Strategien


Schwerpunkt: SCM

Neue Logik für die Logistik

Eine perfekte Lieferkette spart Zeit und Geld: Der japanische Konzern Olympus verringerte seine Lieferzeit auf ein Fünftel, weil er durch ein neu geschaffenes europäisches Zentrallager seine Waren effizienter verteilen kann. Auch der Autozulieferer Edscha aus Remscheid profitiert von einer gestrafften Logistikkette, halbierte seine Lagerzeiten und senkte damit seine Bestandskosten. Zwei Beispiele dafür, dass sich mit durchdachten logistischen Abläufen höhere Umsätze erzielen lassen.

BEISPIEL OLYMPUS: Bereits vor vier Jahren erhielt Mathias Schwenck erste Signale aus Fernost -- aus der Konzernzentrale von Olympus in Tokio. Es solle am Standort Hamburg ein einziges Lager für alle Olympus-Produkte eingerichtet werden, aus dem sich die Einzelhändler in ganz Europa dann bedienen -- egal, ob sie aus Dänemark, Italien oder Portugal ordern. Neben den deutschen erhalten vorerst auch die österreichischen Olympus-Partner Kameras aus Hamburg. Und das geht durch das zentrale Bestellwesen derart schnell, dass der 44-jährige General Manager Logistic sogar mit der 500 Quadratmeter großen Lagerhalle in Hamburg- Billbrook auskommt. Die war ursprünglich nur für den deutschen Markt bestimmt. Dort will Schwenck aber schon in zwei Jahren alle Kameras für den europäischen Markt unterbringen. Dann nämlich werden alle europäischen Olympus- Händler ihre Ware direkt aus dem Zentrallager in Hamburg bestellen. "Die Durchlaufzeiten im Lager verringern sich enorm; dadurch sparen wir Platz", erläutert Schwenck. ?Zudem halbieren wir den Lagerbestand." Ein weiterer Vorteil, meint der Logistik-Experte, liege in Einsparungen von mehr als zehn Millionen Mark.

Jedes dritte Unternehmen will SCM

Die zentrale Warenwirtschaft von Olympus fügt sich in einen Trend ein, in dessen Verlauf Unternehmen die Beziehungen zu ihren Lieferanten und Abnehmern schlanker und schneller machen: Supply-Chain-Management (SCM). Jedes dritte Unternehmen in Deutschland setzt darauf oder hat es auf der To-do-Liste; das geht aus einer Marktforschungs-Studie der Meta Group hervor. Sinn und Zweck von SCM: sämtliche Wege eines Produkts von der Herstellung bis zum Verkauf für alle Beteiligten sichtbar zu machen und dadurch Planung und Steuerung zu verbessern. Gegenüber dem letzten Jahr, in dem hierzulande gerade einmal 420 Millionen Euro mit Technik und Service rund um SCM erwirtschaftet wurden, will die Branche schon im Jahr 2004 über zwei Milliarden Euro umsetzen. Der Grund für diese Entwicklung ist Frank Naujoks, Berater bei der Meta Group, klar: "Das funktionale Kästchen-Denken, das kaum über Abteilungs- und schon gar nicht über Unternehmensgrenzen hinausgeht, weicht einer Prozessorientierung." Dank verbesserter Bedarfsplanung werde teilweise nur noch jedes fünfte Produkt auf Halde produziert, das Lager im Schnitt um mehr als die Hälfte kleiner und die Durchlaufzeit der Produkte von der Produktion bis zum Verkauf um bis zu fünfzig Prozent geringer.

Allerdings erfordert die Umsetzung von Supply-Chain-Konzepten weit mehr als ein Software-Paket von einem der Lieferanten i2 Technologies, Manugistics, SAPSAP oder Wassermann. Durchschnittlich eine Million Mark gaben allein jene Firmen aus, bei denen bereits SCM-Module laufen; mehr als zwanzig Millionen Mark lassen sich große Firmen schon mal ein Gesamtkonzept kosten. Für kleine und mittelständische Unternehmen sind solche Kosten untragbar; deshalb beschränken sie sich häufig auf bestimmte Module. Alles zu SAP auf CIO.de

Im Hauruck-Verfahren lässt sich eine Lieferkette nicht intelligenter gestalten. Olympus beispielsweise schloss erst vor kurzem -- vier Jahre nach der SCM-Direktive aus Japan -- das erste Pilotprojekt ab, im überschaubaren österreichischen Markt. "Das Wiener Lager brauchte aufgrund von Fehlplanungen und falscher Bevorratung von der Bestellung des Kunden bis zur Nachbestellung oft mehr als zehn Tage", erinnert sich Schwenck. "Heute ist die Ware in zwei Tagen da." Seit März dieses Jahres wickeln die Einzelhändler sämtliche 1500 Monatsbestellungen für Kameras über das neue Zentrallager ab. "Die Bestandsmeldungen schicken wir einmal in der Woche nach Tokio zur Konzernzentrale", so Schwenck. Vorteil der Basisstrategie von Olympus: Die Hersteller in Japan produzieren nur so viel, wie der europäische, amerikanische und asiatische Markt benötigen.

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