Ob IP-Infrastrukturen hierzulande bereits so eingesetzt werden, dass sie die maximale Wertschöpfung erbringen können, hat das IT-Wirtschaftsmagazin CIO im Auftrag von Cisco Systems Deutschland mittels einer Online-Befragung untersucht. An der Umfrage beteiligten sich 773 Unternehmen aus Deutschland.
Die Befragung berücksichtigt das unterschiedliche Investitionsverhalten in den Branchen Automobilindustrie, Banken und Versicherungen, Transport und Logistik, Handel und Öffentlicher Sektor. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt, dass der Nutzen für die Unternehmen nicht durch die Investition in eine Technologie, sondern erst durch Kombination einzelner Netzwerktechnologien entsteht.Welche Technologien kombiniert werden, hängt von der Branche ab. Die Befragung deckte signifikante Unterschiede für die untersuchten Branchen auf.
Wichtigste Ergebnisse
Grundsätzlich geht die überwiegende Anzahl der Befragten davon aus, dass ihr Unternehmen künftig in IP-Infrastrukturen investieren wird. Unternehmen, die ihre IP-Infrastrukturen modernisieren, betrachten dies als strategische Investition, um Betriebskosten zu senken und neue Anwendungen und Services einzubinden (Konvergenz) sowie wirtschaftlich zu wachsen.
Auch sollen die getätigten Ausgaben zu niedrigeren Betriebskosten führen und sich rasch rechnen. Fast drei Viertel der Befragten sind der Auffassung, mittels konvergenter Netze die Total Cost of Ownership (TCO) zu senken und rund 70 Prozent rechnen damit, dass sich ihre Investitionen in die IP-Infrastrukturen rasch wieder amortisieren (Return on Investment, ROI) werden.
Investition in Wachstum
Die meisten Unternehmen (knapp 80 Prozent) wollen den gestiegenen Anforderungen an ihre IP-Infrastrukturen durch strategische Investitionen begegnen. Für mehr als die Hälfte (53 Prozent) werden IP-Infrastrukturen in der Unternehmensstrategie eine eher größere Rolle spielen, für mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Befragten sogar eine bedeutende Rolle.
Lediglich 0,75 Prozent der Befragten gaben an, dies spiele überhaupt keine Rolle.Die strategische Bedeutung von IP-Infrastrukturen spiegelt sich in allen Branchen in unterschiedlicher Ausprägung wider. Die Automobilbranche weist hier mit umgerechnet 86 Prozent den höchsten kumulierten Wert auf und misst IP-Infrastrukturen damit eine eher größere oder gar bedeutende Rolle zu, der Handel mit 75 Prozent den niedrigsten.
Dass IP-Technologien Innovationen und wirtschaftliches Wachstum fördern, sehen rund 85 Prozent der Befragten, ein Drittel sogar „in starkem Maße“. Vor allem die Transport- und Logistikbranche misst Netzwerktechnologien einen großen Einfluss bei (kumuliert 99 Prozent). Der Handel beurteilt die Förderung von Innovation und Wachstum in starkem Maße mit 20 Prozent weit unter Durchschnitt. Der Öffentliche Sektor (29 Prozent), die Automobilbranche (30 Prozent) sowie die Banken und Versicherungen (31 Prozent) liegen bei der Einschätzung leicht unter Durchschnitt. Möglich ist, dass der Handel, dessen Margen eher gering sind, die Rolle der IT- bzw. IP-Technologien nicht als dominierend ansieht, sondern eher weniger zu Innovation und wirtschaftlichem Wachstum beiträgt. Immerhin 60 Prozent des Handels antworteten mit „Ja, etwas“.
Kombination von Technologien
Grundsätzlich hat die Befragung ergeben, dass die unterschiedlichen IP-Technologien in den letzten beiden Jahren die Produktivität in Unternehmen erhöht haben. Laut Befragung erreichten Firmen ihre Produktivitätszuwächse durch IP-Security/VPN (62 Prozent) sowie Mobility-Lösungen und IP-Kommunikation (jeweils 51 Prozent). Die im Vergleich noch jungen IP-basierten „Storage-Lösungen“ tragen bereits in 35 Prozent der Unternehmen zu Produktivitätssteigerungen bei.
Die Anzahl der Antworten – Mehrfachnennungen waren hier möglich – ergibt, dass der Nutzen für die Unternehmen erst durch Kombination der unterschiedlichen Technologien entsteht und nicht durch den singulären Einsatz einer Technologie. Das bestätigt auch die Analyse nach Branchen, wobei die Technologien von den Branchen unterschiedlich gewichtet werden.
