State of the CIO 2020

Der CIO wird zum Strategieberater

21.02.2020 von Jens Dose
Die Fachbereiche nehmen den CIO zunehmend als strategischen Berater und Business Enabler wahr. In dieser Rolle bringt er IT- und Geschäftsziele in Einklang und tritt auch in direkten Kundenkontakt.
CIO und Business-Verantwortliche entwickeln ein immer besseres Verständnis davon, wie IT und Geschäftsbereiche gemeinsam das Unternehmen voranbringen können.
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Schon seit 19 Jahren befragt die US-Schwesterpublikation des CIO Magazins in der Studie "State of the CIO" IT-Manager zu ihren Aufgaben, Plänen und Herausforderungen. Laut dem aktuellen Bericht verändert sich die Rolle des IT-Leiters 2020 noch stärker in Richtung Strategie. Klassische Aufgaben wie Kostenmanagement treten in den Hintergrund. Die einzige Ausnahme bildet der Bereich Security Management, den 45 Prozent der 679 befragten CIOs noch als ihre wichtigste Aufgabe ansehen - Tendenz sinkend.

Vom Verwalter zum Strategen

Die zunehmend Business-getriebene Rolle schlägt sich auf das Aufgabenfeld der IT-Manager nieder. CIOs sehen ihre Aufgaben vordringlich darin, IT-Initiativen an den Geschäftszielen auszurichten, neue Systeme zu implementieren und Change-Prozesse federführend voranzutreiben. Zudem erarbeiten und verbessern sie Business-Strategien und entwickeln neue Vermarktungsstrategien und -Technologien. Über die Hälfte der CIOs sehen sich als strategische Berater für die Geschäftsbereiche.

Mit den neuen Aufgaben geht ein anderes Selbstverständnis einher. Beinahe die Hälfte der befragten CIOs identifiziert sich selbst als "Transformational CIO", etwa ein Drittel bezeichnet sich als "Business Strategist". Demgegenüber sehen sich nur 25 Prozent der Befragten eher noch in einer funktionalen Rolle. Diese finden sich hautsächlich in der Dienstleistungsbranche und im Einzelhandel. Dagegen fühlen sich überdurchschnittlich viele CIOs aus dem produzierenden und dem öffentlichen Sektor als "Transformatoren".

Business Enabler für Geschäftsbereiche

Auch die befragten Business-Manager nehmen den CIO mehrheitlich in einer neuen Beraterrolle wahr. In ihren Augen hilft der CIO den Fachbereichen, Geschäftsanforderungen und Möglichkeiten zu identifizieren, bei denen Technologie einen Marktvorteil generieren kann. Der IT-Manager ist für viele der zentrale Treiber digitaler Transformationsinitiativen.

Darüber hinaus attestieren die Business-Entscheider der IT-Abteilung, dass sie ihren Verantwortungsbereich über die traditionellen Zuständigkeiten hinaus erweitere. Mittlerweile sind der CIO und sein Team auch in den Bereichen Cybersecurity, Betrieb, Datenschutz und Compliance sowie Customer Experience tätig. Das bestätigen fast alle interviewten IT-Manager.

Das größere Aufgabenfeld stärkt die Rolle des CIO gegenüber dem Business. Über die Hälfte der befragten Geschäftsbereichsleiter und zwei Drittel der IT-Entscheider geben an, dass die IT aktiv den Umsatz steigere. So entwickelt die IT-Funktion in "Innovation Teams" Business Cases mit definierten Kosten-Nutzen-Kalkulationen für neue Produkte und Services. Die CIOs nehmen demzufolge zunehmend einen kundenzentrieten Blickwinkel ein, der auch über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus reicht. So verbringen sie mehr Zeit im direkten Kundenkontakt und unterstützen die Fachbereiche bei der Erstellung von Customer Journeys.

Direkter Draht zum CEO

2020 berichten 47 Prozent der befragten CIOs direkt an der CEO, das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anforderungen der Geschäftsführung an den IT-Leiter decken sich weitgehend mit dessen Zielen: Der CIO soll in erster Linie die Führung digitaler Geschäfts- und Transformationsinitiativen übernehmen. Daneben hat er den Auftrag, die IT- und Datensicherheit zu verbessern, um das Unternehmen widerstandsfähiger zu machen. Als dritte Priorität für den IT-Manager nennen die CEOs, die Fähigkeit zur Zusammenarbeit von IT und Business zu stärken. Des Weiteren soll der CIO dabei unterstützen, den Umsatz zu steigern und großangelegte Kundeninitiativen umzusetzen.

