Public Cloud in Deutschland
Unternehmen müssen ihre Vorbehalte abbauen
Größtmögliche Flexibilität bei der Beschaffung von IT-Ressourcen und eine schnelle Bereitstellung für IT- und geschäftliche Anwendungen zählen nach wie vor zu den wichtigsten Anforderungen deutscher Unternehmen. Das gilt besonders im Hinblick auf die digitale Transformation. In einem immer dynamischeren geschäftlichen Umfeld mit seinen kürzeren Produktzyklen, konjunkturellen Schwankungen und organisatorischen Veränderungen kann die herkömmliche IT in vielen Fällen keine zufriedenstellenden Lösungen mehr bieten.
Sowohl das Management als auch die Fachabteilungen tolerieren dies immer weniger und fordern Lösungen von der IT ein. Ein Weg ist die Nutzung von Public Cloud Services, denn sie versprechen mehr Flexibilität beim Bezug und in der Bereitstellung von IT-Ressourcen.
- Erarbeitung einer umfassenden Cloud-Strategie
Der Weg in die Cloud ist nicht ausschließlich ein Technologiethema. Die Unternehmensberatung Accenture empfiehlt daher allen Unternehmen, die sich auf den Weg in die Wolke begeben, zuallererst eine übergreifende Cloud-Strategie zu entwickeln. Neben der sorgfältigen Auswahl des Cloud-Providers und der benötigten Cloud-Services sollten auch Fragen der institutionellen Rahmenbedingungen (Governance), der zugrundeliegenden Prozesse, des Cloud-Operating-Modells unter anderem in eine Gesamtstrategie einbezogen werden. <br /><br />Arne Bleyer, Accenture-Spezialist für Cloud-Infrastruktur: "Mit dem Weg in die ‚Wolke‘ werden sich auch die konkreten Arbeitsweisen ändern. Deshalb sind Unternehmen gut beraten, im Vorfeld ihre lang- und mittelfristige Servicestrategie und das Serviceportfolio zu klären." - Ist-Erfassung bei Mittelstand und Enterprise-Unternehmen
Es erweist sich als ratsam, der Migration in die Cloud eine umfassende Assessment- und Planungsphase vorzuzuschalten. Über ein Applikations-Cluster gilt es, eine geeignete Transformationsstrategie festzulegen. Bleyer: „Das kann in der Praxis auch zu einer Konsolidierung der bestehenden IT-Landschaft bis hin zu deren Ablösung führen.“ Hintergrund: Sowohl Mittelstand als auch große Konzerne verfügen bei ihren Erstüberlegungen, in die Cloud zu gehen, oftmals nur über unzureichende Informationen über ihre aktuelle IT-Anwendungslandschaft. - Externe Partner für die Transformation auswählen
Nur die wenigsten internen IT-Abteilungen sind für alle notwendigen Schritte auf dem Weg in die Cloud gerüstet. Somit stelle sich letztendlich die Frage, welche externen Partner für welchen Bereich der Transformation ins Haus geholt werden müssen...
IT-Abteilungen wollen Kosten senken
Der Kostendruck auf die IT-Abteilungen bleibt ungebrochen hoch, dies gilt ganz besonders für die operativen Kosten. Durch den Wegfall von Investitionen in neue IT-Infrastruktur oder Softwarelizenzen und damit verbundenem Administrationsaufwand werden Ressourcen für Innovationen frei. Das ist für IT-Abteilungen essentiell, da IT-Budgets in vielen Unternehmen kleiner werden - oder bestenfalls stagnieren. Kostenaspekte sind daher gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen ein wesentlicher Motivator für eine zunehmende Nutzung von Public-Cloud-Services.
