Immer mehr Komfort dank moderner Technologie, dafür aber auch immer weniger Exklusivität. Die diesjährige CeBIT vom 5. bis 9. März in Hannover macht auch in ihren Randaspekten erfahrbar, was CIOs aktuell so zu reflektieren haben. Mehr Komfort heißt: Das Smartphone wird zum CeBIT-Ticket. Die CeBIT-App auf iOS oder Android macht Eintrittskarten, Geländeplan und Programm-Flyer überflüssig.
Das ist die Lichtseite der schönen digitalen Welt. Die Schattenseite ist das, wofür Analysten den Begriff der "Consumerization" erfunden haben. Dank Cloud Computing, Social Media und Mobile IT wird Informationstechnologie immer mehr zum Supermarkt, in dem sich die Anwender bequem selbst bedienen. Den CIO stresst das selbstverständlich, weil er das wild wachsende Sammelsurium letztlich steuern und verantworten muss - und weil es an seiner Rolle als einzigem Herrn über die IT-Welt rüttelt. Die dazu passende harte Nachricht: Die CeBIT als Refugium der IT-Experten ist passé, neben gleichgesinnten anderen IT-Chefs trifft man immer öfter auch die C-Level-Kollegen aus den Fachabteilungen.
Erstmals richtet die Messe während der CeBIT spezielle Community Days für CMOs, CFOs und CHROs aus. "Es sind nicht mehr nur die CIOs, die sich mit der Einführung neuer Informationstechnologien und Konzepte beschäftigen", erläutert Jutta Jakobi, Leiterin Strategische Formate der Technologiemesse. "Deshalb weiten wir unser Besuchs- und Informationsangebot für das mittlere und obere Management aus." Als ein Partner dieses neuen Angebotes ist übrigens unsere Schwesterpublikation CFOworld an Bord. Zur Beruhigung für den CIO: Im Mittelpunkt der CeBIT stehen dennoch nicht Marketing, Finanzen und Personal, sondern die IT. Und es gibt auch wieder das "House of CIOs", den CeBIT Executive Dialog und den CeBIT Executive Club, die in Halle 17 ein gesundes Maß an Exklusivität garantieren (siehe Kasten auf Seite 5).
Nach ein bisschen peppiger Samba-Exotik im vergangenen Jahr ist dieses Mal mit Polen ein Nachbar Partnerland der CeBIT. 200 polnische Aussteller präsentieren sich, unter anderem am Zentralstand in Halle 6. "Für die beteiligten CeBIT-Unternehmen ist Polen das Tor nach Osteuropa", sagt CeBIT-Chef Frank Pörschmann. "Und für die polnischen Aussteller ist die CeBIT das Tor zur Welt."
Für deutsche Firmen gewinnt das Nachbarland in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels auch als Personalreservoir an Bedeutung. Dazu passend gibt es in diesem Jahr auch wieder eine gemeinsame Online-Jobbörse von CeBIT und dem Karriereportal Monster (Halle 9), deren Schwerpunkt heuer auf internationaler Rekrutierung liegt. "Gemeinsam stellen wir ein punktgenaues, speziell auf die Bedürfnisse dieser Branche zugeschnittenes Tool zur Verfügung, das hilft, sowohl national als auch international die passenden Talente zu finden", so Pörschmann.
Das Jobs- & Karriere-Zentrum
Ebenfalls in Halle 9 veranstaltet unsere Schwesterpublikation Computerwoche das Jobs & Karriere-Zentrum. Messebesucher können sich hier über potenzielle künftige Arbeitgeber informieren und erste Vorstellungsgespräche mit den Personalverantwortlichen am Stand führen.
Inhaltlich ist sich die Analystenwelt ja darin einig, dass Cloud Computing, Mobility, Social Media/Business und Big Data/Business Intelligence& Analytics die immer noch bestimmenden Megatrends sind. Auch die CeBIT-Macher sehen diese Strömungen im Mittelpunkt der Messe, nehmen aber noch das Internet der Dinge hinzu und formulieren als diesjähriges Leitthema "Shareconomy". Damit gemeint ist das Prinzip des Teilens und gemeinsamen Nutzens von Wissen, Kompetenzen und Kontakten sowie von Dokumenten, Infrastrukturen, Produkten und Dienstleistungen. Durch Internet und Social Media werde es immer lohnender, Informationen oder Sachgüter untereinander zu teilen, so der Veranstalter.
