Angehörigen der Generation Y - auch als Millennials oder Digital Natives bezeichnet - wurde bereits unterstellt sie seien faul und arbeitsscheu. Die Burnout-Rate unter den Angehörigen dieser Gruppe zeichnet allerdings ein völlig anderes Bild.
Millennials muten sich zu viel zu
In einer aktuellen Untersuchung der American Psychology Association (APA) geben 39 Prozent der befragten Millennials an, ihr Stresslevel habe sich im Laufe des letzten Jahres erhöht. Von stressbedingten Schlafstörungen berichten 52 Prozent, während 44 Prozent mit Aggressionsproblemen kämpfen.
James Goodnow, Rechtsanwalt bei Fennemore Craig, wurde als "America's Techiest Lawyer" bekannt und gilt als einer der erfolgreichsten Business-Aufsteiger unter den Millennials. Der Jurist hält regelmäßig Vorträge zum Thema hat Einblick, warum die Generation Y besonders anfällig für das Phänomen Burnout ist: "Millennials verfolgen einfach ganz andere Ziele als die Mitarbeiter früherer Generationen.
Digital Natives gründen nicht selten "nebenher" eigene Unternehmen, engagieren sich ehrenamtlich für gemeinnützige Zwecke und pflegen persönliche Hobbies und Aktivitäten, um ihre Persönlichkeit zu stärken. Das alles nimmt ihnen die Zeit, sich um sich selbst zu kümmern. Sie muten sich selbst einfach zu viel zu - und wenn man das mit dem steigenden finanziellen Druck auf diese Generation kombiniert verstärkt ein Vollzeit-Job diese Situation nur noch weiter und kann zu einem Burnout beitragen."
Für Arbeitgeber ist der Stress, unter dem die Generation Y leidet, eine bittere Pille. Schließlich stellt eine Studie von Besinger, DuPont & Associates kürzlich fest, dass die Digital Natives häufiger nicht zur Arbeit erscheinen. Im Gegensatz zu früheren Generationen, für die die Sichtbarkeit am Arbeitsplatz noch ein feststehender Wert war, neigen die Mitarbeiter aus der Gruppe der Millennials laut der Studie dazu, einen Urlaubs- oder Krankheitstag "einzulegen", wenn Sie überfordert sind oder die Belastung zu groß wird. Eine weitere Erkenntnis derselben Untersuchung: Wenn Ihre Generation-Y-Mitarbeiter trotz Krankheit, Stress und/oder Angst ihrer Arbeit nachgehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie keine adäquate Performance an den Tag legen werden.
Digital Natives vor Burnout schützen
Die gute Nachricht ist jedoch: Sie können Ihren Millennials helfen - sogar wenn Sie glauben, dass die Grenze zum Burnout bereits überschritten ist. James Goodnow empfiehlt in einem ersten Schritt, für flexible Arbeitszeiten zu sorgen. Das ist zwar eine relativ simple Maßnahme, dennoch kann sie sehr effektiv sein.
So zeigt eine Studie von Workplace Insights, dass sich 85 Prozent der Millennials dauerhaft flexible Arbeitszeiten wünschen. Wenn Sie Ihre Mitarbeiter nicht völlig frei schalten und walten lassen können (oder wollen), sorgen Sie zumindest für einigermaßen flexible Arbeitszeiten: So gelangen die Mitarbeiter zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance. Home-Office-Tage oder Arbeiten an der frischen Luft bei schönem Wetter sind weitere Anti-Burnout-Maßnahmen, die sich relativ schnell und problemlos umsetzen lassen.
Goodnow empfiehlt außerdem, die Digital Natives regelmäßig mit neuen, interessanten Projekten zu versorgen, die auch über die Grenzen der täglichen Aufgaben hinausgehen können. Denn einige Mitarbeiter (nicht nur Millennials) könnten von der Monotonie des Arbeitsalltags gelangweilt sein und hierdurch zu neuer Motivation gelangen.
