In ihrem ersten Interview als Group-CIO bei Mercedes-Benz diskutiert Katrin Lehmann mit Redakteur Jürgen Hill über die IT-Strategie des Autobauers.
Frau Lehmann, Sie sind jetzt als Group-CIO rund vier Monate im Amt und führen eine IT-Mannschaft, die etwa 11.000 Mitarbeiter umfasst. Wie lautet Ihr Fazit, wenn Sie eine erste Bestandsaufnahme machen?
Katrin Lehmann: Mein Fazit ist: Wir freuen uns auf die Zukunft. Da wir in einer herausfordernden, aber eben auch sehr, sehr spannenden Zeit leben - das gilt sowohl für Mercedes-Benz insgesamt als auch für die gesamte Tech-Branche. Dazu müssen Sie nur die Geschwindigkeit betrachten, mit der sich im Moment Technologien verändern. Heute state of the art, morgen vielleicht schon reif fürs Museum.
Für diese Geschwindigkeit ist mein Bereich sehr gut aufgestellt. Ich habe ein tolles Team aus sehr erfahrenen, global vernetzten Mitarbeitenden, die ncht nur mit ihren Fähigkeiten "high level" sind, sondern auch wahnsinnig neugierig sind. Und das Thema Innovation wird bei Mercedes schon immer großgeschrieben - schließlich sind wir ja die Erfinder des Automobils. Und das merkt man bei jedem einzelnen Mitarbeitenden, dass die Neugierde da ist, neue Technologien auszuprobieren.
Wo viel Licht ist, gibt es sicherlich auch Schatten?
Katrin Lehmann: In jedem großen Unternehmen, das historisch gewachsen ist, gibt es auch Themen, die man vielleicht nicht so gerne anpackt. Aber auch da müssen wir ran. Also die "staubigen Ecken" mit einem Scheinwerfer ausleuchten und auskehren. Ich habe deshalb beispielsweise Kehrwochen ausgerufen, typisch schwäbisch, bei denen als Preise goldene Kehrschaufeln verliehen wurden.
(Anm. d. Red.: Bei der Kehrwoche handelt es sich um eine schwäbische Tradition, die bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Sie regelt die Reinigung gemeinschaftlich genutzter Bereiche wie Treppenhäuser, Hauszugänge, Vorplätze etc. in wöchentlicher nachbarschaftlicher Verantwortung. Dazu wird im wöchentlichen Turnus ein Schild mit der Aufschrift "Kehrwoche" weitergereicht.)
Schwäbische Kehrwoche für die IT
Als gebürtiger Schwabe finde ich die Idee einfach super. Aber wie kann ich mir eine Kehrwoche für die IT vorstellen?
Katrin Lehmann: Wir haben diese interne Initiative innerhalb des IT-Bereichs weltweit ausgerollt - auch in Indien sowie in den USA. Die Teams haben aufgeräumt. Also sich alle Applikationen angeschaut und katalogisiert. Ziel der Aktion war, zu überlegen, was brauchen wir wirklich noch? Wo müssen wir noch mal investieren? Wo müssen wir transformieren? Wie soll unsere IT-Landschaft in Zukunft ausschauen? Brauchen wir 100 Programme, wenn drei reichen?
Sie sprachen eingangs sehr allgemein von einer spannenden Zeit, in der wir leben. Welche Themen sind für Sie sehr spannend?
Katrin Lehmann: Lassen Sie mich mit den globalen Themen beginnen. Auf der einen Seite sind es spannende Zeiten aufgrund der makroökonomischen Situation sowie der Situation der Märkte und den sich daraus ergebenden Implikationen auf die Art und Weise, wie wir unsere IT aufstellen.
Wir stellen uns breiter auf
Auf der anderen Seite ist es eine spannende Zeit für Mercedes-Benz, weil wir uns von den Business-Modellen her breiter aufstellen. Ich denke hier etwa an den Vertrieb der Zukunft. Einen Mercedes zu bestellen, muss so viel Spaß bringen, wie einen Mercedes zu fahren. Mit dem weiteren Ausbau unserer Online-Stores bieten wir unseren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, den Autokauf und auch den Leasing-Prozess vollständig digital abzuschließen. Das hat große Implikationen auf unsere IT-Landschaft, sowohl was die Verfügbarkeit als auch die Integration der verschiedenen Applikationen betrifft.
Die Top-CIOs der DAX-40-Unternehmen
Andreas Hubert, Adidas Andreas Hubert ist seit Februar 2021 Group CIO von Adidas.
Catherine Justin, Airbus Seit März 2020 hat Catherine Jestin den CIO-Posten bei Airbus SE inne. Im Juli 2021 wurde sie zudem zum Executive Vice President Digital and Information Management berufen.
Olav Spiegel, Allianz Seit 1. November 2023 hat der Versicherungskonzern Allianz mit Olav Spiegel einen neuen Group Chief Information Officer an Bord. Er folgt auf Ralf Schneider.
BASF Nachdem Stefan Beck zum SVP Digitalization of Workspace and Collaboration aufgestiegen ist, wird BASF die Rolle des Chief Information Officer (CIO) nicht weiter beibehalten.
Bijoy Sagar, Bayer Mit Bijoy Sagar hat Bayer zum 1. Juni 2020 einen Leiter IT und Digitale Transformation ins Unternehmen geholt. Er soll die Digitalisierung des Pharmakonzerns vorantreiben und die begonnene Neuaufstellung der IT ans Ziel führen. Sagar wird an den Finanzvorstand Wolfgang Nickl berichten.
Annette Hamann, Beiersdorf AG Annette Hamann ist CIO und Managing Director BSS IT bei der Hamburger Beiersdorf AG.
Alexander Buresch, BMW Der Nachfolger von Klaus Straub im Amt des CIO der BMW Group heißt Alexander Buresch. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning. Intern wird erwartet, dass Buresch die von Klaus Straub verfolgte IT-Strategie fortführt.
Stefan Haverkock, Brenntag Stefan Haverkock ist seit Januar 2019 VP IT Corporate & EMEA beim Chemiedistributor Brenntag. Er wechselte 2016 in das Unternehmen, nachdem er sieben Jahre bei Baustoffhersteller Knauf in verschiedenen leitenden IT-Positionen gearbeitet hatte. Haverkock berichtet an den CEO des Unternehmens.
Heiko Burdack, Commerzbank Der CIO der Signal Iduna Gruppe, Heiko Burdack, wechselte zum 1. Februar 2023 als Chief Technology Officer zur Commerzbank. mehr erfahren
Walter Grüner, Covestro Walter Grüner ist seit Mai 2019 Head of Information Technology beim Chemieunternehmen Covestro in Leverkusen. Zuvor war Grüner seit 2013 als Group CIO bei der KION Group AG tätig, einem Anbieter von Gabelstapler und Lagertechnik.
Marcus Claesson, Daimler Truck Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Claesson, Daimler Truck AG Seit der Aufspaltung von Daimler in Mercedes-Benz und Daimler Truck ist Marcus Claesson CIO der Nutzfahrzeug-Sparte Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Konzern und bekleidete verschiedene lT-Führungspositionen.
