Demnach machen das schwache deutsche Konsumklima und die allgemeine Investitionsscheu, kombiniert mit immer neuen gesetzlichen Anforderungen sämtlichen Branchen zu schaffen. Für IT-Dienstleister wird es daher immer wichtiger, sich auf die einzelnen Branchen einzustellen und ihr Angebot nach den Kundenbedürfnissen auszurichten.
Im Bereich Manufacturing, einer der tragenden Säulen der deutschen Wirtschaft, wird die Produktion aufgrund des schwachen Binnenkonsums im Wesentlichen durch den Export getrieben. Stark vom deutschen Markt abhängige Sub-Branchen, wie etwa die Baubranche oder die Lebensmittelindustrie, haben besonders mit Kostendruck und niedrigen Gewinnmargen zu kämpfen.
CRM soll Konsum ankurbeln
Zudem fehlt das Vertrauen der Verbraucher. Das führt zu enttäuschenden Umsätzen im Handel, während seine Kosten nicht zuletzt aufgrund des Ölpreises steigen.
PAC meint, es gelte daher, den Kunden besser kennen zu lernen und zu verstehen. Das sei ein Grund, warum CRM (Customer Relationship Management) und BI (Business Intelligence) gerade Hochkonjunktur haben. Zudem wird Internationalisierung immer wichtiger. Viele Handelsunternehmen strecken ihre Fühler ins Ausland, besonders in Richtung Osteuropa, aus.
"Um Lieferengpässe zu vermeiden, arbeiten immer mehr Produzenten und Handelsunternehmen gemeinsam an einem effizienten Demand-and-Supply-Management, was durch Global-Sourcing-Strategien noch verstärkt wird. Datensynchronisation zwischen verschiedenen Unternehmen via EDI (Electronic Data Interchange) sowie internes Master Data Management gewinnen daher an Bedeutung", weiß Vanessa Solem von PAC.
Außerdem gehen die großen Retail-Unternehmen dazu über, ihr Warenwirtschaftssystem von zahlreichen Einzelsystemen in ihren Filialen auf ein zentrales System im Hauptsitz umzustellen. Mittelständler führen vermehrt ERP-Lösungen ein.
Steigender Konkurrenzdruck
Ganz allgemein ist der Konkurrenzdruck in den letzten Jahren enorm gestiegen, nicht zuletzt durch Billiganbieter aus asiatischen Ländern. Das macht es notwendig, effizienter zu produzieren, Prozesse zu überarbeiten und mit unterschiedlichen Partnern nahtlos zusammenzuarbeiten.
IT- und Prozessberatung gewinnen damit einen neuen Stellenwert, nicht zuletzt weil in einem Käufermarkt Flexibilität und Geschwindigkeit von entscheidender Bedeutung sind. Darauf müssen die IT-Landschaften der Unternehmen abgestimmt werden. PAC- Berater Jakov Cavar sagt dazu: "Flexible IT-Lösungen, die sich an ein volatiles Umfeld anpassen lassen, sind der Ruf der Stunde. Alternativ greift die Fertigungsindustrie gerne auch auf Outsourcing zurück, um die Verantwortung einem Spezialisten zu übergeben."
So verzeichneten die führenden Anbieter wie T-Systems, IBM, Siemens Business Services, HP und EDS im vergangenen Jahr einen Anstieg des Geschäfts um durchschnittlich 18 Prozent.
Entflechtung mittels IT
Für Deutschlands Energieversorger ist die von der EU vorgeschriebene Entflechtung und Trennung einzelner Geschäftsbereiche derzeit eine der größten Herausforderungen. Das so genannte "Unbundling" bezieht sich jedoch nicht nur auf Organisation und Buchhaltung. Es schafft auch Handlungsbedarf in Sachen IT. Die einzelnen Geschäftsbereiche brauchen getrennt funktionierende IT-Systeme zur Informationsaufbereitung.
Daher gibt es aktuell eine große Nachfrage nach IT-Beratung für die Anpassung der Systeme an die neuen Richtlinien. Wie PAC-Berater Karsten Leclerque, erklärt, brauchen die Energielieferanten Lösungen mit vielen Schnittstellen, beispielsweise zwischen Technik und Management. Wo möglich, implementieren Unternehmen zudem branchenspezifische Standard-Software.
Um einen funktionierenden Wettbewerb auf dem Strommarkt sicherzustellen, gibt es mittlerweile regulatorische Vorschriften von Seiten der Bundesregierung. Die wiederum steigern das Interesse der Energieversorger an Reporting Tools und weiteren BI-Applikationen.
Open Source für die öffentliche Hand
Immer mehr öffentliche Institutionen entscheiden sich für die Einführung von Open-Source-Technologie. Dabei werden sie vom Bundesinnenministerium unterstütze. Es propagiert, dass rund die Hälfte aller öffentlichen Systeme auf Open Source laufen soll. Zudem hat die IT von Regierungen und Kommunen eine Vielzahl von unterschiedlichen Aufgaben zu bewältigen:
Die Finanzapplikationen sollen homogenisiert werden, was Potenzial für IT-Projektgeschäfte schafft. Immer mehr Bundesländer wollen ihr Buchhaltungssystem für die Gemeinden und Landesbehörden von Kameralistik auf Doppik umstellen.
Der so genannte Domea-Standard soll die elektronische Archivierung von Informationen, aber auch den elektronischen Transfer von Dokumenten zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Bürgern ermöglichen.
Allerdings kämpfen die IT-Abteilungen der öffentlichen Hand mit einem großen Problem. Sie müssen sich an komplexe und langwierige Ausschreibungsverfahren halten. Das verhindert die flexible Anpassung von bereits ausgeschriebenen Projekten an neueste technische Anforderungen. Stattdessen müssen die Projekte neu ausgeschrieben werden.
Laut PAC treffen IT-Anbieter in unterschiedlichen Branchen auf bestimmte Schwierigkeiten gleichzeitig. So herrscht in einigen Branchen immer noch eine konservative, mitunter gar misstrauische Einstellung gegenüber externen IT-Anbietern, wie etwa bei Energieversorgern oder Transportunternehmen.
Einigen Unternehmen, zum Beispiel in der Fertigungsindustrie, mangelt es an der Bereitschaft, anderen, wie im Dienstleistungssektor, an den finanziellen Mitteln, dringend nötige Investitionen in die IT zu tätigen.
Außerdem lässt in manchen Branchen die dominante Rolle unternehmenseigener IT-Töchter den Wettbewerbern wenig Spielraum. In den Bereichen Transport und Utilities haben IT-GmbHs, wie Lufthansa Systems, DB Systems und DP IT Solutions, bzw. EON IS und RWE Systems, die Nase vorn.