Prioritäten decken sich weitgehend

Geht es um die Prioritäten bezüglich neuer Geschäftsinitiativen, bei denen die IT dem Business hilft, decken sich die Ansichten von IT- und Fachbereichen weitgehend. Bei beiden steht die Steigerung der betrieblichen Effizienz ganz oben auf der Liste, gefolgt von besserer Customer Experience. Gleichzeitig legt die IT größeren Wert auf Cybersicherheit, während sich die Business Units eher mehr Profitabilität wünschen.

Im Bereich der Technologie-Initiativen, die die Investitionen der IT 2020 bestimmen, sagen beide Seiten, dass Daten- und Geschäftsanalysen am wichtigsten sind. Die Fachbereiche erkennen das höhere Interesse der IT an Sicherheit um für mehr digitale Widerstandsfähigkeit (Resilienz) sorgen zu können. Die Business-Vertreter setzen Security und Risiko Management ebenfalls an erste Stelle - ein Indiz dafür, dass die größere Nähe des CIO zum restlichen Unternehmen auch das gegenseitige Verständnis fördert. Des Weiteren legen die IT-Leiter großen Wert auf Techniken, die die Customer Experience steigern - etwa Chatbots oder mobile Apps. Für die Fachbereiche spielt dagegen das Thema Business Process Management eine größere Rolle.

Security bestimmt die Roadmap

IT Security wird laut der Umfrage die IT-Roadmaps 2020 noch stärker bestimmen als bisher. Durchschnittlich investieren die Befragten IT-Verantwortlichen ein Sechstel ihres IT-Budgets in den Auf- und Ausbau der IT-Sicherheit. Trotz der engen Verzahnung mit den Fachbereichen behält die IT-Abteilung in den meisten Unternehmen die Kontrolle über den Großteil des Technologie-Budgets. Auch Investitionen in digitale Business-Initiativen der Geschäftsbereiche werden in den meisten Fällen von der IT gemanagt. Über die Hälfte der CIOs geht davon aus, dass das auch in den nächsten drei Jahren so bleiben wird.

Die Konzentration auf Security schlägt sich auch in der Managementebene nieder. Über die Hälfte aller Befragten geben an, einen Hauptverantwortlichen für Sicherheit in ihrem Unternehmen zu haben. Chief Information Security Officers (CISO) sind häufig dem Unternehmens-CIO unterstellt, während Chief Security Officer (CSO) eher direkt an den CEO berichten.

Fokus auf Data und Business Analytics

Um die betriebliche Effizienz, Customer Experience und Cybersicherheit zu verbessern, nennen die meisten CIOs Data und Business Analytics als Schlüsseltechnologien. Entsprechende Initiativen im Unternehmen werden meist von der IT-Abteilung angestoßen, vorangetrieben und verantwortet. Das beginnt damit zu definieren, wo im Business ein Bedürfnis für Datenanalyse besteht. Zudem liegt die Verantwortung dafür, die passenden Produkte oder Anbieter auszusuchen, finanzielle Mittel zu allokieren und die Daten zu sammeln und zu analysieren, mehrheitlich bei der IT. Erst im letzten Schritt, wenn die Datenanalyse zu Aktivitäten führt, hat eher die Operations-Abteilung als die IT das Steuer in der Hand.

Bekannte Herausforderungen

Die Verantwortung für Cybersecurity im Unternehmen stellt die meisten befragten CIOs vor ein bekanntes Dilemma. Auf der einen Seite gilt es, den Umsatz zu steigern und das Business mit zu transformieren. Auf der anderen Seite soll der Betrieb reibungslos laufen und jegliche Cyber-Bedrohung abgewehrt werden. Mehr als drei Viertel der IT-Manager haben Schwierigkeiten damit, die richtige Balance zwischen Innovation und betrieblicher Exzellenz zu finden.

Der Fachkräftemangel ist ein weiteres Problem. Um neue Business-Initiativen zu entwickeln und innovative Technologien einzuführen, benötigen CIOs die richtigen Skills in ihrem Team. Am dringendsten gesucht sind derzeit Spezialisten in den Bereichen IT-Sicherheit, Data Science und Analytics sowie künstliche Intelligenz, Machine Learning und RPA. Je nach Branche fehlen in den IT-Abteilungen zudem Experten für Cloud-Services und -Integration sowie Fähigkeiten im IoT-Umfeld. Auch Softskills im Hinblick auf Strategieentwicklung, Change- und Projektmanagement sind gefragt.