Bernd Leukert, Deutsche Bank Bernd Leukert wurde am 1. Januar 2020 Vorstand für Technologie, Daten und Innovation der Deutschen Bank. Von 2014 bis 2019 war Leukert Technikvorstand bei SAP, wo er 1994 seine Karriere begann.
Christoph Böhm, Deutsche Börse Neuer CIO und COO der Deutsche Börse AG wird im November 2018 Christoph Böhm. Er kommt von der SAP AG, wo er als Senior Vice President, Global Cloud Services, arbeitet. Der promovierte Elektroingenieur Böhm war von April 2011 bis Oktober 2014 CIO bei Vodafone. Er kam damals als CEO von der Active Billing GmbH & Co. KG, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom. Davor arbeitete er in führenden Positionen bei der Signal Iduna-Gruppe, der Deutschen Post AG und AT&T.
Bernd Gemein, Deutsche Post Seit September 2018 ist Bernd Gemein CIO für den Unternehmensbereich Post, E-Commerce, Parcel (PeP) bei der Deutschen Post DHL. Gemein berichtet an PeP-COO Tobias Meyer. Zu seinen wichtigsten anstehenden Aufgaben sagte Gemein, derzeit sei vor allem wichtig, eine positive Ergebnisentwicklung in den Jahren 2019 und 2020 sicherzustellen. Dazu gehöre die weitere Verbesserung der Produktivität und der indirekten Kosten sowie des Ertragsmanagements im Post- und Paketgeschäft.
Peter Leukert, Deutsche Telekom Sprecher der Geschäftsführung der Deutsche Telekom IT GmbH und damit neuer CIO wird ab Januar 2017 Peter Leukert. Leukert wechselt von Motive Partners – einem Fintech Start-up, das er selbst mit gegründet hat. Zuvor war Leukert CIO der Commerzbank und von NYSE Euronext. 2011 wurde er zum „CIO des Jahres“ gewählt.
Sebastian Weber, E.ON Seit 1. Juli 2021 verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik.
Ingo Elfering, Fresenius Gruppe Seit Juli 2020 besetzt Ingo Elfering den neu geschaffenen CIO-Posten bei der Fresenius Gruppe. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker soll die globalen IT-Aktivitäten des Konzerns koordinieren und weiterentwickeln. Zudem übernimmt er die Leitung der IT-Dienstleistungstochter Fresenius Digital Technology. Elfering berichtet an Finanzvorstand Rachel Empey.
Jürgen Stoffel, Hannover Rück Jürgen Stoffel ist CIO beim weltweit drittgrößten Rückversicherer. Der bisherige CIO Fuchs ging 2014 in den Ruhestand. mehr erfahren
Dennis Lentz, HeidelbergCement Seit Januar 2017 ist Dennis Lentz neuer Director Group IT/CIO beim Baustoffkonzern HeidelbergCement AG. Zuvor war er unter anderem Project Leader bei der Unternehmensberatung Boston Consulting und Project Leader und Leiter Supply Chain Management in Deutschland bei der HeidelbergCement AG. Er ist Nachfolger von Wolfgang Standhaft.
Michael Nilles, Henkel Henkel hat Michael Nilles am 1. Oktober 2019 zum Chief Digital and Information Officer (CDIO) ernannt. Er berichtet direkt an Carsten Knobel, CEO von Henkel. In seiner Position ist Nilles für die Bereiche Digital, IT, Geschäftsprozessmanagement und Corporate Venture Capital verantwortlich.
Harsha Deshmukh, Infineon Seit dem 1. Dezember 2021 ist Harsha Deshmukh CIO bei Infineon. Der IT-Chef kommt aus den eigenen Reihen. Er soll unter anderem die IT-Landschaft weiterentwickeln und die Kundenansprache verbessern.
Katrin Lehmann, Mercedes-Benz Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Alessandro de Luca, Merck Group Alessandro de Luca war bisher Interims-Group CIO beim Pharmakonzern Merck. Der Konzern hat sich entschieden, de Luca dauerhaft in dieser Position zu beschäftigen.
Lutz Seidenfaden, MTU Aero Engines Lutz Seidenfaden ist seit Juni 2020 CIO (SVP Information Technology) beim Münchner Treibwerk-Hersteller MTU Aero Engines. Seidenfaden kommt von Industrieunternehmen Festo, wo er zuletzt die Stelle des Head of IT Services besetzte. Seine Vorgängerin Pamela Herget-Wehlitz wechselte zur Personalberatung JBH-Herget als Managing Partner.
Robert Johnson, Munich Re Robin Johnson ist seit April 2017 CIO beim Münchener Rückversicherer Munich Re. Er übernahm damit als Nachfolger von Rainer Janßen die Leitung des Zentralbereichs Information Technology. Zuvor arbeitete Johnson als CIO bei Maersk Line und Head of Maersk Group Infrastructure Services in Kopenhagen. Vor seinem Wechsel zu Maersk arbeitete Johnson von 2008 bis 2012 als Global CIO beim US-Computerhersteller Dell in Austin, Texas.
Mattias Ulbrich, Porsche Mattias Ulbrich hat seit 1. September 2018 den CIO-Posten beim Automobilbauer Porsche inne. Seit 2019 ist er zudem Geschäftsführer der IT-Tochter Porsche Digital. Davor hatte der Manager verschiedene leitende IT-Positionen bei Audi, Volkswagen und Seat inne.
Johannes Lattwein, Porsche Automobil Holding SE Johannes Lattwein ist seit Februar 2022 Mitglied des Vorstands der Porsche Automobil Holding SE und zuständig für Finanzen und IT.
Stephan Hützen, Qiagen Stephan Hützen ist Vice President Global IT bei Qiagen. Das Unternehmen bietet Probenvorbereitungs- und Testtechnologien für die molekulare Diagnostik, akademische Forschung, pharmazeutische Industrie und angewandte Testverfahren an.
Christian Niederhagemann, Rheinmetall Die Geschäfte der Rheinmetall IT Solutions GmbH werden seit September 2024 durch Christian Niederhagemann (CIO) geführt.
Florian Roth, SAP Florian Roth ist seit Januar 2019 Chief Digital und Information Officer der SAP SE in Walldorf und berichtet direkt an Sabine Bendiek, Chief People & Operating Officer und Mitglied des SAP Vorstandes. In seiner Funktion als Chief Digital und Information Officer (CDIO) vertritt er die Intelligent Enterprise Solutions (IES) Organisation als Trusted Advisor und ist verantwortlich für die IT-Strategie und deren Umsetzung. Roth ist seit 2005 bei SAP tätig und hatte vor seiner jetzigen Funktion verschiedene Führungspositionen in den Bereichen Finanzen, Service und Support sowie Global Business Operations inne.
Torsten Müller, Sartorius Seit November 2018 ist Torsten Müller Head of Information Technology (CIO) beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius AG mit Sitz in Göttingen. Zuvor war er Chief Digital Officer und Chief Information Officer sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Versicherung Helvetia Deutschland in Frankfurt.
Hanna Hennig, Siemens Hanna Hennig ist seit Januar 2020 CIO der Siemens AG. Sie kommt von Osram. Beim Lichtkonzern war Sie seit Juli 2018 CIO. Davor arbeitete Sie bei E.ON. Dort war sie seit Dezember 2013 als Geschäftsführerin der E.ON Business Services GmbH in München für die weltweite Versorgung von IT-Dienstleistungen der E.ON und Uniper Gruppe verantwortlich.
