Nicht immer ansprechbar sein
5 Übungen, um Burnout vorzubeugen
"Zur Arbeit ist kein Bub geschaffen, das Lernen findet er nicht schön. Er möchte träumen, möchte gaffen, und Vogelnester suchen gehn." Ausgerechnet von einem der fleißigsten deutschen Dichter stammen diese Zeilen, von Wilhelm Busch nämlich. Ob er angesichts seines umfangreichen Werks Stress empfunden hat, sei dahingestellt - belegt ist, dass die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz heutzutage rund 60 Prozent der Fehlzeiten auf beruflichen Stress zurückführt.
Dabei bietet "Träumen, Gaffen, Vogelnester suchen gehn" durchaus Potenzial, Burnout vorzubeugen. Das würde jedenfalls Karin Probst unterschreiben, Business-Coach und Trainerin aus Ulm. Einer ihrer Tipps zur Prävention von BurnoutBurnout lautet denn auch: fünf Minuten lang einfach mal nichts machen. Alles zu Burnout auf CIO.de
- 1. Fünf Minuten lang einfach NICHTS machen
Machen Sie doch für fünf Minuten einfach mal NICHTS. Sollte Ihnen dieses nicht gelingen, weil die Gedanken oder das Telefon nicht zur Ruhe kommen, können Sie es mit ... (siehe folgendes Bild) - 2. Wertschätzende Gedanken
... fünf wertschätzenden Gedanken an sich oder Ihre Mitarbeiter versuchen. Notieren Sie ganz spontan, was Ihnen heute gut getan hat, worauf Sie mit Zufriedenheit blicken oder was Ihnen an einem Mitarbeiter Freude bereitet. - 3. Fünf Atemzüge in den Bauch
Oder atmen Sie ruhig und gelassen für fünf Atemzüge tief in den Bauch und entspannen mit jedem Atemzug noch mehr Ihre Gedanken, Muskelgruppen und Ihre Sichtweise auf die Dinge. - 4. Achtsamkeit hoch fünf
Die Achtsamkeitsfünf: Welche 5 schönen und erfüllten Momente fallen mir für heute ein? 5 Takte einatmen, 5 Takte Pause, 5 Takte ausatmen, 5 Takte Pause. Welche Bedürfnisse waren heute erfüllt? Welche nicht? - 5. Mußestunden müssen sein
Ein Blick in den Terminkalender zeigt: Haben Sie pro Woche mindestens fünf Stunden der Muße? Heilige Zeit, in der Sie machen können, was Ihnen wichtig ist und was Sie erfüllt?
Probst begleitet Mitarbeiter internationaler Unternehmen in Sachen Stress-Prävention. Dabei hat sie mit unterschiedlichsten Berufsgruppen und Funktionen zu tun. Ihre Erfahrung: Informatiker sind überdurchschnittlich stark gestresst. "IT-ler sind häufig Trouble-Shooter", erklärt Probst gegenüber cio.de. "Sie müssen oft Negatives kommunizieren."
Denn der aus Unternehmenssicht große Nutzen der IT - Prozesse effizienter zu gestalten, Synergien zu heben - ist für die Belegschaft mit Veränderungen verbunden. "Und Change bedeutet zunächst einmal Stress und provoziert Abwehr", sagt Probst. Eine undankbare Rolle für die IT. "Hinzu kommt", so Probst weiter, "dass Informatiker Projekte aufgrund knapper Ressourcen nicht immer so umsetzen können, wie sie es selbst für sinnvoll halten. Sie müssen also eine Vorgehensweise vertreten, hinter der sie eigentlich nicht stehen."
Stress-Faktoren von Informatiker
Über solche konkreten Projekte hinaus sind gerade Informatiker weiteren Stress-Faktoren ausgesetzt: sie werden oft bei der Arbeit unterbrochen und gestört, sie müssen nach Möglichkeit alles sofort erledigen, und sie erhalten wenig Dank.