Wie Jayne Mattson, Senior Vide President bei der Karriere-Beratung Keystone Associates, betont, sollten Führungskräfte auf ihre Mitarbeiter eingehen und auf erste Warnzeichen für ungesunden Stress oder einen Burnout erkennen: "Das Management muss sich um seine Mitarbeiter kümmern und darum, was in deren Leben los ist - und zwar auf freundliche und unaufdringliche Art und Weise. Durch Fragen wie 'Wie war Ihr Wochenende?' oder 'Welche Pläne haben Sie für den Urlaub?' können Unterhaltungen entstehen, aus denen Führungskräfte 'lesen' können, ob Ihre Mitarbeiter zu viel arbeiten oder gar freiwillig auf ihren Urlaub verzichten."
Um der Unternehmenskultur Glaubwürdigkeit zu verleihen, so Mattson weiter, sollten Entscheider mit guten Beispiel voran gehen und ihren Mitarbeitern zeigen, dass das Unternehmen sich um ihr Wohlergehen sorgt: "Etablieren Sie eine Kultur die dazu ermutigt, den Schreibtisch zu verlassen, frei zu nehmen und sämtliche Firmen-Benefits zu nutzen."
Der wachsende Druck auf die Generation Y
Einige Studien haben gezeigt, dass die Generation Y bei der Arbeit keine anderen Ziele verfolgt als die Generationen vor ihnen. Und doch könnten sich Vorgesetzte schwer tun, eine Beziehung zu den Millennials aufzubauen, wie James Goodnow erläutert: "Digital Natives weisen eine Tendenz dazu auf, Verantwortung in vielerlei Bereichen zu übernehmen - auch außerhalb der Arbeitsumgebung. Das könnte Vorgesetzte älterer Generationen irritieren. Unternehmen sollten deshalb ihre Führungskräfte schulen und sie dazu bringen, zu verstehen, dass Millennials in vielen Fällen abseits des Büros beschäftigter sind, als die Mitarbeiter früherer Generationen."
Jayne Mattson weist unterdessen auf den wachsenden Druck hin, der auf der Generation Y lastet: "Die Kosten für Bildung sind wesentlich höher, die meisten sind schon beim Einstieg in den Job verschuldet. Wenn ihnen dann klar wird, wie lange es dauert bis alles abbezahlt ist, sparen die meisten an Dingen, die sie wirklich gerne tun würden - etwa in der Stadt leben oder reisen." Heißt im Klartext: Manager sollten demnächst vielleicht ein Training zum "Millennial Mindset" erhalten um besser verstehen zu können, dass die meisten Digital Natives mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind, als damit, die Karriereleiter hochzuklettern. "Für Vorgesetzte und Manager ist es wichtiger denn je, den zunehmenden Druck auf die Generation Y zu verstehen", so Goodnow.
Auch Pat Hume, CCO bei iPass, sieht beim Management von Millennials Besonderheiten: "Sie sind die Generation mit der bislang besten Bildung und beginnen Jobs mit einem größeren Bewusstsein für Erfordernisse und Notwendigkeiten. Es ist wichtig, dieses Bewusstsein weiter zu stärken und ihnen - wenn möglich - die Verantwortung für kreative und fordernde Projekte zu übertragen."
Und wenn Sie in ihrem Unternehmen selbst keinen Sinngehalt finden sollten, hat "America’s Techiest Lawyer" einen guten Tipp für Sie: "Lehnen Sie sich zurück und lassen sie ihn sich von den Millennials zeigen. Geben Sie Ihnen die Freiheit, sich zusammen zu finden und Verbesserungsvorschläge einzubringen. So beweisen Sie Ihren Digital Natives, dass Sie ihnen vertrauen und sie unterstützen. Das könnte übrigens auch ein großartiger Weg sein, um die Führungskräfte der Zukunft heran zu ziehen."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation cio.com.