Der Veranstalter Finaki lädt seit 1997 zur Inkop, einem Forum für IT-Entscheider. Dieses Jahr heißt das Motto: "Von den Besten lernen - mit Vollgas umsetzen". Ein gewähltes Präsidium hat dieses Motto, die Themen und den Ort ausgewählt: Tallinn, die Hauptstadt Estlands. Gabriele Ruf, Director IT-Infrastructure & Operations bei Daimler und diesjährige Inkop-Präsidentin nennt Estland ein kleines aufstrebendes Land: "Es hat seine Schulden gut im Griff und sticht deswegen hervor." Im Rahmenprogramm wird deshalb auch Estlands Informationsminister sprechen.
Die Workshops der Inkop heißen diesmal:
1. Kundenorientierung in der internen IT
2. E-Skills - Fähigkeiten und Kompetenzen des IT-Experten von morgen
3. CRM - eine Philosophie oder ein IT-System?
4. Vollgas geben, dabei sicher navigieren
5. Information als Chance
6. Social Media – Chancen und Risiken für Unternehmen
7. "Sind Sie sicher?"
8. Kanbil - mit Kanban zum ITIL-Erfolg
Ricardo Diaz-Rohr von EnBW leitet den Workshop "Kundenorientierung in der internen IT", ein Thema, das ihm sehr am Herzen liegt. Der Service Desk sei für Mitarbeiter oft der einzige persönliche Kontakt zur IT. Deshalb hat Diaz-Rohr hier auch zuerst angesetzt, als er 2005 zum Energiekonzern kam: "Wir haben dafür zwei Service Desk Awards, den Innovation Award und den Service Globe Award bekommen." Wie das auch andere schaffen können, will er den Kollegen verraten.
Daniel Hartert, CIO der Bayer AG, leitet den Workshop "E-Skills - Fähigkeiten und Kompetenzen des IT-Experten von morgen". Darin geht es unter anderem um die Frage: Wie leistungsfähig ist die IT in Deutschland im Vergleich zu Offshore-Ländern? Welche Rolle spielen der demografische Faktor und damit auch das Thema Überalterung? Wie kann die Attraktivität der IT-Organisation für junge Menschen erhöht werden? Hartert wird dabei auch vom MBA-Studium berichten, das er bei Bayer fördert.
CRM - zwischen Philosophie und IT-System
Schon vor einem Jahr hat sich Elisabeth Hoeflich, CIO bei Continental, das Thema ihres Workshop "CRM - eine Philosophie oder ein IT-System?" überlegt. "Ich war damals nicht nur für die Corporate-IT, sondern auch für die Tyre-IT zuständig, wo wir eine große CRM-Einführung gemacht haben", sagt sie. Das Thema CRM stehe zwar bei vielen im Fokus, werde aber oft als reines IT-Projekt angesehen. Anders als etwa bei der Einführung eines ERP-Systems, wo kein Weg um die Nutzung herumführt, stelle sich bei CRM jedoch die Frage, ob man nicht auch ohne leben kann. Hoeflich hat schon schlechte Erfahrungen gemacht: "Wir hatten zuvor ein zwölf Jahre altes, selbst erstelltes CRM-System. Es gab Märkte, da wurde es genutzt, und Märkte, da war es installiert."
Klaus Kieren, CIO bei Fresenius Netcare, leitet den Workshop "Vollgas geben, dabei sicher navigieren". Darin geht es um folgende Fragen: Wie können die Innovationsgeschwindigkeit und der damit einher gehende Technologiewandel sicher gemanagt werden? Welche Veränderungen ergeben sich durch den Einsatz neuer Technologien, und wie wirkt sich der Wandel auf die Prozesse und die Mitarbeiter aus? Welche Folgen hat die zunehmende IT-Consumerization für die Unternehmens-IT und die IT-Governance, vor allem in dezentral geführten Unternehmen?
