Nur 13 Prozent der Befragten empfinden ihre Führungskräfte als kreativ und innovativ, so ein Ergebnis des aktuellen Leadership-Trend-Barometers des IFIDZ in Frankfurt am Main. Auch Eigenschaften, die als Voraussetzung für eine hohe Innovationsfähigkeit gelten - etwa Neugier, Mut oder Risikobereitschaft - finden Mitarbeiter bei ihren Vorgesetzten nicht immer.
Neugier fehlt
Jeder zweite Umfrageteilnehmer attestiert den Führungskräften einen Mangel an Neugier (49 Prozent), fast ebenso viele beurteilen sie als risikoscheu und wenig mutig (48 Prozent). "Dieses Ergebnis hat uns überrascht", sagt die Leiterin des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Barbara Liebermeister. "Zwar wissen wir aus anderen Studien, dass Führungskräfte als wenig innovativ wahrgenommen werden, doch damit, dass neun von zehn Befragten sie als eher unkreativ und wenig innovativ einstufen, hatten wir nicht gerechnet."
Die Umfrage bestätigt eine Studie der TU München und des Personaldienstleisters Hays, derzufolge 40 Prozent der Mitarbeiter ihren Chef als größtes Innovationshindernis erachten.
Kreativität ist wichtiger als Leadership
Leadership als Prinzip ist für die Befragungsteilnehmer für den Innovationserfolg eher unwichtig. 72 Prozent von ihnen antworteten auf die Frage, was für den Erfolg einer Idee wichtig sei: Kreativität ist wichtiger als Leadership. "Auch dieses Ergebnis hat uns überrascht", so Liebermeister, "denn ohne Leadership können Innovationen selten erfolgreich umgesetzt werden: Aus einer guten Idee entsteht bei schlechter Führung meist nichts; bei guter Führung kann jedoch aus einer eher mittelmäßigen Idee durchaus ein erfolgreiches Produkt entstehen."
Das negative Image der Führungskräfte in Sachen Innovation und Führungsverhalten spiegelt sich auch in der Bewertung der Unternehmenskultur wider. So sind drei Viertel der Befragten (74 Prozent) der Auffassung: Innovationen scheitern häufiger an der Unternehmenskultur als an den finanziellen Mitteln. Da die Kultur eines Unternehmens stark von den Führungskräften geprägt wird, liegt die Vermutung nahe, dass dahinter auch negative Erfahrungen der Befragten mit Führungskräften stehen.
Teamleistung unterschätzt
Wenn Mitarbeiter Innovation nicht als Führungsleistung wahrnehmen, könnte man annehmen, dass sie stattdessen als Teamleistung gesehen wird. Doch das bestätigen die Umfrageergebnisse nicht. Nur jeder zweite Teilnehmer ist der Meinung, dass Innovationen fast immer Teamleistungen sind. "In vielen Köpfen existiert anscheinend noch die Vorstellung, Innovationen würden in erster Linie durch einen einsamen, genialen Erfinder bewirkt", kommentiert Liebermeister.
Überwiegend positiv wird immerhin der Standort Deutschland gesehen: 59 Prozent der Befragten sind der Meinung, das Land sei insgesamt innovativ und veränderungsbereit genug.
Studie | Leadership-Trend-Barometer des IFIDZ |
An der Studie des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt am Main, nahmen 136 Personen teil, die zu zwei Dritteln Führungskräfte der ersten und zweiten Führungsebene von Unternehmen waren. Ein Drittel der Befragten waren Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung sowie Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und Verbänden. Informationen über das aktuelle Leadership-Trendbarometer und die Ergebnisse der früheren Trendbarometer, die das IFIDZ vierteljährlich erarbeitet, finden Interessierte auf der Website www.ifidz.de in der Rubrik Studien. |