Ein konkretes Beispiel für dieses Prinzip ist das immer beliebtere Car Sharing, also die gemeinsame Nutzung eines Autos. In Halle 4, Stand A26, liefert Microsoft mit einer fiktiven digitalen Fahrradverleihfirma ein eigenes Anwendungsszenario: auf Bing Maps ein Fahrrad in der Nähe finden, per Smartphone und Near Field Communication das Schloss öffnen und automatisch bezahlen.
Laut Microsoft illustriert dies die Herausforderungen eines komplexen Big-Data-Szenarios. Demonstrieren will der Anbieter auch, wie IT-Entscheider die Microsoft-Plattform für ihr eigenes Business einsetzen können. Im Hintergrund des Szenarios übernimmt ein Cloud-basiertes Data Center das Ticketing-System und das gesamte Daten-Management. Die IT-Prozesse des Live-Szenarios werden am Stand über einen großen Bildschirm visualisiert. Mit einer Business-Intelligence-Anwendung lässt sich die persönliche Ökobilanz der Kunden verfolgen, die mit jedem gefahrenen Meter auf ein spezielles CO2-Konto einzahlen.
IBM sieht sich mit seinem Motto "Rethink your Business" ohnehin auf einer Linie mit dem Shareconomy-Thema. "Wir sehen die Notwendigkeit, dass Unternehmen durch Hyperdigitalisierung und fortschreitende Vernetzung gefordert sind, ihre Geschäftsmodelle laufend zu überdenken und zielgerichtet an veränderte Marktanforderungen anzupassen", so Deutschland-Chefin Martina Koederitz. In Halle 2 präsentiert IBM unter anderem die Produktfamilie IBM PureSystems - eine neue Generation intelligenter IT-Systeme, zu denen neben Hardware auch unterschiedliche Softwarekomponenten gehören.
Industrie 4.0
Das Internet der Dinge symbolisiert laut CeBIT-Veranstaltern die vierte industrielle Revolution alias Industrie 4.0, in der reale und virtuelle Welten immer weiter zusammenwachsen. Auf der Messe veranschaulicht das unter anderem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) anhand einer Mini-Fabrik, in der in digital vernetzten Schritten ein Präzisionsprodukt gefertigt wird. Zu sehen ist auf der CeBIT auch ein Einkaufswagen der Zukunft, der die Kunden automatisch zu den gewünschten Waren steuert. In Halle 16 präsentieren Jungunternehmer Ideen für das vernetzte Haus; mit der Deutschen Telekom bietet ein prominenter Aussteller Entwicklern mit einer speziellen Community-Plattform die Möglichkeit, mithilfe eines Software-Kits eigene Anwendungen für das Internet der Dinge zu erstellen.
Ansonsten gibt es auch in diesem Jahr wieder die CeBIT pro als einen von vier Bereichen, der speziell professionellen IT-Lösungen für Unternehmen gewidmet ist. Die ERP-Area in Halle 5 bietet Besuchern die Gelegenheit, sich über die neuesten Trends und Entwicklungen aus den Bereichen Enterprise Resource Planning (ERP) zu informieren. Außerdem werden am Rande Spezialanwendungen für CRM, ECM/DMS und Business Intelligence (BI) gezeigt.
Einen tieferen Einblick in diese Themen erhalten die Besucher in der angrenzenden Halle 6. Das ERP-Forum bildet das Herz der ERP-Area. Fachvorträge und Podiumsdiskussionen von und mit unabhängigen Analysten beleuchten aktuelle Markttrends und Entwicklungen auf dem Softwaremarkt wie ERP aus der Cloud oder Mobile Solutions. Softwareanwender berichten über ihre Erfahrungen bei der Umsetzung neuer Konzepte, Experten geben Tipps für Softwareprojekte jeder Art. Die einzelnen Softwarelösungen direkt miteinander vergleichen können Messebesucher entweder bei den täglichen Live-Vergleichen auf der Bühne des ERP-Forums oder durch die Teilnahme an den Guided Tours. Die Anmeldung dazu erfolgt über die Trovarit AG, die die ERP-Area als anbieterneutraler Berater organisiert.