Der Konzern-CIO der Deutschen Bahn Hermann Kruse interessiert sich in seinem Workshop "Information als Chance" vor allem für Big Data: "An vielen Stellen werden heute Daten automatisch und in großem Umfang generiert und erfasst: Betriebsdaten in Anlagen, etwa in Fahrzeugen, in Prozessen, wie in der Instandhaltung, oder an den Kundenschnittstellen." Dem Bahn-CIO geht es um die Chancen, die in der systematischen Auswertung liegen. Heute würden Daten oft ungenutzt abgelegt oder sogar unmittelbar gelöscht. Kruse sagt aber: "Die Welt ist voller Daten, sie stecken in Unternehmensanwendungen, in technischen Geräten und im Internet." Das Problem sei, aus den gigantischen Datenmengen die wertvollen Informationen zu filtern und nutzbar zu machen. Auch unstrukturierte Daten wie Kundenbeschwerden will Kruse verwenden. Die Bahn führt dazu gerade ein Pilotprojekt durch. Der Bahn-CIO will darüber berichten und von den Kollegen wissen: "Wer arbeitet noch an dem Thema, welche Erfahrungen gibt es?"
Social Media - Chancen und Risiken
Edeltraud Leibrock, CIO der KfW Bankengruppe, leitet einen Workshop zum Thema "Social Media - Chancen und Risiken für Unternehmen". Studien zufolge nutzt derzeit rund die Hälfte der deutschen Unternehmen Social-Media-Plattformen und setzt darauf, dass die direkte Interaktion mit den Kunden Wettbewerbsvorteile bringt. "In unserem Workshop wollen wir uns damit beschäftigen, welche Chancen und Risiken durch Social Media entstehen. Das Abwägen beider Seiten soll den Teilnehmern eine Entscheidungsgrundlage dafür bieten, ob und wie das eigene Unternehmen Social Media nutzen kann", so Leibrock.
Jürgen Sturm, CIO bei BSH Bosch und Siemens Hausgeräte, leitet einen Workshop mit dem Titel "Sind Sie sicher?" Die Fragen sind hier: Welche Informationen sind geschäftskritisch? Wie kann ich Datenverlust oder gar feindliche Hacker-Angriffe organisatorisch und technisch abwehren? Wer ist dafür zuständig? Welche Rolle muss der IT-Verantwortliche einnehmen?
Kanban und ITIL werden zu Kanbil
Der CIO der Börse Stuttgart Sönke Vetsch will seine Kollegen im Workshop "Kanbil" davon überzeugen, die Methoden Kanban und ITIL zu verheiraten. Kanban hat Toyota 1947 entwickelt, um kontinuierlich die Produktionsabläufe zu verbessern. Kanbil nennt Vetsch seine Methode, weil er noch ITIL-Messpunkte eingeführt hat. Vom Erfolg ist er überzeugt: "Es kostet wenig bei einem Riesennutzen, die Kollegen werden nach zehn Minuten damit arbeiten", sagt er. Den Kanban-Experten Klaus Leopold bringt er mit. Vetsch: "Jeden Morgen reflektieren die Mitarbeiter die Arbeiten des Vortags, was gut gelaufen und was schiefgegangen ist. Das wird auf Zetteln auf dem Kanban-Board abgelegt. Innerhalb von Tagen haben wir Qualitätsverbesserungen eingeführt, ohne Prozesse oder Strukturen zu ändern." Ausführlicher wird Vetsch im November-Heft des CIO-Magazin über Kanbil berichten.
Wie immer wird die Inkop in ungezwungener Atmosphäre stattfinden. "Man geht in die Workshops wie ein Student in Jeans und Pullover", lobt Bahn-CIO Kruse. Das färbt auch auf die Kommunikation ab: "Dort kann man Dinge hören, die man von anderen CIOs normalerweise nicht erfährt", sagt Gabriele Ruf. "Jeder vertraut dem anderen. Alle, auch die Neuen, sind immer positiv überrascht, wie offen wir diskutieren und dass man auch sagt, was gerade nicht so gut läuft, wo man Hilfe braucht."