Trotzdem sind die Vorbehalte deutscher Unternehmen und staatlicher Organisationen gegenüber Public-Cloud-Services nach wie vor groß. IDC sieht vor allem folgende Hemmfaktoren:
Cloud-Sicherheit bleibt eine Basisanforderung
Sicherheitsaspekte nehmen in der Diskussion um Cloud ComputingCloud Computing weiterhin einen zentralen Platz ein. Neben der technischen Sicherheit sind auch organisatorische und Compliance-Fragestellungen relevant. Zudem steigt der Stellenwert von Standards und Zertifizierungen stark. Unternehmen werden Public-Cloud-Services nur dann akzeptieren, wenn End-to-End-Sicherheit zwischen allen beteiligen Vertragspartnern gegeben ist. Aus Sicht von IDC tragen auch die neuen deutschen Rechenzentren großer Cloud-Anbieter zu dieser Entwicklung bei. Sie geben damit zugleich eine Antwort auf die Fragen nach DatenschutzDatenschutz und Datensicherheit. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Datenschutz auf CIO.de
Datenstandort Deutschland als Antwort auf besseren Datenschutz
Der Aufbau von Rechenzentren in Deutschland und Europa hat die Akzeptanz von Public-Cloud-Services erhöht. Anwender erwarten von den Cloud-Anbietern umfassende Transparenz hinsichtlich des Managements von Rechenzentren durch globale Services-Organisationen, Backup- und Recovery-Szenarien sowie ihrem Verhalten gegenüber der Rechtsprechung in anderen geografischen Rechtsräumen.
Im Vergleich zu anderen Regionen gelten in der Europäischen Union und in Deutschland deutlich strengere Datenschutzregeln als an anderen Standorten. Entscheidend ist nach wie vor, wo Cloud-Anbieter ihren Unternehmenssitz haben und welche Gesetze dort gelten. Da deutsche Unternehmen besonderen Wert auf Datensicherheit legen, sind technische und fachliche Standards und auditierte Public Cloud Services besonders wichtig.
Integrationsfähigkeit in die gesamte IT-Landschaft ist erforderlich
Eine flexible Nutzung von IT-Ressourcen setzt eine hohe Integrationsfähigkeit aller Lösungselemente und Services voraus. Anwender erwarten immer häufiger Lösungen, die eine hohe Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Anbieter-Ökosystemen ermöglichen. Für die Unternehmen sind deshalb Ansätze wie Entkopplung, Modularisierung, Container oder Microservices hochinteressant. Anbieter sehen sich hier herausgefordert, da die IT-Abteilungen und Service-Provider bei der Unterstützung der Geschäftsmodelle mehr Flexibilität der IT benötigen. Das schließt die Lieferanten und Partner sowohl auf der IT- als auch auf der Prozessebene ein.
Service Level Agreements sind kritisch
In die Diskussion um Service Level ist Bewegung gekommen. Die meisten Public Cloud-Anbieter haben diesen kritischen Hemmfaktor erkannt und reagieren entsprechend darauf. Inzwischen werden immer häufiger Service Level Agreements angeboten. IDC erwartet, dass es zwischen den Public Cloud Services Anbietern zu einem starken Wettbewerb um diesen kritischen Faktor kommen wird.
Netzausbau muss weiter forciert werden
Die Netz- und Telekommunikationsstrukturen sind insbesondere im ländlichen Raum und an der Peripherie der großen Ballungsräume in Deutschland ungenügend. Das ist ein entscheidender Hemmfaktor bei der Digitalisierung der Wirtschaft und somit auch bei der Verbreitung von Public Cloud Services. Der Breitbandausbau hat sich zwar in den vergangenen Jahren insgesamt verbessert. Im Bereich der hohen Bandbreiten gibt es aber noch immer hohen Nachholbedarf.
Fazit
Die Attraktivität von Public-Cloud-Services ist in den vergangenen Monaten stark gewachsen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die Zahl der angebotenen Public Cloud Services wächst kontinuierlich, damit erfüllen sie die Anforderungen der Anwender immer besser. Das gilt sowohl für die Funktionsbreite und -tiefe als auch für den Bezug, die Nutzung und die Abrechnung. Zwar sind sicherheitsrelevante Vorbehalte noch immer vorhanden. Doch sie treten zunehmend in den Hintergrund, weil die Anbieter sich bezüglich der Garantien für die erforderliche ComplianceCompliance flexibler zeigen. Alles zu Compliance auf CIO.de
Die Flexibilität, die Public-Cloud-Services ermöglichen, und das einfache Provisionieren von IT-Services sind als Argumente fast nicht schlagbar. Demnach überrascht es wenig, dass die Umsätze mit Public-Cloud-Services in Deutschland jährlich um durchschnittlich 27 Prozent zulegen werden. IDC erwartet für den deutschen Public-Cloud-Markt bis zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2019 ein Umsatzvolumen von knapp 7,4 Milliarden Euro.