Kian Mossanen, Siemens Energy Siemens Energy: Kian Mossanen hat 2020 die IT-Leitung der neuen Energie-Tochter des Siemens-Konzerns übernommen.
Stefan Henkel, Siemens Healthineers Stefan Henkel ist seit 2016 Head of IT von Siemens Healthineers. Der Manager ist bereits seit 1996 im Siemens-Konzern tätig und hatte zuvor diverse IT-Führungspositionen bei Siemens und Siemens Healthcare inne.
Stefan Tittel, Symrise Stefan Tittel ist seit 2018 CIO und Corporate Vice President Group IT von Kosmetikhersteller Symrise. Davor hatte er die CIO-Posten beim dänischen Elektronikhersteller NKT und dem Logistikunternehmen CWS inne.
Hauke Stars, Volkswagen Im Konzernvorstand von Volkswagen hat Hauke Stars im Februar 2022 das Ressort IT und Organisation übernommen.
Karsten Rech, Vonovia Karsten Rech ist seit 2015 CIO und Process Office des Wohnungskonzerns Vonovia SE. Seit 2005 war er CIO der Deutsche Annington. Rech sammelte Erfahrung als Geschäftsführer und Aufsichtsrat diverser Tochtergesellschaften. Seine Schwerpunkte liegen im IT-Management, der Geschäftsprozessoptimierung und der Post Merger Integration. Der CIO studierte von 1986 bis 1990 Informatik und Betriebswirtschaftslehre im Saarland und promovierte 1994 als Dr.-Ing. mit einer Arbeit zum Thema "Informationsverarbeitung in der Produktionslogistik“.
Meg Greenhouse, Zalando Meg Greenhouse ist SVP Zalando Technology Foundation und verantwortet die IT-Infrastruktur des Unternehmens. Dazu gehören unter anderem die Digital Workplace-Lösungen zur Verbesserung des Arbeitsalltages, Finanzlösungen, zentrale Datenplattformen und die Informationssicherheit aller virtuellen Vermögenswerte von Zalando. Meg Greenhouse startete im September 2017 als VP Corporate Technology bei Zalando.
Gibt es weitere Implikationen?
Katrin Lehmann: Aber auch die Art und Weise, wie wir Automobile entwickeln und bauen, ändert sich. Denken Sie nur an das Stichwort Digital Twin. Mit Augenmaß wollen wir alles digitalisieren, was man digitalisieren kann. Das Physische folgt dem Digitalen. Wie gehen wir mit dieser Technologie in Forschung, Entwicklung und Produktionsplanung um? Das ganze Thema Technologie ist sowohl für Mercedes-Benz total spannend als auch für die ganze Industrie.
Mit KI schneller coden als SMS schreiben
Oder nehmen Sie das Thema KI, wo von einer "industrial revolution on steroids" gesprochen wird. Wie verändert sich damit die Art und Weise, wie wir arbeiten? Was hat das für Implikationen auf unsere IT-Landschaft? Wie können wir unsere Nutzerinnen und Nutzer, aber auch unsere eigenen Softwareentwicklerinnen und -Entwickler besser unterstützen?
Als ich vor 20 Jahren mit dem Coden angefangen habe, konnte ich von den Möglichkeiten, die es heute dank KI gibt, nur träumen. Es fehlt nicht mehr viel und man kann schneller coden, als eine SMS zu schreiben.
Was bedeutet das in der Praxis?
Katrin Lehmann: Man muss sich vor Augen führen, wie KI auf beeindruckende Weise heute schon die Entwicklung bei Mercedes-Benz atemberaubend beschleunigt: Über 5000 Software-Developer nutzen den GitHub Copilot im Konzern. Sie bestätigen uns hierbei eine tägliche Einsparung von mindestens 30 Minuten. In Summe ist das heute schon eine gewaltige Stundenzahl, die uns eine enorme Erleichterung in der Entwicklung bringt.
Aber alle Bereiche des Unternehmens befinden sich gerade in einer Transformation und diese läuft immer schneller ab, statt langsamer. KI wird die Welt genauso beschleunigen wie die Erfindung des Automobils. Wir haben uns entschieden, dabei auf dem Fahrersitz zu sein.
Lassen Sie mich noch auf einen anderen Punkt zurückkommen, die staubigen Ecken. Was ist das für Sie - Legacy-Hardware, Legacy-Code?
Katrin Lehmann: Wir haben Technologien im Einsatz, die nicht sukzessive, sondern schnell ersetzt werden müssen. Das ist aber auch normal in großen Unternehmen mit langer Historie.
Sie loben Ihre IT-Mannschaft und ihre Innovationsbereitschaft. Gibt es dennoch eventuell Punkte, wo Sie Verbesserungsbedarf sehen?
Katrin Lehmann: Eine IT-Organisation, die schon lange dabei ist, die neugierig ist, braucht Möglichkeiten, um zu lernen und um sich weiterzuentwickeln. Da sind wir schon gut unterwegs, düfen aber nicht nachlassen:
Wir können die begehrenswertesten Autos der Welt nur dann bauen, wenn wir auch in der IT die besten Prozesse haben. Genauso können wir nur dann lebenslang erfolgreich sein, wenn wir lebenslang lernen. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, sich regelmäßig Zeit zu nehmen, um zu lernen. Ich bin selbst Poweruser des Mercedes-Benz Direct Chats, unserer internen generativen KI-Lösung, und auch von GitHub Copilot. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich zeigen uns oft gegenseitig, was wir wieder Tolles rausgefunden haben.
Lernen über Fehler zu sprechen
Diese Neugierde sollte jeder offen aussprechen. Ebenso wie man auch zugeben sollte, wenn man etwas nicht weiß. Oder wenn etwas vielleicht mal nicht so gut funktioniert hat. Es gibt immer noch Kolleginnen und Kollegen, denen es schwerfällt, offen über Fehler zu sprechen. Die "Failure Culture" gilt es deshalb weiter zu fördern, weil ich glaube, dass man aus Fehlern mehr lernt als aus Erfolgen.
Das ist für mich auch Teil einer lernenden Organisation. Denn keiner von uns kennt die Themen, die noch auf uns zukommen. Keiner von uns hat den Job schon so gemacht, wie er jetzt auf uns zukommt. Das heißt, wir müssen alle lernen und wir müssen alle offen darüber sprechen können, wenn mal etwas schiefgegangen ist - auch wenn uns das meiste gut von der Hand geht.
Die Top-CIOs der Automobil-Branche
Sven Lorenz Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz.
Falko Morlock Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG.
Alexander Buresch Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning.
Hauke Stars Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Katrin Lehmann Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Jürgen Sturm Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG.
Volker Schwarz Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive.
Frank Loydl CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern.
Martin Hofmann Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO.
Alexander Eisl Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist.
Michael Hilzinger Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg.
Petra Clemens Seit Oktober 2024 leitet Petra Clemens die IT von Cariad, der Software-Tochter von Volkswagen. Sie kommt vom Eisenbahnlogistiker VTG.