Im CRM-Bereich in Halle 6 stehen die Themen Cloud, Big Data, Social Media, Mobility, E-Commerce, Datenschutz und Multi-Channel-Daten-Handling im Mittelpunkt. Ebenfalls in Halle 6 gibt es den Ausstellungsbereich Business Intelligence & Business Analytics, in dem die Spezialisten von Barc im Forum Business Intelligence und Daten-Management Fachvorträge und Anwenderberichte renommierter Firmen präsentieren.
Die neue "Security World"
Neuerdings gebündelt behandelt die CeBIT die Themen virtuelle und physikalische Sicherheit in der "Security World" in Halle 12. Ein "Future Security Park" zeigt dort neueste Kartentechnologien, Systeme zur Videoüberwachung sowie zur biometrischen und mechanischen Zutrittskontrolle, Fußbodensensorik und Lösungen zum Brand- und Feuerschutz. Besucher können einen Test-Parcours durchlaufen, Exponate ausprobieren und sich von einer Reihe von Anbietern individuell beraten lassen. "In Zeiten von Cloud-Anwendungen, BYOD und Social Business ist heute eine ganzheitliche Betrachtung des Themas Sicherheit für Unternehmen und Organisationen von existenzieller Bedeutung", begründet CeBIT-Chef Pörschmann die Neuausrichtung.
Auch "Mobile Business IT" bekommt auf der CeBIT erstmals eine Heimat. Der Ausstellungsbereich in Halle 6 soll zum wichtigsten internationalen Treffpunkt für Mobile IT avancieren. Auf dem Programm stehen die sichere und kontrollierbare Integration mobiler Endgeräte in die Unternehmens-IT, Bring Your Own Device, Mobile Home Office, Mobile Device Management, Consumerization of IT, Enterprise-Apps und mobile Sicherheit.
Ein prominenter Mobility-Anbieter auf der Messe ist Samsung. Das Unternehmen will sich unter anderem mit Cloud-Lösungen für mobile Geschäftsprozesse profilieren und rückt Managed Information Services, Ideal Cloud-Client Solutions und Bring-Your-Own-Device-Konzepte in den Blickpunkt - auch in Zusammenarbeiter mit Partnern wie Citrix und VMware.
Dialog - Das House of CIOs im Nord/LB Forum
CIOs sollten in diesem Jahr ihre CeBIT-Route ändern, wenn sie den Austausch miteinander suchen. Nicht wie in den vergangenen Jahren in Halle 4, sondern im Nord LB/Forum - Pavillon 37, neben Halle 17 - geht es in diesem Jahr zum "House of CIOs" und zum "CeBIT Executive Club". Der Vorteil: Für die erwarteten mehr als 500 IT-Chefs sind beide Angebote erstmals gebündelt an einem Ort. Im "House of CIOs" erwarten die Gäste von 5. bis 8. März mehr als 25 Workshops mit hochrangigen Referenten wie Bayer-CIO Daniel Hartert und unabhängigen Analysten. Bereits am 4. März laden CIO, Deutsche Messe und Finaki zum "CeBIT Executive Dialog" ab 13.30 Uhr im Hannover Congress Centrum ein. Das diesjährige CeBIT-Thema "Shareconomy" wird im Hinblick auf die Handlungsfelder Technologie, Mitarbeiter und Kunden diskutiert. Sprecher sind: Thomas Noth, CIO Talanx AG und CIO des Jahres 2012 Zur Diskussion kommt Christoph Rau, Deutschland-Chef von CA Technologies, hinzu, es moderiert CIO-Chefredakteur Horst Ellermann. Im Anschluss geht es Zum Executive Dialog sind nur geladene Gäste zugelassen. Falls Sie CIO sind, melden Sie sich bitte hier an. Ihre Angaben werden schnellstmöglich geprüft, und Sie erhalten umgehend Rückmeldung. |