Zu anspruchsvoll

Trotz Kritik: Chefs angewiesen auf Generation Y

02.01.2013 von Andreas Schaffry und Rich Hein
Die Wünsche junger IT-Mitarbeiter begeistern die Mehrheit der Führungskräfte laut Adecco wenig. Dennoch bleibt Firmen nichts anderes übrig, als sie zu umwerben.

IT-Mitarbeitern, die zwischen 20 und 30 Jahre alt sind und als Generation Y, Net Generation oder Millenials bezeichnet werden, eilt der Ruf voraus, Technik-begeistert zu sein, häufig den Job zu wechseln und hohe Ansprüche zu stellen.

Generation Y vielen Chefs zu anspruchsvoll

Führungskräfte misstrauen den jungen IT-Mitarbeitern aus der Generation Y.
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Nur ein Fünftel der Führungskräfte hat daher ein Faible für die Anstellung von Millenials. Sie heuern stattdessen lieber ältere und erfahrene Arbeitnehmer der Generation X an, wie der Personaldienstleister Adecco in einer Umfrage herausfand. Rich Hein, Autor bei unserer Schwesterpublikation CIO.com, ist der Frage nachgegangen, warum das so ist. Arbeitgeber müssten sich darüber im Klaren sein, dass in den nächsten Jahren eine komplette Generation älterer Arbeitnehmer in Rente geht, und täten gut daran, dieser Realität ins Auge zu sehen.

Führungskräfte in Unternehmen müssten deshalb nach Wegen suchen, wie sie junge IT-Talente besser führen und fördern können. Sie sollten dazu ihre bisherigen Vorstellungen von der Generation Y hinterfragen. Ebenso wichtig sei es herauszufinden, nach welchen Kriterien die neuen IT-Millenials eine Arbeitsstelle auswählen, und diese mit den Eigenschaften zu vergleichen, die generell gute Arbeitsplätze ausmachen. In den meisten Fällen wird beides übereinstimmen.

Was Millenials wirklich wollen

Ganz oben auf der Liste junger IT-Mitarbeiter stehen die Vereinbarkeit von Freizeit und Familie mit dem Beruf auf der Basis flexibler Arbeitsmodelle und eine sinnvolle Tätigkeit. Anders als vielfach angenommen spielt Geld nicht die entscheidende Rolle. Das Gehalt liegt meist nicht unter den Top-Drei-Auswahlkriterien für den künftigen Arbeitsplatz.

IT-Nachwuchstalente sind mit Internet, E-Mail und Social Media groß geworden. Sie möchten soziale Medien auch am Arbeitsplatz nicht missen.
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Millenials werden häufig kritisiert, weil sie von ihren Vorgesetzten öfter Feedback wünschen, etwa zur Qualität der geleisteten Arbeit. Aber ist dies verwerflich? Die Arbeitsexpertin Lauren Rikleen, Gründerin des Rikleen Instituts for Strategic Leadership, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Generation Y weitaus behüteter aufgewachsen ist als die Vorgängergeneration.

Außerdem kommunizieren die Menschen der jungen Generation sehr viel miteinander. Sie sind mit Internet und E-Mail aufgewachsen und nutzen soziale Medien wie selbstverständlich, um sich auszutauschen oder zusammenzuarbeiten. Diese Verhaltensweisen übertragen sie auf den Arbeitsplatz und erwarten daher öfter Feedback von ihren Vorgesetzten.

Regelmäßiges Feedback gewünscht

Für IT-Millenials sei es deshalb schlimm, wenn sie von Vorgesetzten nur in den halbjährlich oder jährlich stattfindenden Mitarbeitergesprächen Rückmeldungen erhalten. Junge IT-Mitarbeiter würden ihren Job wesentlich besser machen, wenn sie öfter Feedback in der Arbeit bekämen, auch weil sie dann schneller lernen.

Führungskräfte sollten deshalb häufiger Besprechungen mit jungen IT-Mitarbeitern durchführen. Davon würden alle Seiten profitieren. Laut Lauren Rikleen sind bei der Generation Y geringes Feedback wie auch unklare Beförderungskriterien oft Gründe für den Job-Wechsel. Firmen, die dagegen häufiger Mitarbeitergespräche durchführen sowie regelmäßige Weiterbildungen und klare Karriereperspektiven anbieten, werden mit Millenials gut auskommen; übrigens auch mit allen anderen Generationen.

Ein weiteres Plus, mit dem Arbeitgeber bei der jungen Generation punkten können, sind flexible Arbeitsmodelle. Das zeigen aktuelle Statistiken des U.S. Bureau of Labor Statistics (BLS). Demnach arbeiten Angestellte im Home-Office im Schnitt eine Stunde länger als am Schreibtisch im Büro.

Nicht zuletzt sollte am Arbeitsplatz auch der Gebrauch von Social-Media-Angeboten erlaubt sein, da diese im Leben junger Menschen eine wichtige Rolle spielen. Für die Nutzung muss es allerdings klare Regeln und Vereinbarungen geben.

Gräben zwischen den Generationen schließen

Auch die Gräben zwischen jungen und älteren Mitarbeitern in den Unternehmen müssten überbrückt werden. Zum einen könnten Angestellte durch Schulungen für die Denkweisen der jeweils anderen Generation sensibilisiert werden. Zum anderen ließen sich über Mentoring-Programme die Talente jüngerer IT-Mitarbeiter mit den Erfahrungswerten der "alten Hasen" zusammenbringen.

Bei allem Verständnis kann CIO-Autor Hein sich am Ende einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Er rät der Generation Y, zu einem Vorstellungsgespräch doch angemessen gekleidet zu erscheinen. Laut der oben zitierten Adecco-Studie sind junge Bewerber hier nachlässig.