Seit rund 15 Jahren, schätzt Cecilia Edwards von der Beraterfirma Everest Group, beobachtet sie, wie Unternehmen mit dem Managen von Veränderungen kämpfen. Edwards Erfahrungen, Daten von Marktforschern und Stimmen aus der Praxis lassen sich in zehn typischen Schmerzpunkten zusammenfassen:
1. Mangelndes Verständnis des Begriffs: Es gibt zwei Arten von Veränderungen, erstens Projekt-getriebene und zweitens Kultur-getriebene, erklärt Suzanne Adnams, Vice President beim Marktforschungsinstitut Gartner. Das Problem dabei: klassische Taktiken aus dem Change Management bewähren sich in Projekten, scheitern aber an Kulturfragen. CIOs müssen verstehen, dass eine Veränderung der Firmenkultur eine Frage der Mitarbeiterführung ist.
2. Zurückhaltung seitens des CIO: Die große Mehrheit der Unternehmen siedelt die Verantwortung für das Change Management in der Personalabteilung an. Viele CIOs halten sich zu stark zurück. Zwar kooperieren sie zunehmend mit Fachabteilungen, müssen aber verstehen, wo Change Management verankert ist und wie sie von Anfang an ihre Sicht der Dinge einbringen.
3. Den Faktor Mensch - und seinen Stress - unterschätzen: Change bringt Unruhe ins Unternehmen. Die Mitarbeiter fragen sich, wie ihr Arbeitsalltag künftig aussehen wird, wie sich ihr Stellenwert verändert, oder ob sie gar ihren Job verlieren. Nur, wer diese Angst versteht, kann sie den Leuten nehmen, sagt Mike Kelly, CIO bei Red Hat.
4. Mangelnde Rückendeckung durch die Führungskräfte: Kelly rät CIOs, zwar die Verantwortung für Veränderungen mitzutragen, sich aber vom firmeninternen Auftritt her etwas zurückzuhalten. Sie sollten quasi "aus dem Hintergrund führen", während die Vertreter des Business in erster Reihe stehen.
Change Manager selbst sind gefordert
5. Isolation der Change Manager: Bill Kirst aus der Technologie- und Unternehmensberatung West Monroe Partners sagt, dass viele Unternehmen ihr Change-Management-Team unbeabsichtigt isolieren. Er sieht hier nicht nur die Firmenleitung, sondern auch die Change Manager selbst gefordert. Sie müssen dafür sorgen, dass die Change-Verantwortlichen von Anfang an integriert sind.
6. Der Irrglaube, es gehe ohne Change-Experten: Dave Jordan von Tata Consultancy Services warnt davor, das "weiche Fach" Change Management zu unterschätzen. Wer dieses professionell anbietet, sollte Fähigkeiten in Organisationsdesign, Verhaltenspsychologie, Training und Schulungen vorweisen können. Das können auch die fähigsten Projekt-Manager oder Abteilungsleiter oft nicht, sagt Jordan.
7. Zu wenige Ressourcen: Change Management kostet Zeit und Geld. Jordan empfiehlt, mit mindestens 15 Prozent vom gesamten Programm-Budget zu kalkulieren.
Wer sich übergangen fühlt, blockiert
8. Die Betroffenen übergehen: Es ist ganz natürlich, dass Mitarbeiter blockieren, wenn sie sich übergangen fühlen, sagt Kirst (West Monroe Partners). CIOs müssen ihre Mitarbeiter auffordern, Silos einzureißen und sich mit den Anwendern zusammenzusetzen, die von der Veränderung betroffen sein werden.
9. Das Change-Programm nicht auf den neuesten Stand bringen: Edwards (Everest Group) betont, dass jeder Change anders aussieht und anders gemanagt werden muss. CIOs dürfen sich nicht darauf verlassen, dass ein einmal erfolgreiches Vorgehen automatisch übertragen werden kann.
10. Falsche Erwartungen an Mitarbeiter und Anwender: Kein Unternehmen würde seinen Endkunden vorschreiben, dass sie künftig dies oder jenes anders machen sollen. Statt dessen würde es sich nach den Kunden richten. Diese Maxime muss auch für Mitarbeiter und Anwender gelten.