Die Business-Coach stellt außerdem fest, dass viele Unternehmen die besonderen Fähigkeiten von Informatikern überhaupt nicht zu schätzen wissen. "IT-ler verfügen oft über eine kreative Logik", beobachtet Probst. "Das heißt, sie stellen kühne Zusammenhänge her. Damit erkennen sie die kritischen Punkte im Unternehmen und benennen diese auch." Womit sie sich nicht unbedingt Freunde machen.
Andererseits vermisst Probst bei Informatikern häufig Empathie und guten Kommunikationsstil. "Wer nur mit Daten, Fakten und Zahlen argumentiert, stößt an Grenzen", sagt sie. "Hier müssen Informatiker Verständnis für menschliche Schwächen wie eben Angst vor Veränderungen entwickeln."
Das System, das einen stresst, kippen
Die Trainerin umreißt ihren Ratschlag für gestresste IT-ler bildhaft mit der "Technik des Knurrens". Informatiker sollten Zeiten reservieren, in denen sie definitiv nicht ansprechbar sind. Wenn jemand ihre Unterstützung braucht, sollten sie nicht gleich springen. Tipp der Coach: "Sagen sie dem Anwender, dass er ihnen drei konkrete Fragen stellen darf, und dass sie ihm durchaus eigenes Problemlösungspotenzial zutrauen."
Probst will auf eine goldene Regel hinaus: das System, das einen stresst, sollte man nicht konsolidieren, sondern kippen. Beispielhaft berichtet sie von einer Klientin, die sich über den Dreck im Druckerraum aufregte. Schmutzige Kaffeetassen, Papiertaschentücher - zur reinsten Rumpelkammer war der Raum verkommen.
Weil sie das einfach nicht sehen konnte und es ihr gegenüber Kunden auch peinlich war, räumte die Klientin auf - bis Probst ihr zum Gegenteil riet. Sie solle den Raum einmal zwei Wochen lang noch stärker verdrecken lassen. Konsequenz: endlich berief der Verantwortliche ein Meeting ein, in dem Verhaltensweisen im Druckerraum besprochen und festgelegt wurden.
- Kein Privatleben
Wer kein Leben außerhalb des Büros hat, misst dem Job eine übertriebene Bedeutung zu. - Immer erreichbar
Auch im Urlaub Mails lesen? Wer sich erholen will, räumt den Job mal für zwei Wochen ganz raus aus dem Kopf. Der Chef will Sie erreichen können? Geben Sie ihm ("Für den äußersten Notfall") die Handynummer ihrer Frau. Er wird nicht anrufen ... - Nicht schlafen
Gesunder Schlaf ist der Schlüssel zu Wohlbefinden, Ausgeglichenheit und guter Arbeit. Wer mehr als eine Woche am Stück keine Ruhe findet, sollte sich helfen lassen. - Tschaka, Tschaka!
Seit dem letzten Motivationsseminar sind Sie mehr denn je davon überzeugt, dass Sie IMMER ALLES schaffen können. Sie sind auf dem richtigen Weg. Zum Burnout. - Nie gestresst wirken wollen
Sicher, ausrasten ist nicht gut. Aber sicher gesünder, als ständig entspannt wirken zu wollen, obwohl Sie keine Nacht mehr ruhig schlafen können. - Zu wenig Bewegung
Nehmen Sie sich nicht vor, dreimal pro Woche joggen zu gehen. Nehmen Sie sich gar nichts vor, und tun Sie es stattdessen einfach ab und zu. - Die Probleme lange ignorieren
Alle wollen wir leistungsfähig sein. Schaffen wir das nicht mehr, bezeichnen wir das meist als temporäres Problem, das von selbst wieder verschwindet. Das wird es nicht. - Immer ja sagen
"Müller, Sie schaffen das doch bestimmt bis Freitag, die Präsentation für den Kunden xy noch dazwischenzuschieben?" Versuchen Sie es bei solchen Ansagen einfach mal mit einem schlichten Nein. Spätestens beim dritten Mal wundern Sie sich, wie leicht das geht.