Zuwachs an Produktivität
Branchen, für die ein hohes Datenaufkommen und ein umfangreicher Datenaustausch charakteristisch sind, verknüpfen den Zuwachs an Produktivität überdurchschnittlich oft mit IP-Security/VPN. Dies gilt für die Branchen Automobil und Handel (jeweils rund 69 Prozent) sowie für Transport und Logistik (66 Prozent). Der Öffentliche Sektor (56 Prozent) liegt dagegen deutlich unter dem branchenneutralen Durchschnittswert.
Überdurchschnittliche Produktivitätszuwächse durch IP-Kommunikation und Mobility-Lösungen verzeichnet nur die Transport- und Logistikbranche (63 und 70 Prozent). Speziell bei Mobility-Lösungen klafft die Schere auseinander. Schlusslicht sind die Banken und Versicherungen mit lediglich 39 Prozent.
Produktivitätssteigerungen auf Basis von Storage-Lösungen weist der Öffentliche Sektor (53 Prozent) auf. Er liegt deutlich über dem Durchschnitt und weit vor anderen Branchen. Dass der Öffentliche Sektor mit Storage-Lösungen die höchsten Produktivitätssteigerungen erzielt, könnte mit den in den letzten Jahren gestarteten E-Government-Initiativen (zum Beispiel BundOnline) zusammenhängen.
Sicherheit bleibt ein Top-Thema. Durchgängig stufen die befragten Unternehmen IP-Security/VPN als sehr bedeutsam ein. Knapp die Hälfte (48 Prozent) will innerhalb der nächsten beiden Jahre Geld für IP-Security/VPN-Lösungen ausgeben („Anschaffung sicher“). Vor allem die Banken und Versicherungen (45 Prozent) sowie Unternehmen der Automobilindustrie (46 Prozent) setzen auf Sicherheit.
Sicherheit ist Trumpf
Der Handel misst im Vergleich zu anderen Branchen „Sicherheitslösungen“ mit nur etwa 30 Prozent die geringste Bedeutung zu. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Frage nach vorhandenen Sicherheitsstrategien. Die Mehrzahl der befragten Unternehmen (55 Prozent) hat bereits umfassende Sicherheitsstrategien entwickelt, um ihre IP-Netzwerke sowie Client- und Software-Anwendungen zu schützen.
Drei Viertel der Transport- und Logistikunternehmen verfügen über umfassende Sicherheitsstrategien, und auch Banken und Versicherungen (66 Prozent) sind weit fortgeschritten. Dagegen liegen der Öffentliche Sektor (45 Prozent) und der Handel (39 Prozent) deutlich unter Durchschnitt.
Modernisieren mit Mehrwert
Unternehmen, die IP-Infrastrukturen modernisieren, wollen primär Kosten für den Betrieb der Infrastrukturen senken (66 Prozent) sowie Geschäftsprozesse optimieren und beschleunigen (63 Prozent). Konkrete Mehrwerte sehen die Befragten in der besseren Verfügbarkeit der Mitarbeiter samt schnelleren Reaktionszeiten (52 Prozent), etwa beim Kundendienst, sowie in der höheren Produktivität der
mobilen Mitarbeiter (48 Prozent).
Etwas mehr als 30 Prozent der Befragten sehen den Mehrwert in einer verbesserten Zusammenarbeit, etwa durch On-Demand-Video- und Audiokonferenzen oder den gemeinsamen Zugriff auf Unterlagen, sowie in einer optimierten Wertschöpfung.
Branchenspezifisch wird der erwartete Mehrwert zum Teil anders gewichtet. Im Branchenvergleich den jeweils höchsten Mehrwert sehen
• Banken und Versicherungen (53 Prozent) in der besseren Mitarbeiterverfügbarkeit und in kürzeren Reaktionszeiten (z. B. Kundendienst) (Durchschnitt: 51,7 Prozent)
• Firmen der Automobilbranche (47 Prozent) in einer verbesserten Zusammenarbeit durch bedarfsorientierte Audio- und Videokonferenzen sowie gemeinsamen Zugriff auf Unterlagen (Durchschnitt: 30,9 Prozent)
• der Handel (57 Prozent) wiederum in der höheren Produktivität mobiler Mitarbeiter (Workforce-Optimierung) (Durchschnitt: 48 Prozent) sowie
• die Transport- und Logistikbranche (62,5 Prozent) in einer verbesserten Wertschöpfung im Unternehmen
(Durchschnitt: 30,3 Prozent).