Markus Bentele Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG.
Christian Ley Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
André Wehner Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung.
Maik Krüger Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig.
Sebastian Stoll Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern.
Saskia Kohlhaas Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Thomas Külpp Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel.
Marcus Claesson Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Uwe Kühne Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten.
Felix Willing Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg.
Bernd Süßmann Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke.
Bernhard Pluhatsch Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war.
Michael Simon Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group.
Simon Blankenstein Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA.
Tommy Andreasen Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.
Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Aber ich glaube, dass dies ein allgemeines deutsches Phänomen ist, dass man Fehler grundsätzlich negativ betrachtet und nicht als Chance oder Challenge sieht.
Katrin Lehmann: Hier sehe ich vor allem uns Führungskräfte in der Verantwortung, diese Fehlerkultur zu stärken. Zudem bin ich überzeugt: IT wird in einem Weltkonzern wie Mercedes-Benz nur dann erfolgreich sein, wenn wir es als Team leben. Ich sage deshalb: Wir sind nicht die IT, sondern: WeT. Automobilbau und erst recht IT sind der ultimative Teamsport.
In Vorbereitung auf unser Gespräch habe ich unser CIO-Jahrbuch zu Rate gezogen. Das weist für den Mercedes-Benz-Group-CIO ein hohes einstelliges Milliardenbudget pro Jahr aus. Wofür wollen Sie dieses verwenden?
Katrin Lehmann: Prinzipiell geht es darum, die IT-Produktivität zu erhöhen. Auf der anderen Seite haben wir die angesprochenen Herausforderungen zu bewältigen und wollen auch sparen, wo nötig. Runter mit den "Running Costs".
Runter mit den Running Costs
Wie wollen Sie das bewerkstelligen?
Katrin Lehmann: Wir müssen mehr Streamlinen und stärker in die Standardisierung gehen. Wir nennen das ganze "Radical Standardization", eine Initiative, um die Komplexität aus den Prozessen rauszunehmen und wieder vermehrt auf Standards zu gehen, wo es sinnvoll ist. Haben wir schon eine Lösung, mit der wir ein Business-Thema lösen können? Falls nein, gibt es Standardprodukte, die wir nutzen können? Dazu gehört ebenfalls, bestehende Bestandteile immer wiederverwenden zu können.
So wollen wir uns Freiraum schaffen, um in neue Innovationen investieren zu können. Dies gilt insbesondere für KI. Dadurch erwarten wir auch eine Effizienzsteigerung und eine Aufwertung unserer Produkte.
Man kann nicht nur die coolen Sachen machen, man muss auch aufräumen. Man kann nicht nur investieren, sondern man muss auch sparen. Es muss natürlich immer in einer guten Balance passieren - nur dann können wir erfolgreich sein.
Verstehe ich Sie richtig, do it yourself hat für Sie eine nachgeordnete Bedeutung, standardisierte Lösungen stehen an erster Stelle?
Katrin Lehmann: Das hängt davon ab, ob ein Prozess für uns strategisch relevant und differenzierend ist. Falls Ja, entwickeln wir eine eigene Lösung. Handelt es sich um einen Prozess, den alle großen Unternehmen durchführen - etwa Finanzwesen, Buchhaltung etc. - dann ist das für mich kein differenzierender Prozess und wir können bei Mercedes-Benz Standardsoftware einsetzen.
Also wäre eine klassische Textverarbeitung wie Word für Sie kein differenzierender Prozess, eine Factory 56 oder die Plattform MO360 aber schon?
Katrin Lehmann: Ja, wobei wir aber auch da mit Partnern zusammenarbeiten, die uns die Plattform zur Verfügung stellen. Den strategischen Teil, der für uns unter IP-Gesichtspunkten relevant ist, den entwickeln wir selbst.
Die weiblichen Top-CIOs
Gülnaz Önes Gülnaz Önes ist seit November 2024 Group CIO bei RWE. Sie kommt von der Mercedes-Benz Mobility AG.
Beate Edlefsen Beate Edlefsen ist seit Juni 2024 Leiterin Konzern-IT/ CIO der Stadtwerke Düsseldorf. Sie beschreibt sich selbst als strukturgebende und verbindliche Möglich-Macherin, die Transformation treibt und dabei als Managerin die Menschen und das Business fest im Blick hat.
Hauke Stars Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Christiane Vorspel Christiane Vorspel ist seit Oktober 2024 COO im Vorstand der Commerzbank und verantwortet damit auch die IT. Sie kommt von der LBBW.
Katrin Lehmann Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Melanie Fichtner Zum 1. Februar 2024 hat Melanie Fichtner den CIO-Posten bei der Baywa übernommen. Zuvor leitete sie die operative IT des Konzerns.
Aude Vik Seit Anfang 2024 ist Aude Vik Geschäftsbereichsleiterin Informationstechnologie bei der Techniker Krankenkasse.
Ulrike Hetzel Ulrike Hetzel hat Anfang 2023 den Vorsitz des Bereichsvorstands von Bosch Digital übernommen. Die neue Konzerneinheit ist entstanden aus der Zusammenlegung der ehemaligen Corporate IT sowie der IoT-Tochter Bosch.IO.
Nicole Göbel Nicole Göbel ist seit dem 1. Februar 2022 Vorsitzende der Geschäftsführung bei DB Systel.
Martina Kienzler Martina Kienzler ist seit September 2018 Geschäftsführerin der MD-IT GmbH in Berlin. Die MD-IT GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen der insgesamt 15 Medizinischen Dienste und der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See. Sie hat den Auftrag, eine gemeinsame und zukunftssichere Branchensoftware auf Basis konsentierter Geschäftsprozesse zu entwickeln und zu implementieren.
Petra Clemens Seit Oktober 2024 leitet Petra Clemens die IT von Cariad, der Software-Tochter von Volkswagen. Sie kommt vom Eisenbahnlogistiker VTG.
Tanja Rückert Tanja Rückert ist seit Januar 2023 Mitglied der Geschäftsführung und CDO bei der Robert Bosch GmbH. Sie leitet das digitale Geschäft und die Dienstleistungen sowie den Unternehmensbereich Industrial Technology, der den Geschäftsbereich Drive and Control Technology und den Geschäftsbereich Bosch Manufacturing Solutions umfasst. Darüber hinaus ist sie für das Bosch-Geschäft in Nord- und Südamerika, Australien, Japan und Korea sowie in den Benelux-Ländern, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und der Schweiz verantwortlich.
Kenza Ait Si Abbou Vom Anbieter zum Anwender: Seit 1. September 2023 verantwortet Kenza Ait Si Abbou als CTO die IT im Vorstand von Fiege. Die KI-Expertin war zuvor bei IBM.
Claudia Köhler Claudia Köhler ist seit März 2022 CIO der DB Fernverkehr AG. Nach dem Studium der Physik an der RWTH Aachen arbeitete sie von 1992 bis 1997 als wissenschaftliche Angestellte mit Lehraufgaben in der mathematischen Fakultät der RWTH Aachen. Im Anschluss war sie in der IT-Beratung und -entwicklung tätig. Im Jahr 2000 wechselte sie in den Personenverkehr der Deutschen Bahn AG und später in deren Fernverkehr.
