Vom "Pessimismus des vergangenen Jahres" und vom "dramatischsten Wandel" schreibt Daniel Nerlich, Manager bei der Personalberatung Odgers Berndtson. Nerlich hat die Studie "Consulting Monitor" geleitet, an der rund 170 Unternehmensberater teilgenommen haben. Daraus leiten sich derzeit für den deutschen Beratermarkt sechs Aussagen ab:
Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden, gilt als "eine der größten Herausforderungen".
Der Wechsel auf einen Posten in der Industrie gilt als Königsweg für Berater.
Der Markt ist nach wie vor im Wandel, aber langsam legt sich der Pessimismus.
Mit dem Gehalt sind Berater im Wesentlichen zufrieden.
Neue große Veränderungen kommen mit der Generation Y. Es wird mehr Freelancer geben.
Skills bezüglich der Digitalisierung und der Aufbau digitaler Geschäftsmodelle sind entscheidend.
Stichwort Digitalisierung: Glaubt man den Befragten, brauchen sie zunehmend technologische Skills. Die Kunden erwarteten zum einen, dass der Berater ihnen zeigt, wie sie mit großen Datenmengen umzugehen haben. Dies sei "eine der zentralen Beratungsleistungen der Zukunft". Zum anderen stellten Big Data und Data Analytics Tools dar, mit denen Consultants selbst neuartige Zusammenhänge aufdecken. Ziel ist, strategische Ansätze und Optimierungskonzepte daraus abzuleiten. Studienleiter Nerlich stellt denn auch fest, dass Beraterfirmen Research- und Analyseeinheiten ausbauen.
Nicht wenige Befragte betrachten Tech-Firmen wie Google und Amazon wegen deren Data-Analytics-Kompetenzen als direkte Konkurrenz. Immerhin 50 Prozent stimmen dieser These zu, weitere 19 Prozent sind unschlüssig. Lediglich 31 Prozent der Befragten weisen diese Aussage zurück.
Nerlich selbst kann hier wohl zu den Unschlüssigen gezählt werden. Er geht davon aus, "dass Beratung für diese Häuser nur eine Zusatzleistung neben dem Hauptgeschäft bleiben wird". Zwar seien solche Services margenträchtig und stärkten die Kundenbindung, erkennt Nerlich an. Der Studienleiter gibt jedoch zu bedenken, dass sich Firmen wie Google und Amazon jenseits ihrer Kernkompetenz nicht zu stark diversifizieren sollten.
Selbstständigkeit als Alternative
Neue Konkurrenz nicht um Kunden, aber um Mitarbeiter stellen Online-Plattformen für Freelancer dar. Sie erleichterten Unternehmensberatern den Sprung in die Selbstständigkeit, erklärt Nerlich. Immerhin 42 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, freiberuflich zu arbeiten. Der Studienleiter betont, dass das "ausreichende Akquisitionserfahrung oder Netzwerkkontakte" erfordert.
Reagieren auf Generation Y
Als weitere Einflussgröße gilt die Mentalität der Generation Y. Die Studienteilnehmer sollten ankreuzen, welche Möglichkeiten Unternehmensberater ihren Mitarbeitern künftig verstärkt anbieten sollten. Fast neun von zehn (88 Prozent) fordern flexiblere Arbeitszeitmodelle. Es folgen bessere Fortbildungsangebote (77 Prozent) und inhaltlich attraktivere Aufgaben (75 Prozent).
Außerdem setzen die Studienteilnehmer auf mehr Möglichkeiten zur Beteiligung an der internen Unternehmensentwicklung (66 Prozent) und mehr finanzielle Unterstützung, falls ein Mitarbeiter promovieren oder den MBA machen möchte (64 Prozent).
Fazit für Nerlich: Derzeit sind "Innovation und Mut zu Neuem gefragt". Er schreibt: "Jene Beratungshäuser, die in der Lage sind, ihren Mehrwert präzise herauszuarbeiten, und im Kopf des Auftraggebers gelistet sind, haben gute Erfolgsaussichten für die Zukunft."