Exklusiv-Umfrage zu Offshore-Outsourcing
Ab ins billige Ausland
Philippe de Geyter mag Inder. Der CIO der Deutschen Leasing AG freut sich, dass sein Offshore-Partner Hexaware im Januar eine Niederlassung in Bad Homburg eröffnet hat. Das schafft die Nähe, die er für sein 35-Millionen-Euro-Projekt braucht. De Geyter hat seit August 2002 in Indien Software entwickeln lassen, die jetzt in die Testphase tritt. Die Zahl der indischen Mitarbeiter vor Ort wird dabei von 20 auf 70 wachsen. Der Einspareffekt und somit das eigentliche Motiv des Outsourcing-Deals leidet darunter zwar. "30 bis 35 Prozent sparen wir aber trotzdem", rechnet de Geyter, der somit sein Ziel erreicht hat. "Wer behauptet, dass man mit Offshore-Outsourcing 50 Prozent sparen könne, der lügt."
Einsparungen im Idealfall bis zu 40 Prozent
So bezeichnet Andreas Burau von der Metagroup denn auch eine überzogene Erwartungshaltung als das größte Risiko beim OutsourcingOutsourcing in Billiglohnländer: "Viele Unternehmen vergleichen die Kosten zwischen einer traditionellen und einer Offshore-Lösung auf der Basis reiner Personalkosten." Dabei sei etwa ein indischer Entwickler zwar um mehr als 40 Prozent billiger. In der Praxis ließen sich jedoch nur 15 bis 25 Prozent Einsparungen während des ersten Jahres realisieren, weil unter anderem erhöhte Reise- und Kommunikationskosten entstehen. "Ab dem dritten Jahr können die Einsparungen durchaus bis zu 40 Prozent betragen", meint Marktforscher Burau: "Aber erst, sobald die Unternehmen die Lernkurve heraufgestiegen sind und ihre Prozesse auf die Offshore-Modelle angepasst haben." Alles zu Outsourcing auf CIO.de
De Geyter hat seine Lernkurve durchlaufen. Vor sieben Jahren hat der Mann aus Belgien erstmals über ein Outsourcing-Projekt in Billiglohnländer entschieden. Damals hat er für die Citibank Deutschland die Entwicklung von Software nach Indien verschoben. Im September 2001 ging er zur Deutschen Leasing und begann kurze Zeit später, ProjekteProjekte mit den indischen Dienstleistern Hexaware und Polaris auszuhandeln. "Sechs Monate brauchen Sie für die Verträge", sagt der CIO, der sich sowohl von eigenen Anwälten als auch durch externe Berater von Price Waterhouse Coopers helfen ließ. "Und Sie müssen auch ihre Organisation umbauen", fügt de Geyter hinzu: "Wenn man duschen will, muss man nass werden." Alles zu Projekte auf CIO.de
Das hält deutsche Unternehmen immer weniger davon ab, Offshore-Outsourcing als Alternative zu ortsansässigen Dienstleistern zu sehen. Wie wir in unserer Umfrage herausgefunden haben, schreiben bereits 15 Prozent der CIOs in Deutschland Offshore-Outsourcing explizit in ihre IT-Strategie - wenn sie denn eine haben (siehe Grafik auf Seite 60). Von den 231 Befragten, die auf www.cio.de ihre Antworten lieferten, mussten 33 bekennen, dass sie ihre Entscheidungen ohne eine festgeschriebene IT-Strategie treffen.
Die Aussage der verbleibenden 198 Antworten ist jedoch eindeutig: Neben den erklärten Offshore-Interessierten gibt es auch noch 52 Prozent Outsourcing-Befürworter, die sich nicht weiter über die Herkunft ihrer Zulieferer auslassen. De Geyter ist einer davon: "Wo der Dienstleister entwickelt, ist uns ziemlich egal - solange er gesetzliche Grundlagen befolgt. Außerdem müssen unsere moralischen Regeln eingehalten werden: Die Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter anständig behandeln und bezahlen."