Stefanie Kemp Seit dem 1. September 2022 ist Stefanie Kemp Chief Transformation Officer im Vorstand der Sana Kliniken. Die Stelle wurde neu geschaffen. Die Managerin verantworten alle digitalen Bereiche und Projekte, die IT sowie Prozessoptimierung und -management.
Elke Reichart Seit dem 1. November 2023 ist Elke Reichart Chief Digital Transformation Officer (CDTO) bei Infineon.
Christine Serrette Christine Serrette ist seit November 2021 Vize Direktorin - technische Leitung bei Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund).
Martina Ritzer Seit April 2021 leitet Martina Ritzer den IT-Bereich von CWS International. Sie soll die IT am Business ausrichten und die Cybersecurity ausbauen.
Birgit Bacher Zum 1. Februar 2022 übernahm Birgit Bacher als Chief Operating Officer (COO) den Vorstandsbereich Operations und IT bei der Allianz Direct Versicherungs-AG.
Petra Finke Mit Petra Finke beruft die Dekra SE erstmals einen Chief Digitalization Officer (CDO). Finke zog zum 1. Juli 2023 in den Vorstand ein.
Jutta von Mikusch-Buchberg Seit 1. Juni 2022 ist Jutta von Mikusch-Buchberg Head of Digital Transformation beim Chemie-Unternehmen Covestro.
Hong Huang-Bolz CIO von Evident für den Großraum Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) ist seit März 2022 Hong Huang-Bolz. Sie verantwortet zudem die Enterprise Architecture der globalen Organisation.
Dorothée Appel Nach CIO-Engagements bei ABN Amro und Zurich machte Dorothée Appel im April 2023 den nächsten Karriereschritt und stieg bei der Deutschen Bahn ein.
Kathrin Braunwarth Kathrin Braunwarth verantwortet ab Ende September 2023 als CIO die IT-Geschicke der Axa Schweiz als Mitglied der Geschäftsleitung. Zuvor war sie IT-Bereichsleiterin beim Konzern Versicherungskammer.
Sandra Rauch Sandra Rauch, bislang CIO und CDO bei beim Pharma- und Gesundheitsunternehmen Omnicare, tritt im Dezember 2023 als CDO in die Geschäftsführung bei Eon Energie ein.
Sabina Kusmin-Tyburski Zum 1. Februar 2024 übernimmt Sabina Kusmin-Tyburski den CIO-Posten bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).
Andrea Sturmfels Seit August 2020 ist Andrea Sturmfels CIO von Helvetia Deutschland.
Isabelle Droll Isabelle Droll ist CIO der TUI Airline. Seit Oktober 2021 ist sie zudem Group IT Director TUI Musement, Corporate und Sustainability.
Verena Siemes Verena Siemes ist seit Ende 2021 CIO der Bundeswehr Bekleidungsmanagement GmbH. Ihre Hauptaufgaben liegen im Bereich Restrukturierun, Neuaufbau der gesamten IT Landschaft und Einführung von SAP S/4 HANA.
Hanna Huber Hanna Huber hat die Branche gewechselt. Die Ex-CIDO des Modehändlers Calida stieg im April 2024 beim Reiseunternehmen Flix ein.
Donya-Florence Amer Donya-Florence Amer ist CIO und CHRO und die erste Frau im Vorstand von Hapag-Lloyd. Sie übernahm den Posten zum 1. Februar 2022. Amer folgte auf Martin Gnass.
Mercedes Eisert Seit dem 1. Februar 2024 verantwortet Mercedes Eisert die Digitalgeschicke der Max-Planck-Gesellschaft.
Uta Knöchel Uta Knöchel, noch CIO des Berliner Flughafens BER, übernimmt im Juni 2023 die Geschäftsführung beim IT-Dienstleister des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Annette Hamann Annette Hamann ist seit 2020 CIO bei der Hamburger Beiersdorf AG. Ihre Vorgängerin Barbara Saunier ist im Ruhestand.
Jasmin Kaiser Seit Anfang Mai 2023 leitet Jasmin Kaiser die IT der Lufthansa Cargo. Sie kommt von der Lufthansa Group. mehr erfahren
Andrea Weierich Ab 1. September 2024 verantwortet Andrea Weierich die IT des Versicherungsmaklers Ecclesia. Sie kommt von Amazon Web Services.
Laura Müller Die Debeka hat eine neue IT-Vorständin. Laura Müller steigt intern auf und folgt auf Roland Weber, der das Unternehmen verlässt.
Ursula Soritsch-Renier Nach zwei Jahren bei Nokia wechselte Ursula Soritsch-Renier Mitte März 2021 als CDIO zum französischen Industriekonzern Saint-Gobain.
Antje Kiss Im September 2018 hat die Juristin Antje Kiss die Leitung der Abteilung 2 im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg übernommen. Die Abteilung ist zuständig für Informationstechnik, Controlling, Statistik und Risikomanagement.
Meg Greenhouse Meg Greenhouse ist SVP Zalando Technology Foundation und verantwortet die IT-Infrastruktur des Unternehmens. Dazu gehören unter anderem die Digital Workplace-Lösungen zur Verbesserung des Arbeitsalltages, Finanzlösungen, zentrale Datenplattformen und die Informationssicherheit aller virtuellen Vermögenswerte von Zalando. Meg Greenhouse startete im September 2017 als VP Corporate Technology bei Zalando.
Hanna Hennig Hanna Hennig ist seit Januar 2020 CIO der Siemens AG. Davor war sie ab Juli 2018 CIO beim Lichthersteller Osram. Sie kam vom Stromkonzern E.ON, wo sie seit Dezember 2013 als Geschäftsführerin der E.ON Business Services GmbH in München für die weltweite Versorgung von IT-Dienstleistungen der E.ON und Uniper Gruppe verantwortlich zeichnete.
Simone Bock Der Finanzdienstleister State Street Bank International GmbH hat Simone Bock zum Head of IT ernannt. Seit dem 1. Dezember 2022 leitet Bock von München aus die IT der State Street Bank International GmbH (SSBI). Die erfahrene IT-Managerin kommt von der BNP Paribas Group.
Katharina Knötel Katharina Knötel hat im August 2021 den CIO-Posten bei Coca-Cola Europacific Partners (CCEP) von Christian Rasche übernommen, der Mitte Juni zu The Coca-Cola Company gewechselt ist. Sie berichtet sowohl an Peter Brickley, CIO von CCEP, als auch die Geschäftsführung der deutschen Dependance. Knötel ist Teil der hiesigen Geschäftsführung und hat zudem einen Sitz im internationalen BPT-Führungsteam. Sie leitet den Bereich Business, Process and Technology (BPT) in Deutschland und ist unter anderem verantwortlich für Vertriebs- und Lieferkettenlösungen.
Dorothea Brons Seit 1. Januar 2022 zeichnet Dorothea Brons für den Zentralbereich Information und Technologie Management am Airport Hamburg verantwortlich. Die Managerin übernimmt in Personalunion zudem die Geschäftsführung der 100-prozentigen IT-Tochter AIRSYS, die die IT-Systeme am Flughafen entwickelt, optimiert und integriert. Brons wird vor allem den digitalen Wandel beim Hamburger Flughafen vorantreiben sowie sich dem Thema Second Generation Outsourcing widmen.