Investitionen, die sich rechnen
Die Einsparpotenziale bei den Gesamtbetriebskosten (TCO) durch konvergente Netze veranschlagen die Befragten als durchaus hoch. So rechnet über ein Drittel der befragten Unternehmen mit einer Kostenersparnissen zwischen zehn und 20 Prozent. Fast acht Prozent gehen davon aus, dass die Gesamtbetriebskosten um 30 Prozent und mehr sinken. 27 Prozent glauben, weniger als zehn Prozent einsparen zu können, und 28 Prozent wissen es nicht oder machten keine Angaben hierzu. Eine Aufschlüsselung nach Branchen bestätigt diesen Trend. Alle untersuchten Branchen rechnen überwiegend mit Einsparungen von weniger als zehn Prozent oder zwischen zehn und 20 Prozent.
Die genannte prozentuale Verteilung bei den Kosteneinsparungen lässt sich vor allem bei Mittelständlern(200 bis 999 Mitarbeiter), größeren Firmen mit 2000 bis 4999 Mitarbeitern und Konzernen (mehr als 10000 Beschäftigte) feststellen. IT-Verantwortliche müssen zudem den konkreten Nutzen einer Technologieinvestition in IT-/IP-Infrastrukturen für die strategischen Ziele ihres Unternehmens nachweisen. Wie die Befragung zeigt, sind Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die den Return on Investment (ROI) ermitteln, Pflicht. So gaben insgesamt 59 Prozent an, dass sich die Ausgaben in weniger als zwei Jahren oder im Zeitraum zwischen zwei und drei Jahren amortisieren. Zehn Prozent rechnen mit einem ROI in mehr als drei Jahren. 18 Prozent gaben an, den ROI nicht berechnen zu können.
Hohe ROI-Erwartungen
Betrachtet man die ROI-Erwartung nach Branchen, fasst ein Großteil der Firmen aus Automobilindustrie, Banken und Versicherungen, Transport, Logistik und Handel sowie der Öffentliche Sektor einen ROI innerhalb von zwei bis drei Jahren ins Auge. Besonders in der Automobilbranche (50 Prozent) sind die Erwartungen in diesem Zeitraum sehr hoch, während der Öffentliche Sektor (27 Prozent) deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Dagegen gehen 36 Prozent im Öffentlichen Sektor davon aus, den ROI nicht berechnen zu können.
Da die Automobilbranche in kürzeren Zyklen neue Modelle auf den Markt bringen muss, scheint hier der Druck besonders hoch, einerseits in neue Technologien zu investieren. Andererseits müssen sich diese Investitionen aufgrund der geringeren Margen (das gilt für OEM sowie für Zulieferer gleichermaßen) rasch rechnen. Auch gehört die Branche, was die Adaption neuer Technologien angeht, zu den First Movern.
Fazit und Ausblick
Branchenübergreifend wollen die Befragten in zukunftsfähige IP-Infrastrukturen investieren. Das ist von großer Bedeutung, da sich in den nächsten Jahren die strategische Bedeutung der Netze grundsätzlich wandeln wird. Die heute vielfach noch getrennten Welten des Intelligent Networking und des Intelligent Computing werden zusammenwachsen, da Konzepte wie On-Demand oder Adaptive Computing ein intelligenteres Netz erfordern. Gleich welche Branche: Unternehmen sollten darauf vorbereitet sein.
Teilnehmerstruktur
Die Umfrageteilnehmer kommen zu etwa 80 Prozent mehrheitlich aus mittelständischen Unternehmen, davon knapp 57 Prozent aus Firmen, die bis zu 499 Mitarbeiter beschäftigen. Diese Dominanz ist auf die mittelständisch geprägte Unternehmenslandschaft in Deutschland zurückzuführen. Dies schließt auch rechtlich eigenständige Niederlassungen, Filialen oder Tochtergesellschaften von Großunternehmen ein.
Nach ihrer beruflichen Stellung befragt, gaben knapp 40 Prozent CIO und IT-Manager an. Als Inhaber, Geschäftsführer oder Mitglied der Geschäftsleitung bezeichneten sich 15 Prozent. Insgesamt 28 Prozent sind in anderen Leitungsfunktionen (Bereichs-, Abteilungs-, Projektleiter) tätig. 73 Prozent rechnen sich dem Unternehmensbereich IT / EDV / Telekommunikation zu, 16 Prozent der Unternehmens-, Geschäfts- und Behördenleitung sowie zwölf Prozent den Bereichen Vertrieb und Verkauf (Mehrfachantworten waren möglich).
24 Prozent der Befragten kommen aus Industrieunternehmen (Automobil sechs Prozent, Bau zwei Prozent, Chemie drei Prozent, Konsumgüter drei Prozent, Sonstige elf Prozent) sowie je neun Prozent aus den Bereichen Öffentlicher Sektor und Handel. Aus Banken und Versicherungen kamen sieben Prozent der Befragten, drei Prozent aus Transport und Logistik.
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