Unbequemer Lastwagen-Chef geht
Wolfgang Bernhard will Daimler verlassen
Daimlers Nutzfahrzeug-Vorstand Wolfgang Bernhard will den Konzern verlassen. Der 56-Jährige werde auf seine geplante Vertragsverlängerung verzichten, berichtete "Spiegel Online" am Donnerstagabend. Bernhards Vertrag endet offiziell im Februar 2018. Die Verlängerung stand in den nächsten Wochen an. Selbst unter Kontrolleuren war von Bernhards Plänen nach dpa-Informationen zunächst nichts bekannt. Der Daimler-Aufsichtsrat tagt am Freitag. Wie lange Bernhard den Stuttgartern noch erhalten bleibt, war zunächst unklar. Ein Daimler-Sprecher wollte den Bericht am Donnerstag nicht kommentieren.
Bernhards Abgang träfe DaimlerDaimler zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Das LastwagengeschäftLastwagengeschäft läuft derzeit nicht rund, weil wichtige Märkte wie Nordamerika schwächeln. Ein neues Sparprogramm, dass jährlich 400 Millionen Euro Kosten reduzieren soll, sollte den Bereich zumindest, was den Gewinn angeht, wieder auf Kurs bringen. Bernhard wollte Details dazu bis Ende März ausarbeiten. Auch einen Stellenabbau schloss der als harter Sanierer bekannte Manager zuletzt nicht aus. Top-500-Firmenprofil für Daimler Top-Firmen der Branche Automobil
Dabei hat Bernhard zuletzt keinen schlechten Job gemacht. Er schaffte es im vergangenen Jahr trotz der Schwäche in fast allen Lastwagen-Märkten der Welt die Marge hoch zu halten. Bernhard trieb außerdem Zukunftsprojekte wie das Autonome Fahren und Elektromobilität in seiner Sparte voran.
Seine Zukunftsaussichten im Konzern waren allerdings begrenzt. Der einstige Überflieger, der schon im Alter von 42 Jahren zusammen mit dem heutigen Daimler-Chef Dieter Zetsche den US-Autobauer Chrysler sanieren sollte, war selbst nach einem Intermezzo bei Volkswagen und seiner Rückkehr zu Daimler 2009 noch als Nachfolger von Zetsche gehandelt worden. Inzwischen wird der deutlich jüngere Entwicklungsvorstand Ola Källenius (47) aber als Kronprinz gehandelt. Der Abschied soll diesmal wohl endgültig sein. Laut "Spiegel Online" hat Bernhard erklärt, dass er künftig selbstständig arbeiten wolle, möglicherweise als Investor. (dpa/rs)