Alena Kretzberg Zum 1. März 2023 wechselt Alena Kretzberg von der Commerzbank zu Volkswagen Financial Services. Die neue IT-Vorständin folgt auf Mario Daberkow.
Arlene Bühler DB Cargo hat mit Arlene Bühler eine neue Digitalisierungschefin. Anfang November 2021 übernahm Bühler die Funktion mit dem Titel IT and Digitalization, CIO/CDO. Der Logistik-Konzern hat diese Position neu geschaffen, um mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten.
Saskia Kohlhaas Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Manuela Moog Am 1. Januar 2022 hat Manuela Moog das Vorstandsressort IT/Operations der Basler Versicherungen übernommen.
Katja Burkert Zum 1. Juli 2021 steigt Katja Burkert als CIO bei Intersport ein. Sie folgt auf Lars-Eric Pusch, der zur Drogeriekette Müller wechselte.
Christa Koenen Seit 1. September 2021 ist Christa Koenen, ehemals Bahn-CIO, Digitalvorständin von DB Schenker.
Dilek Bocuk Nach rund 17 Jahren bei Bayer stieg Dilek Bocuk im April 2022 als CIO bei Siemens Mobility ein.
Aysel Osmanoglu Aysel Osmanoglu ist seit Oktober 2017 Mitglied des Vorstands und der Geschäftsleitung der GLS Bank in Bochum. Sie ist dort zuständig für Infrastruktur sowie IT und Mitglied der Zukunftswerkstatt. Osmanoglu stieg 2006 als Trainee ein und wurde 2013 zur Bereichsleiterin Basisgeschäft Marktfolge ernannt. Osmanoglu absolvierte ein Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, zugleich ist sie diplomierte Bankbetriebswirtin Management der Akademie Deutscher Genossenschaften.
Claudia Nemat Claudia Nemat leitet seit Juli 2016 den Vorstandsbereich Technologie und Innovation bei der Deutschen Telekom. Die Vorstandsfrau war bisher für Europa und Technik zuständig. Nemat studierte Physik an der Uni Köln, wo sie auch am Institut für Theoretische Physik und Mathematik unterrichtete. Sie kam im Oktober 2011 zur Deutschen Telekom. Vor ihrem Wechsel arbeitete sie 17 Jahre bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company, wo sie im Jahr 2000 zum Partner und 2006 zum Senior Partner gewählt wurde.
Gülay Stelzmüllner Gülay Stelzmüllner, zuvor seit April 2022 CIO der Allianz Technology, stieg zum 1. Juli 2023 in das Executive Management Team des Unternehmens auf: Sie wird eine von vier CTOs in der Geschäftsführung mit dem Verantwortungsbereich Area 4.
Ina-Maria Ulbrich Ina-Maria Ulbrich ist seit November 2016 Staatsekretärin im neu geschaffenen Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern und damit Landes-CIO. Aus "Landesentwicklung" wurde "Digitalisierung". Die Juristin wurde 2002 Regierungsrätin und Referentin im Umweltministerium, beim Landkreis Ostvorpommern und im Wirtschaftsministerium. Von 2006 bis 2008 leitete sie das Büros des Ministers für Verkehr, Bau und Landesentwicklung, von 2008 bis 2011 war Ulbrich Leiterin des Büros des Ministerpräsidenten. Ulbrich vertritt das Land auch im IT-Planungsrat.
Kristina Sinemus Seit dem 18. Januar 2019 ist Kristina Sinemus hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung. Das Ministerium wurde neu geschaffen. 1998 wurde die promovierte Biologin geschäftsführende Gesellschafterin der Beratungsfirma Genius. Seit 2014 war sie Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Darmstadt. 2011 wurde sie zur Professorin an der Privathochschule Quadriga in Berlin berufen.
Melanie Kehr Melanie Kehr ist seit April 2018 IT-Verantwortliche bei der staatlichen Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Seit 2014 leitete sie als Bereichsleiterin Group IT den Bereich Informationstechnologie der BayernLB. Zunächst war Kehr Generalbevollmächtige der KfW, seit März 2019 ist sie auch Mitglied im Vorstand der Bank.
Oksana Näser Oksana Näser, bis vor kurzem noch CIO bei Casio Europe, leitet als Vice President die IT bei der Hamburger Hotelgruppe Novum Hospitality.
Claudia Dill Seit Frühjahr 2012 verantwortet Claudia Dill als COO (Chief Operation Officer) auch die IT der Sparte General Insurance beim Schweizer Versicherungskonzern Zurich. Sie berichtet an den obersten IT-Entscheider des Unternehmens, Kristof Terryn.
Anna Kopp Anna Kopp ist seit Februar 2015 Director IT Germany - Area Capabilities Lead bei Microsoft Deutschland. Kopp ist seit 2004 im Unternehmen, zuletzt seit 2010 als Senior Program Manager Customer Satisfaction and Sales Excellence Relationship Management Global Operations A&O. Die in Skövde/Schweden geborene Kopp kam 2004 über Stationen im Vertrieb und Management bei Coremedia, Sun Microsystems, Silicon Graphics und Interwoven zu Microsoft. Dort war sie vor ihrer Tätigkeit als Global Senior Program Manager unter anderem als EMEA Inside Account Management Lead sowie als Head of Services and Operations für Microsoft Advertising C&O (Consumer und Online) tätig.
Anke Sax Die Münchner Fondsgesellschaft KGAL erweitert ihre Geschäftsleitung: Im Februar 2021 übernahm Anke Sax als COO und CTO die Verantwortung für die IT.
Susanne Steffen Seit Juli 2023 ist Susanne Steffen CIO beim Handels- und Logistikunternehmen ISG Intermed Service. Steffen kommt vom Getreideverarbeiter GoodMills Deutschland.
Welche Themen haben für Sie neben KI Priorität?
Katrin Lehmann: Oberste Priorität hat für mich die "Rock Solid Operations", als eine steinharte und stabile Operationalität. Weltweit hat man ja erst kürzlich im Zuge der Crowdstrike-Panne erlebt, dass ohne IT (fast) nichts geht. Wir müssen deshalb absolut sicher unterwegs sein, auch um Ausfallzeiten und Störungen minimieren zu können.
Mehr Informationen für die Mitarbeiter
Ich sprach gerade die Factory 56 und MO360 an. Welche strategischen Akzente wollen Sie denn mittel- oder langfristig bezüglich des IT-Einsatzes in der Produktion setzen?
Katrin Lehmann: Die Produktion ist ein riesiges Feld für Innovation. Zumal wir dort so unendlich viele Daten haben, die wir weltweit einsetzen können, um schneller Entscheidungen zu treffen. Alle Meisterinnen und Meister in unseren Fabriken sind heutzutage ihre eigenen Mini-CEOs. Damit sie datenbasierte Entscheidungen treffen können, müssen wir sie bestmöglichen befähigen, alle relevanten Informationen und Vorhersagen zu jedem Zeitpunkt einfach aus dem System zu entnehmen.
Hier setzen wir auf KI mit Sprachmodellen, um Mitarbeitende an der Produktionslinie in die Lage zu versetzen, mit natürlicher Sprache Informationen zu bekommen, die vorher nur schwierig von Experten aus der Datenbank gezogen werden konnten.
