicklung auf: 2013 hatte nur gut jeder Zweite (51 Prozent) gefordert, die Kultur am Arbeitsplatz müsse sich ändern. In der aktuellen Befragung sagen es vier von fünf (80 Prozent). Diese Änderung sei nötig, um zu wachsen, erfolgreich zu sein und gute Mitarbeiter zu binden.
Lieber althergebrachte Prozesse statt Improvisationsfreude
"Eine innovationsfördernde Kultur kann sich beispielsweise positiv auf die Produkte und Services eines Unternehmens auswirken - und nimmt damit auch indirekten Einfluss auf den finanziellen Erfolg und die Zukunftsfähigkeit", kommentiert Peter Gassmann, Europa-Chef von Strategy&. Im Arbeitsalltag jedoch halten 61 Prozent der Unternehmen an vorhandenen Prozessen fest, statt Improvisationsfreude zu fördern.
Deutschland liegt in dieser Frage mit 63 Prozent leicht über dem Durchschnitt. Insbesondere spanische und italienische Befragte erklären sich mit 77 Prozent am häufigsten zu Bewahrern, Australier und Nordamerikaner am seltensten (60 beziehungsweise 61 Prozent).
German Angst ist ein Klischee
Das Klischee der "German Angst" bestätigt Strategy& nicht. Weltweit bezeichnen sich 62 Prozent aller Befragten als risikoscheu. In Deutschland sind es mit 63 Prozent kaum mehr. Die geringste Angst vor Risiken zeigen wiederum Nordamerikaner (61 Prozent).
Mitarbeiter sehen es ganz anders
Unabhängig vom Firmenstandort scheint es Diskrepanzen zwischen Unternehmensführung und Belegschaft zu geben. So erklären 63 Prozent der Befragten auf C-Level, die propagierten Werte würden im Unternehmen auch umgesetzt - eine Sicht, der nur 41 Prozent der Mitarbeiter folgen. Außerdem sehen nur 48 Prozent der Mitarbeiter, dass sich die Führungsriege mit der Firmenkultur beschäftigt - obwohl 71 Prozent der Geschäftsführer eben das für sich beanspruchen.
5 Schritte für den Cultural Change
Strategy& nennt fünf Ratschläge für den kulturellen Change.
1. Diskrepanzen zwischen Kultur und Strategie aufspüren
Betrieb und Strategie müssen sich in der Firmenkultur widerspiegeln. Die Führungsriege muss aufspüren, wo Diskrepanzen bestehen und wie diese zu überwinden sind.
2. Feedback von der Belegschaft einholen
In jedem Betrieb gibt es "informelle Führungskräfte", Sachbearbeiter, die von den Kollegen besonders geschätzt werden. Die Führungsriege muss diese Menschen kennen und sich mit ihnen austauschen.
3. Die entscheidenden Verhaltensweisen identifizieren
Firmenkultur zeigt sich in konkreten Abläufen und Verhaltensweisen. Top-Manager müssen herausfinden, welche dieser Verhaltensweisen ihren Betrieb am stärksten prägen und wie sie diese ändern können.
4. Als Vorbilder agieren
Wenn Mitarbeiter täglich in ihrer Arbeitspraxis sehen, dass die Führungsriege Dinge ändert, orientieren sie sich daran. Führungskräfte müssen den Change vorleben und kommunizieren.
5. Kultur als große Gemeinsamkeit begreifen
Arbeit an der Unternehmenskultur ist nie abgeschlossen. Change ist eine andauernde Aufgabe für alle.
Frédéric Pirker, Partner bei Strategy& Deutschland, sagt: "Umbrüche wie die digitale Transformation führen bei vielen Mitarbeitern zu Unsicherheit, weshalb Veränderungen gut vorbereitet werden müssen. Die Führungsriege ist gefragt, rechtzeitig alle Beteiligten an Bord des gemeinsamen Projekts zu holen und das Ziel des Wandels zu vermitteln."
- Konstruktive Konflikte und Kritik erzeugen
"Konflikt" muss nicht zwingend negativ sein. Er kann sich auch positiv auswirken, wenn er in einem agilen Team konstruktiv zur Anwendung kommt. IT-Management-Berater Ivan Kovynyov gibt Tipps, wie Führungskräfte gezielt eine positive Konfliktkultur im Team schaffen und damit Leistung und Projekterfolg verbessern können. - Heterogenes Team bilden
Man braucht ein heterogenes Team. Denn würde beispielsweise das Team ausschließlich aus weißen Männern mittleren Alters bestehen, so ist es abzusehen, dass sie alle einen ähnlichen Denkstil haben werden. - Konfliktfreies Teambuilding
Teammitglieder sollten sich bereits kennengelernt und miteinander gearbeitet haben. Es wäre kontraproduktiv, die Teambuilding-Phase mit einem konstruktiven Konflikt zu beginnen. - Hindernisse beseitigen
Barrieren für freie Meinungsäußerung im Team müssen identifiziert und beseitigt werden: irrationale Harmoniebedürftigkeit, zu starke Konsensorientierung, starke Meinungsmacher, Lagerbildung, autoritäre Projektleiter oder Product Owner, Null-Fehler-Toleranz, Zielvorgaben enthalten Lösungsweg etc. - Den richtigen Weg einschlagen
Der Mittelweg ist nicht immer der beste Weg: wenn einer links am Baum vorbei will und der andere rechts, ist der Weg durch die Mitte offensichtlich nicht der beste. - Konsensregeln definieren
Einen qualifizierten Konsens suchen: Für Situationen in denen das Team zu keiner Übereinkunft kommt, müssen Regeln definiert werden. Zum Beispiel ruft das Team einen unabhängigen Experten oder der Projektleiter oder der Product Owner entscheiden. - Gemeinsames Ziel festlegen
Gemeinsame Ziele als Nordstern: Debatten können Teilnehmer eines agilen Teams leicht weiter voneinander entfernen. Gemeinsames Verständnis des Ziels und der Mission des Teams schafft das Gegenteil und wirkt balancierend. - Humorvoller Umgang
Wenn alle Stricke reißen: Humor hilft immer!