Ein anderes Thema ist der schon erwähnte Digital Twin. Wie können wir damit etwa Rüstzeit von Maschinen reduzieren? Wie können wir den Bau von neuen Produktionsstätten virtuell planen und testen, bevor es an die reale Umsetzung geht?
KI in der Produktion, wie ist es da um die Akzeptanz der Mitarbeiter bestellt?
Katrin Lehman: Das ist wie eine Gaußsche Kurve. Aber bei Mercedes-Benz arbeiten Menschen die neugierig sind, Innovationen spannend finden und immer mit dem besten Produkt arbeiten wollen.
Seit 2019 eigene KI-Prinzipien
Grundvoraussetzung für eine breite Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz ist Vertrauen. Deshalb haben wir schon 2019 eigene Prinzipien zum verantwortungsvollen KI-Einsatz erstellt.
Meine Wahrnehmung ist jedoch, dass es für die meisten Kolleginnen und Kollegen noch schneller gehen könnte. Wir haben einen sehr großen Funnel an Use Cases, sodass wir kaum nachkommen, diese Ideen im Moment umzusetzen. Für uns ist also nicht die Herausforderung, Use Cases zu finden, sondern diese zu qualifizieren und sauber aufzugleisen, damit sie unseren Prinzipien entsprechen. Es ist wichtig, dass wir verantwortungsvoll mit KI-Innovationen umgehen, indem wir Risiken erkennen und minimieren. Wir setzen KI nur da ein, wo wir einen echten Mehrwert erkennen.
Wie gehen Sie dabei vor?
Katrin Lehmann: Dazu haben wir eine Use-Case-Datenbank aufgesetzt, in der wir die Ideen sammeln sowie bewerten. Nach der Bewertung priorisieren wir und gehen an die Umsetzung. Dazu habe ich ein Experten-Team bei unserer Tochter Mercedes-Benz Tech Innovation, die den sogenannten "GenAI Accelerator" aufgebaut hat.
Das läuft seit Mitte letzten Jahres und jetzt legen wir gerade noch mal eine Schippe drauf, damit wir den Nutzen von generativer KI für Mercedes-Benz maximieren und noch schneller in der Umsetzung werden.
Über was für Use Cases sprechen Sie dabei? Können Sie uns mal ein Gefühl dafür geben?
Katrin Lehmann: Es gibt die verschiedensten Kategorien entlang der gesamten Wertschöpfungskette, momentan haben alle Ressorts Ideen. Im Sales unterstützen wir unsere Kundschaft zum Beispiel per KI bei der Suche nach Automobilen während der Informationsphase. Ein virtueller Assistent unterstützt bei Fragen zu unseren Produkten und Dienstleistungen und das rund um die Uhr. Oder im After Sales: In unserem Customer Assistance Center nutzen wir KI, um die eingehenden E-Mails zu kategorisieren und zu priorisieren. E-Mails werden entsprechend ihres Inhalts an die jeweiligen Spezialisten-Teams weitergeleitet. Dadurch können sich die Kolleginnen und Kollegen auf die E-Mails mit echtem Handlungsbedarf konzentrieren und diese sorgfältig und im Sinne der Kundschaft bearbeiten.
KI im Kunden-Support
Bei Mercedes-Benz ist KI kein Selbstzweck. Wenn Sie eine Autopanne haben, dann möchten Sie nicht mit einem Chatbot sprechen, dann ist der menschliche Kontakt unersetzlich. Deshalb nutzen wir KI gezielt und bewusst dort, wo sie den größten Nutzen bringt, ohne die persönliche Note zu vernachlässigen.
Und wie sieht es in anderen Bereichen aus?
Katrin Lehmann: Ganz allgemein gesprochen gibt es in allen Bereichen, wo große Datenmengen und Dokumente vorhanden sind, viel Potenzial, um den Mitarbeitenden dabei zu helfen, mit KI-Unterstützung die verschiedenen Vorgänge schneller zu bearbeiten.
Ein weiteres Beispiel sind interne Datenbankabfragen. Mit KI müssen wir heute nicht mehr viel Zeit darauf verwenden, entsprechende Daten immer auf dem neuesten Informationsstand zu bekommen. Und unsere Mitarbeitenden bekommen quasi sofort eine korrekte Antwort auf ihre Frage.
Die Produktion hatte ich ja bereits genannt. Dort nutzen wir Sprachmodelle und beschleunigen damit den Einsatz intelligenter Tools im digitalen Ökosystem MO360. Schon heute können Mitarbeitende am Standort in Raststatt in Echtzeit nachsehen, wie beispielsweise die Produktion in Tuscaloosa im Detail läuft. Und zwar ohne irgendwelche SQL-Abfragen, sondern indem sie die KI über Natural Language befragen können. Damit beschleunigen wir unter anderem die Fehleridentifikation und -analyse sowie das Qualitätsmanagement und die Prozessoptimierung. KI sollte unser aller Lieblingskollegin werden - und bei Mercedes-Benz ist sie es in sehr, sehr vielen Bereichen auch schon.
Silos aufbrechen
Wir haben jetzt viel über die Zukunft und Innovationen gesprochen. Wo hat die IT in Ihren Augen noch Nachholbedarf?
Katrin Lehmann: Wie in vielen großen Unternehmen gibt es auch bei uns an einigen Stellen noch Silos. Und diese Silos für eine End-to-End-Datenbereitstellung zu durchbrechen, ist eines der großen Themen. Ich glaube zutiefst an den Sinn, über Ressortgrenzen hinweg (End-to-End) Themen zu priorisieren und innerhalb einer Organisation wie unserer transparent zu machen.
Apropos Silo, wie sieht es denn mit dem häufig anzutreffenden Kampf OT versus IT aus?
Katrin Lehmann: Das ist kein Thema bei Mercedes-Benz.
Da haben Sie einigen Unternehmen etwas voraus.
Katrin Lehmann: Wie gesagt, ich glaube, dass wir an der einen oder anderen Stelle durchaus Benchmark sind. An anderen Stellen haben wir noch unsere Hausaufgaben zu erledigen. Das ist auch okay, denn sonst bräuchte man mich nicht, oder?
Ich glaube, in Ihrem Job wird es nicht langweilig. Nehmen wir nur das Thema KI. Bereitet es Ihnen keine Bauchschmerzen, dass der Markt von einigen US-Playern sehr stark dominiert wird?
Katrin Lehmann: Wir arbeiten mit vielen dieser Unternehmen vertrauensvoll zusammen Bisher haben wir positive Erfahrungen gemacht. Zudem gibt es entsprechende Datenschutzvereinbarungen, das heißt, wir behalten die Datenhoheit. Wir sind da auf einem guten Weg.
Nichtsdestotrotz halten wir die Augen offen.
Globale IT-Welten betreiben
Sie schauen sich die europäischen Initiativen an. Glauben Sie, dass der Gedanke einer Europäischen Cloud eine Zukunft hat?
Katrin Lehmann: Das mag ich noch gar nicht voraussehen. Schließlich kommt es auch ein Stückweit darauf an, wie sich die Welt jetzt weiterentwickelt.
Ich glaube, dass wir in dieser globalen Welt auch weiter globalen Handel und eben auch globale IT-Welten betreiben können.
IT auch lokal betreiben
Sie hoffen, globale IT-Welten weiter betreiben zu können. Haben Sie Ihre IT-Strategie schon so aufgestellt, dass sie im Zweifelsfall gewisse Länder oder Regionen autark betreiben könnten?
Katrin Lehmann: Als Unternehmen verfolgen wir schon seit vielen Jahren eine Local-for-Local-Strategie, also vor Ort die passenden Produkte anzubieten und zu produzieren. Beispielsweise betreiben wir in China auch heute schon einiges lokal, da sich viele Dienste von den westlichen unterscheiden. So nutzen wir etwa dort verfügbare Cloud-Anbieter wie Tencent für einige unserer Anwendungen.
Wir fahren einen Data-Mesh-Ansatz
Wie gehen Sie mit Blick auf die globalen IT-Welten eigentlich mit den Themen Datenmanagement und Big Data um?
Katrin Lehmann: Wir fahren einen Data-Mesh-Ansatz im Unternehmen. Dabei bleiben die Informationen lokal, werden aber zentral zur Verfügung gestellt.
Eine globale IT ist auch unterschiedlichen regionalen Compliance-Anforderungen unterworfen - ich denke nur an den EU-AI-Act. Inwieweit bremst so etwas?
Katrin Lehmann: Unser IT-Bereich arbeitet von Anfang an eng mit unserem Compliance- und Rechtsbereich zusammen. Nur so können wir rechtliche Risiken frühzeitig identifizieren und sie vorausschauend und systematisch angehen. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass unsere IT-Systeme den regulatorischen Anforderungen entsprechen. Beim EU-AI-Act denke ich, dass wir gut aufgestellt sind, da wir uns - wie erwähnt - schon 2019 eigene Regeln auferlegt haben. Diese sind gar nicht so weit vom EU-AI-Act entfernt. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir KI entsprechend unserer KI-Prinzipen einsetzen - auch global. Natürlich wird es Abstufungen geben und der ein oder andere Use Case wird regional abweichen.
Wissen teilen mit Open Source
Sie erwähnten die notwendigen Kostensenkungen und den damit verbundenen Zwang zu standardisierten Lösungen. Sind Open-Source-Lösungen für Sie eine Option?
Katrin Lehmann: Ja, aber Free and Open Source Software (FOSS) hilft nicht nur, Kosten zu senken. Wissen verdoppelt sich, wenn man es gegenseitig teilt. Eine gesunde Open-Source-Kultur halte ich für eine der smartesten unternehmerischen Investitionen in die Zukunft und gesellschaftliche Verantwortung zugleich.
Wir haben als einer der ersten ein sogenanntes FOSS-Manifest ins Leben gerufen, weil wir Open Source als große Chance sehen. Beispielsweise wurde kürzlich einer unserer Experten von den Vereinten Nationen nach New York eingeladen, um dort unsere Erfahrungen mit Open Source zu teilen
Wir sind stolz darauf, beim Thema FOSS über unsere Branche hinaus Vorreiter zu sein. Und wir wollen aktiv zu Open Source beitragen und auch eigenen Code teilen.
Aber wir sind eine Organisation, die zum einen das große Potenzial sieht, aber auch die Risiken im Blick hat. Diese dämmen wir gezielt ein, weil wir möchten, dass FOSS sicher ist und vernünftig gecovert und eingesetzt werden kann.
Was verstehen Sie unter vernünftig covern? Denken Sie da an Hacking-Angriffe oder meinen Sie Aspekte wie Intellectual Property (IP)?
Katrin Lehmann: Ich meine beides. Wobei ich denke, dass Cyber Security als Use Case in diesem Zusammenhang nicht die größte Herausforderung ist, denn da gibt es viele positive Optionen. Dagegen wiegt der IP-Gedanke durchaus schwerer. Wir müssen uns genau überlegen, was wir mit der Community teilen und was nicht. Welche Merkmale sind differenzierend für uns? Aber in der Enterprise IT gibt es so viele Bereiche, in denen wir FOSS für Commodity-Funktionen einsetzen können, so dass wir da wahnsinnig profitieren können.
IT-Zukunftsthemen bei Mercedes-Benz
Wie sieht es bei Ihnen mit Zukunftsthemen wie Quanten-Computing, Metaverse oder Industrial Metaverse aus? Werden solche Themen für Mercedes-Benz in den nächsten Jahren relevant?
Katrin Lehmann: Das Metaverse testen wir schon seit Jahren. Wir hatten gerade erst ein Event, auf dem ich die neuesten VR-Brillen selbst nochmal ausprobiert habe. Für die Kaufentscheidung und die Kundenberatung wird das Metaverse künftig eine große Rolle spielen. Ebenso wie das Industrial Metaverse für unsere Produktionsplanung. Also in allen Bereichen sind das Themen, wo wir diese Technologie nutzen werden bzw. das heute schon tun.
Allerdings beobachten wir auch, dass es in der IT-Industrie gerade einen Shift gibt. Die großen Player nehmen ihre Investments aus dem Metaverse ein bisschen heraus und skalieren in Richtung KI.
Tech-Trends beobachten
Generell beobachten wir diese Tech-Trends genau und evaluieren kontinuierlich die Chancen und Potenziale für Mercedes-Benz. Der Top-Trend momentan ist KI - auch für uns. In Sachen Quanten-Computing bleiben wir up to date, denn gerade in Bezug auf Cyber Security ist das ein unglaublich wichtiges Thema. Das wird uns noch die nächsten Jahre beschäftigen.
Mir fällt immer wieder auf, dass in den Unternehmen sehr wenige Frauen in den MINT-Berufen vertreten sind. Ist das in der IT auch so und was können Sie dagegen tun?
Katrin Lehmann: Das ist ein Herzensthema von mir. Aber vorweg, Mercedes-Benz ist diesbezüglich schon sehr weit. Allein die Tatsache, dass drei von acht Vorständen Frauen sind, finde ich persönlich sensationell. Der Anteil an Frauen in leitenden Führungspositionen bei Mercedes-Benz liegt aktuell bei rund 26 Prozent weltweit.
Diesen Spirit merkt man in den Bereichen ebenfalls, auch in der IT.
Frauen eine Chance geben
Bei der Besetzung von Leitungspositionen ist es für mich am Ende nicht wichtig, ob es eine Frau oder ein Mann ist. Sie müssen einen guten Job machen.
Aber man muss Frauen die Chance geben, sich zu präsentieren. Und das tun wir und wir sehen, dass wir ganz viele tolle Frauen auf wichtige Positionen befördern können.
Und dies hat noch einen anderen Effekt. Von den jüngeren Kolleginnen bekommen wir dadurch mehr Bewerbungen. Mehr Kolleginnen trauen sich, so etwas auszuprobieren und sich in den Bereichen zu beweisen.
Das ist mir ein persönliches Anliegen. Ich war das einzige Mädchen im Physikleistungskurs. Ich hoffe, dass das heute und künftig nicht mehr so ist. Es lohnt sich, wie ich berichten kann: Denn die größten Nerds fahren am Ende die coolsten Autos.